Condor überarbeitet Tarifstruktur: Kostenloses Handgepäck auf ausgewählten Kurzstrecken

Airbus A321 Condor

Condor versteht sich zwar eigentlich als Ferienflieger, überarbeitet aber zunehmend sein Geschäftsmodell. Die Leistungen erinnern mittlerweile eher an einen Ultra-Billigflieger, dafür möchte man beim Streckennetz der Lufthansa Konkurrenz machen. So hat die Airline kürzlich innerdeutsche Flüge von/nach Frankfurt aufgenommen und bindet auch ein paar europäische Hauptstädte an.

Jetzt hat Condor die Tarifstruktur überarbeitet und fährt auch dort eine zweigleisige Strategie. Auf den neu eingeführten Kurzstrecken ist zusätzlich zum Personal Item auch wieder ein großes Handgepäck bis 8 kg erlaubt. Auf allen anderen Strecken bleibt es beim lächerlich kleinen Personal Item (40 x 30 x 10 cm). Auch in der Premium und Business Class gibt es ein paar Änderungen.

Kostenloses Handgepäck für ausgewählte Europastrecken

Die Verbesserung der Inklusivleistungen betrifft ausschließlich die neuen Städteverbindungen, die im Frühjahr 2025 aufgenommen werden bzw. wurden. Dies sind folgende Routen:

  • Frankfurt – München
  • Frankfurt – Berlin
  • Frankfurt – Hamburg
  • Frankfurt – Wien
  • Frankfurt – Zürich
  • Frankfurt – Rom (- Palermo)
  • Frankfurt – Paris CDG
  • Frankfurt – Prag
  • Frankfurt – Mailand MXP

Auf diesen Strecken beinhaltet der neue Tarif Economy Light dann wieder:

  • Personal Item (40 x 30 x 10 cm)
  • Handgepäck (55 x 40 x 20 cm, 8 kg)

Dies gilt aber ausschließlich bei Buchung der Direktflüge. Wer eine Umsteigeverbindung wie z.B. Berlin – Frankfurt – New York bucht, darf nur z.B. eine Aktentasche mitbringen, das Handgepäck wäre dann kostenpflichtig. Und auch alle anderen Europaflüge (beispielsweise Düsseldorf – Mallorca oder Frankfurt – Faro) beinhalten weiterhin nur ein Personal Item mit max. 10 cm Dicke.

Weitere Änderungen

Auch abseits von obiger Nachricht ändert sich die Tarifstruktur. Die wichtigsten Änderungen kurz zusammengefasst:

  • Aus Economy Light (auf allen anderen Strecken außer den oben genannten) wird Economy Zero. Die Leistungen bleiben die gleichen: Kein Handgepäck, nur Personal Item, Airport Check-in kostenpflichtig usw.
  • In allen Reiseklassen wird ein neuer Green-Tarif eingeführt. Er ist zwischen Classic und Flex angesiedelt und beinhaltet u.a. eine kostenlose Erstattung als Fluggutschein, 90% CO₂-Kompensation und die übrigen 10% als Sustainable Aviation Fuel.
  • Künftig gibt es nur noch einen Flex-Tarif pro Reiseklasse, nicht mehr Flex und Flex Plus. Die Leistungen entsprechen mit gratis Storno & Umbuchung (zzgl. Tarifdifferenz) dem bisherigen Flex-Plus-Tarif.

Fazit

Bei einer solchen Nachricht hätten wir uns erhofft, dass Condor das Experiment „nur Personal Item“ für beendet erklärt und wieder ein Mindestmaß an Inklusivleistungen sicherstellt. Das ist leider nicht der Fall. Condor hat offenbar nur festgestellt, dass man auf den „City-Strecken“ nicht mit der Lufthansa mithalten kann.

Natürlich weiß Condor ganz genau, dass niemand nur mit einem Personal Item über den Atlantik fliegt. Der Tarif Economy Zero soll mit dem günstigen Preis Kunden anlocken. Eigentlich ist Condor aber nur daran interessiert, den teureren Classic-Tarif zu verkaufen. Auch die EU stört sich an dieser mangelnden Preistransparenz – aus einem entsprechenden Vorstoß für eigentliche Handgepäckregeln ist bislang allerdings nichts geworden.

Quelle: Pressemitteilung von Condor

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Kommentare (9)

  1. Mat sagt:

    Ich frage mich immer, wieso alle nach der EU schreien? Selbstverantwortung zeigen! Und hier besteht die Selbstverantwortlichkeit nur darin, lesen zu können, und zu wollen.

    Immer dieses nach dem Staat geschreie… Bucht einfach das richtige, und hört auf über das zu weinen, was günstiger ist. Oder glaubt irgendwer, dass die Flugpreise mit einer EU-Regelung günstiger werden?
    Da wird dann einfach der Light-Tarif gestrichen, und auf den Classic-Tarif eine höhere Marge draufgepackt, um die Einnahmeausfälle derer, die nur mit Rucksack fliegen, weil sie es sich sonst nicht leisten können, zu kompensieren und schwupp, für alle ist es teurer.
    Geile Idee, wirklich gut durchdacht. 🤦‍♂️

    • Peer sagt:

      Das Problem ist die fehlende Preistransparenz. Airlines wurden dazu verpflichtet, Preise inklusive Steuern anzugeben. Jetzt umgehen sie das, indem sie (Extrembeispiel: Condor mit 40 x 30 x 10 cm) das Handgepäck so klein wählen, dass es fast niemandem ausreicht.

      Und so muss man sich dann durch 5 Airline-Buchungsmasken durchklicken, bis man feststellt, welcher Flug wirklich am günstigsten ist. Und nein, selbst Google Flights hilft da nicht sehr zuverlässig

  2. Franz sagt:

    Nach der aktuellen Änderung seitens Condor auf die Parterairline Fly Air41 können die mir in Zukunft anbieten was sie wollen. Ich buche nicht mehr Condor!

  3. Jimmy sagt:

    Leider ist die EU zu schwach, hier endlich klare Regeln zu schaffen.

    Kurzstrecke EU incl Handgepäck Größe (ohne Gewichtsvorgabe) und Langstrecke alle Tarif mindestens 1 checkin Koffer 23kg

    • Wimk sagt:

      Prima, hab ich damit dann 4 mal 23kg = 92 Kilo Freigepäck wenn ich mit Familie unterwegs bin! Wem nutzt das?

    • Detlev sagt:

      Kostenlosen Aufgabekoffer würde ich nicht verpflichtend machen, denn dann quersubventionieren die Handgepäck-Flieger diejenigen, die mit Koffer fliegen. Was wir tatsächlich brauchen ist ein Vorgehen gegen unlauteren Wettbewerb. Condor suggeriert während der Buchung einen Preis, zu dem 95% der Passagiere es nicht schaffen werden, das Flugzeug zu betreten.

  4. Thomas sagt:

    Schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn nur auf den Europastrecken. Dadurch positioniert sich Condor bei den Leistungen gleichwertig zur Lufthansa, in der Folge wird sich der Konkurrenzkampf stärker den Preis fokussieren. Genau das kommt uns Kunden zu Gute und genau das ist es, was die deutsche Luftfahrt dringend benötigt: Konkurrenz

  5. Detlev sagt:

    „Economy Zero“ ist endlich mal ein passender Name für einen Tarif, bei dem Null enthalten ist. Bin mir aber nicht sicher, in die Condor-Marketingabteilung zu solcher Selbstironie imstande ist. Wahrscheinlich eher ein Zufallsprodukt eines frühmorgendlichen Gruppen- Brainstormings nach einer aus dem Ruder gelaufenen Weihnachtsfeier.

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