Ticketpreise explodieren: Lufthansa verkauft vorübergehend nur noch die teuersten Buchungsklassen

Lufthansa Airbus A319 New Livery

Die Lufthansa bereitet sich mit einem ungewöhnlichen Schritt auf eine massive Welle an Flugstreichungen vor. Wie die Airline heute vermeldete, wurden für mehrere Tage fast alle Buchungsklassen aus dem Verkauf genommen. Für Flüge bis Ende Juli steht daher nur noch der jeweils teuerste Tarif zum Verkauf.

Das Resultat: Fast jeder Oneway-Flug innerhalb Europas kostet plötzlich mehr als 500€ – und auch innerdeutsch sieht es nur wenig besser aus.

Bei Google Flights lässt sich das gut beobachten. Der folgende Preisverlauf stellt die Ticketpreise für einen Flug von Frankfurt nach Amsterdam am 27. Juli dar:

Die Konzerntöchter Swiss, Austrian, Eurowings & Brussels sind zunächst nicht betroffen. Es geht hier nur um die Lufthansa inkl. Cityline und Air Dolomiti.

Hohe Ticketpreise sollen Buchungen verhindern

Bei der Lufthansa weiß man sicherlich, dass zu diesen Preisen niemand in den Urlaub fliegen muss. Vielmehr möchte die Airline damit sicherstellen, dass nicht zu viele Tickets verkauft werden. In einer Mail an Vertriebspartner heißt es:

Lufthansa möchte allen Gästen, die von einer Flugstreichung betroffen sind, eine alternative Reisemöglichkeit anbieten. Um dies sicherzustellen, wurde temporär die Verfügbarkeit auf Lufthansa Flügen innerhalb Deutschlands und Europas sowie in die USA und nach Kanada auf jeweils eine Buchungsklasse pro Beförderungsklasse reduziert.

In anderen Worten: Die Lufthansa wird viele Flüge streichen – und benötigt möglichst viel Platz auf anderen Fliegern, um die betroffenen Kunden umzubuchen. Jeder zusätzliche Passagier wäre daher nur ein Hindernis.

In der gleichen Mail werden nämlich erneute Flugstreichungen für Flüge von Juli bis Mitte September 2022 angekündigt. Diese sollen vor allem Flüge innerhalb Deutschlands und Europas betreffen. Urlaubsziele werden demnach nur in geringem Maße angetastet.

Details zur Umsetzung

Die Ausnullung günstiger Buchungsklassen betrifft zunächst nur Flüge mit der Lufthansa und Air Dolomiti in folgenden Zeiträumen:

  • alle Flüge in Europa bis 31. Juli 2022
  • alle Langstrecken nach Nordamerika bis 10. August 2022

Es stehen dann nur noch die Buchungsklassen Y (Economy), G (Premium Economy), J (Business) und F (First) zur Verfügung.

Die Maßnahme soll zunächst bis 5. Juli 2022 gelten. Danach sollten die Ticketpreise also wieder etwas sinken – vorausgesetzt, es sind nach den ganzen Umbuchungen noch Plätze frei.

Fazit

Dass die Lufthansa zu solch einem Schritt greift, deutet auf eine massive Storno-Welle hin. In Erwartung dieser Flugstreichungen ist es zu begrüßen, dass die Lufthansa Passagieren mit bestehenden Tickets Vorfahrt einräumt. Wer noch ein Ticket kaufen wollte – oder ein bestehendes Ticket umbuchen will – hat nun aber ein Problem.

Wer von einer Flugstreichung betroffen ist, sollte die europäischen Fluggastrechte im Hinterkopf behalten. Bei einer Annullierung innerhalb von 14 Tagen vor Abflug winken zwischen 125€ und 600€ Entschädigungszahlung – zusätzlich zur Umbuchung auf eine Alternativverbindung.

Titelbild: Dominic Wunderlich

Schreibe einen Kommentar

Kommentare (27)

  1. Tobias sagt:

    Der richtige Schritt zum Schutz der Passagiere. Dass die Infrastruktur der Flughäfen kollabiert ist nicht die Schuld von LH. Das unreflektierte LH Bashing ist ganz schön nervig….

    • Flo sagt:

      Es ist nicht die alleinige Schuld der Lufthansa, aber Mitschuld sind die Airlines auf jeden Fall. Es fehlte die Absprache der Airlines mit den Flughafenbetreibern und der Grund für die Stornierungen sind nicht allein fehlendes Sicherheitspersonal, sondern auch fehlende Piloten und Crew.

  2. Sokratino sagt:

    Traurig, aber offensichtlich wahr!!!! Unglaublicher Affront dem Markt gegenüber und ein beschämendes Armutszeugnis, dass man so undifferenziert die Brechstange auspackt. Das wird den extremen Sinkflug der Kranich-Linie weiter massiv beschleunigen und es werden noch mehr Kunden LH vom Radar streichen… leider schon seit längerer Zeit kein deutsches Vorzeige-Unternehmen mehr…

  3. Mark sagt:

    Ich finde die Kommunikation der Lufthansa ein Unding, ich habe eine Flug nach Paris am ersten August gebucht und weiß nicht, ob der stattfinden wird. Noch hätte ich Zeit, mich nach Alternativen umzuschauen, aber ich erreiche keinen, der Flug lässt sich auch nicht stornieren, wenn ich jetzt ein TGV Ticket buche, bleibe ich sicher auf den zusätzlichen Kosten sitzen.

  4. Maxim sagt:

    Weiß auch nicht, was hier alle haben. Ich bin jedes mal von der LH enttäuscht, wenn wieder eine inkludierte Leistung auf Kundenwunsch gestrichen oder kostenpflichtig gemacht wird. Aber das hier ist temporär und eigentlich ganz smart.

    Was hinterlässt wohl ein schlechteres Bild bei den Fluggästen? Dass man jetzt mal ein paar Tage lang keine günstige Reise buchen kann oder die ganzen Reisenden, inkl. Familien und Grschäftsreisenden, die Stunden, wenn nicht tagelang irgendwo stranden, ihre Koffer verlieren oder sich in überfüllten Schlangen die Beine in den Bauch stehen (und Corona einfangen).
    Die Gäste mit Ticket haben nun mal Vorrang und das Angebot einfach derart zu überteuern, dass die weitere Nachfrage erst einmal sinkt ist doch recht clever gesteuert. Und ist ja nicht so, als bliebe es das restliche Jahr so.
    Ich will die LH nicht komplett in Schutz nehmen. Es wurden Fehlentscheidungen getroffen, die sich jetzt auswirken, aber davon ist die ganze Branche betroffen. Überall fehlen Leute und überall sind die Krankeitsstände dank Corona und der fehlenden Schutzmaßnahmen durch die Decke gegangen. Die Lufthansa ist da wie jemand schon geschrieben hat, einfach nur ein Teil des Ganzen. Blöderweise ist sie diejenige, die den Frust der Passagiere abbekommt und daher macht sie jetzt ne Notbremsung.
    Andere Länder und Airports stehen auch nicht besser dar. Hat nicht KLM den Verkauf an Tickets ab AMS eine Zeit lang komplett ausgesetzt? Egal ob AMS, LHR oder YYZ. Das Netz ist voll von Storys aktuell. Die Branche hat sich massiv verkalkuliert und bekommt jetzt die Quittung für die komplette Planung auf Kante.

  5. Christina Martinez sagt:

    Was ist dann mit den schon bezahlten Tickets? Ich bin letzte Woche von München nach Florenz geflogen und normalerweise geht der Rückflug am 8.7. mit Air Dolomiti. Bis jetzt habe ich noch nichts von Lufthansa gehört. Mein Ticket hab‘ ich direkt bei Lufthansa gebucht.
    Schon klar, dass niemand eine Glaskugel hat!
    Mich interessiert nur, ob diese „neue Regelung“ auch für schon gebuchte und teilweise abgeflogene Tickets gilt.

    • Peer sagt:

      Im Prinzip gibt es für dich drei Optionen:
      1) Der Rückflug bleibt unangetastet und alles ist gut
      2) Dein Rückflug wird storniert. Aber es gibt einen anderen Air-Dolomiti-Flug später / früher am Tag, auf den du umgebucht wirst
      3) Dein Rückflug wird storniert und du musst mit Umstieg über z.B. Wien oder Rom fliegen

      Im Falle von 2) und 3) stehen dir gemäß EU-Verordnung bis zu 250€ Entschädigung zu.

      • Sascha sagt:

        Mir geht es schon so ähnlich. Ich habe einen Flug nach Krakau am Freitag und der Rückflug für Sonntag wurde jetzt gestrichen.
        Auf meine e-Mail bekomme ich keine Reaktion und an der Hotline komme ich nicht mal in die Warteschleife.
        Ich befürchte das ich bis übermorgen auch niemanden erreiche und wird das Ticket automatisch storniert und erstattet, dabei geht 2 Stunden früher ein Flug der noch halb leer ist.
        Kennt jemand noch einen Trick wie ich umbuchen kann?

        • Peer sagt:

          Hast du mal den Chatbot probiert? Für Umbuchungen könnte der funktionieren:
          https://www.lufthansa.com/de/de/hilfe-und-kontakt

          Ansonsten ggf. mal die amerikanische Hotline probieren. Was ich so gehört habe, wartet man dort kürzer als an der deutschen

          Notfalls: Per Mail zur Alternativbeförderung auffordern mit Frist in zwei, drei Tagen. Und wenn dann nichts kommt einfach selber buchen + zur Erstattung einreichen.

  6. Christian sagt:

    Das größte Skandal ist, dass LH de facto ein Monopol bei innerdeutschen Flügen hat. Auch durch protektionistische Politik geschützt. Nur deshalb kann LH sich solch einen unverschämte Preismaximierung erlauben Auch für die Inflationsrate und damit für das Wohlergehen von allen Deutschen ist dies willkürliche Preisexplosion ein weiterer Sargnagel. Und das nachdem die LH mit Mrd. Steuergeldern gerettet wurde. #NieWiederLH

  7. Peter Steiner sagt:

    Wenn ich die katastrophalen Entscheide innerhaln der LH Gruppe des letzten Jahres betrachte, muss ich zum Schluss kommen, dass das Management komplett überfordert und fehl am Platz ist. Schlimmer als die Airlines der LH Gruppe gibt es nichts mehr in der Luft.

  8. Uwe sagt:

    Das ist ja geil….

    Der LH ging es 2 Jahre lang dreckig und musste mit 9 Milliarden vor der Pleite gerettet werden – und jetzt, wo man meinen würde, das erneutes Vielfliegen nach Covid der Airline helfen würde, tritt LH ihren treuen Kunden vors Schienbein??

    Auf vielfachen Kundenwunsch…

    • Rüdiger sagt:

      Und wieder mal wird vergessen, dass LH die Kredite hochverzinst zurückbezahlt hat und der Staat hat ein ordentliches Plus mit den Aktien gemacht

  9. Betty sagt:

    Jetzt mal ehrlich, bei aller Kritik. Das hat die KLM auch schon gemacht. Und sogar Leerflüge. Es liegt auch nicht nur an der LH, sondern auch an den Airports. Was ist Frankfurt allein für herrenloses Gepäck herumsteht ist unglaublich. Das ist ein Problem um System und die LH ist nur ein Rädchen. Ich kritisiere den Kranich auch oft, aber dieses pauschale Bashing ist total unangebracht.

    • Peer sagt:

      Ich kann die überkritischen Kommentare hier tatsächlich auch wenig nachvollziehen.

      Die Lufthansa hat in den letzten Jahren jede Menge Mist gebaut. Aber das hier ist m.E. eine halbwegs angemessene Lösung, um die Probleme in den Griff zu bekommen.

      • Uwe sagt:

        Ist das dein Ernst Peer?

        Teure Buchungsklassen sollen Buchungen VERHINDERN ???

        Kunde droht mit Auftrag…
        Auweia…👎

        • Peer sagt:

          Natürlich wird sich das auf die verkauften Tickets auswirken. Geschäftskunden beißen womöglich in den sauren Apfel und buchen trotzdem. Aber von den Privatreisenden bucht niemand mal eben ein innerdeutsches Ticket für > 500€.

          Das ist ja auch das erklärte Ziel der Lufthansa. Die Plätze sollen für Gäste freigehalten werden, die von Flugstreichungen betroffen sind. Und nicht anderweitig verkauft. Abseits davon bedeutet jedes neu verkaufte Ticket natürlich auch, dass mehr Entschädigungszahlungen zu leisten sind.

          Ich sage nicht, dass ich die aktuelle Lage gut finde. Die LH hat sich das durch den Stellenabbau teilweise selbst zuzuschreiben. Aber wenn man jetzt so viele Flüge streichen möchte, ist es gut, nicht zur gleichen Zeit noch mehr neue Tickets zu verkaufen.

        • Oliver sagt:

          Nun ja, wenn es das nachvollziehbare Ziel der LH ist, keine Tickets mehr zu verkaufen gibt es eine weniger provokante Lösung: Keine Tickets mehr verkaufen 🙂

          Es ist einfach nur nervig, mit welcher Selbstverständlichkeit hier Tickets gestrichen werden. Das hat Eurowings letztes Jahr bei mir auch 2x gemacht. Im Januar noch einen tollen Flugplan mit täglichen Flügen präsentieren und dann im Juni auf Rentabilität zusammenstreichen. Ja, hier konkret ist die LH nicht der Böse, aber: Die ganze Branche wurde mit Steuergeldern gestützt, schmeißt trotzdem die Leute raus und wundert sich jetzt, dass

          a) Leute in den Urlaub wollen und
          b) die rausgeschmissenen Ex-Arbeitnehmer keinen Bock mehr haben

          Die riskierten lieber dieses Chaos als dass man ein paar Leute perspektivisch wieder einstellt.

  10. Bert Zorn sagt:

    Eigentlich hat hier immer jemand zu meckern. Wenn die Airline den Passagieren der abgesagten nun annehmbare Flüge anbieten will und dafür ja praktisch auf das Neugeschäft verzichtet, ist es auch nicht recht. Wer wirklich verantwortlich ist lässt sich nicht sicher sagen. Auch außerhalb Deutschlands ist auf den Airports der Teufel los. Das betrifft ja nicht nur LH

    • Marco sagt:

      Kann ich nicht bestätigen das es überall so zugeht wie in D. Bin letzte Woche mit American von JFK nach LHR geflogen. Dann weiter mit British Airways nach CDG. Und dann mit Air France nach MUC.
      Jede der Airlines hat einen reibungslosen Service geboten, in der Luft sowie ging es an den Airports zwar voll aber ohne Probleme mit den Koffern oder im Securitybereich alles vernünftig von statten. Nur als ich in MUC T1 angekommen bin hat sich mir das erste mal ein Bild von Chaos gezeigt. An den Baggage Claims befanden sich hunderte von herrenlosen Koffern. Hatte ich in keinen der internationalen Airports erlebt! Also das hat nichts mit LH- oder Deutschland Bashing zu tun. Das ist Fakt und meine ganz persönliche Erfahrung meiner letzten Reise. Im übrigen war ich früher auch LH Fan. Fliege jedes Jahr 2-3x in die USA. Buche nur noch andere Airlines auch wenn ich dafür Zubringer oder Zwischenstopps in Kauf nehmen muss. Schade das es soweit kommen musste.

  11. Josef Paul sagt:

    Kundenbindungsprogram einmal anders, warum füllt mir gerade die Titanic ein.

  12. Ines sagt:

    Wir alle sollten aus diesem Verhalten der Lufthansa lernen und diese Airline einfach meiden! Übrigens , die Preisänderungen können durch Abflug aus EU – Nachbarländer auf der Langstrecke noch immer deutlich gesenkt werden . Wer verar**** hier eigentlich wen ? Spare aktuell noch immer ca. 50% in Business , wenn ich vorher Zubringer mit AF nach CDG in Eco buche.

  13. Stefan sagt:

    Ein Grund mehr, diese *“%!“*‘-Airline zu meiden. Diese Fluggesellschaft lebt nur noch vom guten alten Ruf. Mittlerweile muss man sich dafür schämen, dass Lufthansa eine deutsche Fluggesellschaft ist…

  14. Stefan sagt:

    Mein Flugpreis (gebucht 1. Juni 2022) für Ende August 2022! mit der AUA nach Copenhagen (von Wien) hat sich fast verdoppelt

  15. Stefan sagt:

    Bin wirklich froh bei meinem Urlaub vorab die LH ausgeschlossen zu haben.

  16. Oliver sagt:

    Irgendwie erinnert mich die Lufthansa an viele Marken aus der Modebranche. Man zahlt (nur) den Namen. Gleiche Qualität für weniger Geld gibt es bei der Konkurrenz. Ich zahle doch keinen 3x Flugpreis, nur damit ich nach einer Stunde nicht durch ein „Scratchcaaaaaards“ geweckt werde 😀

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Hinweis: Sollte dein Kommentar nicht umgehend auf der Seite erscheinen, muss es zuerst von einem Moderator freigegeben werden. Das ist insbesondere der Fall, wenn du zum ersten Mal bei uns kommentierst.


Suchen