Condor nimmt Lufthansa-Zubringer aus dem Sortiment und streicht zahlreiche Transatlantik-Flüge

Condor Airbus A321

Der Bundesgerichtshof hat kürzlich entschieden, dass die Lufthansa – zumindest vorerst – keine vergünstigten Zubringerflüge mehr für Condor erbringen muss. Das ist zugleich eine Schlappe für das Bundeskartellamt – denn das hatte die Lufthansa zuvor dazu verpflichtet, genau diese Sonderkonditionen weiter anzubieten.

Der Ferienflieger Condor sieht ohne die zahlreichen Lufthansa-Zubringer sein Geschäftsmodell in Gefahr und hat nun Konsequenzen gezogen. Aktuell wurden alle entsprechenden Zubringerflüge aus dem Sortiment genommen. Ähnlich schwer wiegt die Streichung zahlreicher Transatlantik-Verbindungen. Dafür wird nach Panama und Thailand ausgebaut.

Update

Update 28. Dezember: Ab sofort bietet Condor wieder Umsteigeverbindungen mit Lufthansa-Zubringer an. An den Streckenstreichungen hält der Ferienflieger aber fest. Mehr zur jüngsten Entwicklung hier.

Aktuell keine Lufthansa-Zubringer buchbar

Die Lufthansa hatte Condor zuletzt ein neues Abkommen für Zubringerflüge angeboten und eine Frist bis 24. Dezember gesetzt. Condor teilte damals mit:

Wir gehen davon aus, dass kurzfristig eine Einigung erzielt und ein partnerschaftliches Fundament für die langfristige Zusammenarbeit gefunden werden wird

Condor-Sprecher gegenüber AeroTelegraph

Offenbar wurde diese Einigung bislang nicht erzielt. Wer aktuell beispielsweise eine Reise von Bremen nach Seattle buchen möchte, der findet auf der Condor-Website keinerlei Ergebnisse. Und mit Start in Hamburg oder Berlin gibt es die frühesten Flüge im März 2025:

Das ist genau der Zeitpunkt, zu dem Condor – im kleineren Maßstab – eigene Zubringerflüge anbieten wird. Dies wurde im November angekündigt und soll den Ferienflieger ein Stück weit unabhängig von der Lufthansa Group machen. Nur ist ein täglicher Flug nach Berlin und Hamburg natürlich kein ausreichender Ersatz für die Lufthansa-Feeder, wenn auch besser als nichts.

Condor streicht zahlreiche Transatlantikflüge

Auch im Streckennetz zeigen sich erste Auswirkungen. Wie AeroRoutes zuerst berichtete, hat Condor zahlreiche saisonale Transatlantik-Strecken storniert bzw. Frequenzen reduziert. Folgende Flüge waren saisonal für Sommer 2025 geplant und wurden nun vollständig storniert:

  • Frankfurt – Baltimore
  • Frankfurt – Edmonton
  • Frankfurt – Halifax
  • Frankfurt – Minneapolis
  • Frankfurt – San Antonio

Auch die Strecke von Frankfurt nach Phoenix dürfte noch folgen. Dort wurden aktuell alle günstigen Buchungsklassen aus dem Verkauf genommen, was auf eine zeitnahe Stornierung hindeutet.

Auf Frankfurt – Halifax bleibt noch Discover Airlines als Alternative, Frankfurt – Minneapolis fliegt parallel die Lufthansa.. Alle anderen Flughäfen verlieren ihre einzige Direktverbindung nach Deutschland.

Neue Strecke nach Panama

In Anbetracht der ganzen Kürzungen stellt sich die Frage, was stattdessen mit der Condor-Flotte passieren soll. Eine erste Antwort gibt es nun, denn Condor wird eine neue Strecke von Frankfurt nach Panama aufnehmen. Ab 1. Juni geht es zweimal die Woche im Airbus A330neo von Frankfurt nach Panama-Stadt.

Erst letztes Jahr war die letzte Direktverbindung von Frankfurt nach Panama von der Lufthansa bzw. Eurowings Discover eingestellt worden.

Zudem wird Condor das ganze Jahr über nach Bangkok fliegen – und nicht nur im Winterflugplan, wie ursprünglich geplant. Allerdings dürften damit immer noch einige A330neo untätig in Frankfurt rumstehen. Und so wird sich Condor nach weiteren Alternativen umschauen müssen.

Fazit

Condor plant aktuell eine Zukunft ohne die Lufthansa durch – weiß aber, dass das kaum realistisch ist. Selbst, wenn die Raten für entsprechende Zubringer steigen dürften, kann der Ferienflieger kaum darauf verzichten. So wird man die gestiegenen Raten wohl früher oder später akzeptieren müssen, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Ticketpreise.

Titelbild: Condor Airbus A321 | Wolfgang Weiser

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Kommentare (22)

  1. Federico sagt:

    Condor muss der Lufthanda Group Paroli bieten, so wie Davisd gegen Goliath…
    Von Berlin oder Köln/Bonn nach DXB wäre doch super…!
    Brasilien oder Lateinamerika wäre auch interessant…

  2. Hannelore sagt:

    Im Winter von Berlin nach Dubai im A330 , das wäre was , oder auch von Köln nach Dubai , LH und Eurowings so unter Druck setzen.

  3. Marc sagt:

    Condor-Langstrecke nach DUS oder CGN – die Idee gefällt mir. 18 Millionen Einwohner in NRW und keine Direktflüge in die USA. Ich sehe da eine große Marktlücke. Und an beiden Airports gibt es erprobte Strukturen dafür.

  4. somkiat sagt:

    Juser , die berechtige Frage stellt sich doch : Brauchts die Condor überhaupt , die anscheinend auf dem Weg zur AirBerlin 2.0 ist ?
    Oder die Condor überlegt sich , wo sie Discover weh tun kann . somkiat , aus Gummersbach kommend , hätte da so eine Idee .
    DUS ist das Drehkreutz des Ruhrgebietes , der Niederlande , auch von Belgien usw . und damit ein super trooper Einzugsgebiet .
    Deshalb die ganzen nun rumstehenden A 3 3 0 n e o nach DUS und von dort die Strecken bedienen , die Discovery nur noch meint von Frankfurt oder
    München anbieteten zu müssen .
    Die da wären : RSW Fort Myers , MIA Miami , Orlando u s w . u s w .
    Tut der LH und tut Discover weh , wo Ihr könnt !

    • Frank sagt:

      Ich bin mir ziemlich sicher das man die Optionen durchgespielt hat.
      Halte das ab DUS für ein Millionengrab.
      So schön es auch für den Kunden wäre.

    • Manni1969 sagt:

      Dann sollte man mal mit dem Airport sprechen, denn schon jetzt bestehen die Parkhäuser zu 33 % aus NL Kennzeichen. Denn in den Niederlanden wird das fliegen immer teurer.

      • Markus-S. sagt:

        Das mehr mehr mehr, an Fluggästen , stößt an Parkraumgrenzen. Nur wo bauen ? Hmmmm , denn die Bahn ist kein Ersatz, Zugausfälle und die Koffermitnahme macht so keinen Spass. Und speziell in Düsseldorf der Skytrain , ja ne, ist klar, voll , mehr als voll.

  5. Sven sagt:

    Die Business Class der Condor auf Langstrecke steckt das altbackene Lufthansa-Mobiliar allemal in die Tasche. Logisch, dass LH diese Konkurrenz nicht will

  6. Alex sagt:

    Kleine Korrektur:
    Außer YHZ wird auch MSP noch direkt angeflogen – LH hat diese Destination kürzlich aufgenommen und bedient sie auch nächstes Jahr.

  7. Bosingwa92 sagt:

    Danke für den Artikel und die Info.
    @Redaktion: Einige User scheinen hier den Inhalt und den Mehrwert von euren Artikeln nicht zu würdigen und lieber kleine unbedeutende „Fehler“ herauszupicken. Eurowings/ Discover … whatever.

  8. Luca sagt:

    Also erstmal ein Hinweis an die Redaktion: Eurowings Discover heißt seit geraumer Zeit Discover Airlines – da erwartet man als Leser bessere Recherche. Dann bezüglich Condor‘s Geschäftskonzept, welches einfach faktisch nicht existiert: Condor will Ferienflieger, Point to Point, Zubringer, aber irgendwie auch ein bisschen Premium sein – das geht nicht auf! Siehe AirBerlin und co.. Und wenn mein Geschäftskonzept von einem anderen Unternehmen (sprich Lufthansa) abhängt, dann sollte ich ganz ganz schnell mein Konzept überlegen. Das Lufthansa geltendes Recht nutzt, ist absolut in Ordnung und vollkommen fair!

    • Peer sagt:

      Als die Strecke nach Panama im Jahr 2023 eingestellt wurde, hieß die Airline nun mal noch Eurowings Discover.

      Aktuell und im Halifax-Bezug ist natürlich Discover Airlines korrekt, daher habe ich es an der einen Stelle angepasst.

  9. Blubb sagt:

    „Welche Querverbindungen wohl hier wieder zum Bundesgerichtshof bestehen?“

    Da muss natürlich Korruption oder eine ganz große Verschwörung dahinter stecken. Der Gedanke, dass der BGH vielleicht gar nicht anders entscheiden kann, weil das geltende Kartellrecht dies nicht hergibt, wäre natürlich völlig abwegig. Der Staat ist doch sonst überall agil und handlungsfähig.

    • Sven sagt:

      @Blubb

      Bitte Google bemühen. Es gab in den letzten Jahren einige Studien zu Lobbyismus in der Justiz.

      Und das Bundeskartellamt bewegt sich bestimmt nicht im rechtsfreien Raum.

  10. Léo sagt:

    Vielleicht könnte Condor stattdessen ein konsequentes Rail&Fly Konzept als Lösung für die Zubringerproblematik entwickeln? Frankfurt als Basis für die Langstrecken ist mit eigenem Fernbahnhof dafür ja optimal.

    • Constantin sagt:

      Ganz meine Meinung. Frankfurt ist so zentral gelegen und so gut an die Bahn angebunden dass Zubringer per Flugzeug kaum notwendig sein sollten.

      • Yoghi sagt:

        Wer will denn mit Reisegepäck per Zug nach FRA?
        Und dann noch Ausfälle / große Verspätungen der DB mit einkalkulieren…
        Ja, es gibt auch im Luftverkehr Verspätungen, dass ist mir schon klar!
        Aber ich fahre zum Airport, gebe mein Gepäck ab und hole es am finalen Airport wieder ab, muss mich damit beim umsteigen nicht abschleppen!
        Da die LH ja ein Angebot gemacht hat, wird es nicht so sein, dass sie völlig auf Condor Gäste verzichten will.
        Das das erste Angebot aus Sicht der Condor zu hoch ist, ist auch nicht verwunderlich.
        Und bis zu Einigung dauert es bei der LH ja immer länger!

      • Hendrik sagt:

        Da bin ich komplett anderer Meinung. Die Deutsche Bahn ist kein zuverlässiger Zubringer, häufig sind die Fernzüge bei Ankunft in FRA um 60-120 Minuten verspätet. Öfters auch einmal alle Züge aus allen Richtungen, also die gesamte Bahnhofstafel.
        Insofern hat FRA eine katastrophale Zuganbindung.

    • Michael Neumann sagt:

      Ja, das sehe ich auch so. Zudem könnte Condor auch Diektverbindungen ab Hamburg oder Berlin zu attraktiven Fernzielen aufnehmen, wenn man doch nicht weiß, wohin mit den A330 neo in FRA. Von DUS/CGN/STR/HAJ bedarf es keiner Zubringerflüge, da ist man schneller mit der Bahn.

  11. Sven sagt:

    Condor hatte sich vom Angebot und Service in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Der Lufthansa, deren wichtigstes Geschäftsmodell die aggressive Errichtung von Monopolen zu sein scheint, ist dies natürlich ein Dorn im Auge. Welche Querverbindungen wohl hier wieder zum Bundesgerichtshof bestehen?

    Ich würde ganz gewiss nicht auf ein Alternativangebot aus der Lufthansa-Gruppe auf der Langstrecke zurückgreifen.

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