Erfahrungsbericht: USA Touristen-Visum beantragen

us visum antrag genehmigt

Die meisten deutschen, österreichischen und schweizer Staatsbürger brauchen lediglich eine ESTA um in die Vereinigten Staaten von Amerika zu reisen. Das ist, verglichen mit vielen anderen Nationen, ein ziemlicher Luxus. Das merkt man besonders dann, wenn man plötzlich vom sogenannten Visa Waiver Program (Programm zum visumsfreien Reisen) ausgeschlossen wird. Wie für einen Deutschen der ungewohnte Weg zum US-Touristen-Visum aussieht, kann unser Redakteur Felix berichten:

Info

Dieser Bericht ist keine Empfehlung, ob man ein Visum beantragen soll oder nicht – das ist eine Frage von Notwendigkeit. Er soll Hinweise auf den Ablauf geben, die Angst vor dem Unbekanntem nehmen und helfen, einfache Fehler zu vermeiden.

Um den Grund direkt vorweg zu nehmen – Ich war im Mai 2015 für ein paar Tage in Teheran, der Hauptstadt des Irans. Auch wenn ich mich vorher erkundigt habe, ob das irgendwelche Kosequenzen für Reisen in die USA hat (hatte es damals nicht – ich flog nur ein paar Monate später nach New York), habe ich meine Rechnung ohne Donald Trump eine Gesetzesänderung gemacht. Kurz nach meiner letzten Reise änderten sich die Regeln für visumfreies Reisen.

Also bin ich erstmal zwei Jahre nicht in die USA gereist, bis ein Error Fare mit Layover in New York es unumgänglich machte, ein Visum zu beantragen. So füllte ich also zu Beginn dieses Monats meinen Visumsantrag DS-160 aus. Hierzu verweist die US-Botschaft auf ustraveldocs.com. Zunächst muss man sich für ein Konsulat entscheiden, bei dem das obligatorische Sicherheits-Interview durchgeführt und das Visa ausgestellt wird: Berlin, Frankfurt, Hamburg oder München. Ich habe mich für Berlin entschieden.

Das Formular DS-160

Mein Antrag galt einem Visum B-2 Reise aus touristischen oder medizinischen Gründen. Hierbei können sich bereits erste Stolpersteine stellen. Eine Firma, die Interesse daran hat, mich in den Vereinigten Staat zu sehen, mit Adresse? Kurzerhand entschied ich mich für: „United Airlines, Willis Tower, 233 South Wacker Drive, Chicago, IL“ Welche Länder ich in den letzten fünf Jahren bereist habe? Wenn man für eine Seite wie diese arbeitet, kann man sich leicht vorstellen, dass diese Liste nicht kurz ist. Generell ist zu empfehlen, zumindest jedes Land anzugeben, von dem man einen Stempel im Pass hat.

Achtung

Seid in allen Phasen der Visums-Prozesses ehrlich bei euren Angaben. Eine Lüge, bei der ihr ertappt werdet, kann euch nachhaltig den Weg in die USA versperren.

Nach Ausfüllen des Formulars bekommt man eine Zahlungsaufforderung. Die Gebühren für das Visum liegen bei 160 $ (~148 €), die per Überweisung zu zahlen sind. Nach Zahlungseingang erhält man eine E-Mail, nun kann man sich für einen Termin für eine „umfassende Sicherheitsbefragung“ anmelden. Die Anmeldung ist online und telefonisch möglich. Die Befragung muss bei dem gleichen Konsulat erfolgen, bei dem der Eintrag eingegangen ist. Auch für den Termin bekommt man eine Bestätigungsmail, die man sicherheitshalber ausdrucken und mitnehmen sollte. Sie beinhaltet auch den Nachweis für die Zahlung der Visagebühr.

Vorbereitung zum Konsulatsbesuch

Da Termine meistens am Morgen verfügbar sind, ist eine Übernachtung am Ort des Konsulats empfehlenswert, zumindest für Leute mit längerer Anreise. Das zuständige US-Konsulat in Berlin ist nicht die Botschaft am Pariser Platz. Das Konsulat liegt an der Clayallee 170 und ist sehr gut mit der U3 zu erreichen. Es ist nur wenige Gehminuten von der Station Oskar-Helene-Heim entfernt. Wer mehr als 15 Minuten vor seinem vereinbarten Termin erscheint, muss sich darauf einstellen, nicht in das Konsulat gelassen zu werden und auf dem Bürgersteig davor warten zu müssen.

Die folgenden Dinge müsst ihr unbedingt dabei haben:

  • Euren Reisepass
  • Den ausgedruckten Visumsantrag DS-160 (Eine Druckversion wird am Ende des Prozesses ausgegeben)
  • Die ausgedruckte Termin- und Zahlungsbestätigung
  • Ein höchstens sechs Monate altes, quadratisches, biometrisches Passfoto
    • (Passfotos nach EU-Standard sind nicht geeignet!) – Sonst muss für 2×5€ eines in der Botschaft erstellt werden.

Die folgenden Dinge solltet ihr auf keinen Fall dabei haben:

  • Mobiltelefone, Smartphones, Notebooks etc. (können auch nicht deponiert werden!)
  • Flüssigkeiten
  • Waffen, Sprengstoff, leicht entzündbare Gegenstände (d’oh!)

Ein umfassende Liste der verbotenen Gegenstände gibt es hier.

Der Konsulatsbesuch

Euer Konsulatsbesuch beginnt mit einer Sicherheitskontrolle. Abgesehen von den verbotenen elektronischen Geräten unterscheidet sich diese nicht großartig von einem Flughafen-Security-Check. In Berlin gelangt man anschließend in einen Raum mit sechs Schaltern, auf die drei Arbeitsschritte aufgeteilt sind. Am ersten Schalter reicht man seine Unterlagen ein, die auf Gültigkeit geprüft werden. Eventuell wird man hier abgewiesen, um ein neues Foto zu machen.

Ist alles okay, wird man an den zweiten Schalter verwiesen. Hier werden Fingerabdrücke genommen und das Foto gescannt. Dieses wird später auf dem Visum zu sehen sein. Ist auch dies erledigt, stellt man sich an, um das notwendige Interview zu führen. Dies findet an einem Schalter in einem offenen Raum statt. In meinem Fall war nur ein Schalter geöffnet, was dazu führte, das man die Interviews anderer Antragssteller mithören konnte.

Das Interview

So konnte man mitbekommen wie der Antrag eines Architekten auf ein Arbeitsvisum vom Beamten abgelehnt wurde. Es klingt nicht schön, wenn Träume platzen. Es ist wichtig zu erwähnen, dass scheinbar alle Arten von Visa an diesem Ort bearbeitet werden und gesammelt in einer Schlange stehen. Man ist mit seinem Touristenvisum also inmitten von Leuten, die aus beruflichen Gründen ein Visum benötigen, auswandern wollen oder zu ihrem Ehepartner in die USA ziehen möchten.

Info

Um allen die Angst zu nehmen: Die Bearbeitung eines Touristenvisums scheint für die gestressten Konsularbeamten wie eine willkommene Pause zwischen deutlich schwierigeren Fällen.

In diesem Umfeld keimte in mir der Gedanke „Ich müsste das hier eigentlich gar nicht machen, wäre ich nicht vor ein paar Jahren vier Tage im Iran gewesen. Ohne eine scheinbar willkürliche Entscheidung der US-Politik könnte ich weiter mit ESTA reisen.“ Die Konsulatsbeamten sehen es vermutlich genau so und brachten mir entsprechend große Skepsis entgegen – gar keine. Dass ich weißer, männlicher Mitteleuropäer bin, hat dabei sicherlich geholfen.

Das Interview dauerte etwa drei Minuten, und umfasste fünf Fragen, die allesamt auf englisch gestellt und beantwortet wurden. „Warum wollen sie in die USA reisen?“ – „Ich habe ein Layover in New York auf dem Weg nach Panama.“ – „Warum benötigen Sie ein Visum?“ – „Weil ich 2015 für vier Tage im Iran war“. – „Urlaub?“ – „Ja.“ – „Machen Sie in Panama auch Urlaub?“ – „Ja.“ – „Sie haben auf ihrem Passbild lange Haare. Das sah toll aus. Warum tragen sie die nicht mehr so?“ – „Mir sind die Rohstoffe ausgegangen.“. Das war’s.

Zusammenfassung

Das Interview ist bei vielen Anträgen, die von Deutschen gestellt werden, der einfachste Teil. Davor muss man bürokratischen Fallen ausweichen, Fristen einhalten und insbesondere beim vor dem Konsulatsbesuch Disziplin an den Tag legen (denkt daran, euer Smartphone zu deponieren!).

Hier findet ihre eine auf die Fakten reduzierte Zusammenfassung der einzelnen Schritte auf dem Weg zum US-Visum:

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Kommentare (20)

  1. chris sagt:

    Die Empfehlung der Airlines ist den Airport als Adresse in den USA zu nennen umd in Adress-Zuatz TRANSIT, z.B.

    2100 NW 42nd Ave, Miami
    TRANSIT
    FL 33126, United States

  2. Felix sagt:

    Vielen Dank für die vielen Hinweise auf meine irrtümliche Behauptung, Donald Trump hatte die Verschärfung der ESTA-Regeln beschlossen. Ich habe den entsprechenden Absatz korrigiert.

  3. Dominik sagt:

    Hallo zusammen,

    im Bericht wird erwähnt, dass eine Entscheidung eines Mannes dazu geführt hat, dass man ein nun wegen u.a Iran Reisen ein Visum beantragen muss. Gemeint ist augenscheinlich Herr Trump.
    Man kann Kritik üben, diese muss m.E auch redaktionell korrekt geprüft werden. Die oben beschriebene Maßnahme ist Ende 2015 durch Präsident Obama unterschrieben worden und Anfang 2016 in Kraft getreten. Siehe dazu auch *terrorist Travel prevention act* , Herr Trump war da noch nicht einmal gewählt geschweige im Amt!

    Das sind die Fakten…also bedanken Sie sich bitte bei Herrn Obama!

    Optimal wäre es auch diese Falschaussage im Zusammenhang mit dieser spezifischen Erfahrung und dem Antrag auf ein Visum inhaltlich zu korrigieren. Falsch ist einfach falsch.

  4. Jan sagt:

    Ich war dienstlich mehrfach im Iran und musste daher auch ein Visum beantragen. Das hat alles auch super geklappt. Bei der Einreise kannst du dich darauf einstellen, dass du am Kiosk das X bekommst und wahrscheinlich auch häufiger zur Nachkontrolle bzw. zum Interview darfst. Somit kannst die Immigration schon mal 30 bis 45 min länger dauern.

  5. zabadac sagt:

    dank, super bericht. mußte für meine Vn- frau USA visum besorgen, s.o.
    war an sich easy, ging damals aber nur in Berlin. der interviewer war knuddeliger kumpeltyp. zack und fertig
    wenn man das mit Kanada vergleicht: für Dtschl war zumindest for 3 jahren die botschaft in Wien ! zuständig, AH würde sich schlapp lachen. vor 6 jahren war es noch easy in Berlin, ähnlich obigem bericht. mit glück findet man service firma in D’dorf die die lokalen formalitäten übernimmt denn fotos & interview & kanadischer notar reichen nciht, es muß vor-ort-fingerabdruck sein. dank fehler des bearbeiters durften wir 3 mal nach dus ex ham. aus Dus geht pass am ende nach Vie und von da nach hause, natürlich mit teurem kurier. das ganze visum war deutlich teurer als der flug.
    jedes neue visum selber aufwand: „sie könnte ja ihre fingerabdrücke chirurgisch verändern“
    dankt den göttern wenn Ihr dtschen pass habt
    guten rutsch und happy landings

  6. gast1234 sagt:

    Was mir bei der horrenden Gebühr in Erinnerung kam war die (wohl inoffizielle) Begründung der Chinesen für die hohe Visa-Gebühr, die Amis im Vergleich zu allen anderen Nationen zahlen müssen: Ihr macht es doch auch. Nimmt Europa auch diese Sätze für Schengen-Visa, die von US-Bürgern beantragt werden?
    Ansonsten : Vielen Dank für den Erfahrungsbericht, er möge keine negativen Konsequenzen für den Schreiber nach sich ziehen

  7. Eric sagt:

    Ich habe bei der Esta Befragung eine Frage versehentlich mit „ja“ beantwortet. Promt wurde esta abgelehnt.
    Was kann ich tun?

  8. Carsten sagt:

    Also ich bin auch Reisen nach Nordkorea wieder via ESTA in die USA gekommen. Hab’s halt drauf ankommen lassen und hat ohne Probleme geklappt!

  9. Abdul sagt:

    Musste das selbe durch machen ich bin Kurde (Staatenlos) der in in Aleppo (Syrien) geboren ist da ich die syrische Staatsbürgerschaft nicht ablegen kann (erlaubt die syrische Regierung nicht) musste ich das selbe Visum in Berlin beantragen es hat auch nichts gebracht das ich im Besitz der Deutschen Staatsbürgerschaft bin??‍♂️ Aber jetzt habe ich zumindest ein 10 Jahre gültiges Visum.

    • Isabella Dietrich sagt:

      Hallo abdul,
      Und hast du denn beide Pässe ?
      Mein Freund ist auch syrischer Staatsbürger und deutsch und sein Visum wurde abgelehnt.

  10. Stefan sagt:

    Für alle die meinen, mit einem 2 Pass das ganze austricksen zu können. Vergesst es !

    Dazu lügt Ihr noch beim Esta Antrag, was eine Verweigerung und im schlimmsten Fall Einreise Sperre zur Folge haben kann.

  11. Dominik sagt:

    Hört sich ein bisschen angenehmer an als es in Bern abläuft.

    • James sagt:

      Allerdings ! In Bern wurde mein Antrag auf ein US Touristen Visum abgelehnt (nachdem die mein ESTA „gecancelt“! hatten). „Wegen etwas das mir im April 2012 in den USA wiederfahren ist“, mehr wollte man dazu nicht sagen. – Tatsache ist nun aber dass ich zwischen 2008 und 2015 GAR NIE in den USA war ! Doch alles erklaeren und belegen nutzte nichts. „Ohne Worte“ !

  12. Juergen sagt:

    Ich hab auch durch zahlreiche Reisen nach Syrien und in den Iran diesen Sonderstatus. Mir sagte mal jemand dass ein zweiter Pass das establish wieder möglich machen würde. Allerdings bezweifele ich das es geht. Ich habe erfahren dass alle Fluggesellschaften mit einem Flug in die USA ihre gesamten Datenbanken offenlegen müssen. In meinem Fall war es die Ukraine International welche mich nach Teheran brachte , sie haben einen New York Flug.

    Übrigens mein Visum wurde für 10 Jahre erstellt und mein Reisepass ist noch 7 Jahre gültig. Man kann mit dem alten abgelaufenen Pass nebst Visum trotzdem in die USA einreisen sofern man einen neuen gültigen Pass besitzt. Mir war das vorher gar nicht bewusst wie flexibel hier die Amerikaner sind.

  13. Ingo-Sven sagt:

    Danke Felix, dieser Beitrag kommt wie gerufen, da ich in der gleichen Situation bin.
    2017 war ich aus sportlichen Gründen zweimal im Iran und Ende 2017 wurde mir bei der Einreise nach Guam mein ESTA gestrichen. Leider wußte ich zu dieser Zeit noch nichts von der neuen Regel, ansonsten hätte ich meinen 2. Paß (der ist zwar voll und somit für China unbrauchbar) nutzen können.
    Im Februar muß ich aus sportlichen Gründen eine US Organisation besuchen und darf dann auch diesen Prozeß durchlaufen (und bekomme die Gebühr erstattet ?.
    Aktuell gehört es zum „guten Ton“ den Präsidenten der USA für alles Böse verantwortlich zu machen. Somit ist man auch schnell verleitet, diese Regel Trump anzulasten, was aber nicht den Tatsachen entsprechen dürfte. Nach meinen Informationen entstanden diese Regeln noch unter Obama , wurden aber erst unter Trump eingeführt. Somit ist Obama bzw. dessen Berater verantwortlich und nicht Trump.

  14. Kross sagt:

    Sie haben auf ihrem Passbild lange Haare. Das sah toll aus. Warum tragen sie die nicht mehr so?“ – „Mir sind die Rohstoffe ausgegangen.“

    Hä? Bin ich der einzige, der den Witz nicht kapiert?

  15. Anas sagt:

    Toller Beitrag, vielen Dank!

  16. Henning Kroll sagt:

    Diese Art Beiträge auf Travel Dealz sind sehr informativ und eine Bereicherung.

    Helfen sie in der Praxis Hürden zu umgehen und Fehler zu vermeiden.

    Die politische Bewertung der aktuellen Visa Regeln in die USA hätte man sich aber sparen können.

    Mittlerweile, ja jeder anständige Europäer, dank Spiegel online und Co gelernt, dass die eigentlichen Schurken nicht in Teheran oder Peking sitzen, sondern im weissen Haus in Washington 🙂

    Schöne Feiertage

  17. Stefan sagt:

    Behält dieses US-Touristen-Visum weiter Gültigkeit wenn man mit Besitz erneut in ein „verbotenes“ Land reisen möchte/muss?

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