Eigenen ADS-B-Empfänger betreiben und Vorteile sichern

tar1090

Dass man die Position und den Flugverlauf von Flugzeugen live im Internet verfolgen kann, ist kein Geheimnis. Doch woher kommen die Daten? Von einem Netzwerk an Empfängern, die größtenteils freiwillig betrieben werden und die Positionsdaten der Flugzeuge im Sichtfeld empfangen und weitergeben. Ihr könnt auch Teil davon werden!

Einen eigenen ADS-B-Empfänger zu betreiben, ist kein Hexenwerk und sogar ein nettes Bastelprojekt. Theoretisch braucht man nur einen passenden Funkempfänger mit Antenne, einen Computer mit Linux und die passende Software.

Stellt man selbst einen Empfänger bereit und liefert die Daten z. B. an Flightradar24, erhält man dort die Business-Mitgliedschaft geschenkt. Ähnliche Angebote gibt es auch von anderen Portalen:

Solltet ihr in einer Region auf unserem Planeten wohnen, wo die Abdeckung bisher lückenhaft ist, stellt euch Flightradar24 oder auch FlightAware kostenlos ein Komplettset bereit, wenn ihr dafür die Daten liefert. Deutschland und viele Teile von Europa sind aber vermutlich bereits ausreichend gut abgedeckt, sodass euch kein kostenloser Empfänger zusteht. Wohnt ihr auf einer einsamen Insel oder dünn besiedelten Gebieten, habt ihr aber gute Chancen.

Info

Ist es legal, die Positionsdaten zu empfangen? Grundsätzlich empfängt man nur Daten mit einer Antenne und sendet keine Daten selbst aus. Im Prinzip kein großer Unterschied zum Radio- oder Fernsehempfang mit DVB-T. Die Bundesnetzagentur hat zwar mal versucht, den Verkauf zu untersagen, ist aber damit vor Gericht gescheitert.

1. USB-Empfänger

Als Empfänger kann ich den Nooelec NESDR SMArt v4 (als Set mit einfacher Antenne) empfehlen. Ich habe ihn schon mehrere Jahre lang im Einsatz. Wichtig ist aber auch eine gute Qualität und Position (so hoch wie möglich und ohne Sichteinschränkungen) der Antenne. Nachdem ihr euer Set-up grundsätzlich zum Laufen bekommen habt, gibt es bei der Antenne das größte Optimierungspotential.

2. Raspberry Pi & Zubehör

Da der Empfänger idealerweise 24/7 laufen sollte, sollte man einen Computer wählen, der möglichst wenig Energie verbraucht. Hier bietet sich ein Raspberry Pi Zero W an. Der reicht vollkommen aus, um die benötigte Software laufen zu lassen und verbraucht sehr wenig Strom = laufende Kosten. Leider sind die Raspberry Pi’s seit Monaten schwierig zu bekommen. Früher haben sie 10€ pro Stück gekostet, aktuell müsst ihr mindestens 18 € + Versand bezahlen. Grundsätzlich könnt ihr auch noch weitere Software auf dem Pi laufen lassen, dann empfiehlt es sich aber, auf einen Raspberry Pi 4 oder Raspberry Pi Zero W 2 zu setzten. Diese sind bedauerlicherweise noch schwieriger zu bekommen.

Neben dem USB-Empfänger benötigt ihr noch ein Micro-SD-Karte (ggf. mit Adapter, um das Betriebssystem aufzuspielen), passendes USB-Netzteil für den Pi und ein USB-A auf Micro-USB-Kabel (nur beim Zero benötigt). Ggf. könnt ihr euch auch ein Set mit Gehäuse und Adapter direkt kaufen.

3. Software aufspielen

Bei der Software müsst ihr euch entscheiden, ob ihr die empfangenen Daten nur einem (kommerziellen) Dienst z. B. Flightradar24 zur Verfügung stellen wollt oder direkt mehreren Diensten. Der einfachste Weg ist, ein vorbereitetes Image für das Betriebssystem z. B. von Flightradar24 zu verwenden. Ihr müsst es nur herunterladen und auf die SD-Karte mit dem Raspberry Pi Imager aufspielen.

Update

Flightradar24 unterstützt bei ihrem Image Pi24 nicht mehr den Raspberry Pi Zero. Es sollte mindestens ein Raspberry Pi 3 sein. Alternativ könnt ihr aber zunächst z.B. Raspberry Pi OS Lite flashen und dann per SSH-Zugriff das Installationsscript ausführen:

wget -qO- https://fr24.com/install.sh | sudo bash -s

Dazu eine kleine Anleitung inkl. wie ihr direkt eure WLAN-Zugangsdaten abspeichert. So müsst ihr theoretisch nie über die Kommandozeile auf den Raspberry Pi zugreifen.

  1. Klickt im Raspberry Pi Imager unter Betriebssystem auf OS wählen und scrollt ganz nach unten und klickt dort auf Eigenes Image.
  2. Wählt z.B. das vorher heruntergeladene Image von Flightradar24 aus: fr24-raspberry-pi-latest.img.zip
  3. Wählt die SD-Karte aus
  4. Klickt auf das Zahnrad, um die erweiterte Optionen zu öffnen. Dort gebt ihr unter Wifi einrichten den Namen eures WLAN unter SSID und das Passwort an. Klickt anschließend auf Speichern.
  5. Mit einem weiteren Klick auf Schreiben wird das Betriebssystem auf die SD-Karte geschrieben

Anschließend müsst ihr nur die Micro-SD-Karte in den Raspberry Pi schieben, USB-Empfänger mit Antenne und das Netzteil anschließen.

4. Vorteile sichern

Nach ein paar Minuten sollte euer Empfänger bei Flightradar24 hier auftauchen und Daten von eurer IP-Adresse senden. Ihr könnt den Empfänger eurem Flightradar24-Konto hinzufügen und habt anschließend das Business-Abonnement kostenlos freigeschaltet.

Übrigens ist es grundsätzlich egal, wie gut euer Empfang ist (solange ihr einige Positionen empfängt), der Empfänger muss nur dauerhaft online sein, sonst verliert ihr eure kostenlosen Vorteile wieder recht schnell.

Bessere Antenne

Am wichtigsten ist für einen guten Empfang eine passende Antenne, optimiert für 1090 MHz. Bei eBay findet man eine breite Auswahl. Sie sollte möglichst wettergeschützt sein, damit ihr die am besten auf der höchsten Stelle auf eurem Dach montieren könnt. Empfohlen wird auch immer wieder diese Antenne von Vinnant, ein Spezialhersteller aus der Slowakei. Inklusive Versand nach Deutschland werden 46€ fällig. Ein deutscher Händler für ADS-B-Antennen und Zubehör ist Jetvision.

Grundsätzlich könnt ihr eine Antenne auch selbst bauen. Habt ihr Zugriff auf einen 3D-Drucker, kann ich euch dieses Gehäuse ans Herz legen. Verrichtet bei mir seit mehreren Jahren zuverlässig seine Dienste.

Neben einer guten Antenne ist es aber auch wichtig, die Kabellänge zum Empfänger möglichst kurzzuhalten und auf gut abgeschirmte Kabel zu achten. Solltet ihr z. B. Fensterdurchführungen (meine Empfehlung) verwenden, nehmt nicht die billigste, sondern die mit den besten Bewertungen und vergleicht immer den Empfang vor und nach der Installation.

ADS B Antenne
Meine selbst gedruckte ADS-B-Antenne, schon ein paar Jahre im Einsatz

Mehrere Dienste mit Daten versorgen

Bei der einfachen Variante müsst ihr nur das Betriebssystem auf die SD-Karte spielen und nichts in der Kommandozeile machen. Falls ihr zumindest etwas Erfahrung mit Linux habt oder euch den Zugriff auf den Raspberry Pi über die Kommandozeile zutraut, gibt es viele weitere Möglichkeiten. So könnt ihr auch lokal in eurem Netzwerk auf die empfangenen Daten über ein Webinterface tar1090 zugreifen und die Daten auch direkt mehreren Diensten bereitstellen.

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Webinterface für die eigenen Daten

Die Grundlage für das Decodieren der ADS-B-Signale erledigt die Software readsb. Davon gibt es mittlerweile mehrere Forks, am aktuellsten scheint wiedehopf/readsb zu sein.

Um auf einem frischen Betriebssystem (soll der Pi nur als ADS-B-Empfänger genutzt werden, empfiehlt es sich Raspberry Pi OS Lite als Betriebssystem zu wählen) oder auf dem Flightradar24-Image könnt ihr auch einfach das Installationsscript von Wiedehopf ausführen. Es installiert und konfiguriert readsb für euch und bringt zusätzlich noch das Webinterface tar1090 mit.

Eine ausführliche Anleitung, wie ihr anschließend readsb konfiguriert und tar1090 erreicht, findet ihr hier bei Github. Auch gibt es ausführliche Anleitungen, wie ihr andere Feeder Clients konfiguriert und so eure Daten an mehrere Dienste liefert.

Bei mir hat die Installation + Konfiguration + Liefern der Daten an Flightradar24, FlightAware und ADSBExchange rund 2 Stunden Zeit gekostet. Wobei dafür hauptsächlich die Installation-Geschwindigkeit meines Raspberry Pi Zero W verantwortlich ist.

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Kommentare (21)

  1. Klaus sagt:

    Gibt es auch Software für FR24, um den USB-Receiver an einem Desktop-PC benutzen zu können?

  2. dd750 sagt:

    Hallo,

    die CPU-Last auf meinem “ Raspberry Pi Zero W“ schießt in die Höhe sobald DUMP1090 gestartet wird.
    Daher kommt es zu starken Aussetzern in der Netzwerkverbindung und die übermittelten Daten bleiben dadurch gering => lohnt nicht
    Getestet mit 2 unterschiedlichen Versionen von DUMP1090. Diverse unterschiedliche Anleitungen in den Foren getestet, keine Besserung.
    Hat jemand von euch eine Idee?
    Gruß

    • Johannes sagt:

      Welches Betriebssystem nutzt du denn für den Pi Zero?

      Also bei mir operiert der auch nah an 100% die ganze Zeit aber Einschränkungen bei der Datenübertrag habe ich nicht.

  3. jewast sagt:

    Ich hab den Feeder von Flightaware und würde gerne auch bei Flightradar mitmischen. Ist bei o.a. Setup auch MLAT möglich?

  4. Lars sagt:

    für ADB-s Signale wird aber noch ein Filter empfohlen.

    also das Thema ist so was von langweilig.
    globel.exchange.com und ich sehr auch alles und kann. meinen Pi park für andere Dinge nutzen.
    hier laufen 6pi’s

  5. Bernie sagt:

    Cooler Artikel! Ich wußte gar nicht dass man die Daten auch selbst liefern kann. Habe vor ein paar Jahren mal versucht einen Empfänger von Flightradar24 zu bekommen, wurde aber abgelehnt. Einen alten Pi habe ich noch unbenutzt rumfliegen, den empfohlenen Empfänger werde ich mir holen. Ich frage mich nur grade ob die Antenne aus dem Set ausreicht um den Business Plan (resp. die Pläne bei mehreren Anbietern) dauerhaft aufrecht erhalten zu können… So eine 65cm lange Antenne kommt mir jedenfalls nicht auf den Balkon 😉

    • Paul sagt:

      Eine einem billigsten USB-DVT-Stick mitgelieferte Antenne, auf der Fensterbank innen aufgestellt (1OG), liefert bei mir seit Jahren AvgRange 50NM, MaxRange 80…100NM…

      • Bernie sagt:

        Das sagt mir leider nicht wirklich was. Ich habe das Set gestern bestellt und den Pi aufgesetzt. Der Pi wird zumindest schon einmal bei FR24 gefunden. Am Dienstag kommt das Set und dann werde ich ja sehen ob das alles so klappt. Wie das dann mit den anderen Anbietern so geht schaue ich dann…

  6. Martin sagt:

    Sehr spannend! Gibt es auch eine Möglichkeit gleichzeitig den Funk mitzuhören?

  7. Jakob sagt:

    Wieviel Datenverkehr/Bandbreite verbraucht so eine Installation in etwa?

  8. NOnus sagt:

    Super. Sich nochmehr verstrahlen lassen. Nein danke! 😂

  9. Benny sagt:

    Love it! Solche vollkommen off topic posts machen euch einfach aus. Auch wenn ich mangels linux zur Zeit das nicht umsetzen könnte bis zur letzten Zeile gelesen!

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