Der amerikanische Billigflieger Southwest hat mit der Vorstellung eines Billigfliegers eigentlich nicht viel gemein. Im Gegenteil: Während United, Lufthansa und Co mittlerweile fast auf Ryanair-Niveau angekommen sind, bietet Southwest immer noch 2x 22 kg Freigepäck auf allen Flügen. So ist die Airline ein mehr oder weniger geheimer Tipp für Flugreisen innerhalb die USA.
Dazu kam bislang eine weitere Eigenheit. Die wird zwar nicht von jedem Fluggast geschätzt, macht Reisen mit Southwest aber zu etwas ganz Besonderem: Es gibt keine zugewiesenen Sitzplätze. Stattdessen erhält jeder eine Boarding-Nummer, anhand derer er sich dann am Gate aufstellen darf. Wer zuerst im Flieger ist, kann sich dann die besten Sitzplätze sichern. Zudem war dieser Boardingvorgang besonders effizient.
Damit ist bald Schluss, wie Southwest heute verkündet hat. Künftig wird die Airline – wie alle anderen auch – feste Sitzplatzreservierungen anbieten. Details, dazu wie das Ganze dann ablaufen wird, und wann die Änderung in Kraft tritt, sind noch offen. Rund ein Drittel der Sitzplätze soll zusätzliche Beinfreiheit bieten, was dann wohl auf Kosten des Sitzabstandes in den hinteren Reihen geht. Offen ist, ob dann im günstigsten Tarif auch die normale Platzwahl etwas kostet oder nicht.
Für Southwest ist diese Änderung jedenfalls ein enormer Einschnitt. So wird der CEO des Unternehmens wie folgt zitiert:
Moving to assigned seating and offering premium legroom options will be a transformational change that cuts across almost all aspects of the Company
Die Möglichkeit, nun zusätzliches Geld mit Sitzplatzreservierungen zu verdienen, dürfte wesentlich zur Entscheidung beigetragen haben. Der Anteil derer, die für eine bessere Boardingposition bezahlen, dürfte vergleichsweise niedrig gewesen sein, zumal ein Check-in exakt 24 Stunden vor Abflug schon eine recht gute Position verspricht. Man darf gespannt sein, wie lange die beiden Gratis-Koffer noch erhalten bleiben.
Eine Gastbewertung (aus 2017) findet ihr übrigens nachfolgend. Allzu viel verändert hat sich seitdem nicht:
Erstmals Nachtflüge geplant
Und noch eine weitere Neuerung wird es bei Southwest geben. Die Airline ist bislang komplett ohne Red-Eye-Flüge, d.h. Flüge durch die Nacht angekommen. Einige Flüge landeten zwar nach Mitternacht, aber das erfüllt die Definition noch nicht ganz.
Auch das ändert sich nun. Im Februar 2025 wird Southwest erstmals Flüge über Nacht anbieten, darunter etwa Los Angeles – Baltimore. Im Anschluss dürfte diese Art der Verbindung deutlich ausgebaut werden. Auch Flüge von Hawaii über Nacht sind beispielsweise bei anderen Airlines üblich.
Fazit
Persönlich gefiel mir das Open Seating allemal besser als das, was sich andere Airlines mittlerweile zur Gängelung der Kunden ausgedacht haben. Bei United, Ryanair, Eurowings und selbst der Lufthansa (innerhalb Europas) gibt es gar keine Möglichkeit mehr, ohne Aufpreis einen Sitzplatz zu wählen, sondern sie werden schlicht zugeteilt. Vor allem aber war es (als Europäer) bisher immer ein besonderes Erlebnis, mit Southwest zu fliegen.
Recherchen von Southwest wollen ergeben haben, dass ein Großteil der Kunden vorab gewählte Plätze bevorzugt. Auch dafür gibt es durchaus Gründe. Beispielsweise kann man dann bequem zum Final Boarding Call einsteigen, und trotzdem den vorab gewählten Platz am Notausgang erhalten.
Quelle: Pressemitteilung
Titelbild: Stephanie Klepacki
Kommentare (7)
Auf LH-Flügen innerhalb Europas ist bei bestimmten Tarifarten (Economy Classic, Green & Flex) die Standard-Sitzplatzreservierung inklusive. Nur so für’s Protokoll.
Diejenigen, denen es um Fensterplätze zum Rausschauen geht, sollten beachten, daß auf vielen Flügen in den US mittlerweile die Window Shades geschlossen bleiben. Damit ist die Kabine während des gesamten Fluges fast so dunkel wie bei einem Nachtflug. Ich vermute, das hat sich so eingebürgert, weil die meisten Passagiere ihre Filme, Lesematerial, Musik etc. auf Smartfone, Kindle, Tabblett etc. mitführen und so besser sehen können. Jedenfalls erntet man oft hochgezogene Augenbrauen, wenn man die Fensterläden hochzieht! Schade eigentlich, denn gerade die US bieten meist grandiose Landschaften und Ausblicke von oben.
Besonders ist das Freiwählen des Sitzplatzes nicht! Hatte die sogenannte „Business“Variante gebucht also A1-A15 aber zuerst einsteigen durften Reisende mit Kindern und solche die Hilfe zum Einsteigen benötigen, jeweils mit den Angehörigen, habe noch nie soviel Rollstühle beim einsteigen gesehen. Und bis A1-A15 aufgerufen wurde war der Flieger schon zu 1/3 gefüllt. Da fragt man sich schon warum man soviel Geld bezahlt, das nächste mal lass ich mich auch mit dem Rolli fahren.
Southwest hat eine hervorragende Arbeitskultur und zufriedene Mitarbeiter. Das macht sich auch im Service bemerkbar. Oftmals versucht man die Durchsagen besonders witzig zu gestalten.
Nichtalkholische Getränke und Minitüten Kräcker o.ä. kostenfrei. Bier und Wein für ein Paar Dollar zu kaufen. Mahlzeiten oder Sandwiches kann man NICHT an Bord kaufen. Also wenn man essen will, vorher was organisieren.
Fand das immer den grössten Schwachpunkt von Southwest. Dann muss man bereits beim Boarding-Start am richtigen Ort in dieser komischen Linie stehen, und sofort rein. Ich zahle lieber nichts und gehen möglichst spät ins Flugzeug auf einen bereits zugewiesenen Platz. Finde die änderung also super, das alte System einfach nur unnötig mühsam. Ansonsten ist Southwest tiptop.
Ich bin vor drei Wochen mit Southwest von Orlando nach Norfolk geflogen. Für Flüge mit Southwest nach ‚Northeast‘ gab es einen eigenen Schalter, kreativ sind sie ja. Für das Aufstellen zum Boarding nehmen sie aktuell auch schon Geld wenn man unter die ersten 30 – 40 will. Als Alleinreisende mit Kind habe ich $ 60 gezahlt. Purser und Flugbegleiter trugen teilweise zivil und haben ihren Job ordentlich gemacht. Das Fehlen eines / einer Pilotin hat uns 20 Minuten gekostet, aber dann hat man noch jemand ausgegraben. Es war definitiv „anders“ – aber nicht schlecht 😉
Das stimmt so nicht ganz.
Erkaufen kann man sich nur A1-A15, alles ab A16 hängt davon ab, wann du eincheckst. Wenn man sehr pünktlich 24h vorher eincheckt, ist alles ab A16 leicht möglich. Ich bin schon ca. 10x Southwest geflogen und habs meistens unter A40 geschafft – ohne Aufpreis.