Was tun bei Diebstahl am Flughafen? Meine Apple Watch wurde geklaut!

Apple Watch Stansted

Jeder kennt es. An der Sicherheitskontrolle am Flughafen muss man alle seine Taschen leeren, seine elektronischen Geräte ausräumen, usw… Dabei versucht man immer, alles im Blick zu behalten, damit einem nichts gestohlen wird. Doch was mache ich, wenn mir doch etwas gestohlen wird? Dazu erzähle euch eine Geschichte, die mir passiert ist.

Im Herbst 2015 bin ich mit meiner Freundin nach London-Standsted geflogen. Wir hatten einen Kurztrip nach Cambridge unternommen und waren gerade auf dem Rückweg. Wir gingen, für unsere Verhältnisse, sehr früh durch die Sicherheitskontrolle. Wie üblich scannten wir unsere Boardingpässe und stellten uns an der Sicherheitsschleuse an. Wie immer war ich dank meines ganzen Equipments deutlich langsamer bei der Kontrolle und meine Freundin wartete schon auf mich. Ich wollte mir kurz meine Sachen schnappen, aber dabei drängte sich ein Mann von hinten an das Band und rückte mir ziemlich auf die Pelle. Naja, manche Menschen können es halt nicht abwarten. Kennt man ja von der Supermarktkasse.

Nachdem auch ich (vermeintlich) alle Sachen eingepackt hatte, gingen wir weiter in Richtung Gate. Im Duty Free-Bereich wollte ich auf meine Apple Watch schauen. Diese hatte ich mir erst drei Wochen zuvor gekauft und war damals noch recht neu auf dem Markt. Mir fiel sofort auf: Meine Uhr ist nicht am Handgelenk. Ich musste sie an der Sicherheitskontrolle liegen gelassen haben. Eigentlich bin ich kein Uhrenträger und deswegen ist es mir auch nicht direkt aufgefallen.
Wir liefen also zurück und fragten den Sicherheitsbeamten, ob er eine Apple Watch gefunden hat. Der Sicherheitsbeamten verstand erst einmal gar nicht, was wir genau suchten und zeigte uns alle möglichen Armbanduhren die liegen geblieben sind. Mit etwas Erklärungsbedarf verstand er auch, dass es sich nicht um eine normale Uhr handelt. Daraufhin suchte er noch einmal intensiver und schaute auch alle Boxen auf dem Band durch.

In Stansted fahren die Boxen auf einem Band unter der Anlage automatisch zurück zum Anfang vor die Sicherheitsschleuse. Wir hatten schon Angst, dass die Uhr dabei kaputt gegangen ist, aber der Mitarbeiter fand auch keine Einzelteile der Uhr. In Gedanken hatte ich die Apple Watch zu diesem Zeitpunkt schon abgeschrieben, was nach drei Wochen in meinem Besitz sehr ärgerlich wäre.

Doch anstatt das Problem uns zu überlassen, setzte der Mitarbeiter alle Hebel in Bewegung und ging mit uns zum Überwachungsraum für die Sicherheitskontrollen. Dort bat er seine Kollegen, auf den Überwachungskameras nachzuschauen, da wir mittlerweile die Vermutung hatten, die Uhr wurde geklaut.

Komischerweise zeigte mein iPhone zu diesem Zeitpunkt an, dass die Apple Watch immer noch verbunden ist. Ich vermutete sie deswegen noch in der Nähe und ging wieder ein Stück in Richtung des Duty Free-Shops. Man kann zwar das iPhone von der Apple Watch aus anpingen, nicht aber die Apple Watch vom iPhone aus.

Nach gut fünf Minuten kam die Kollegin wieder aus dem Überwachungsraum und erwählte uns, dass sie auf den Aufnahmen sehen kann, dass ein Mann hinter mir an der Sicherheitskontrolle die Uhr aus meiner Box genommen hat – und zwar der Mann, der mir so dicht auf die Pelle gerückt ist! Aber was jetzt? Wir wussten jetzt zwar, dass er meine Apple Watch hat – aber nicht, wer er ist und wohin er fliegt.

Den Kontakt mit der Apple Watch hatte mein iPhone in der zwischenzeit verloren und meine Hoffnung die Uhr wieder zu bekommen, waren immer noch recht gering. Die Mitarbeiter an der Sicherheitskontrolle verständigten sofort die Polizei, damit der Diebstahl zumindest zur Anzeige gebracht werden kann. Aufgeben wollten sie aber noch lange nicht. Dem Mitarbeiter, den wir zuerst angesprochen hatten, ließ sich an der Sicherheitskontrolle ablösen und machte sich mit dem Bild von den Überwachungskameras direkt auf die Suche nach dem Mann. Immerhin trug der Mann eine Baseballcap und war geschätzt über 60 Jahre alt.

Inzwischen hatte mein iPhone auch den den Kontakt zur Apple Watch verloren. Während wir auf die Polizisten warteten, suchte die Mitarbeiterin im Überwachungsraum weiter. Sie wusste, der Mann war direkt hinter uns durch die Sicherheitskontrolle gegangen, musste also relativ zeitgleich mit uns seine Boardkarte gescannt haben. Auch dieser Bereich ist wie alles in London mit Kameras überwacht. Sie hatte zwar Probleme, ihn auf den Aufnahmen ausfinding zu machen, zum Glück trug meine Freundin aber einen sehr auffälligen gelben Schal. Als sie ihn auf den Aufnahmen ausfindig gemacht hatte, konnte sie mit dem Zeitstempel im System nachschauen, welche Bordkarte zu diesem Zeitpunkt gescannt wurde. Jetzt hatten wir den Namen, den Flug und natürlich das Gate! Die Polizisten verständigten sofort ihre Kollegen, um nach dem Mann zu suchen.

Wir waren fast 90 Minuten vor Abflug durch die Kontrolle gegangen. Inzwischen hatten wir nur noch gut 20 Minuten bis zum Abflug und das Bording lief schon. Deswegen boten uns die Polizisten an, uns zum Gate zu begleiten. Wir sollten ihrer Meinung nach auf jeden Fall fliegen, sie wüssten jetzt wer die Uhr hat und sie würden versuchen, den Dieb an seinem Gate ausfindig zu machen. Zur Not würden sie uns die Uhr hinterherschicken.

Also liefen wir von zwei schwer bewaffneten Polizisten begleitet zum Gate. Um nicht durch den vollen Duty Free-Bereich zu müssen, gingen wir durch ein paar „Geheimgänge“. Die anderen Passagieren haben natürlich alle verdutzt geglotzt aber immerhin hatten wir keine Handschellen an. Währenddessen suchten ganze sechs weitere Polizisten den Täter an seinem Gate.

Kurz darauf kam die erlösende Nachricht über das Funkgerät We have it! Sofort ging einer unserer Begleiter den anderen Polizisten entgegen, um die Uhr in Empfang zu nehmen. Das Gate des Täters befand sich natürlich ganz am anderen Ende des Flughafens. In der Zwischenzeit nahm der anderen Polizist unsere Aussage für die Anzeige auf. Gleichzeitig informierte uns der Polizist, was mit dem Täter jetzt passieren wird: Er wird in Gewahrsam genommen und frühstens am nächsten Tag wieder freigelassen. Seinen Flug wird er damit ganz bestimmt verpassen. Falls es zu einer Verhandlung vor Gericht kommt, sollten wir kontaktiert werden.

Als die Anzeige aufgenommen war, erschien auch der zweite Polizist wieder mit einem fetten Grinsen und meiner Uhr in der Hand. Als Beweis, dass es wirklich meine Apple Watch war, musste ich sie einmal entsperren. Das war natürlich kein Problem! Gleichzeitig verrieten uns die Polizisten, wie sie den Dieb so schnell ausfinding machen konnten: Ältere Herren mit Baseballcap sind selten und er hatte sie zum Glück immer noch auf (hätte ja auch eine Masche sein können).

Viel Zeit hatten wir jetzt nicht mehr. Wir bedankten uns schnell bei den Polizisten für ihren Einsatz und rannten zu unserem Gate. Netterweise hatten die Beamten das Bodenpersonal verständigt und das Boarding noch nicht geschlossen. Sehr erleichtert und zufrieden starteten wir kurze Zeit später in Richtung Köln/Bonn und haben seitdem eine Story mehr zu erzählen.

Zurück in Deutschland haben wir (leider) nichts weiteres zu unserer Anzeige mehr gehört. Trotzdem war ich sehr froh und dankbar, dass ich meine niegelnagelneue Apple Watch wieder hatte. Ich trage sie übrigens immer noch.

Fazit

Also falls euch am Flughafen mal etwas wegkommen sollte, sagt den Flughafenmitarbeitern Bescheid oder holt direkt die Polizei dazu. Flughafengebäude und vor allem die Sicherheitsschleusen, werden sehr gut überwacht. Bei uns waren insgesamt drei Flughafenmitarbeiter und acht Polizisten involviert und alle waren sehr bemüht, uns zu beruhigen und den Mann zu fassen.

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Kommentare (22)

  1. willy abraham sagt:

    ich bin angenehm überrascht,dass es auf den Londoner Flughäfen so freundliche und kompetente Mitarbeiter hat; bin bei der Kontrolle jedesmal sehr gestresst,weil ich aus medizinischen Gründen nicht durch den Scanner kann und das abtasten dauert natürlich ein wenig länger und in dieser Zeit,könnte ein potentieller Dieb in aller Ruhe zugreifen.

  2. Torsten sagt:

    Ich packe normalerweise alle meine Wertsachen schon vor der Kontrolle in den Rucksack, damit in der Schale nichts kleineres „zum Mitnehmen“ rumliegt. Man lässt man dann auch eher selbst nichts liegen. Auf vielen Flughäfen läuft die Schale schon durch und wenn dann vor einem in der Kontrolle irgendwas ist, ist man extrem weit vom eigenen Zeug weg.

  3. Daniel sagt:

    sehr coole geschichte mit happy end, aber gerade in STN ist es wirklich sehr eng in der SIcherheitskontrolle, leider immer gedrängel.

  4. JFSV sagt:

    Happy ending to the story at least!

  5. Dirk sagt:

    Coole Story….

    ….ich halte es wie Mario und packe Smartphone, Uhr etc. entweder in die Innentasche meine Jacke oder ins Handgepäck…

    ok…meistens….manchmal ist man halt in Hektik oder schusselig…

    Meine ganz teure Uhr bleibt zu Hause.

  6. DonVandalo sagt:

    Schöne Geschichte, aber der Erfolg des ganzen ist einzig und allein der Motivation des dortigen Sicherheitspersonals zu verdanken.

    Da hattest du einfach extremes Glück, in der Mehrzahl der Fälle dürfte das so ablaufen, dass man dich an die Polizei verweist, welche die Anzeige aufnimmt und fertig. Ermittelt wird dann später.

  7. Mario sagt:

    Deswegen packe ich meine Uhr, Brieftasche etc.. immer in meine Umhängetasche bevor ich sie in die Box lege. Man weiss ja nie wer vor oder hinter einem am „Band“ steht.

  8. Ralf sagt:

    Hi Johannes,

    da hast Du wirklich Glück gehabt. Mir ist mit meinem Geldbeutel (auch innerhalb der Sicherheitskontrolle) beim Flughafen München vor ca. 8 Jahren etwas Ähnliches passiert. Doch leider sind in Deutschland die Vorschriften zur Auffindung von Tätern deutlich strenger und in einem „solchen“ Fall waren die Polizisten nicht bereit, die Aufnahmen zu sichten. Es gab zwar eine Anzeige, die blieb aber erfolglos – leider.

    Nur als Info, damit klar ist, dass dies in Deutschland sehr viel anders sein kann!

  9. Martin Wenzel sagt:

    Tolle Geschichte! Danke!
    Ich denke mal, dass man mit dem gleichen Problem (immerhin fiel das ja nicht sofort auf) bei einem 08/15 Flughafen hier bei uns auf taube Ohren gestoßen wäre. Ich habe schon einige selten doofe Mitarbeiter bei Sicherheitskontrollen kennenlernen müssen 🙁

  10. Georg sagt:

    Lol, 60 jähriger Mann mit Kappe, vielleicht der Hon?

  11. schauschun sagt:

    danke fuers teilen!

  12. Ralph sagt:

    „Man kann zwar das iPhone von der Apple Watch aus anpingen, nicht aber die Apple Watch vom iPhone aus.“

    Gerade probiert und es geht mit der iPhone-Suche App. Warum werden hier falsche Tatsachen wiedergegeben ?

    • Peer sagt:

      Das Beschriebene geschah im Herbst 2015. Vermutlich ging es einfach damals noch nicht, mittlerweile aber schon.

      Bezweifle aber so oder so, dass die Lautstärke ausreichen würde, um den Dieb zu „enttarnen“?

    • iSt sagt:

      iPhone-Suche funktioniert zwar das Auffinden der AppleWatch, jedoch ist bei den älteren Modellen keine Mobilfunkmodul drin, so dass bei der Suche nur der letzte bekannte Standort (also bei letzter iPhone-Verbindung) möglich. Da er das 2015 erlebt hatte, hatte er ein altes Modell ohne GPS und Mobilfunk-Modul (da gab’s das nämlich noch nicht). Somit keine Falschbehauptung sondern alles richtig!

    • Johannes sagt:

      Genau, damals gab es die Funktion noch nicht.

  13. Astrid sagt:

    Unschoenes Erlebnis aber gutes Ergebnis zum Schluss, es kann aber auch anders ausgehen.
    Hier ein Beispiel vom Mai 2018 vom LCY Airport da war dass Engagement weniger gut.

    http://www.theguardian.com/money/2018/may/04/my-1000-macbook-air-was-stolen-at-airport-security-and-no-one-cares

  14. marc sagt:

    Super tolles Ergebnis

  15. Nina sagt:

    Cool, hätte ich nicht gedacht, dass die da soviel Engagement reinpacken.

  16. Tom sagt:

    Liest sich ja wie ein Krimi! Danke fürs teilen 🙂

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