Bewertung: SWISS Boeing 777 Business Class auf Hannover – Zürich

Swiss Boeing 777 Business Class

Swiss hat Ende Januar 2016 ihre erste Boeing 777-300ER in Empfang genommen. Ausgestattet mit einer neuen Business Class wird sie derzeit zu Trainingszwecken auf Kurzstrecken innerhalb Europas eingesetzt, die man sehr günstig buchen konnte und noch kann. Unter anderem wird sie auf der Strecke Hannover – Zürich eingesetzt. Oleg hat zugeschlagen und für Travel-Dealz diese ausführliche Bewertung der neuen Business Class von Swiss geschrieben:

Lufthansa Senator und Business Lounge

Meiner Meinung nach zeichnen sich Lufthansa Lounges insgesamt durch einen konstant guten Service, mit einem für europäische Verhältnisse überdurchschnittlich gutem Angebot und angemessener Qualität, aus. So auch die Lufthansa Lounge am Flughafen Hannover. Da an dem Tag sowieso nicht viel los war, durfte ich in die Senator Lounge.

Hier gab es sowohl kalte und warme Speisen, als auch eine vernünftige Auswahl an Getränken. Die Cola war leer, wurde dann aber nach einem Hinweis prompt wieder nachgefüllt, bzw. ein neues Fass angeschlossen. Außerdem gab es mal wieder Bier zum Selbstzapfen, welches ich persönlich immer als sehr angenehm empfinde.

Dem Angebot der Star Alliance am Flughafen Hannover entsprechend, ist die Lufthansa Lounge eher klein, aber dafür umso angenehmer und qualitativ super. Bequeme Sessel, zwei Liegen und auch normale Tische mit Stühlen. Übrigens mit Blick auf das Rollfeld, gleich neben Gate 5 und damit mit direktem Blick auf die ankommende Triple Seven. An dem Abend auch noch sehr schön anzuschauen, die Osterfeuer (v.a. ein norddeutscher Brauch) ringsherum um den Flughafen:

Hannover Flughafen Osterfeuer
Osterfeuer um den Flughafen

Boarding

Der Boarding-Prozess war an diesem Abend wirklich easy, ging aber mit leichter Verspätung los. Da der Flieger natürlich alles andere als ausgelastet war, dafür sehr schnell. Übliches Prozedere: Zunächst Passagiere der Business Class, Star Alliance Gold-Mitglieder… Lediglich die jugendlichen Planespotter und „Testflieger“ waren beim Boarding fast ungeduldig und blockierten ein wenig den Weg ?.

Swiss Boeing 777
Die Swiss Boeing 777-300ER am Gate in Hannover

Einer der zahlreichen Flugbegleiter stand beim Einsteigen der Passagiere vor dem Flugzeug auf der Gangway und begrüßte die Einsteigenden. Der erste Eindruck entzückte durch die angenehme Kabinenbeleuchtung und die Weltkarte, sowie dem SWISS-Schriftzug.

Swiss 777 Eingang
Eingangsbereich

Sitzplatzwahl in der 777-300ER

Die Sitzplatzkonfiguration der Business Class ist meiner Meinung nach, gerade für Einzelreisende, die auch einen Einzelsitz erwischen, sehr großzügig und angenehm. So entschied ich mich bereits beim Buchen des Fluges für einen Einzelsitz. In diesem Fall 14A und damit am Fenster. Schon optisch ist zu erkennen, dass das Platzangebot sehr großzügig ist und man fast den Eindruck hat, dass man auf einem Thron Platz nimmt.

Swiss 777 Business Class Sitze Fenster
Einzelner Sitzplatz am Fenster

Auch die Doppelsitze schienen einen guten Raum zu bieten, im Vergleich zu den Einzelsitzen jedoch einfach weniger.

Swiss 777 Business Class Sitzplätze Mitte
Die doppelten Sitzplätze in der Mitte

Die Business Class ist in diesem Fall räumlich durch den Eingangsbereich und eine der Board-Küchen unterbrochen, so befinden sich 10 Sitzplätze links vom Eingang, direkt hinter der First Class (8 Sitzplätze), und 52 Sitzplätze, also der Großteil, rechts vom Eingang. Macht also 62 Sitzplätze (ca. 18%) in der Business Class. Insgesamt ist die Boeing 777 von Swiss mit 340 Sitzplätzen bestuhlt. Großzügig.

Weniger zu empfehlen sind meines Erachtens nach die Sitzplätze direkt vor der Galley. Dort ist man ein wenig dem Eingangsbereich, den Waschräumen und der Küche ausgeliefert. Das ist dann aber wahrscheinlich auch Geschmacksache.

Amenity Kit

Da die Swiss auf den kurzen Strecken normalerweise keine Amenity Kits verteilt, was auch verständlich ist, gibt es an dieser Stelle auch nichts zu berichten. ABER, da die Kabinenbesatzung mich als „Fan“ zu erkennen schien, bekam ich eins gleich am Anfang zusammen mit einer kleinen Flasche Wasser. Ihr könnt es auf den Fotos erkennen.

Auch Amenity Kits sind meiner Meinung nach sehr geschmacksabhängig und in diesem Fall war ich weniger begeistert. Aber das ist auf so einem kurzen Flug schon ok. Das Kit ist in diesem Fall ungefähr so groß wie eine DIN A4 Seite, welches ich schon unhandlich finde. Gefüllt klassisch mit einer Augenmaske, Lippen-Balsam, einer Zahnbürste und Zahnpasta.

Die Sitze & Komfort

Gleich vorweg möchte ich sagen, dass v.a. die Einzelsitze in der Swiss Business Class wirklich eine Reise wert sind. Gerade das Platzangebot ist sehr großzügig und so erfuhr ich nach einem Gespräch mit der Purserin, dass diese Sitze vornehmlich Senatoren und HON Circle Member zur Verfügung stehen. Aber nach Verfügbarkeit natürlich auch allen anderen Fluggästen.

Wie schon weiter oben genannt, habe ich mir 14A ausgesucht. Der Sitz weist eine ganze Menge kleiner Details auf, die auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen sind, bzw. erst nach genauerem Hinschauen und Ausprobieren zur Geltung kommen. Teilweise könnt ihr das auf den Fotos hier auch sehen.

Die Sitze verfügen über den standardmäßigen Beckengurt, aber auch über einen Gurt, ähnlich wie der Dreipunktgurt im Auto, der über den gesamten Körper geschnallt wird. Dieses Teilstück befestigt man dann am Beckengurt. Diese Anschnallvariante ist zum Start und zur Landung vorgeschrieben.

Ein Ablagefach, welches mir besonders gut gefallen hat, befindet sich direkt unter dem Bildschirm. Klappe auf, Smartphone oder jegliche kleineren Gadgets rein:

Zudem kann man die Sitzhärte einstellen und den Sitz natürlich in eine full-flat Position bringen. Die Liegeposition hat gut funktioniert und ich hatte ausreichend Platz. Ein vernünftigeres Kissen und eine gute Decke gibt es dann wohl auf der Langstrecke dazu.

Swiss Boeing 777 Business Class Sitze Full Flat
Sitze in full flat

Zudem verfügen die Sitze über eine Massage-Funktion, welche meiner Meinung nach vollkommen unzureichend ist. Das Einstellen der Sitzhärte und der Sitzposition hat nicht flüssig geklappt und ich musste mehrfach damit rumspielen. Versteckt unter der rechten Armlehne ist eine Fernbedienung für das Entertainment-System, in welcher zugleich ein zusätzlicher kleiner Bildschirm integriert wurde:

Auf der gleichen Seite wie das Bedienungspanel, die Fernbedienung und der Kleiderbügel, befindet sich auch eine Leselampe, die durch Eindrücken zum Vorschein kommt und angeschaltet wird:

Des Weiteren befindet sich genau daneben eine Lampe, die wohl eher eine Grundbeleuchtung bietet und zum Wohlfühlen beiträgt. Direkt darunter befindet sich eine Abstellmöglichkeit für kleine Flaschen. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass es mir entgangen ist nachzuvollziehen, bzw. nachzufragen, wofür dieser Lederriemen gedacht ist. Vielleicht um etwas dünnes zu befestigen? Also, ggf. Zeitschriften, Tablet…
Außerdem gibt es zwei Lampen an der Decke, die man über sein Panel bedienen kann. Leider habe ich immer nur eins davon anbekommen. Auch auf Nachfrage haben wir die zweite Lampe nicht zum Leuchten bringen können.
Ein weiteres Ablagefach, welches nicht sofort zu erkennen war, befindet sich links neben dem Bereich für die Füße. Dort kann man dann z.B. seine Schuhe, aber auch eine Flasche Wasser reinstellen, oder sonstiges:

Der ausklappbare Tisch bietet genug Platz zum Essen und Arbeiten. Für meinen Geschmack könnte er etwas stabiler sein, aber da bewegen wir uns wirklich im Feintuning. Den Tisch wieder in seinen Schlitz zu bekommen, ist gar nicht so leicht. Das muss man wirklich mit etwas Kraft machen.
Zusätzlich bietet der Sitz einen USB- sowie Stromanschluss. Hier wäre ein zweiter Stromanschluss, bzw. USB-Anschluss gar nicht schlecht.

Swiss 777 Business Class Kabine Nacht
Abgedunkelte Kabine

Kulinarisches & Service

Die Flugbegleiter waren insgesamt freundlich, zurückhaltend und professionell. Schweizer eben. Als kleine Besonderheit habe ich empfunden, dass beim Einstieg ein Flugbegleiter vor dem Flugzeug auf der Rampe stand und die Fluggäste begrüßt hat. Nichts Besonderes aber irgendwie doch angenehm. Im Flieger selbst war es zu Beginn noch ein wenig unruhig und die Flugbegleiter waren mit den Vorbereitungen nicht fertig. Trotzdem wurde ich freundlich zu meinem Platz verwiesen. Nachdem dann die Planespotter an Bord befriedigt waren, habe auch ich eine kleine Flasche Wasser und mein Amenity Kit bekommen (Ausnahme und auf diesem Flug nur für die „Fans“). Service wie man ihn normalerweise aus der Business Class kennt, das einem z.B. die Jacke abgenommen und aufgehangen wird, gab es hier nicht.

Als die Reiseflughöhe erreicht war, gab es schließlich etwas zu essen. Ich hatte im Prinzip erwartet, dass es auf so einem kurzen Flug mit einer Triple Seven nur einen Snack gibt, aber da hatte ich mich getäuscht. Umso besser! Es gab ein Rindstatar auf einem Brotsockel angerichtet mit grünem Spargel. Zusätzlich eine Panna Cotta mit püriertem Pfirsich on top. Außerdem eine kleine Auswahl Käse auf einer richtigen Schieferplatte! Dazu frisches Brot, welches ok war. Der Tartar war richtig gut, der Käse und die Panna Cotta ebenfalls super!

Swiss Boeing 777 Business Class Abendessen
Das Abendessen

Eine Kleinigkeit die mich aber doch verwundert hat war, dass die Serviette eine Papier-Serviette war. Ist natürlich vollkommen ausreichend, aber da kannte ich eben anderes (Stoff). Eine Menü-Auswahl oder eine Beschreibung des Ganzen gab es auch nicht. Nur auf Nachfrage habe ich dann erfahren was ich da gegessen hatte, neben den offensichtlich zu erkennenden Speisen. Dazu wurde mir ein Glas Pinot Grigio angeboten, welches ich auch angenommen habe. Auch hier war es mit der Getränkewahl etwas schwieriger, da es keine Karte oder ähnliches gab. Zum Abschluss wollte ich eigentlich einen Espresso haben, welches dann nicht geklappt hat, da angeblich „auf Europa kein Espresso geladen wird.“ Hat mich jetzt nicht enttäuscht, stattdessen gab es einen kurzen Kaffee mit Milch. Anschließend kam eine Flugbegleiterin noch mit gekochten Oster- und Schokoeiern vorbei, sowie Aromat (Gewürz, welches v.a. in der Schweiz verwendet wird). Das war auch mal etwas Anderes.

Swiss 777 Business Class Kaffee
Kleiner Kaffee. Leider kein Espresso.

Inflight Entertainment

Die Bildschirmgröße habe ich persönlich für sehr angenehm gehalten und man kann den Bildschirm nach oben und nach unten kippen, bzw. nach vorne und nach hinten bewegen. Die Veranschaulichung flugrelevanter Angaben (Moving Map) war interessant und gut gemacht. Bei der Auswahl an Filmen, Musik und sonstigem ist man, ähnlich wie bei der Mutter Lufthansa, eher etwas sparsamer unterwegs. Gerade im Branchenvergleich. Ansonsten habe ich gerade auf diesem Flug eher weniger Zeit gehabt mir alles anzuschauen und ausgiebig zu testen.

Swiss Boeing 777-300ER Business Class
  • Lounge
  • Boarding
  • Komfort & Kabine
  • Essen & Service
  • Entertainment System
  • Extras
4.33
Fazit

Der sehr kurze, aber durchaus gelungene Flug von Hannover nach Zürich war alles in allem die Reise und das Produkt wert. Auf dieser für das Fluggerät exotischen Strecke war es mir möglich, auch einmal in den Genuss der Swiss Business Class zu kommen und die Swiss kennenzulernen. Das Produkt ist absolut überdurchschnittlich, muss aber noch in einigen Belangen ausgefeilt und verbessert werden. So z.B. der Boarding-Prozess, die Fachkenntnisse des Flugpersonals im Umgang mit dem neuen Produkt und den neuen Gegebenheiten (da kann man hier mal ein Auge zudrücken, weil das Gerät auch für die Crew neu ist) und die hoffentlich flüssige Funktionalität des Sitzes. Der von mir besetzte Einzelplatz ist platztechnisch für eine Business Class herausragend und sehr angenehm! Es würde mich persönlich freuen, gerade nach der derzeitigen Erprobung und den Testflügen, auch mal auf der Langstrecke Gast an Bord der Swiss Business Class sein zu dürfen.

Danke geht an Oleg!

Ein großes Dankeschön geht an Oleg für diese Bewertung!

Interesse eine Eure Bewertung oder Tipps als Gastautor auf Travel-Dealz zu veröffentlichen? Dann schreibt mir eine Email: Johannes@Travel-Dealz.de

Zum Schluss noch ein zwei Bilder aus der First Class in der Boeing 777-300ER:

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Kommentare (19)

  1. Klaus sagt:

    Habe eben den Bericht gelesen und kann alles nur vollumfänglich bestätigen. Habe Gleiches auf dem Flug von ZRH nach SIN erlebt Was mich wirklich extrem positiv überrascht hat auf dem kurzen Flug von HAJ nach ZRH, den ich mit einem anderen Fluggerät absolviert habe, war die -sehr hohe- Qualität der angebotenen Speisen und des Weines.
    VG an Johannes und die community
    Klaus

  2. Gerrit sagt:

    Danke für die tolle Bewertung!

  3. Frithjof sagt:

    Liebe Leute,

    hab gerade auf der Seite vorbeigesehen und fand die Bewertung soo klasse – nicht nur wegen den Fotos 😉 – sondern weil einfach mal jemand penibel und mit passion über seinen Flug berichtet. Das machen die wenigsten. Richtig schön zu lesen.

    Gruß

  4. pete sagt:

    Ja wie, unterschiedliche C Sitze? Im selben Flieger?

    Btw, im Winter gabs auf Flügen nach zrh Mützen und Schals, und bei TK auch schon mal ne iPad Hülle.

    Lg

  5. MeilenDealz sagt:

    Hört sich nach einem tollen Produkt an. Danke für den Bericht!

  6. Jean de Montmartre sagt:

    Das Amenity Kit ist später als Tablet Hülle gedacht, darum so gross.

    • Oleg sagt:

      Ok, verstehe, ist dann wohl aber echt Geschmackssache ob man das Riesending als Tablethülle nehmen will und dann auch noch hübsch findet. 😉 Aber eine gute Idee ist es auf jeden Fall!

  7. Oleg sagt:

    Danke für den Hinweis, Frank! Weißt du auch warum das so ist?

    • StarAllianceGold sagt:

      Swiss und auch Lufthansa haben immer wieder Amenity Kits, die man nach dem Flug auch in anderer Funktion nutzen kann.
      So gab es neben der Tablethülle auch schon Schuhbeutel, Strandtaschen, Golfhandtücher usw. Eine sehr gute Idee, da man sonst diese Beutel immer nur rumliegen hat oder wegwirft.
      Zu deiner Kritik am Service/Servietten/Espresso sei erwähnt, dass alle großen Airlines einen KONT- und einen INTERKONT-Service haben.
      Der Kontservice muss auch bei Flugzeiten mit 45min darstellbar sein. Der Interkontservice dauert aber in der Regel ca.2 Stunden. Daher gibt es auf Kont keine Stoffservietten (die müssten nach dem Essen nämlich von der Crew getrennt werden und zum Waschen verstaut) kein Espresso, da man dafür einfach keine Zeit hat usw.

    • Frank Jöhnisch sagt:

      Warum Swiss so unterschiedlich bauen lässt, weis ich natürlich nicht. 5K bin ich selbst schon geflogen und war platzmäßig gar nicht zufrieden. Zu eng, USB-Buchse an der falschen Stelle, Liegefläche zu kurz. Von Freunden weiß ich, dass sie auf anderen C-Sitzen zufriedener waren. In diversen Foren wird die C-Konfiguration der Swiss 777 auch intensiv diskutiert.

  8. Frank Jöhnisch sagt:

    Danke für die Mühe. Bitte beachten, dass die Sitze in der C sehr unterschiedlich ausfallen. 5K ist zum Beispiel für Gäste über 1,85 m gar nicht zu empfehlen.

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