Egal, ob man seinen Liebsten, den Papst oder ein bestimmtes Flugzeug verfolgen möchte, dank Webdiensten ist das mittlerweile ganz bequem mit einem PC, Laptop, Tablet oder Smartphone möglich. Dabei werden die Daten sogar in Echtzeit dargestellt und sind kostenlos zugänglich.
Gleichzeitig kann man die gesammelten Daten nicht nur für aktuelle Flüge abrufen, sondern auch für Flüge, die in der Vergangenheit geflogen sind. Das ist aber nur eine von zahlreichen Möglichkeiten, die von den Flugzeugen ausgesendeten Daten sinnvoll zu nutzen! Mehr erfahrt ihr hier:
Inhaltsverzeichnis
Welche Flugradare gibt es?
Mittlerweile gibt es drei große Flugradare, die Daten sammeln und aufbereitet visualisieren. Alle haben verschiedene Schwerpunkte z. B. auf bestimmte Regionen und für zusätzliche Funktionen muss man i. d. R. bezahlen. Hier eine Übersicht:
- Flightradar24: Wurde 2006 von zwei schwedischen Aviation Geeks gegründet und hat sich daraus zu einem stattlichen Business gemausert. Die Weboberfläche und auch die Apps sind sehr intuitiv und übersichtlich. Gleichzeitig ist auch der Blog und Podcast mit aktuellen Themen rund um die Luftfahrt empfehlenswert.
- FlightAware: War 2005 der erste Dienst der das Verfolgen von Flügen öffentlich und kostenlos zugänglich gemacht hat. Allerdings damals beschränkt auf Nordamerika. Erst seit 2013 werden auch Daten gesammelt von ADS-B-Empängern visualisiert. Die Oberfläche ist nicht ganz so intuitiv und übersichtlich wie von Flightradar24, dafür kann aber länger kostenlos auf historische Daten zugreifen. Die Seite ist auf Deutsch übersetzt.
- Planefinder: Das sympathische Team hinter Planefinder ist zwar deutlich kleiner und auch die Anzahl der aktiven Empfänger kommt nicht an die Konkurrenz heran, dafür besticht Planefinder durch Funktionen, die es bei der Konkurrenz nur im Abo gibt. Für die Apps wird nur eine Einmalzahlung fällig und in dicht besiedelten Gebieten ist die Abdeckung trotz geringerer Anzahl Empfänger absolut ausreichend.
Mit Shipfinder gibt es außerdem ein Pendant für Schiffe! - ADS-B Exchange: Ein Nachteil der bisher genannten Plattformen, ist, dass sie auf Wunsch der Besitzer, die Positionen und Verläufe der Flugzeuge herausfiltern. Das trifft auf viele Privatjets, aber auch militärische und staatliche Luftfahrzeuge zu. ADS-B Exchange zeigt alle Positionen und Verläufe ungefiltert an. Sendet ein Flugzeug seine Position ADS-B aus oder wird durch MLAT berechnet, wird sie auch angezeigt.
- Über 9.500 aktive Empfänger
- Keine Apps, nur als Progressiv Web App, kurz PWA, installierbar
- Kostenlos ohne Einschränkungen, für 3 $ (~3 €) pro Monat lässt sich die Werbung entfernen und ein Luftbild als Hintergrund darstellen. Alternativ auch, indem man einen eigenen Empfänger bereitstellt.
- Daten werden nicht mit gemischt, d. h. keine Informationen zur geplanten Route verfügbar
- Nur aktuelle Daten, keine Daten aus der Vergangenheit
- The OpenSky Network: Das OpenSky Network wurde 2012 von Forschern ins Leben gerufen und ist in der Schweiz als gemeinnützig eingestuft. Die gesammelten Daten werden Forschungszwecken zur Verfügung gestellt und dürfen für nicht kommerzielle Zwecke verwendet werden.
- Über 500 aktive Empfänger
- Kostenlos, aber nur für nicht kommerzielle Zwecke
- Nach einer Registrierung lassen sich Daten in der Vergangenheit beliebig abrufen
Was kann man damit machen?
Wer sich jetzt fragt, warum das Ganze? Was bringt mir das? Hier ein paar Ideen, die nicht nur für Vielflieger & #AVGeeks interessant sein können:
- Was ist das für ein Flugzeug da oben? Wo fliegt es hin? An klaren Tagen kann man Flugzeuge bestens dabei beobachten, wie sie auf Reiseflughöhe ihre Bahnen ziehen. Wäre es nicht interessant zu wissen, wohin das Flugzeug fliegt und um welchen Typ es sich handelt? Dann ladet euch schnell eine passende App auf euer Smartphone und ihr könnt diese Frage jederzeit beantworten.
- Wird mein Flug pünktlich sein? Wer sich ungern auf die offiziellen Informationen der Fluggesellschaft verlassen will, kann über ein Flugradar ganz einfach herausfinden, wo sich das für seinen Flug geplante Flugzeug gerade befindet. Sucht man nach seiner Flugnummer, kann man schnell herausfinden, ob die Airline bereits den Flugplan für den geplanten Flug aufgegeben hat. Dort steht dann auch Registrierung des geplanten Flugzeuges (z. B.
D-ABNX
). Klickt man auf die Registrierung, zeigt euch das Flugradar die aktuelle Position des Flugzeuges an. Dann kann man gut abschätzen, ob die geplante Ankunftszeit und damit auch eure Abflugzeit noch realistisch ist. - Auf welche Seite soll ich mich setzen? Der Anflug auf einen Flughafen bietet euch bei vielen Metropolen weltweit einen faszinierenden Blick auf die Stadt von oben. Sitzt man aber auf der falschen Seite, sieht man vielleicht nur langweiliges Ackerland und nicht die propagierte Skyline.
Gleichzeitig werden die Runways abhängig vom Wind jeweils nur von einer Seite angeflogen. Die Anflugrichtung bekommt man dank des Flugradars aber schnell raus und kann sich zur Not noch am Gate umsetzen lassen. - Welche Ziele werden von einem Flughafen aus angeflogen? Die Dienste sitzen auf wertvollen Daten, die sogar an Airlines und Flugzeughersteller verkauft werden. Doch auch als Privatperson können diese Daten bei der Suche nach dem nächsten Reiseziel oder bei der Planung der nächsten Reise sehr hilfreich sein. Flightradar24 bietet für jeden Flughafen eine Karte und Liste (hier z. B. für Köln/Bonn) mit allen in den nächsten 7 Tagen geplanten Flügen ausgehend von einem bestimmten Flughafen an. Inklusive Flugnummer, Abflugzeit und Flugzeugtyp.
Zu diesem Zweck gibt es auch noch andere Hilfsmittel, die wir euch hier in einem extra Beitrag vorstellen. - Mit welchem Flugzeug bin ich geflogen? Wer über alle seine Flüge Buch führt, schreibt sich meistens auch die Registrierung des Flugzeuges auf. Allerdings passiert es in der Eile schnell, dass man vergisst sich diese zu notieren. Dank der gesammelten Daten ist es aber meistens ein leichtes, die Registrierung nachträglich herauszufinden. Bei den Webdiensten kann man die Daten der vergangenen Tage kostenlos abrufen. Wer mehrere Jahre zurückwill, muss dafür i. d. R. zahlen z. B. bei FlightAware (z. B. für den Germanwings/Eurowings-Flug 4U464 von Köln/Bonn nach London-Heathrow)
Wie nutzt ihr die Daten und welche Ideen habt ihr noch? Hinterlasst gerne ein Kommentar!
Wie funktioniert das?
Möglich ist das ganze, da viele Flugzeuge heutzutage per Automatic Dependant Surveillance Broadcast (kurz: ADS-B) ihre Position und viele weitere Daten an andere Flugzeuge, die Flugsicherung und über Bodenstationen nach Hause kommunizieren. Da die Flugzeuge ihre Position selbst über GPS bestimmen, sind die Positionsangaben sogar genauer als es ein Radar der Flugsicherung leisten kann. Gleichzeitig werden die Daten unverschlüsselt und ungerichtet ausgesendet, wodurch selbst Laien diese mit einem Empfänger sammeln können.
Genau an diesen Punkt setzen Webdienste wie Flightradar24 an. Spotter auf der ganzen Welt betreiben private ADS-B-Empfänger und schicken die empfangenen Daten an den Webdienst. Mittlerweile sind über 10.000 Empfänger im Einsatz, die aber immer noch nicht jeden Zentimeter auf der Welt abdecken können. Flightrader24 bezieht deswegen auch Positionsdaten von mit ADS-B-Empfängern ausgestatteten Satelliten.
Vor allem auf den Ozeanen gibt es noch große Lücken. Deswegen hat Flightradar24 sogar schon einen autonomen Wellengleiter im Atlantik eingesetzt, der die Daten per Satellit übermittelt.
Neben ADS-B-Daten werden Positionsangaben von Flugzeugen auch noch auf anderen Wegen bereitgestellt. Die amerikanische Luftfahrtbehörde (FAA) stellt Radardaten selbst bereits. Allerdings dürfen sie nur mit einer Verzögerung von 5 Minuten angezeigt werden. ADS-B-Daten sind i. d. R. nahezu in Echtzeit.
Ältere Flugzeuge, die nicht mit einem ADS-B-System ausgestattet sind, könnt häufig trotzdem über Multilateration (kurz MLAT) bestimmt werden. Für eine genaue Bestimmung werden aber mindestens vier Empfänger am Boden vorausgesetzt. Über die unterschiedliche Laufzeit der Signale zu den Bodenstationen kann der Schnittpunkt und damit die Position des Flugzeuges bestimmt werden. Allerdings deutlich ungenauer als über ADS-B, wo das Flugzeug selbst seine Position durchgibt. Da vier Bodenstationen die Signale empfangen müssen, ist es in Bodennähe sehr schwierig diese Flugzeuge zu verfolgen.
Obwohl sehr viele Flugzeuge mit einem ADS-B-System ausgestattet sind, kann man nicht alle auf den öffentlichen Portalen, mit Ausnahme von ADS-B Exchange tracken. Das betrifft vorwiegend militärische Flugzeuge, Privatjets und Staatsflugzeuge wie z. B. die Air Force One, aber auch Helikopter der Bundespolizei. Als Eigner kann man sein Flugzeug bei den Diensten von der Verfolgung ausschließen lassen. Das hat neben Sicherheitsgründen auch noch weitere Gründe. Es kursieren Geschichten, wonach mithilfe von Flugradaren bereits Übernahmen von börsennotierten Unternehmen vor Bekanntgabe der Börsenmitteilung aufgedeckt worden sind und daraus Profit geschlagen wurde. Einfach indem die Bewegungen von Privatjets der Unternehmen verfolgt wurde.
Die große Mehrheit der Flugzeuge lässt sich aber problemlos verfolgen. Dazu zählen z. B. auch Testflugzeuge von Boeing & Airbus oder dem Papst.
Eigenen ADS-B-Empfänger betreiben
Dass man die Positionen von Flugzeugen frei im Internet verfolgen kann, ist nur dann einer großen Community möglich, die selbst ADS-B-Empfänger betreibt. Der Aufwand selbst einen Empfänger zu betreiben ist nicht besonders groß und ein nettes Bastelprojekt. Wie das genau funktioniert, verraten wir euch hier:
Kommentare (12)
Plane Finder ist übrigens inzwischen auch nur noch als Abo-Modell zu bekommen, wenn man die Premiuminhalte nutzen möchte. 4,99 € für einen Monat oder 22,99 € für 12 Monate.
Plane Finder war die allererste App die ich für ein Smartfone gekauft habe….
Hier findet ihr kostenlos ohne Anmeldung alte Flüge mit Kennzeichen/Registrierung, das 4U-Beispiel wie im Artikel erwähnt:
https://www.flightera.net/en/flight/Germanwings-Cologne-London/4U464/Oct-2017#flight_list
Mit den historischen Daten kriegt man auch einen ganz guten Überblick über die übliche (Un-)Pünktlichkeit eines bestimmten Flugs.
Das kann sehr nützlich sein, wenn man sich Routings selbst zusammenbastelt, um die Zeitpolster fürs Umsteigen einzuschätzen.
Gibts auch eine Seite, die auf Datem zugreifen kann, die mehrere Jahre alt sind?
Hintergrund: Nach meiner Erinnerung flogen Maschinen von SOA / OstAsien nach Europa über eine sehr nördliche Route, um eine kurze Strecke zu haben. Die EU-airlines können das nun nach dem Rußland-embargo nicht mehr. Daß vor ein paar Tagen aber auch die Cathay nach FRAnicht über Rußland geflogen ist, irritiert mich nun
Ist möglich, musst aber i. d. R. dafür bezahlen.
Es gibt auch zahlreiche weitere Seiten, die allerdings immer die von dir genannten Karten einbinden. flight-radar.eu ist so ein Beispiel. Bezahlen muss man für die Standard-Anfragen nichts (Und um ehrlich zu sein, wäre mir der Kauf der App auch eine zu teure Spielerei…)
Naja viele Funktionen gibt es auch kostenlos und was bringt dir eine Seite wie flight-radar.eu die einfach nur Flightradar24 per IFrame einbindet?
Gibt es denn eine website, auf der ich ein Flugzeug mit einer bestimmten Seriennummer verfolgen kann und ersichtlich ist, welche Route diese Maschine als nächstes fliegen wird?
Auch das geht bei Flightradar24. Allerdings wird idR nur der nächste Flug angezeigt und das ist dann halt üblicherweise der Rückflug zur Basis. Hier am Beispiel einer LH-Maschine:
https://www.flightradar24.com/data/aircraft/d-ailu
Denke auch nicht, dass die Flight-Tracking-Seiten weitergehende Informationen über kommende Folgeflüge erhalten. Über Social Media werden einzelne Informationen (zumindest bei der LH) meist rausgegeben, aber das ist natürlich recht aufwändig.
Ich möchte noch opensky-network.org ins Gespräch bringen: Vor allem die kostenlose API ist für Entwickler toll. Die Abdeckung reicht zwar noch nicht an flightradar24 heran, ist aber schon ziemlich gut.
Danke, kannte ich bisher nicht. Habe ich mal hinzugefügt. Noch schöner wäre es natürlich wenn die Daten unter MIT-Lizenz zur Verfügung gestellt werden aber trotzdem eine gute Sache!