Ziemlich genau anderthalb Jahre ist es nun her, dass die Lufthansa ihre Allegris-Kabine erstmalig auf der Langstrecke eingesetzt hat. Nun folgt ihr die Swiss mit ihrem baugleichen Bordprodukt, der Senses-Kabine. Dabei gibt es einen kleinen Unterschied im vordersten Bereich der Kabine, der First Class.
Mit der Grand Suite vermarktet die Schweizer Lufthansa-Tochter ein Produkt, das sie selbst als neues Kapitel der kommerziellen Luftfahrt bezeichnet. Grund genug, sich diese besondere Art des Reisens einmal genauer anzuschauen und die Frage zu klären, ob sie sich lohnt.
Im Sinne der Transparenz: Wir führen Airline Tests immer neutral und möglichst undercover durch. Das Ticket wurde komplett von uns gezahlt und Swiss wurde nicht über unser Kommen informiert. Auch im Nachhinein gab es keinerlei Einfluss auf dieses Review, sodass hier zu 100 % das Erlebte und Empfundene geschildert wird.
Inhaltsverzeichnis
Flugdetails
Hier die obligatorischen Flugdetails:
- Flug: LX 52 Zürich
ZRH– BostonBOS - Sitzplatz: 1A(+D+E)
- Fluggerät: Airbus A350-900 HB-IFA (Auslieferung Oktober 2025)
- Planm. Abflug: 17:30 Uhr
- Planm. Ankunft: 20:00 Uhr
- Blockzeit: 8h 30min
- Reisezeitpunkt: 28. November 2025
Buchung
Vor etwas mehr als zwei Wochen machte Miles&More mit der Aussage, dass nun Swiss Senses und Lufthansa Allegris First Class Flüge mit Meilen buchbar seien, Schlagzeilen. Bei der Überprüfung dieser Aussagen hatte ich das Glück, eine der sehr seltenen Prämienverfügbarkeiten in der Swiss Senses zu finden. Ab Oslo gab es die Verbindung zum Buchungszeitpunkt für 57.000 Meilen pro Richtung und 530€ an Zuzahlungen.
In Kombination mit dem Rückflug mit der Lufthansa wurden dann 114.000 Meilen und 1.030€ fällig. Gerade die Zuzahlungen sind dabei sehr schmerzhaft, jedoch in meinem Fall durch die geringe Meilenmenge noch verkraftbar. Wichtig ist im neuen Miles&More System im Übrigen, falls möglich, Returnflüge zu buchen. Die absurden Zuzahlungen für (oneway) Flüge ab Nordamerika von über 1.000€ mal außen vorgelassen, wären selbst in der Business Class 79.000 Meilen, in der First sogar 153.000 Meilen nötig gewesen.
Swiss First Class Flüge lassen sich grundsätzlich nur über die Senator und HON Circle Member Hotline buchen. Dementsprechend können auch nur Statusinhaber des Senator und HON Circle Status Swiss First Class Flüge buchen.
Dazu kamen noch knapp 20.000 Meilen und 200€ an Zuzahlungen für die Flüge von und nach Oslo, die man auch noch erwähnen sollte. Bei sonst 93.000 Meilen pro Richtung ab Berlin trotzdem noch die bessere Option.
Die First Class Buchung setzt sich so aus folgenden Flügen zusammen:
- Oslo – Zürich in der Helvetic Business Class (Embraer E195 E2)
- Zürich – Boston in der Swiss Senses First Class (Airbus A350-900)
- Boston – Frankfurt in der Lufthansa First Class (Airbus A340-600)
- Frankfurt – Oslo in der Lufthansa Business Class (Airbus A320)
Davon behandelt diese Bewertung der Senses First Class Grand Suite nur die Strecke von Zürich nach Boston, wobei hier zumindest kurz erwähnt sei, dass der Zubringerflug mit Helvetic mein bester kontinentaler Flug seit Jahren war!
Check-in
Wir beginnen unsere Reise also in Zürich in der Check-in Area 1, der exklusiven Check-in-Lounge für Swiss (und Lufthansa) First-Class-Gäste sowie HON Circle Member. Wenn man mit Aufgabegepäck reist, wird einem dies hier abgenommen und man erhält nach einem Dokumentencheck seine Bordkarte. Anders als bei der Lufthansa gibt es hier jedoch keine extra Bordkarten bzw. Umschläge für First-Class-Reisende.


Von dort geht es einmal für 100m durch das Terminal zu der Rolltreppe, die einen zur Sicherheitskontrolle für First Class und HON Circle Member bringt. Diese verfügt zwar weder über CT Scanner oder andere moderne Sicherheitstechnik, aufgrund der geringen Anzahl an zutrittsberechtigten Gästen geht es aber trotzdem schnell. Mit dem Erlebnis in München auf meinem Allegris First Class Flug nach New York kann sie trotzdem nicht mithalten. Der Vorteil hier in Zürich ist jedoch, dass man sich danach direkt in der First Class Lounge bei den A-Gates befindet.

Lounge in Zürich
In Zürich hat man als First Class Reisender (oder HON Circle Member) die Wahl zwischen zwei verschiedenen First Class Lounges. Durch die Ankunft am Hauptterminal gelangt man direkt in die Swiss First Class Lounge an den A-Gates. Hier gibt es die Möglichkeit, à la carte Speisen und Getränke zu ordern, einen Meetingraum zu reservieren, zu arbeiten oder auch zu rauchen. Mir persönlich gefällt jedoch die zweite First Class Lounge bei den E-Gates bedeutend besser, sodass ich den frühstmöglichen Transfer zu den E-Gates in Anspruch nahm und lediglich einen doppelten Espresso genoss.


Die Möglichkeit für First Class Lounge Gäste, zum Satellitenterminal (E-Gates) des Flughafen Zürichs gefahren zu werden, ist definitiv die angenehmste Option, um das Terminal zu wechseln, auch wenn man „nur“ in einem Sprinter gefahren wird. Dank dieses Transfers muss man sich in der First Class Lounge an den E-Gates angekommen noch nicht einmal anmelden, nachdem dies vom Transferpersonal übernommen wird. Bei nur einer knappen Stunde Zeit bis Boarding war ich über jede Minute mehr in der Lounge sehr dankbar.

So steuerte ich direkt den Restaurantbereich an und wurde herzlich empfangen. Nach einem kurzen Blick in die Karte bestellte ich ein Tartar, Rinderfilet und ein Schokosoufflé. Zudem konnte ich feststellen, dass es das Käsefondue wieder zurück auf die Karte geschafft hat. Scheinbar scheinen Kundenanmerkungen hier ernst genommen zu werden. Alles Bestellte schmeckte (wie immer) sehr gut, lediglich das Soufflé war aufgrund der Anrichtweise des Eis auf dem Kuchen beim Servieren schon kalt.


Boarding
20 Minuten später als geplant steuerte ich dann das Gate an, nachdem es per Mail die Info über einen verzögerten Abflug gab. Vom Loungepersonal gab es diesbezüglich leider keinerlei Hinweise. Selbst bei einer Nachfrage am Counter zu einem anderen Thema gab es keinerlei Informationen. Das ist jedoch der einzige Kritikpunkt meinerseits an der sonst hervorragenden Lounge.


Das Boarding verlief dann in den üblichen Gruppen, wobei First Class Gäste und HON Circle Member in der Gruppe 1 direkt nach dem Preboarding boarden. Neben mir war auf dem Flug nur noch ein weiterer Gast in der First Class sowie ein HON Circle Member in der Business Class, sodass das Prozedere schnell und effizient vonstatten ging. An Bord wurde man direkt an der Tür empfangen. Da durch die zweite Tür geboardet wurde, ging es durch die erste Business Kabine zu meiner Suite in der First Class. Wo ich umgehend mit einem Amenity Kit, Champagner und Käsestangen empfangen wurde.

Da nur zwei Passagiere inklusive mir in der First gebucht waren und der zweite Passagier in der anderen Fenstersuite saß, konnte ich die Mittelsuite und somit Grandsuite nutzen. Dies wurde mir von den Flugbegleiterinnen direkt proaktiv angeboten.
Kabine
Die Swiss Senses First Class weist im Airbus A350-900 bis zu 4 Sitzplätze auf. Dabei gibt es (jeweils außen) zwei Fenstersuiten und eine Doppelsuite. Letztere kann zwei Menschen beherbergen, jedoch wird es nicht auf jedem Flug ein gemeinsam reisendes Paar geben, sodass es in vielen Szenarien 3 Sitze an Bord gibt. Dadurch ergibt sich folgende Sitzverteilung: 1–(1/1)–1. Ebenso bietet Swiss die Option der Buchung einer Grand Suite an, bei der man die Fenstersuite 1A und die Doppelsuite 1D/E zusammen bucht, um noch mehr Privatsphäre zu erhalten.

Die Swiss Senses First Class ist sowohl zur Galley als auch zur Business Class mit einem verhältnismäßig dünnen Vorhang abgetrennt. Während vom ersten Gang, sowohl die Fenstersuite (1A) als auch Suite Plus (1D/1E) zu erreichen sind, bietet der zweite Zugang nur einen Zugang zur Fenstersuite (1K). Dadurch ist die letztere Suite die wohl privateste.


Die Toilette für die First Class Passagiere befindet sich in der vorderen Galley und ist zwar kein Platzwunder, umfasst jedoch alle notwendigen Amenities, die man während eines Fluges benötigt. Wenn auch die Auswahl auf der Toilette bei anderen Airlines im Waschraum größer ist, bekommt man einige Dinge nach dem Boarding am Sitz überreicht, dazu später jedoch mehr.
Die Grand Suite
Die Grand Suite stellt eine Kombination der beiden Suitenarten dar. So hat man sowohl Zugriff auf eine Fenstersuite (1A) als auch die Suite Plus oder auch Doppelsuite (1D/E). Dadurch, dass es nur eine Reihe an First Class Sitzen gibt, hat man durch die Vorhänge zur Business Class und vorderen Galley eine kleine richtige Suite mit getrenntem Schlaf- und Arbeits-/Essensbereich und fast vollkommener Privatsphäre.


Da ich trotz Dunkelheit während des Starts gerne aus dem Fenster schaue, entschied ich mich dazu, mein Gepäck in der Mittelsuite zu verstauen und diese zum Schlafen zu nutzen, sodass ich während des Essens am Fenster sitzen kann. Bei einer Buchung zu zweit, kann man trotzdem problemlos zu zweit in der Fenstersuite essen, die diese dank eines Gurtes auf der Ottomane auch Dinnieren zu zweit ermöglicht.
Sitzfunktionen
Der Sitz kann soweit alles, was man von einem modernen First Class Sitz verlangt. Er lässt sich flexibel elektrisch einstellen und auch die Ottomane sowie die Fenster lassen sich elektrisch bedienen. Dazu kommen Allegris/Senses typisch noch die Sitzkühl- und -heizfunktion. Mit knapp 90cm Sitzbreite in der Fenstersuite sowie 2 × 60 cm Sitzbreite in der Mittelsuite hat man auch überall mehr als genug Platz.

Neben dem großen 27/43 Zoll 4k Monitor (Fenster-/Mittelsuite) verfügt jeder der drei möglichen Sitzplätze über ein eigenes Tablett, wobei sich in der Mittelsuite auch jeweils der andere Sitz über das Tablett steuern lässt. Zur Sitzverstellung kann man zudem auch auf einige Schnellauswahltasten neben dem jeweiligen Sitz zurückgreifen, die jedoch nicht unbedingt immer erreichbar sind.

In der Fenstersuite ist der Bildschirm immerhin per Touch bedienbar. Einen extra kleinen Controller, um etwa den großen Bildschirm in der Mittelsuite zu steuern, gibt es leider immer noch nicht, sodass man hier auf sein Handy zurückgreifen muss. Dieses lässt sich per WLAN und individueller Codeeingabe mit dem entsprechenden Sitz koppeln und ermöglicht dann auch das Bedienen der Bildschirme. Ebenfalls drahtlos lassen sich eigene Bluetoothkopfhörer koppeln.

Dem System zu trauen scheint man dabei auf Seiten der Swiss noch nicht. So erhält man (zumindest aktuell noch) Kabelkopfhörer und keine kabellosen, wie bei der Lufthansa Allegris First. Gerade, weil die meisten Schwächen der Sitze technischer Natur sind, ist es umso enttäuschender, dass man hier weiterhin nicht in der Lage ist, die seit 1,5 Jahren bekannten Probleme zu beheben.
Stauraum & Ablageflächen
Gerade wenn man alleine reist, gibt es natürlich mehr als genug Stauraum für die maximal 2 Handgepäckskoffer und das Personal Item, welches man als First Class Gast regulär mit an Bord bringen darf. Sollte man „nur“ die Fenstersuite oder zu zweit die Suite Plus zur Verfügung haben, sieht das allerdings anders aus. So bekommt man dann definitiv nur einen Handgepäckstrolley unter und eventuell noch das Personal Item. Der Rest muss anderweitig (oft wohl in der Business Class) verstaut werden. Das ist mittlerweile jedoch leider bei einigen Bordprodukte anderer Airlines der Fall.

Für die Jacke und/oder Klamotten steht in jeder der beiden Suiten eine Garderobe mit zwei Bügeln zur Verfügung. Dort findet man auch einen großen Spiegel. Weitere kleinere Verstaumöglichkeiten und Ablageflächen gibt es in beiden Teilen der Grand Suite durchaus. So kann man in jeder Suitehälfte in einem kleinen Fach Gegenstände bis zu 10kg verstauen und diese nebenbei via USB-C aufladen.

Ansonsten verfügen alle drei Sitze über eine internationale Steckdose sowie mindestens die Möglichkeit, ein Getränk abzustellen. In der Fenstersuite sowie dem Sitzplatz 1E hat man zudem eine lange Ablagefläche, aus der auch der große und stabile Tisch ausgeklappt werden kann. Auch kann man hier Geräte kontaktlos laden.
Privatsphäre
Die größte Stärke der neuen Senses First Kabine und insbesondere der Grand Suite ist die Privatsphäre. Auch so sind die 1,80m hohen Wände und Filztüren ideal, um sich vor Blicken anderer zu schützen, doch im Konzept der Grand Suite erweitert sich diese Privatsphäre noch weiter auf den Gang, den man sich mit keinem anderen teilen muss und welcher nur von Flugbegleiterinnen während des Services betreten wurde. Der angepriesene Wohnungscharakter wird dadurch erstaunlicherweise erreicht.

Zum Schlafen hatte ich dann jedoch trotzdem die Türen der Mittelsuite geschlossen, auch um die Geräusche etwas zu dämpfen. Aus Sicherheitsgründen gibt es in den Türen recht große Griffe, die zeitgleich als Blickfenster in die Suite genutzt werden können. Mein Privatsphäregefühl hat dies jedoch fast gar nicht eingeschränkt.

Sitzkomfort
Den Sitzkomfort hatte ich zumindest in meinem Allegris First Class Fenstersuite Review zu Teilen kritisiert. Bei der Swiss hat sich auch hier nichts getan, wobei ich dieses Mal besser mit dem weiterhin herumfliegenden Gurt für Start und Landung zurechtgekommen bin. Durch die vielfältige Sitzeinstellung lassen sich jedoch auch lange Flüge recht problemlos aushalten, sodass die Komforteinschränkung weniger dramatisch ist.

Dazu fand ich schon beim Boarding zwei Kissen pro Suite sowie jeweils eine Fleecedecke pro Sitz. Sollte einem schnell kalt werden, könnte man sich also jederzeit einmummeln und es sich kuschelig machen. Anders als beim Schlaf, war mir der Sitz auch zu keinem Zeitpunkt zu hart, dazu gleich mehr.
Schlafkomfort
Die größte Schwäche und Enttäuschung war tatsächlich der Schlafkomfort in der Mittelsuite meiner Grand Suite. So ist der Suite eigentlich prädestiniert dazu, in einem Doppelbett über den Wolken zu schlafen. Allerdings stört dabei die Spalte zwischen den beiden wohlwollend als Matratzen zu bezeichnenden Sitzauflagen, welche mir leider deutlich zu hart waren. Da war der Schlaf auf meinem Rückflug in der alten Lufthansa First Class bedeutend angenehmer.

Hinzukommt, dass man sich bei Nutzung des Doppelbettes nicht anschnallen kann, da es nur Gurte für die einzelnen Sitze, nicht aber einen für beide gibt. Gerade da man es in der Fenstersuite geschafft hat, neben dem normalen Gurt noch einen zweiten, breiteren Gurt zu installieren, wäre dies auch hier wünschenswert gewesen. So hat man, wenn man regelkonform schlafen möchte, sogar weniger Platz in der Suite Plus, als in der Fenstersuite, sodass sich der gesamte Sinn der Grand Suite (für Alleinreisende) dadurch eliminiert.

Schließlich kann man sich bei Einzelnutzung auch einfach das Bett am Fenster machen lassen, da man ohnehin nicht zeitgleich essen/arbeiten und schlafen kann. Auch die Nutzung der beiden Suiten zu tauschen ergibt wenig Sinn, nachdem es in der Mittelsuite keinen größeren Tisch gibt und der größere Bildschirm aufgrund von fehlenden Anschlüssen und der umständlichen Bedienung per Smartphone nicht besser nutzbar ist.
Essen & Trinken
Anders als auf vorangegangenen Flügen mit der Swiss, mit zugegebenermaßen längerer Flugzeit, gab es dieses Mal genügend zu essen. Der Essensservice wurde dabei trotzdem strikt in zwei Teile aufgeteilt, indem man die Essensoptionen erst knapp 2 Stunden vor Landung in Form einer extra Menükarte zur Auswahl stellte. So waren dieses Mal keine 10 Stunden zwischen den beiden Essensrunden, wie auf den Flügen ab Japan. Trotzdem wäre eine Vorabübersicht, wie bei der Lufthansa oder anderen Airlines wünschenswert, vor allem, wenn der zweite Essensgang als Anytime Dining bezeichnet wird.


Zum Zeitpunkt meines Fluges waren bei der Swiss die Trüffelwochen, sodass man neben den normalen Optionen auch in jedem Gang ein mit Trüffel zubereitetes Gericht wählen konnte. Eine Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen ließ und die gerade für regelmäßige Swiss First Kunden eine nette Abwechslung darstellen dürfte – Zumindest beim ersten Essensservice.


Mittagessen
Mittagessen ist bei einem Abflug von 17 Uhr wohl etwas hochgegriffen, da jedoch vor der Landung ein zweiter Essensservice um circa 18 Uhr Ortszeit (in Boston) angeboten wird, schien mir diese Unterteilung trotzdem noch am sinnvollsten. Gestartet wurde mit einer Auswahl an Broten und Brötchen mit einer Trüffelcreme, Butter und Olivenöl. Dazu ließ ich mir die Signature-Vorspeise, den Balik-Lachs mit Crème-fraîche und Blini, servieren. Gefolgt wurde dieser von einem etwas zu dicken Carpaccio mit Trüffel, dem leider eine Sauce oder zumindest Öl in der Anrichte fehlte, sowie einem leckeren frischen Salat.



Als Zwischengang gab es neben der sehr leckeren Trüffel-Artischocken-Suppe auch ein hier nicht abgebildetes Avocado Sorbet, welches angenehm erfrischte und den Geschmack im Mund neutralisierte.

Zum Hauptgang gab es eine Pouletbrust mit Morchelrahmsauce, sowie Tagliatelle, grüne Bohnen und Süßkartoffeln. Als Swiss First Class Gast hat man die Möglichkeit, sich vorab eine Hauptspeise auszuwählen. Aus Interesse, wie Nudeln in der Luft wohl schmecken würden, hatte ich mich somit vorab schon für diesen Hauptgang entschieden. Dabei erfährt man zwar nicht, welche der vorab zur Auswahl stehenden Hauptspeisen ohnehin geladen werden, aber man hat definitiv eine erweiterte Auswahl an Speisen.

Die Nudeln waren dabei erstaunlich zufriedenstellend, auch wenn definitiv nicht auf dem Niveau eines Restaurants am Boden. Das Hühnchen war dafür leider etwas trocken, wobei sich dies auch noch in einem vertretbaren Rahmen hielt. Manch einer würde hier wohl jedoch anmerken, dass man bei den Preisen und der modernen Technik annähernde Perfektion erwarten dürfte, sodass ich letztlich nicht vollends begeistert ein kleines Verdauungsnickerchen machen ging.
Snacks
Kurz vorm Schlafengehen gab es jedoch noch einmal ein paar Pralinen, sowie einen letzten Schluck Champagner. Auf den angebotenen Espresso verzichtete ich, um zumindest etwas die Augen zuzubekommen. Wäre ich nicht schlafen gegangen und noch nicht genug gesättigt gewesen, hätte ich jederzeit weitere Pralinen, Chips, Kekse oder auch frische Früchte bekommen können.

Zum Abschluss des Fluges gab es dann nochmal ein paar Pralinen sowie zwei dann doch recht mickrige Täfelchen Schokolade, die man sonst innerhalb Europas auf der Kurzstrecke in der Economy erhält. Hier wäre eine große Tafel, wie ich sie auf meinem Zubringerflug von Oslo als nette Geste geschenkt bekommen habe, die deutlich adäquatere Option. Alternativ könnte man auch darüber nachdenken, ob man eine kleine Pralinenpackung mitgibt, wie es auch die Lufthansa tut.

Abendessen
Das Abendessen bzw. die zweite Runde an Essen startete ich direkt mit einem Kalbs-Saltimbocca mit Wildbrokkoli und einem Risotto, welches jedoch nicht wirklich schlotzig war. Das Kalb war zudem recht zäh, was wohl an der Dicke des Fleisches in Kombination mit einer zu trockenen Erwärmung zuzuschreiben ist.

Das abschließende Trüffeldessert von der Karte der ersten Essensrunde war definitiv lecker, mir jedoch etwas zu stark nach Trüffel schmeckend. Am Ende ist der prägnante Trüffelgeschmack einfach etwas, was ich herzhaften Speisen zuschreiben würde. In Kombination mit dem Eis und den Früchten war es trotzdem erfrischend und lecker.

Getränke
Auch wenn die Getränkeauswahl an Bord der Swiss Senses First Class nicht schlecht ist, könnte sie meiner Meinung nach noch etwas exklusiver ausfallen. Mir persönlich hat der Champagner zwar sehr gut geschmeckt, der getestete Rotwein hingegen war weniger mein Fall, was man jedoch auch meiner persönlichen Präferenz zuschreiben kann. Was mich noch als Ergänzung freuen würde, wäre, wenn die Swiss Rivella nicht nur in den Lounges, sondern auch an Bord servieren würde. Das würde die insgesamt lokale Auswahl an Getränken und Speisen definitiv passend ergänzen.



Service
Der Service war definitiv eines der Highlights des Fluges. Insbesondere eine der beiden für die First zuständigen Flugbegleiterinnen war sehr proaktiv und kommunikativ. Wie auch im Januar waren sie zwar noch nicht ganz mit den Funktionen der angebotenen Sitze vertraut, jedoch hatten wir eine Menge Spaß diese gemeinsam auszutesten. Während des gesamten Fluges waren meine Gläser nie weniger als zur Hälfte gefüllt, wenn ich die Nachfrage nicht dankend abgelehnt habe.

Hier zeigt sich ein weiterer Vorteil der Swiss First Grand Suite. Dadurch, dass man Dreiviertel der Sitze besetzte, wäre selbst bei nur einer Flugbegleiterin für die First gewissermaßen immer jemand zur Stelle, um einen den nächsten Wunsch zu erfüllen. Dieser Flug war unter den nun insgesamt vier Flügen mit der Swiss in der First dieses Jahr der definitiv beste, was den Service anging.
In-Flight Entertainment
Das Beste am Entertainmentsystem ist auch in der Swiss Senses First, die Kameraübersicht in 4k. Diese lief während meines Fluges (bzw. den Rollzeiten) problemlos und ruckelfrei. Während des Fluges war aufgrund der Dunkelheit der Nutzen leider sehr eingeschränkt. Auch hier kann man zwischen fünf verschiedene Perspektiven wählen, wie man es aus der Allegris kennt.

Doch auch wenn man die Kamera mal nicht nutzen kann, weil es draußen zu dunkel ist oder man durch Wolken fliegt, hat man einiges an Auswahl im Entertainmentsystem der Swiss. Auch wenn die Filmauswahl recht groß ist, ist es definitiv schade, dass man bei den angebotenen Serien nur ausgewählte Folgen und keine ganzen Staffeln zur Verfügung stellt. Sollte man die verfügbaren Folgen dann durchhaben, kann man sich jedoch auch 3D Flugansicht widmen, die zumindest für mich oft die ohnehin attraktivere Option ist.


WiFi
Als Swiss First Class Passagier ist das WLAN kostenlos. Ansonsten kann man zwischen drei Optionen wählen, die zwischen kostenlos (Messaging) über 27€ (für 4 Stunden) bis zu 37€ (für den gesamten Flug) reichen. Ganz günstig ist das Angebot nicht, insbesondere bei den erreichbaren Geschwindigkeiten, die kein Streaming von Videos zulassen. Privat würde ich mich somit wohl mit der kostenlosen Option zufriedengeben. Spannenderweise benötigte man für den vollen WLAN Zugriff als First Class Gast keinen Vouchercode. So reichte die Anmeldung per Miles&More Travel ID mit dem bei der Buchung hinterlegten Konto, um „vollen“ Internetzugang zu bekommen. Sollte man jedoch kein Miles&More Konto haben, bekommt man einfach einen herkömmlichen Vouchercode.


Extras
Unter dem Bereich „Extra“ möchte ich jetzt noch einmal auf die gebotenen Amenities eingehen. So erhält man ein Amenity Kit, welches leider gar nicht extra oder in einer Art und Weise besonders ist. Zumindest wenn man überlegt, was es bei der Lufthansa die ersten Monate in der Allegris First Class gab. Der Inhalt an sich (Ohrstöpsel, Schlafmaske, Zahnbürste + Sisley Cremes) sowie die dazu gereichten Optionen, wie hochwertige (wiederverwendbare) Socken, Ricola, Mundspülung oder ein Brillenputztuch sind aber nicht schlecht.


Wirklich gut ist aber der Zimmerli Schlafanzug, welchen ich auch privat immer wieder gerne nutze und der anders als andere Schlafshirts bzw. Pyjamas, auch immer noch wie neu aussieht. Doch den normalen Preis laut Zimmerli Website von 200€ ist er dann doch nicht wert. So ist es aber umso besser, dass man einen seiner Wahl (kurz- oder langärmelig) geschenkt bekommt.

Zudem sei hier noch der Reinfall an Personal Assistant in Boston am Boden zu erwähnen. Während an manchen Destinationen der am Ende der Fluggastbrücke wartende Servicemitarbeiter einem helfen kann, schneller durch die Einreise zu kommen, oder zumindest so Tipps/Infos geben kann, konnte man mir hier noch nicht mal sagen, wo die Busse zum Fähren-Pier abfahren. Eine schnellere Einreise ist wohl gesetzlich bedingt nicht möglich, aber dann kann man sich seitens der Swiss/Lufthansa diese Ausgabe auch sparen.
Fazit
Dieser Flug wird mir definitiv noch lange in Erinnerung bleiben. So etwas erlebt man doch nicht jeden Tag und umso intensiver kann man dann solche Erlebnisse genießen. Ich würde jederzeit wieder mit der Senses First Class fliegen, wenn der (Meilen-)Preis stimmt. Für die Grand Suite würde ich jedoch weder extra Meilen noch Geld ausgeben. Meiner Meinung nach kann man den annähernd gleichen Komfort auch in „nur“ einer der Fenstersuiten haben.
Der Übersicht halber hier eine knappe Auflistung der Vor- und Nachteile der Swiss Senses Grand Suite, die jedoch nicht alle Eigenheiten berücksichtigt.
- Top Privatsphäre
- unfassbar viel Platz
- Modernste Technik
- Individuell einstellbarer Sitz
- Sehr motivierte Crew
- Viele Verstaumöglichkeiten
- Schlechter Schlafkomfort
- Inflight Entertainment nach wie vor nicht richtig durchdacht
- Getränkeauswahl sollte besser sein
- Qualität der Speisen noch etwas ausbaufähig
- Langsames WLAN
- Check-in & Boarding
- Lounge
- Sitzfunktionen & Stauraum
- Privatsphäre
- Sitzkomfort
- Schlafkomfort
- Essen & Verpflegung
- Service
- In-Flight Entertainment
- WLAN
- Extras
Während das Erlebnis am Boden in Zürich sowie der Service an Bord top waren, gibt es hinsichtlich des Caterings immer noch kleine Stellschrauben, die man angehen kann. Äußerst enttäuschend sind der schlechte Schlafkomfort in der Mittelsuite bei Einzelnutzung sowie dass man nicht aus den Fehlern bei der Allegris gelernt hat.
Kommentare (14)
FB und Gast hatten Spaß daran, gemeinsam die Sitzfunktionen auszutesten. OMG. Da scheint ja das Personal sehr ausgiebig geschult worden zu sein…
Toller Bericht, vielen Dank. Ich habe demnächst das Vergnügen auf 1A im A350 der SWISS.
Die Grand Suite wurde Dir „proaktiv angeboten“: Hast Du gefragt, ob das Angebot kostenlos ist (oder wurde Dir im Nachhinein etwas berechnet)?
Entschuldigung, aber angesichts meiner Erfahrungen rechne ich mit allem.
Mir wurde an Bord nach dem „Boarding completed“ angeboten, dass ich auch in die Mittelsuite könne bzw. die zum Schlafen nutzen könne. Ich hatte mich mit diesem Hintergedanken auch bei der Buchung für 1A anstatt 1K entschieden. Berechnet wurde dafür nichts, das gab es ja aber auch schon an Bord der alten First, dass wenn verfügbar, der Sitz auf der anderen Seite des Ganges zum extra Bett umfunktioniert wird.
Beste Grüße
Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung!
Ja, bei der bisherigen First Class habe ich am Fenster sitzend bei geringer Auslastung sowohl bei SWISS als auch bei Lufthansa schon den Nachbarsitz in der Mitte als Bett mitnutzen dürfen.
Die Grand Suite ist aber erstens eine andere Nummer aus Sicht des Marketings, und aus Sicht der Finanzen soll ja für vieles, war vorher inklusive war, Extra-Gebühren entrichtet werden.
Ich denke nicht, dass ich paranoid bin, sondern dass der Konzern raffgierig ist.
Lieber Jan-Niklas, Danke für Deinen Review. Ich kann Deine Erfahrungen größtenteils bestätigen. Bin eine Woche vor Dir auf der Strecke nach und von Boston mit dem neuen Swiss Senses A350 geflogen. Mir persönlich gefiel der Bettkomfort besonders gut auf 1A. Das Bett war sehr bequem, breit und die Bettwäsche auch sehr gemütlich. Das größte Manko in der neuen First Class sind die fehlenden Ablagemöglichkeiten. Du konntest zwei Sitze mit den entsprechenden Ablagen nutzen. Am Sitz 1 A gibt es lediglich unter der Ottomane Platz für einen normalen Cabin Trolley im Rimowa Size. Das war es. Selbst für meine Schuhe war dann dort kein Platz mehr. Ich reise als Senator immer mit 2 Handgepäckstücken und Personal Item. Es gab einfach keinen Platz für das zweite Gepäckstück und die Crew musste es irgendwo im Flugzeug verstauen. In der Sitzreihe 2 über den Business Suiten 2a und 2k in den overhead bins wird die Bettwäsche für die First Class verstaut – also kein Platz für Gepäck. Da haben also auch die Business Suite Gäste in 2a und 2k keine Möglichkeit, ihr Handgepäck zu verstauen. In den Mittelsitzen der Suiten in Reihe 2 2DG gibt es auch keine Overhead Bins.
Das ist für die First in Reihe 1 und die Business Suiten in Reihe 2 eine absolute Fehlplanung. Man hat das Handgepäck Thema komplett ignoriert. Wenn alle Gäste aus Reihe 1 und 2 alleine zwei Trolleys oder Rucksäcke etc. mitbringen funktioniert es schon nicht mehr mit dem Platz. Auf 1DG, wenn dort also wirklich zwei Gäste Platz nehmen sollen und es auch zwei paar Schuhe, vier Trolleys etc. plus Handtasche gibt, ist Platz absolute Mangelware. Im Bereich Staufläche für Handgepäck muss dringend nachgebessert werden. Da lobe ich mir die alten First Class Schränke in der 747-8 und dem A380 bei LH. Ansonsten wie geschrieben alles top, wenn die Crews noch ein wenig mehr Praxis auf der A350 bekommen.
Immer wird der Zimmerli Pyjama hervorgehoben.
Die Pyjamas bei der Swiss haben wenig mit echten Zimmerli Pyjamas zu tun – abgesehen vom Logo. Gleiches gilt wohl auch für Etihad mit Armani.
Ich persönlich finde den trotzdem ziemlich gut. Habe die seit Monaten im Einsatz und finde die im Vergleich zu LH, NH oder SQ deutlich besser.
Beste Grüße
Wie hast du die Verfügbarkeit gefunden wenn es sich Dachunterbringen über die Hotline buchen lässt ? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Ich habe geschaut, wann noch 3 Sitze in der First frei sind und dann die Daten zwecks Verfügbarkeit mit der Hotline abgeglichen.
Beste Grüße
Mich interessiert ob die elektrische Verdunkelung an den Fenstern funktioniert. Da hat Boeing ja Probleme.
Die funktionierten problemlos, waren aber „klassisch“ elektrisch verdunkelbar und nicht wie bei Boeing durch elektrochromes Glas.
Beste Grüße
Das Essen in der Swiss F ist doch voll Dine on Demand?
Theoretisch vielleicht (steht zumindest auf dem kleinen zweiten Menü), aber wenn es das erst 2 Stunden vor der Landung gibt, ist das kein Dine on Demand. Auf dieser Strecke geht das noch, aber auf allen Swiss First Flügen dieses Jahr gab es das Menü immer erst 2 Stunden vor der Landung und selbst auf Nachfrage wurde immer nur auf die Snacks (Lindorkugeln, Cracker etc.) verwiesen. Somit scheint das wohl gelebte Praxis und ein ziemliches Versäumnis zu sein. Seitens der Swiss ist man allerdings der Meinung, dass das Essen erst 2 Stunden vor Landung (mit bis zu 10 Stunden Pause daziwschen) den meisten Leuten reicht und man nicht weiter auf ein solches Feedback eingehen muss.
Schon traurig, dass LX hier nicht schafft, was andere in Business bieten.
Gerade bei kurzen Flügen oder späten Abflügen esse ich gern vorher in der .Lounge, schlafe dann erstmal und esse dann wanns mir passt. Bei QR, TK oder EY in Business möglich, bei LX in First wohl eher nicht.