Bewertung: JAL First Class Lounge in Tokio Haneda (mit Oneworld Emerald)

JL F Lounge HND Champagner Sake Bar

Das Oneworld-Mitglied Japan Airlines (JAL) betreibt zwei große First Class Lounges an den Flughäfen Tokio-Haneda und Tokio-Narita. Die sind nicht nur mit First-Class-Ticket zugänglich, sondern auch mit Oneworld Emerald Status.

Vor einem Finnair-Flug ab Tokio-Haneda habe ich die Gelegenheit genutzt, der Lounge einen kurzen Besuch abzustatten. Was sie zu bieten hat – und ob sie den Ansprüchen einer „echten“ First-Class-Lounge gerecht wird – darum geht es in diesem Beitrag.

Standort

Der Eingang zur Lounge befindet sich gegenüber vom Gate 112. Folgt dort einfach dem Schild zu Airline Lounges, dann geht es mit einer Rolltreppe direkt nach oben zum Lounge-Eingang.

Der Weg von der Passkontrolle zur Lounge brauchte insgesamt maximal drei Minuten. Nachdem ich fast eine Stunde mit Check-in und Sicherheitskontrolle verbracht hatte, musste ich also nicht noch ewig durch den Flughafen irren.

Der Fußweg von der Lounge bis zum letztmöglichen Gate dauert dann noch einmal rund 10 bis 15 Minuten. Aber man kann halt nicht alles haben.

Zugang

Im Gegensatz zu British Airways und Qatar spielt JAL beim Loungezugang keine Spielchen. Es gibt zum einen Business-Lounges (Sakura Lounge) für Vielflieger mit Business-Ticket oder Oneworld Sapphire Status, zum anderen eben die hier bewertete First Class Lounge.

Zugang zur First Class Lounge haben:

  • Passagiere mit First-Class-Ticket einer beliebigen Oneworld-Airline (ohne Gast)
  • Vielflieger mit Oneworld Emerald Status i.V.m. einem beliebigen Oneworld-Flug (+ 1 Gast)

Es muss sich dabei um einen internationalen Flug ab dem Terminal 3 handeln. Für Emerald-Vielflieger auf einem Inlandsflug ist nur die Diamond Premier Lounge vorgesehen – und die bietet kaum mehr als einen Sitzplatz.

Eine vergleichbare First Class Lounge betreibt JAL übrigens auch am Flughafen Narita – der zweite große Hub des Oneworld-Mitglieds.

Ausstattung

Die Lounge teilt sich in mehrere Bereiche auf, die mehr oder weniger offen verbunden sind. Direkt hinter dem Eingang gibt es (wie in Japan üblich) einen Übersichtsplan:

JL F Lounge HND Aufteilung

Hauptbereich der Lounge

Vom Eingang aus geht es nach rechts zum Hauptbereich der Lounge. Zunächst müsst ihr aber vorbei an einigen abgeschirmten „Telefonzellen“, die sich mit ihrem kleinen Schreibtisch auch für Meetings am Laptop eignen dürften. Angrenzend gibt es auch Schließfächer, um das Handgepäck zu verstauen:

Es gibt auch einen kleinen Kopier-Raum, in dem zwei Schreibtische und einige abgeschirmte Sessel untergebracht sind. Laut Übersichtskarte sollte es hier sogar möglich sein, Faxe zu verschicken – in einigen Dingen ist Japan eben genau so archaisch wie Deutschland.

Nun aber weiter zum Kernstück der Lounge. Hier befinden sich zahlreiche Tische und Sessel verschiedener Bauart. Obwohl der Flughafen selbst gut gefüllt war, waren hier maximal 15% aller Plätze belegt.

Wer etwas am Laptop arbeiten möchte, macht dies am besten an der breiten Fensterfront. Die sorgt dafür, dass die ganze Lounge tagsüber schön lichtdurchflutet ist – und gleichzeitig hat man einen super Blick auf das Vorfeld. Da ich die Lounge abends besucht habe, kommt das auf den Bildern nicht ganz so schön rüber.

Hier in der Nähe befinden sich auch das kleine Buffet und eine große Getränkestation. Die Küche ist offen gestaltet, d.h. man kann den Mitarbeitern dabei zuschauen, wie sie z.B. das Sushi rollen.

JL F Lounge HND Kueche

Wenn euch das Gewusel in der großen Lounge zu viel ist, dann werdet ihr vielleicht mit der Red Lounge glücklich, die sich direkt dahinter anschließt:

Red Lounge

Die ist zwar mit geschätzt unter 100 m² sehr klein gehalten, bietet aber eine ganz andere Atmosphäre als die anderen Ecken der Lounge. Da wäre einmal die Champagner-Bar, an der (in Selbstbedienung) Joseph Perrier Champagner und japanischer Sake ausgeschenkt werden:

Vom zentralen Sitzbereich habe ich kein Foto, da er recht gut gefüllt war. Er ist aber sehr stilvoll gestaltet – mit einem großen Bücherregal und diversen Retro-Artikeln von Japan Airlines. Blickfang ist das große Modell der Concorde in JAL-Lackierung (die leider nie geflogen ist):

JL F Lounge HND Concorde
Retro-Artikel von JAL – inklusive Concorde-Modell und alten Bordkarten

Es gibt sogar einen kleinen Raum, an dem ihr gegeneinander Schach oder Tischkicker spielen könnt. Eine witzige Idee, die aber vermutlich von kaum jemandem genutzt wird. Die Geräuschkulisse eines hektischen Tischkicker-Spiels stelle ich mir in einer First Class Lounge auch eher störend vor.

JL F Lounge HND Tischkicker Schach 1

Obere Etage & Sushibar

Es gibt in der Lounge noch zwei weitere Bereiche. Zum einen gibt es (wenn man links abbiegt) noch eine Sushibar. Die sieht auf den Bildern sehr cool und authentisch aus. Leider ist sie Stand April 2023 aber noch geschlossen. Das Sushi kann bzw. muss daher à la carte bestellt werden – mehr dazu im nächsten Abschnitt.

Außerdem gibt es einen kleinen Bereich in der oberen (5. Etage). Dort befinden sich noch ein paar weitere Sitze, vor allem aber die bediente Bar. Falls ihr euch dafür interessiert, empfehle ich einen Blick auf das Review von KNAviation.

Bei meinem Rundgang durch die Lounge hatte ich die Treppe nicht gefunden – und daher angenommen, die obere Etage wäre geschlossen. Nach einem erneuten Studium der Übersichtskarte fiel mir auf, dass sich die Treppe vom Eingang aus links (in Richtung der geschlossenen Sushibar) befindet. Offenbar hatte ich sie schlicht übersehen.

Essen & Trinken

Theoretisch gibt es zwei Möglichkeiten, in der Lounge zu speisen. Allerdings ist nur eine davon wirklich der Rede wert – werfen wir kurz einen Blick darauf:

Buffet

Am Rande des großen Sitzbereiches gibt es ein kleines Buffet mit Speisehappen. Hier sollten eigentlich Pastrami-Beef-Spieße und Fisch-Happen zur Verfügung stehen. Als ich vorbeikam, war aber nichts davon vorhanden. So blieb nur der Brotkorb daneben.

JL F Lounge HND leeres Buffet
Ein kurzer Blick auf das traurige Buffet

An Getränken mangelt es hingegen nicht. Es gibt einen Kühlschrank mit Mineralwasser, einen Automaten für Soft Drinks, verschiedene Weine – und natürlich die japanischen, voll-automatischen Bier-Automaten (wer sie nicht kennt – hier ein Video). Daneben stehen diverse Spirituosen wie Gin und Vodka bereit.

À la carte

Das Buffet war zwar eine große Enttäuschung, aber zum Glück blieb nach dieser Erkenntnis noch rund eine Stunde bis zum Final Boarding Call des Finnair-Fluges. Genug Zeit, um einen Blick auf das Menü à la carte zu werfen.

Dieses lässt sich nur am Smartphone aufrufen und dann direkt von dort aus bestellen. Passende QR-Codes befinden sich an (fast?) jedem Sitzplatz der Lounge.

Auf der Website stehen dann verschiedene Optionen zur Auswahl. Man kann Informationen zur Lounge & dem Flug abrufen, Essen bestellen (dafür bin ich hier) oder Duschen reservieren (auch nicht schlecht).

Die Auswahl ist nicht umwerfend, aber doch ziemlich umfangreich. Zur Auswahl standen:

  • Hauptspeisen:
    • Japanisches Rindercurry
    • Chinesische Soba-Nudeln
    • Japanische Bentobox (mit Reis, Misosuppe, Fisch, etc.)
    • Seebrasse auf Weißweinsauce
    • Gebratenes Schweinefleisch mit Kartoffeln
    • Vegetarischer Burger
    • Pasta mit Basilikum & Gemüse
    • Hühnersuppe mit Kokosmilch
    • Vegane Nudeln
  • Sushi:
    • Nigiri mit Japanischer Seriola (Makrele)
    • Nigiri mit Plattfisch (Scholle)
    • Futomaki (Sushirolle mit Gemüse und Ei)
    • Vegetarische Temaki (Sushirolle)
  • Beilagen & Desserts:
    • Verschiedene Salate
    • Misosuppe
    • Schinken mit getrockneten Feigen
    • Chiffon Cake mit Blaubeersoße
    • Mangopudding

Auch nach zwei Wochen in Japan konnte ich von Sushi nicht genug bekommen. Daher bestellte ich zuerst die bunt gemischte Sushiplatte mit vier Nigiri und einem Stück Futomaki. Das Sushi war gut (besser als bei den Sushi-Ketten für 100 Yen), aber nicht das beste, das ich je in Japan hatte. Vor allem hätte ich mir etwas mehr Auswahl gewünscht – zumindest noch die Klassiker Thunfisch und/oder Lachs.

Obwohl ich mich tagelang darauf gefreut hatte, endlich das Sushi in der Lounge zu probieren, waren die anderen Speisen die eigentlichen Highlights. Das Schweinefleisch war sehr gut, der Fisch hervorragend.

Pluspunkte gibt es für die liebevolle Anrichtung wie im Sterne-Restaurant. Über die homöopathisch kleinen Portionen kann man hingegen streiten. Die haben zwar den Vorteil, dass man sich so einmal durch alle Speisen probieren kann, ohne nach dem zweiten Teller schon satt zu sein – ein wenig mehr hätte es aber für meinen Geschmack schon sein können.

Die Auswahl an Desserts war etwas mager. Da mir der Mango-Pudding nicht zusagte, blieb nur der Kuchen:

JL F Lounge HND Kuchen

Service

In Japan kann man grundsätzlich einen professionellen, freundlichen Service erwarten und die JAL Lounge ist da keine Ausnahme. Sonderlich persönlich ist der Service allerdings nicht – vermutlich auch aufgrund der schieren Größe der Lounge. Es liefen immerhin mehrere Personen mit Tablet-PCs in der Lounge rum – wofür genau, habe ich nicht in Erfahrung gebracht.

Einen Punktabzug gibt es dafür, dass Getränke (zumindest in der unteren Etage) ausschließlich in Selbstbedienung angeboten werden. Da die Lounge sehr groß ist, war der Weg von meinem Arbeitsplatz zur Cola-Maschine auch vergleichsweise lang. Hier wäre es schön gewesen, Getränke ebenfalls am Smartphone ordern zu können.

Die Speisen wurden insgesamt zügig geliefert. Auf das Sushi hatte ich nur rund 5 Minuten warten müssen, auf die warmen Speisen ca. 10 – 15 Minuten.

Extras

Es gibt in der Lounge Toiletten an insgesamt drei Standorten (zwei im Untergeschoss und einmal oben). Die sind geschlechtergetrennt ausgeführt, es gibt aber auch einen genderneutralen Waschraum mit Wickelmöglichkeit etc.

Wichtiger sind vermutlich die Duschen. In die Warteliste dafür kann man sich per QR-Code einschreiben – die Website ist die gleiche wie zum Essen bestellen. Da während meines Besuches schon fünf Personen vor mir warteten, verzichtete ich auf einen Besuch.

WLAN ist vorhanden und ausreichend schnell zum Arbeiten. Einen Speedtest hatte ich diesmal nicht gemacht. Wer etwas arbeiten möchte, wird es sicher schätzen, dass auch ausreichend Steckdosen vorhanden sind.

JAL First Class Lounge Tokio-Haneda
  • Komfort & Ausstattung
  • Essen & Trinken
  • Service
  • Extras
4.2
Fazit

Insgesamt hat mir die First Class Lounge von JAL gut gefallen. Sie ist zwar etwas unpersönlich, aber die Speisen à la Carte waren alle gut bis sehr gut. Außerdem ist sie groß genug, dass man selbst bei hohem Andrang ohne Probleme einen Sitzplatz finden wird.

Dennoch gibt es ein paar Kritikpunkte. Das Buffet ist zum Beispiel nicht der Rede wert, sodass sich ein Besuch der Lounge quasi nur ab mindestens 30 Minuten Aufenthalt lohnt. Schade ist auch, dass die schicke Sushibar weiterhin geschlossen ist.

JAL bietet sicher nicht die beste First Class Lounge der Welt – aber dafür auch deutlich einfacher zugänglich als bspw. der Private Room von Singapore Airlines. Schließlich genügt hier ein Oneworld Emerald Status i.V.m. einem Economy-Ticket.

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Kommentare (4)

  1. Martin sagt:

    An 20 Flughäfen? Wo sind die anderen? Syd, Mel, Hkk, Lax, JFK, LHR, JFK fehlen nach Tokio noch 12 weitere

  2. Christian vom Gourmet Report sagt:

    Vor Covid war die Sushi Bar in der First Lounge in Narita – die gut besucht war – sehr gut! Es gab sogar Otoro. Man bekam aber nur 4 Stück, dann musste man sich wieder neu anstellen. Wir stellten uns oft an! 😉 Drei Sushimeister arbeiteten Non Stop – trotzdem gab es immer eine Schlange.
    Lachs Nigiri ist übrigens nicht wirklich typisch japanisch, sondern kommt aus Californien. Aber die kids in Japan wollten es auch, so dass die Sushi-Ketten es auch übernahmen.
    In traditionellen (superteuren und oft besternten) Sushi Bars findet man selbst heute kein Lachs, der gilt als low class Sushi … Auch Master Jiro hat nie Lachs verarbeitet.

  3. somkiat sagt:

    Vorumsredakteur Peer ,
    ein sehr beeindruckender Bericht . Leider kann ich mit mit meinen 81 Jahren diese Reisen nicht mehr antun .
    Ich hätte die chinesische Soba-Nudeln bestellt , als Erinnerung an Frau Pam und schönere Tage .

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