Bewertung: MIAT Business Class im Boeing 787-9 Dreamliner (Gastbeitrag)

Ein Gastbeitrag von René

Die 1956 gegründete mongolische Staatsairline MIAT ist in Europa noch weitestgehend unbekannt. Sie verbindet außer innermongolischen Zielen viele Ziele nach Asien (vor allem in Japan und Südkorea). In Europa werden aktuell nur Frankfurt und Istanbul bedient. Die Airline verließ sich bisher auf Maschinen vom Typ Boeing 737 und für die Langstrecken auf eine alte 767 mit sehr ungewöhnlichem Layout. Seit 2023 hat MIAT zwei Dreamliner von Suparna Airlines übernommen, die beide in Irland registriert sind. Die 787-9 sind von der Bestuhlung unverändert übernommen worden und bieten ein konkurrenzfähiges Hardwareprodukt. Achtung – MIAT überfliegt russisches Staatsgebiet, das sollte man bei einer Buchung beachten.

Zunächst die harten Fakten:

  • Flug: OM 138 Frankfurt FRA – Ulaanbaatar UBN
  • Sitzplätze: 12A, 12D & 12G
  • Fluggerät: Boeing – 787-9 Dreamliner EI-MGL (5 Jahre alt)
  • Planm. Abflug: 14:20 Uhr (tatsächlich 14:46 Uhr)
  • Planm. Ankunft: 05:10 Uhr +1 (tatsächlich 04:06 Uhr)
  • Blockzeit: 8h 50min
  • Reisezeitpunkt: Oktober 2025
Info

Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Alle dargelegten Sachverhalte spiegeln nur meine persönliche Meinung wider und sind in vielerlei Hinsicht subjektiv. Diese Bewertung bezieht sich grundsätzlich auf die Teilstrecke FRA-UBN, jedoch fließen auch die Erfahrungen des Umsteigens und des Rückfluges mit ein.

Buchung

Gebucht habe ich über MIAT direkt. Unsere Flugstrecke war FRA - UBN - ICN - UBN - FRA. Die Website ist einfach und recht übersichtlich gestaltet. Das Menü ist auf Englisch und selbsterklärend.

Stopovers sind für 72h in Ulaanbaatar offiziell erlaubt, jedoch auf der Website nicht buchbar. Dazu 2 Möglichkeiten: Buchung über OTA oder Flug normal über MIAT buchen und dann per Mail den Wunsch eines Stopovers anbringen. Das hat bei mir sehr gut geklappt und mein Rückflug nach Frankfurt wurde um 1 Tag nach hinten verlegt, was zu einem Stopover von 40h führte. Kostenfrei. Ob das immer so gut klappt – keine Ahnung.

Die Flugroute führt bei MIAT tatsächlich über Russland

Es gab 2 Tarife in Business zur Auswahl. Einen Flextarif, ca. 100€ teurer oder den normalen Tarif, der Stornierungen für 100€ Gebühr erlaubt. Somit eine Mogelpackung. Ich habe den normalen Tarif genommen. Gebucht hatte ich ca. 10 Monate im Voraus bei einem Schnapper auf Travel-Dealz für o.g. Routing: In Business für je 1.432,97 € inkl. dem erwähnten Stopover in Ulaanbaatar auf dem Rückweg, wo sowieso ein Aufenthalt von 14h vorgesehen war.

Geplant war auf allen 4 Strecken der Dreamliner. Ca. 1 Monat vor Abflug wurde eine Teilstrecke (ICN - UBN) auf 737-800 umgestellt, die nur über Recliner-Sitze verfügen. Für 3h Tagflug war das aber für uns okay. Enthalten waren wie üblich 2x 32kg Aufgabegepäck und 1x 12kg Handgepäck.

Check-in

Über die übersichtliche und gut aufgebaute BAGTAG App von MIAT fand ich zu jederzeit alle Informationen, Änderungen und später auch die Bordkarten. Eingecheckt hatte ich jedoch online am Rechner über die Website.

Den Check-in findet man im Terminal 2 des Frankfurter Flughafens. Pünktlich 3 Stunden vor Abflug wird dieser geöffnet. Es gibt drei Economy-Schalter und einen für Business-Passagiere. Das Gepäck wird durchgecheckt bis zum endgültigen Zielort und alle Bordkarten werden ebenfalls ausgegeben.

MIAT Business Class 1 Gate

Lounge(s)

Auf den Bordkarten ist die Einladung in die Primeclass Lounge vermerkt. Diese befindet sich im E-Bereich und ist grundsätzlich recht klein und kompakt. Allerdings war zu unserer Zeit nur ein sehr geringes Aufkommen. Die Lounge ist ausgestattet mit einer gut bestückten Self Service Bar und einem sehr akzeptablen warmen und kalten Essensangebot. Wir waren positiv überrascht. Eine Dusche gibt es theoretisch auch, diese haben wir jedoch nicht genutzt.

In Ulaan Bataar selbst gibt es die MIAT-eigene Blue Sky Lounge. Auch hier ist der Platz begrenzt und zu den Spitzenzeiten am Morgen ist sie immer rappelvoll. Das Angebot ist sehr auf Asiaten zugeschnitten (viele Instant Nudelsuppen) und grundsätzlich eher enttäuschend – außer der recht großen Wodka-Auswahl. Toiletten gibt es ebenfalls keine, man muss die öffentlichen Toiletten des Flughafens nutzen, die einem permanenten Andrang ausgesetzt waren.

Der Vollständigkeit halber: In Seoul darf man die sehr gute und sehr leere Korean Air Lounge am Gate 28 des Terminal 1 nutzen.

Boarding

Etwa 50 Minuten vor Abflug beginnt das Boarding. Zuerst erfolgt eine erste Bordkartenkontrolle, um in den Wartebereich vor dem Gate zu kommen. Dort gibt es keine Toiletten mehr. Danach erfolgt der Einstieg für Business-Gäste. Rollstuhlfahrer und Familien mit Kindern erhalten erst danach Zugang.

Der Einstieg erfolgt nur über eine Tür, die sich hinter der Business Class befindet. Das ist dahingehend charmant, da nicht die gesamte Economy durch die Business-Kabine läuft und das Ankommen in der Kabine daher deutlich ruhiger und entspannter verläuft. Es stehen 4 Flugbegleiter in der Kabine, die freundlich jeden Gast begrüßen.

Kabine & Sitz

Die Dreamliner von MIAT bieten 292 Passagieren in drei Reiseklassen Platz. Es gibt 226 Economy-Plätze in einer 3-3-3 Konfiguration mit 81cm Beinfreiheit. Dazu kommt eine Premium Economy in 4 Reihen für 36 Passagiere, ebenfalls in einer 3-3-3 Anordnung, aber mit 91cm Beinfreiheit. In Ausstattung oder Sitzbreite gibt es jedoch keinen Unterschied.

Die in einer 1-2-1 Reverse-Herringbone angeordnete Business Class bietet in 8 Reihen Platz für 30 Passagiere, wobei die letzte Reihe aus nur 2 Sitzen in der Mitte besteht. Verbaut sind Cirrus III Sitze (von ehemals Zodiac Aerospace – jetzt Safran), wie man sie auch bei Air France oder Thai in der 787-9, bei SriLankan im A330 und Cathay Pacific im A350-1000 findet.

Der Sitz lässt sich in eine 180 Grad gerade und 1,98m lange Liegefläche umwandeln, hat 106cm Beinfreiheit und ist 56cm breit. Der Gurt ist mit einem Airbag ausgestattet, daher ist kein zusätzlicher Dreipunktgurt nötig.

Die Business Class nimmt die komplette erste Kabine ein und wirkt offen und aufgeräumt. Es gibt jedoch keinerlei farbliche Akzente, das macht sie etwas langweilig und beliebig.

MIAT Business Class 8 Kabine

Die Sitze in der Mitte bieten grundsätzlich viel Privatsphäre. Das kann vorteilhaft sein als Alleinreisender, ist aber bei Paaren oder Familien etwas hinderlich aufgrund der Reverse Herringbone Anordnung. Man sitzt zwar nebeneinander, sieht sich jedoch nicht wirklich, sondern muss sich nach vorn beugen, um den Nachbarn zu sehen. Unterhalten ist damit auch etwas schwieriger. Daher gibt es auch keine Blende zwischen den Mittelsitzen.

Beim Sitz am Fenster ist das Herausschauen bzw. Fotos machen ebenfalls erschwert durch die Anordnung, da man recht weit vom Fenster weg sitzt. Dennoch ist der Sitz deutlich privater.

MIAT Business Class 9 Sitz

An den Sitzen gibt es in der Mittelkonsole ein kleines Ablagefach mit Spiegel, die Fernbedienung für das IFE und eine kleine Leselampe. Bei den Fenstersitzen ist das Ablagefach offen und es gibt auch keinen Spiegel. Am Gang gibt es noch ein weiteres Ablagefach. Unter der Mittelarmlehne ist noch Platz für eine Flasche Wasser, die sich bereits dort befand. Und die Lehne zum Gang ist natürlich vollständig versenkbar. Unter der Fußablage befindet sich ebenfalls noch genügend Stauraum für Schuhe oder einen kleinen Rucksack. Ein USB-A Anschluss und eine Universalsteckdose sind ebenfalls am Sitz vorhanden.

Zur Ausstattung am Platz gehört neben einer sehr hochwertigen und dicken Decke zusätzlich noch eine Matratzenauflage. Das steigert den Schlafkomfort sehr. Außerdem ist die Fußablage sehr breit und großzügig gestaltet. So konnten wir sowohl als Rücken- als auch als Seitenschläfer sehr komfortabel liegen. Einzig das recht kleine Kissen enttäuschte etwas.

Toiletten gibt es insgesamt drei. Zwei befinden sich in der vorderen Galley und sind recht klein und kompakt. Bis auf Raumspray und Seife gibt es hier nichts. Die dritte Toilette ist etwas geräumiger und in der hinteren Galley. Diese dürfen aber auch Gäste der Premium Economy nutzen. Dies wird durch eine Person auch genau überwacht. Gäste der regulären Economy werden rigoros nach hinten geschickt. Diese Toilette ist auch ein „Loo with a view“ mit einem tollen Blick auf das Triebwerk.

Amenity Kit

Das Amenity Kit in Form einer Waschtasche war inhaltlich sehr einfach und unspektakulär. Gute Ohrstöpsel, eine zu enge Schlafmaske, ein Kamm, Zahnbürste mit Colgate Zahnpasta, Slipper, ein Lippenbalsam und eine Handcreme, die unerwartet interessant riecht. Ich habe ehrlicherweise Socken vermisst. Ein Pyjama oder Schlafshirt wird bei MIAT nicht angeboten.

Service

Kurz nach dem Ankommen wird ein Welcome Drink serviert. Neben Sekt und Orangensaft kann man auch jedes andere Getränk ordern, welches unverzüglich gereicht wird. Vor jeder der beiden Mahlzeiten gibt es ein heißes Tuch, ein wirklich großes und hochwertiges dickes Baumwolltuch.

Der Service der Flugbegleiter ist immer sehr zuvorkommend und höflich. Jedoch sind die Englischkenntnisse nur auf einstudierte und auswendig gelernte Phrasen ausgelegt. Tiefergehende Fragen werden daher nicht gut verstanden, Small Talk somit ebenfalls nahezu unmöglich. Und der Service ist sehr langsam. Für Schlafoptimierer somit nicht ideal. Der erste Essensdurchgang dauerte insgesamt fast 2 Stunden. Dennoch wurde mehrfach proaktiv nachgefragt, ob man noch etwas essen mag.

Auffällig fand ich, dass es keinerlei Ansagen aus dem Cockpit gab, auf keinem der 4 Teilsegmente. Mag für die Asiaten normal sein, aber als Europäer habe ich das doch schon ganz gerne.

Essen & Trinken

Nach dem heißen Tuch folgte die erste Getränkerunde, die mit sehr leckeren Pinienkernen ergänzt wurde.

Dann gab es einen Gruß aus der Küche (Tomate-Mozzarella) und danach wurden die Hauptspeisen abgefragt. Es gab keine Karte, die Flugbegleiter konnten aber alles sehr gut aufzählen und erklären. Die Auswahl bestand aus:

  • zartem Beef mit Kartoffelauflauf, Gemüse und geschmorten Zwiebeln
  • Lamm mit Bandnudeln und geschmortem Gemüse
  • Lachs mit Kartoffelstampf und Pilzen mit Gemüse

Alle drei Gerichte waren lecker, nur das Lamm war etwas zäh. Zum Gericht wurde Brot (es gab auch Knoblauchbrot zur Auswahl) gereicht und ein Käseteller war ebenfalls enthalten, dazu Salz und Pfeffer. Den Abschluss machte ein kleiner Kuchen.

Der zweite Essensdurchgang erfolgte exakt 2 Stunden vor der Landung. Das Licht wurde angemacht und jeder unweigerlich geweckt. Das Frühstück bestand aus einem gefüllten Omelette mit recht knusprigem Bacon, einem Porridge und etwas Obst.

Die Qualität der Speisen war auf allen vier Segmenten immer herausragend und wirklich lecker.

Unterhaltungsprogramm & (kein) Wi-Fi

Am Sitz lagen gute Noise Cancelling Kopfhörer bereit. Der berührungsempfindliche Monitor ließ sich notfalls auch mit der Fernbedienung steuern. Entgegen vieler älterer Berichte gibt es ca. 40 englische Filme zur Auswahl. Nicht die allerneusten, aber zumindest aus dem letzten Jahr. Ich blieb wie immer bei der Flightmap.

WLAN wird bei MIAT grundsätzlich nicht angeboten.

Fazit

MIAT Business Class in der Boeing 787-9
  • Buchung
  • Check-in & Boarding
  • Kabine & Sitz
  • Amenity Kit
  • Service
  • Essen & Trinken
  • Unterhaltung & Wi-Fi
4.07
Fazit

Ein absolut tolles Erlebnis. Ich habe es vor allem wegen des unschlagbar guten Preises gebucht. Aufgrund zahlreicher Reviews im Netz war ich auch völlig anspruchslos an das Ganze herangegangen und habe sehr niedrige Erwartungen gehabt. Diese haben sich übererfüllt. Ich war vor allem vom Catering überzeugt und dies auf allen 4 Teilsegmenten.

Titelbild: Copyright © 2020. MIAT Mongolian Airlines

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Kommentare (15)

  1. Emmanuel sagt:

    danke René für den Bericht. Sehr cool.
    Ich sehr, MIAT hat das „ausländische“ Entertainment Programm in die on-board-Entertainment integriert.

    • René sagt:

      Hallo Emmanuel,
      ja, genau das haben die gemacht und ganz gut hinbekommen. Du kannst aber weiterhin über das „Intranet“ im Flieger darauf zugreifen und über Dein eigenes Device Dir die Filme ansehen. Ansonsten war ich echt angetan und überrascht.

  2. Hermann sagt:

    Danke für die umfangreichen Informationen.

  3. Claus Stimpfig sagt:

    welchen champagner gab es?

  4. Bastian sagt:

    wir sind gerade in Ulanbatar – sind das gleiche Routing geflogen, auch mit 40 Stunden Aufenthalt. wir können MIAT auch nur empfehlen, ist eine kostengünstige und komfortable Möglichkeit in C nach Seoul/Tokyo/Saigon zu fliegen. Die Kabine war auf bisherigen 3 Segmenten immer ausgebucht, dennoch ruhig zum schlafen.

    • René sagt:

      Ich hoffe, es ist etwas wärmer bei Euch. Wir hatten vor 2 Wochen noch -16 Grad und haben fast 3h in die Stadt gebraucht – der Verkehr ist echt heftig.

      • Bastian sagt:

        etwas wärmer ja, tagsüber knapp über Null. Der Verkehr ist Wahnsinn… auch in den Terelj Nationalpark sehr voll.
        dafür wurden wir mit vielen tollen Erlebnissen belohnt, u.a. waren wir zu Besuch bei einer Normaden Familie in deren Winterlager.

  5. Tom sagt:

    wie voll war C?

    • René sagt:

      War tatsächlich auf den Strecken von und nach FRA voll bis auf den letzten Platz. Einige Mongolen, sonst einige Deutsche und viele Briten.
      Auf der Strecke nach ICN in der 787 ca. 30% voll, auf der 737 zurück bei nur 12 Plätzen ebenfalls voll.

  6. Pepp sagt:

    Ein sehr gut geschriebener und informativer Beitrag. Ich selbst bin auch schon mit MIAT geflogen und war mehr als skeptisch vorher, wurde aber ebenfalls positiv überrascht.

  7. Baron sagt:

    Vielen Dank für den interessanten und informativen Beitrag! Hat mir gefallen! 🙂

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