Der Jahresrückblick: Lufthansa, Deutsche Bahn, Kreuzfahrten und mehr, was 2022 nicht ganz so wichtig war

Emirates Airbus A380

Ein weiteres Jahr ist vorüber und welches Publikationsmedium kann es sich schon leisten, zu solchen Anlässen auf zuverlässige Klickmagneten wie Jahresrückblicke zu verzichten? Travel-Dealz nicht, da wir ohne Frage zu den coolen Kindern auf dem Pausenhof der Reiseblogs zählen.

Mein gegenwärtiger Geisteszustand: Es ist Dezember 2022. Ich sitze in einem Hotel, 30 Kilometer von meiner Wohnung entfernt, um die letzten Punkte aus einer IHG-Promotion zusammenzukratzen. Vor zwölf Monaten um die gleiche Zeit hatte ich diese Probleme noch nicht. Auch keinen IHG One Rewards Account. Nur ein paar unverschämt günstige Tickets an diverse Orte dieser Welt. Und die bange Frage, ob es mir überhaupt erlaubt sei, exotische Gegenden wie Norditalien zu bereisen. Zeit, zu schauen, was unterdessen passiert ist:

Die Welt wird grün

In 2021 zählte unsere wöchentlich erneuerte Karte mit den Risikogebieten zu den meistgeklickten Artikeln – schließlich musste man eine Quarantäne antreten, wenn man aus einem rot gefärbten Gebiet nach Hause kam. Seit März dieses Jahres ergibt sich jedoch dieses langweilige Bild:

Risikogebiete gemäß RKI (letzte Änderung: 1. März, gültig ab 3. März 2022)

Gut möglich, dass für China bald nochmal eine Ausnahme gemacht wird. Fest steht jedoch: Seit dem europäischen Frühling 2022 gibt es von deutscher Seite kaum noch Einschränkungen für die Reisefreiheit. Im Herbst haben immer mehr Staaten nachgezogen, auch das lange Zeit verschlossene Asien hat seine Grenzen wieder für westliche Touristen geöffnet. Anfang 2023 beginnt für die Reisebranche (und die Welt im Allgemeinen) das postpandemische Zeitalter.

Mit dem Kranich auf der Achterbahn

Die größte deutsche Airline ist eine zuverlässige Quelle für Nachrichten aller Art. Der größte Hammer kam Mitte dieses Jahres, als die Lufthansa ihren Status als Fünf-Stern-Fluggesellschaft bei der Rating-Agentur Skytrax verlor – eine Errungenschaft, auf die man ursprünglich durchaus stolz war.

In der zweiten Jahreshälfte ging es wieder bergauf, etwa durch die Ankündigung eines neuen Bordproduktes. In der First soll es bald Suiten mit Schiebetüren geben, die Business Class wird sich vom überholten 2-2-2 Sitzmuster verabschieden und Premium-Economy-Gäste dürfen sich über die umständlichen Schalensitze freuen, die schon jetzt bei Swiss verwendet werden.

Lufthansa First Class neu 2
Die neue Lufthansa First Class. Das Gelb verschwindet auch in den Maschinen. © Lufthansa

Zu guter Letzt greift man in Frankfurt eine Veränderung auf, die vor der Pandemie geplant wurde – beim Miles&More Vielfliegerprogramm werden ab 2024 nicht mehr geflogene Kilometer, sondern Punkte über den Status entscheiden.

Die Deutsche Bahn wagt (k)einen Neuanfang

Wenn es um Spott und Hohn der deutschen Öffentlichkeit geht, können eigentlich nur Schalke 04, Boris Becker und die Deutsche Bahn mit der Lufthansa mithalten. Die Gleisgurus der DB versuchten Mitte des Jahres einen großen Mediencoup, als man sich als Intermodaler Partner des Airlineverbundes Star Alliance inszenieren wollte. Herausgekommen ist eine große Zeremonie (in der ein verspäteter ICE die Hauptrolle spielte; sowas kann man sich nicht ausdenken) und praktisch keine Veränderungen für Flug- oder Fahrgäste.

Deutsche Bahn Star Alliance
Perfekter Fototermin: Im Bild fehlen nur Lionel Messi und der WM-Pokal. © Deutsche Bahn AG / Oliver Lang

Bereits vor diesem Flop gab es (k)eine weitere Veränderung, und ähnlich wie bei der Lufthansa geht es auch hier um das Treueprogramm, das recht aufwändig umgestaltet wurde. Kämpft man sich jedoch durch die Mitteilungen um neue Statusstufen, ändert sich in der Praxis auch hier nur wenig für die Kunden. Das wichtigste: Beim BahnBonus-Programm sind nun 2.500€ statt 2.000€ Jahresumsatz für die bisher bekannten Vorteile des Comfort-Status notwendig.

Steigende Flug- und sinkende Schiffspreise

Ein Trend der sich in der Preispolitik großer Unternehmen widerspiegelt ist, dass die Leute scharf darauf sind, wieder andere Kontinente zu erkunden. Dafür ist jedoch das Flugzeug das Mittel der Wahl – die Preise für viele Flugstrecken sind deutlich höher als vor (und vor allem während) der Pandemie. Das macht unsere Arbeit anspruchsvoller, aber auch nützlicher.

Kreuzfahrtterminal von Southampton, England
Sonnenauf- oder untergang für die Kreuzfahrtbranche? © Peter Sterling

Entgegengesetzt ist der Trend bei Kreuzfahrten. Die großen deutschen Reedereien TUI Cruises und AIDA werben mit heftigen Rabatten, ganz besonders für Touren im arabischen Golf. Auch Atlantiküberquerungen sind günstig zu bekommen, sogar mit den großen amerikanischen Schiffen (Warum keine Go-Kart-Bahn auf das Oberdeck bauen?). Beide Faktoren führen dazu, dass wir unser Deal-Angebot im Vergleich zu den Vorjahren diversifiziert haben. Federführend war hier der Kollege Jonas, der nach diesem Jahr mehr über MSC Schiffe weiß als so mancher Seebär.

IHG wird zum Kundenmagnet

Eine ausnehmend positive Entwicklung des Jahres ist die Umstrukturierung von IHG Rewards, dem Treueprogramm der InterContinental Hotel Group. Niedrigere Hürden und kostenloses Frühstück für Diamond-Mitglieder machten das Programm attraktiver. Dazu gab es zahlreiche „Statusmatches“ – eigentlich gab das Programm den Platinum Status aus wie Kamelle an Karneval. Als Konsequenz haben nun drei unserer Redakteure den höchsten Status inne. Wie eingangs beschrieben, zählen total überflüssige Hotelaufenthalte für Bonuspunkte zu den Nebenwirkungen.

InterConti Tokyo Bay Fruehstueck Muesli
Frühstück im InterContinental – Uns gefällt, wie kostenlos es ist.

Über den Tellerrand

Hin- und wieder schauen wir von unserem Laptop auf und sehen die Welt dahinter. Dabei kommt es sogar vor, dass dies nicht aus dem Fenster eines Flugzeugs geschieht. Im Hinblick auf 2022 sind wir uns bewusst, dass der Krieg in der Ukraine nicht nur die Verlängerung von Flugzeiten nach Asien bedeutet; sondern unsägliches Leid für Millionen von Menschen. Dass Inflation und Energiepreise anderen Menschen das Leben in den eigenen vier Wänden schwer machen; während wir in privilegierter Position um die Welt reisen und euch Tipps geben, wie ihr das ebenfalls tun könnt. Auch wenn wir diese Dinge als Menschen im Blick haben, stehen sie als Autoren nicht im Fokus unserer Arbeit.

Interaktion, Kritik und Zuspruch

Natürlich gehören auch unsere Leser zu den Highlights dieses Jahres: Mit über 5.000 Kommentaren habt ihr unsere Arbeit im vergangenen Jahr kritisiert, vertieft, verbessert und gelobt. Dafür sind wir genauso dankbar wie für die 20.000 neuen Anmeldungen zum Newsletter, die wir als Wertschätzung für unsere Recherche und Schreibstil schätzen. In unserem Forum gab es zudem fast 9.000 neue Beiträge. Hier wird nicht nur diskutiert und beraten – einige Tipps und Hinweise sind als Deal oder Ratgeber schon auf der Seite gelandet. Danke für eure Treue! Wir sehen uns im nächsten Jahr, und hoffentlich noch in ein paar weiteren danach…

Titelbild: Photo by Kevin Hackert on Unsplash

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Kommentare (3)

  1. Daniel Tull sagt:

    Vielen Dank für die guten Tipps im vergangenen Jahr. Ich freue mich schon auf die Newsletter im neuen…. Macht bitte weiter so.

  2. Felix Alt sagt:

    IHG wird überschätzt. Trotz Plstin kein Loungezugang und die gewährten Upgrades waren bei mir nicht der Rede wert. Da lobe ich Hilton und Hyatt

    • Peer sagt:

      So ganz richtig ist das nicht.

      Einerseits gibt es mit dem Hilton Gold Status (der regulär ab 40 Nächten gewährt wird) auch keinen garantierten Loungezugang. Nur, wenn man Glück hat per Upgrade

      Andererseits gibt es bei IHG den garantierten (!) Loungezugang als Choice Benefit, wählbar ab 40 Nächten (= Platin Status). Und der IHG Gold wäre ja am ehesten mit dem Platinum vergleichbar.

      Wenn man den Status per Challenge oder Ambassador-Mitgliedschaft erreicht hat, gibt es keinen Loungezugang als Platin. Das stimmt.

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