Getestet: Napcabs Schlafkabinen am Münchner Flughafen

Napcabs Airside kabine

Nach einem langen Flug noch ein paar Stunden auf’s Ohr legen? Einen Übernacht-Layover am Flughafen überstehen, ohne in ein richtiges Hotel einchecken zu müssen? Das machen die Napcabs möglich – Schlafkabinen, die es an den Flughäfen München und Berlin-Tegel gibt. Travel-Dealz-Redakteur Adrian hat eine solche Kabine in der bayerischen Landeshauptstadt getestet.

Buchung

Eigentlich wohne ich in der Nähe von München. Im Januar 2019 stand ich jedoch vor folgender Situation: Ich kam um 22.30 Uhr Abends an und meine nächste Reise begann bereits am nächsten Morgen um 6.00 Uhr. Statt nach Hause zu fahren, entschloss ich mich, die Napcabs auszuprobieren. Ich buchte vorab online. Dies geht auf dieser Seite:

Buchen könnt ihr auch direkt am Touchscreen an der Außenwand der Schlafkabine. Dies geht per Kreditkarte. Bucht ihr Online, erhaltet per E-Mail einen Code, mit dem ihr während einer aktiven Buchung jeder Zeit die Tür zu eurer Schlafkabine öffnen könnt. Bucht ihr vor Ort, könnt ihr den Code sogar selbst festlegen. Eine Rechnung und/oder einen Zahlungsbeleg könnt ihr euch ausschließlich per E-Mail zuschicken lassen.

Die Preise sind immer gleich – und unabhängig von Auslastung und äußeren Einflüssen wie Messen oder Veranstaltungen. Das finde ich fair. Die Abrechnung erfolgt minutengenau. Jedoch ist die Zeitspanne ausschlaggebend, die ihr bei der Buchung angebt – bleibt ihr kürzer, zahlt ihr trotzdem bis zu eurem Buchungsende.

  • 6.00 bis 22.00 Uhr: 15,00€ pro Stunde
  • 22.00 bis 6.00 Uhr: 10,00€ pro Stunde
  • Mindestgebühr: 30,00€

Wer von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr (eine „volle“ Nacht) in der Kabine bleibt, zahlt also 80€ und damit so viel wie in einem Mittelklasse-Hotel in der Nähe des Airports. Jedoch haben die Schlafkabinen demgegenüber Vor- und Nachteile.

Lage

Der größte Vorteil: Die Lage. Vom Flieger bis zum Bett sind es im besten Fall nämlich gerade einmal 60 Sekunden. Pass- und Sicherheitskontrollen sind nicht nötig, sofern ihr eine Kabine im Sicherheitsbereich wählt. Die Kabinen befinden sich in München im Terminal 2 (Lufthansa/Star Alliance). Insgesamt gibt es 10 Kabinen, von denen sich 8 im Sicherheitsbereich befinden:

  • 4 Kabinen im Bereich H (Nonschengen)
  • 2 Kabinen im Bereich L (Nonschengen)
  • 2 Kabinen im Bereich K (Schengen)
  • 2 Kabinen Landside, Ankunftsbereich des Terminal 2, Nähe Edeka/Taxicounter
Napcabs Schild
Werbung für die Napcabs

Mit dem Zugangscode, den ihr auf dem Display anzeigen lassen könnt, könnt ihr jederzeit die Tür zur Kabine öffnen. Damit ist es möglich, die Kabine jederzeit zu verlassen. Natürlich könnt ihr euer Gepäck während z. B. Toiletten- oder Restaurantbesuchen in der Kabine lassen.

Komfort & Ausstattung

Der größte Nachteil gegenüber eines richtigen Hotelzimmers: Die Kabinen sind sehr klein (Grundfläche: 165 x 253 cm) und verfügen natürlich nicht über Dusche und WC. Ansonsten sind sie smart ausgestattet. Neben dem Bett befinden sich ein kleiner Tisch, ein Spiegel sowie ein Kleiderhaken im Zimmer. Wer arbeiten will, muss sich aufs Bett setzen, einen Stuhl oder Sessel gibt es nicht. Es gibt leider nur eine Stromsteckdose (EU-Stecker), zwei USB-Anschlüsse sowie ein Dock für iPhones. Leider hätte ich die Hülle meines iPhones entfernen müssen, damit es auf das Dock gepasst hätte. Die Klimaanlage ist leise und funktioniert gut, ihr könnt sie mit einer kleinen Steuereinheit selbst auf die gewünschte Temperatur einstellen. Die Tür, die Terminal und Schlafkabine trennt, ist gläsern. Händisch könnt ihr jedoch ein undurchsichtiges Rollo runterfahren und genießt somit Privatsphäre.

Das Bett (200 x 80 cm) ist bequem, wenn auch nicht breit. Mit dem Ellenbogen stößt man sich gerne leicht rechts an der Wand. Für den ein oder anderen störend könnte auch sein, dass es in den Schlafkabinen nur ein Kissen gibt.

Vollständig dunkel wird es in der Kabine leider nicht. Das liegt insbesondere daran, dass Licht von „außen“ durch einige Ritzen ins innere der Napcabs dringt. Schallisoliert sind die Napcabs auch nicht vollständig, jedoch werden Außengeräusche deutlich abgemildert. Hin und wieder hört man Schritte von Personen, die an der Kabine vorbeigehen. Auch Durchsagen sind durch die Kabinenwände zu vernehmen. Dies ist allerdings so leise, dass ich nicht davon geweckt worden wäre. Tatsächlich kurzzeitig geweckt worden bin ich von einer Putzmaschine, deren Pfad um meine Kabine führte. Wer durchschlafen will, sollte also Ohropax benutzen!

WCs und Duschen

Im Münchner Flughafen gibt es praktisch überall saubere WCs und auch ein paar öffentliche Duschen. Im Terminal 2 befinden sich diese zum einen landseitig in unmittelbarer Nähe der dortigen Napcabs. Zudem gibt es Duschen luftseitig im Satellitengebäude des Terminals 2 (Gates K und L) in der Nähe des Bereichs für Mobilitätseingeschränkte Reisende. Die Benutzung kostet 15€. Handtücher, Duschgel und Shampoo sind inklusive.

Darüber hinaus gibt es Duschen in den Lufthansa Business-, Senator- und First-Class-Lounges, mit Ausnahme des Senator Cafés. Hier haben First- und Business-Class-Reisende, Star-Alliance-Gold-Mitglieder sowie Frequent Traveller kostenfreien Zugang. Wer einen Priority Pass (und viel Zeit) besitzt, kann auch mit dem Airside-Bus in den Nonschengen-Bereich des Terminals 1 fahren. Hier gibt es die Airport Lounge World, in der Duschen bereit stehen.

Napcabs Landside Kabine
Die landseitigen Napcabs-Schlafkabinen

Sauberkeit

Die von mir getestete Schlafkabine war astrein. Ich konnte in Punkto Sauberkeit keine Mängel feststellen – mir ist nicht mal ein Staubkorn aufgefallen. Nach jeder Benutzung wird die Kabine gereinigt und natürlich das Bett frisch bezogen. Das rechtfertigt meiner Meinung nach auch die 30€ Mindestnutzungegebühr. Rauchen ist den Kabinen strengstens untersagt.

Extras & Entertainment

Am Fußende des Bettes befindet sich ein weiterer Touchscreen-Monitor. Leider kann man ihn nicht zum Fernsehen benutzen. Was jedoch möglich ist: Ihr könnt euch (gemafreie) Musik anhören, insbesondere Klassik. Darüber hinaus lässt sich über den Bildschirm ein Wecker einstellen, der bei mir jedoch nicht funktionierte! Ihr könnt euren Zutrittscode sowie Infos wie die Abflugtafel anzeigen lassen. Auch lässt sich die Beleuchtung einstellen. Ganz abschalten lässt sich der Bildschirm leider nicht. Im Standby-Modus ist der Bildschirm zwar schwarz, jedoch wird klein ein Icon eingeblendet, um den Bildschirm wieder zu aktivieren.

Ein einiges WLAN gibt es in den Kabinen nicht, jedoch ist das Airport-WLAN (Telekom Hotspot) kostenfrei nutzbar. Dazu ist leider eine Registrierung mit Name und E-Mail-Adresse nötig. Besonders schnell ist es (meist) nicht. Darüber hinaus verfügen die Kabinen über je eine LAN/Cat5-Buchse. Ob euch diese mit Internet versorgt, ist mir leider unbekannt.

Napcabs Flughafen München
  • Komfort & Ausstattung
  • Sauberkeit
  • Lage
  • WLAN
  • Extras
3.7
Fazit

Dafür, dass die Kabinen bei weitem nicht an Hotelzimmer herankommen, sind sie relativ teuer. Größter Nachteil dürfte sein, dass die Kabinen nicht über Dusche/WC verfügen und es im Terminal nur eingeschränkt Möglichkeiten zur Körperpflege gibt. Trotzdem sind sie eine ideale Ergänzung zum Hotelangebot. Zentraler Vorteile: Die Lage direkt im Termial. Wer sich nach einem langen Flug ein wenig hinlegen möchte oder einfach nur Privatsphäre braucht, für den sind die Kabinen ein durchaus interessantes Angebot. Ich möchte Napcabs jedenfalls nicht mehr missen!

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Kommentare (13)

  1. volker sagt:

    Ich komme um 5 Uhr morgens von Singapur an. Habe Zeit bis 15 Uhr. In so einer Kabine zahle ich dann von 6.00 bis 15 Uhr 135,-€. Da gehe ich im Airport doch lieber ins Hilton und zahle ca. 90,-€ – 100,-€ für ein Tageszimmer mit Dusche und Toilette. Was meint Ihr?

  2. Uwe sagt:

    Für mich eher nepp-cab als nab-cab…

  3. Ursula Greinert sagt:

    So eine Kabine hätte ich mir in Malta gewünscht. Da ist das leider so, dass der Flieger von München nach Tunis in Malta um 18.00 Uhr ankommt und morgens erst um 5.00 Uhr weiterfliegt. Taxi in die Stadt kostet immer 20 Euro (einfache Fahrt). Da ich diesen Airmaltaflug öfters nehme, wäre so ein Angebot prima. Könnte auch mit Tunisair fliegen (immer verspätet) oder mit Lufthansa (Service wird immer schlechter). Ursula

  4. Kati sagt:

    Aus Erfahrung kann ich dir sagen, Stefan, dass die meisten Sekretärinnen ihren Chef nicht mal mit der Kneifzange anfassen würden. Dämlicher Kommentar.

  5. Lello sagt:

    The price is per cabin? No matter how many persons?

  6. Sokratino sagt:

    Wie schon von anderen Zeitgenossen angemerkt: interessante Idee, aber für das Gebotene schlichtweg zu teuer! Kurz geschickt nach Hotels (mit Shuttle Service…) in der Umgebung suchen und dort buchen…

  7. Stefan sagt:

    Perfekter Ort für ein Schäferstündchen mit der Sekretärin bevor es nach Hause geht.

  8. Joho sagt:

    Guter Bericht, aber die Kabinen sind viel zu teuer, finde ich.

  9. Torsten Ahlers sagt:

    Da macht der Flughafen in Tallinn einiges besser da gibt es Schlafkisten die sogar kostenlos sind .. Bild von den Dingern kann man hier finden.
    https://www.sleepinginairports.net/sleep-guide/sleeping-in-tallinn-airport.htm
    ich hatte das Vergnügend vor 1 1/2 Jahren gehabt einmal darin zu übernachten sind bequem, leider bekommt man halt auch viel von aussen noch mit.
    Sowohl Steckdose und USB Ports sind in der Box vorhanden. Jacke als Kissen, und dann morgens ganz lieb in der Lounge nachgefragt ob ich da einmal duschen darf, war auch kein Problem… so einen Service wünscht man sich an mehreren Flughäfen … habe ich leider bis jetzt nur in Tallinn (Estland) gesehen.
    Ist aber ne kleiner Flughafen …. der aber in jeder Hinsicht von Service und Ausstattung mehr als 5 Sterne verdient !

  10. Olli sagt:

    Wir hatten letztes Jahr 5 Stunden Aufenthalt in Paris nach einem Nachtflug aus Florida. Da hätte ich mir sowas gewünscht und hätte das sicher für 2 Stunden gebucht.

  11. Peter sagt:

    München Flughafen, Hotels gibt es schon ab. ca. 60,00 € incl. Dusche und WC auf dem Zimmer.
    Das finde ich wesentlich komfortabler.
    Für mich würde Napcabs niemals in Frage kommen.
    Viiiiiel zu teuer.

    Gruß Peter

    • Stephan sagt:

      Der Punkt ist wie von Adrian geschrieben: Jedes Werkzeug hat seinen Anwendungsfall. Wenn Du nur wenige Stunden zwischen zwei Flügen hast (und aber dringend ein paar Stunden Schlaf brauchst), dann willst Du nicht 2-3 Stunden davon mit Wegen, Shuttels, Sicherheitskontrollen etc. verbringen. DAS muss Dir den Aufpreis wert sein. Sonst hast Du recht.

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