EU-Ausschuss strebt Mindest-Standards für Handgepäck an (Update: Parlament stimmt zu)

Easyjet Koffer Samsonite

In den letzten Monaten und Jahren haben immer mehr Airlines eine zusätzliche Einnahmequelle für sich entdeckt: Sie reduzieren das erlaubte Handgepäck so weit, dass damit kaum noch jemand auskommt und verlangen dann einen heftigen Aufpreis für z.B. einen Kabinen-Trolley.

Bei Wizzair beispielsweise kommt es nicht selten vor, dass das große Handgepäck (Wizz Priority) mehr kostet als der reine Flug. Condor setzt dem Ganzen der Krone auf und bietet selbst auf Langstrecke einen Light-Tarif mit lächerlicher Handgepäck-Freimenge von 40 x 30 x 10 cm – nicht mehr als eine Laptoptasche.

Update

Update 4. Oktober 12:45 Uhr: Das EU-Parlament hat dem Antrag zugestimmt. Der Ball liegt jetzt bei der EU-Kommission, die konkrete Maßnahmen zur Durchsetzung solcher Mindest-Standards ergreifen soll.

Bis es wirklich soweit ist, wird sicher noch einige Zeit vergehen. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Damit könnte zum Glück bald Schluss sein. Ein parlamentarischer Ausschuss des EU-Parlament hat einen Vorstoß veröffentlicht, in dem es die Umsetzung von Mindeststandards bzgl. Gewicht und Maßen von Handgepäck fordert. Schon in dieser Woche wird über die Resolution abgestimmt, danach könnte mit der Ausarbeitung entsprechender Gesetze begonnen werden.

Der Vorstoß des EU-Parlaments

Mit dem Thema hat sich der Petitionsausschuss des Europäischen Parlaments beschäftigt. Dieser diskutiert Petitionen der Bürger und arbeitet aufbauend darauf Vorschläge für Resolutionen aus.

Der aktuelle Vorstoß nimmt unter anderem Bezug auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes aus 2014. Bereits damals wurde entschieden: Handgepäck muss kostenfrei befördert werden, sofern keine Sicherheitsgründe dagegen sprechen:

[…] ist festzustellen, dass nicht aufgegebenes Gepäck, d. h. das Handgepäck, dagegen grundsätzlich als unverzichtbarer Bestandteil der Beförderung von Fluggästen anzusehen ist, so dass für seine Beförderung kein Zuschlag verlangt werden darf, sofern sein Gewicht und seine Abmessungen vernünftigen Anforderungen entsprechen und die einschlägigen Sicherheitsbestimmungen erfüllen.

Rechtssache C‑487/12, Gerichtshof der Europäischen Union

Damals ging es aber primär um die Frage, ob auch Aufgabegepäck grundsätzlich kostenlos befördert werden muss, was der Gerichtshof damals verneinte. Mittlerweile wird der Abschnitt zum Handgepäck umso bedeutender. Und daran knüpft das EU-Parlament nun an.

Der Ausschuss führt zutreffend auf, dass es mit derartigen versteckten Kosten immer schwieriger wird, einen transparenten Preisvergleich durchzuführen. Dazu käme die oftmals willkürliche Auslegung der Regeln bei Überprüfungen durch das Personal. Deshalb wird nun eine EU-weite Harmonisierung für Größe, Gewicht und Typ für Hand- und Aufgabegepäck angestrebt.

In der Zwischenzeit, d.h. bis zur entsprechenden Standardisierung sollen Airlines verpflichtet werden, neben dem günstigsten Preis stets den Preis mitsamt großem Handgepäck zu erwähnen.

Abstimmung am Mittwoch

Das veröffentlichte Dokument ist bislang nur der Entwurf einer EU-Resolution. Dieser wird am Mittwoch, 4. Oktober zwischen 12 und 13 Uhr im EU-Parlament zur Abstimmung gestellt.

Wenn die Resolution angenommen wird, wird sich im Anschluss die EU-Kommission mit dem Anliegen beschäftigen. Bis tatsächlich entsprechende Mindest-Standards verabschiedet würden, wird es dann wohl noch mindestens ein, zwei Jahre dauern.

Bislang ist noch nicht klar, dass es wirklich so weit kommt. Bereits 2013 wurde vom EU-Parlament geprüft, ob man Airlines zur Mitnahme von mindestens zwei Handgepäckstücken (Personal Item + großes Handgepäck) verpflichten könne. Das ist offenbar im Sande verlaufen, fand allerdings auch noch vor der oben erwähnen Gerichtsentscheidung statt.

Fazit

Das EU-Parlament stimmt am Mittwoch über eine Resolution bzgl. Handgepäck-Bestimmungen im Luftverkehr ab. Infolgedessen könnten Airlines verpflichtet werden, Handgepäck mit bestimmten Maßen & Gewicht kostenlos zu befördern.

Aus meiner Sicht wird es wirklich Zeit für eine entsprechende Gesetzgebung. Wie bereits am Samstag zu TUIfly geschrieben, ist die Beschränkung auf lächerlich kleines Handgepäck nur ein Schlupfloch, um den tatsächlichen Preis mit Steuern & Gebühren zu vertuschen. Ich begrüße den Vorstoß der EU und hoffe, dass er schnellstmöglich in entsprechende Gesetze umgewandelt wird.

Quelle: EU-Parlament | Danke an Felix für den Hinweis im Travel-Dealz Forum

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Kommentare (32)

  1. Ssandy sagt:

    ich faende es gut, denn ich habe oft das problem, das ich so viele dinge ins handgepaeck packen muß ( weil von den airlines so vorgeschrieben ) , das ich schon oefter sehr knapp mit meinem gewicht war
    und man muß nicht staendig schauen, wenn man irgendwo umsteigt, und sich am geringsten handgepaeck orientieren muß

  2. Charlie sagt:

    Ich kenne jemanden , der mit relativ kleinem Handgepäck für 2 Monate nach Indonesien geflogen ist . Den Kram den er da braucht hat er sich dort günstig gekauft.
    Vor dem Rückflug einfach wegwerfen…Das spart auch Kerosin .
    Jetzt tobt natürlich die Nachhaltigkeitsfraktion , insbesondere die ängstlichen CO“ Verteufeler , die wohl nicht mitbekommen haben , daß Privatjets und Yachten ab einer bestimmten Mindestgröße von CO2 Abgaben ausgenommen werden sollen .
    Übrigens bietet JAL an Kleidung zu mieten , jedoch z.Z. nur für einen Zeitraum bis zu 2 Wochen , um Kerosin zu sparen…
    Warum die eco-PAXE nicht in Gewichtsklassen einteilen unter 50 Kg Rabatt , bis 65 Kg -Normalpreis ,bis 85 Kg geringer Zuschlag , ab 85 Kg ein höherer Zuschlag , ab 95 Kg ein fetter Zuschlag
    Dann würden wohl einige vor dem Flug , wie Boxer , in der Sauna Gewicht machen…
    Übrigens der Indon-Reisende hat seinen Kram dort verschenkt—

  3. Pepels sagt:

    Die EU wird nichts unternehmen und nur eine Empfehlung aussprechen, da dies ein Eingriff in die freie Marktwirtschaft darstellt und kein Sicherheitsrisiko welches zu regeln wäre.

    Eine vernünftige Einheitsgrösse und Gewicht wäre mir Recht. In Asien werden immer noch bis zu 4 Handgepäckstücke ins Flugzeug geschleppt. Ich finde es lustig, wenn die Leute mit Koffern als letzte einsteigen und dann durch den Gang suchend laufen.

  4. Cd sagt:

    Ich wäre ja sehr dafür, die Tickets nach Körpergewicht zu bepreisen. Entscheidend ist doch, welches Gewicht der Flieger transportieren muss. Unabhängig, davon ob es durch Passagiere, oder Gepäck „verursacht“ wird. Warum soll ich mit 85 Kilo den gleichen Flugpreis zahlen wie jemand mit 120 Kilo ? Macht keinen Sinnd

  5. Peter sagt:

    Lässt sich auch ganz einfach erklären: Billigst buchen und dann fluchen. Selber schuld, Punkt.

    • Brownie sagt:

      Ich fluche nicht wegen sowas,ich stelle nur fest. Und billig fliegen? Das war einmal…Nicht mal Ryanair bietet noch billige Tickets an,ausser man reist nur mit dem was man am Körper trägt.

  6. Brownie sagt:

    Die Handgepäckregeln sind schon ziemlich daneben. Bei LH darf man 8 kg mitnehmen,bei TAP 10,bei Ryanair 10, bei Air France sogar 12kg. Wenn der Trolley leer schon 4kg wiegt hat man nur noch 4kg für seine Bekleidung,etc. übrig. Das ist ein Witz. Oft kostet die Mitnahme eines Trolleys eh schon mehr. Hier sollte man dem Kunden etwas mehr entgegen kommen. Auch die Beschränkungen für Flüssigkeiten,die man mit sich nehmen darf,sollten endlich überarbeitet werden. Der Terrorbezug hierbei ist ja echt lächerlich und hat sich nie bewiesen.

  7. Simon sagt:

    Also für mich ist das aktuell genial-> Flugzeuge sind nicht so voll mit Gepäck und ich kann günstig fliegen, da ich verzichten kann.

  8. Bert sagt:

    sinnvoll wäre es in Zusammenhang mit einem Standard in den Cabin bins. Die müssen Standardmäßig so groß sein, daß in einer 3er Reihe dann auch 3 Standard Bordcase reinpassen. Und dann keine Ausnahmen! Jeder eins und Ende. Das würde Zeit sparen und wäre fair für alle. Und wer mehr mitbringt muss vor Ort richtig zahlen, oder es wird nicht mitgenommen. Dann würden einige nicht ihren halben Hausstand mit in die Kabine nehmen.
    Für First und Business können es ja ruhig weiter 2 Stücke sein. Eine Art Schließfachbox in der Front mit 4*5 = 20 auf beiden Seiten Gäbe 40 zusätzliche Kofferfächer, für business/first eins incl. , für alle anderen 100 Euro extra pro Strecke.

  9. George sagt:

    Das Geld, was zu Pandemiezeiten fehlte, hat so ziemlich jede Fluggesellschaft in finanzielle Not gebracht. Dieses Geld muss nun nachträglich wieder verdient werden, um die mittlerweile hohen Kredite abzubezahlen. Es wird mit Sicherheit einige Jahre brauchen, diesen Verlust zu verkraften und wieder einen guten Gewinn zu erzielen.

    Natürlich versuchen nun die Fluggesellschaften, dieses fehlende Geld für die Kredittilgung auf die Passagiere zu legen. Sei es mit zusätzlichen Kosten für Handgepäck oder eben durch die Einschränkung des Gewichts für Freigepäck. Sofern «EU Verordnungen» versuchen werden, mit einheitlichen Regeln den Verbraucher zu schützen, kommen die Fluggesellschaften bestimmt mit anderen aufpreispflichtigen Serviceleisungen, die zuvor inbegriffen waren.

    Besser wäre es, wenn die «EU» versuchen würde, diese absurden Regeln der «maximal 100ml große Fläschchen» am Securitycheck Einschränkungen abzuschaffen um auch das Angebot an extrem überteuerten Tagesartikel wie Wasser am Flughafen wieder Menschengerecht zu machen. Wieso wird man überhaupt wie ein krimineller abgefertigt, obwohl man einfach nur vereisen möchte.

    • Tommy sagt:

      Daß sehe ich ganz und gar nicht so. Die Airlines verdienen sich zur Zeit dumm und dämlich an uns Kunden. Wenn du für einen Europa Flug soviel oder noch mehr bezahlst als für einen Interkontinental Flug.
      Zudem sollte das EU Parlament auch die internationalen Zuschläge angehen. Wenn Kerosin oder sonst etwas teuer wird, wird einfach das Ticket teurer. Oder verlangt die Bahn auch Strom Zuschläge zum Fahrpreis?
      Dies ist nur einen Trick um mehr Geld zu generieren sowie weniger Meilen anzurechnen.

    • Alex sagt:

      Also die Lufthansa hat ja ihren Coronakredit schon seit sehr langer Zeit abbezahlt.
      Und aktuell machen die ja Unmengen an Gewinn, da die Flugpreise teilweise ins lächerliche gezogen werden.

  10. Manfred sagt:

    Langstreckenflüge ohne Aufgabegepäck anzubieten und dann 100 Euro oder mehr pro Strecke verlangen ist schon absurd. Wer fliegt mit einer Laptoptasche 2 Wochen in Urlaub. Kurz und Mittelstrecke das selbe. 50 bis 70 Euro/Strecke nach Mallorca sind keine Seltenheit.
    Bin zwar für 15 bis 20 Kg sollten bei solchen Strecken inkludiert sein. Es geht auch wie es vor einigen Jahren noch bei Ryan war 10 kg und Laptoptasche gratis in der Kabine.

  11. Paul sagt:

    O’Leary wird sicher bald wieder eine Schreierei machen, dass man die Freiheit begrenzt….

  12. Panos sagt:

    Bitte so schnell wie möglich!
    Ich habe vor einer Woche bei Eurowings gebucht.
    Dann gab’s den Handgepäck Ab 20€….
    Am Ende habe ich 35€ bezahlt…
    und das geht wenn man erst das Ticket gebucht hat!
    d.h.
    zuerst buchen und dann kann man sehen was das Handgepäck für die Strecke genau kostet…
    ist das überhaupt erlaubt?

  13. Jim sagt:

    Ich finde auch ehrlich gesagt, dass man keine Tickets für 9-19€ braucht. Vernünftige soziale, ökologische und ökonomische Standards und Mindestpreise von 100€ pro Flug, inkl. Handgepäck

    • Johannes sagt:

      100 € pro Flug sind gar nicht notwendig. Innereuropäisch kommen die Airlines mit 100 € bis 130 € für ein Return ticket incl. Gewinn gut aus, bei einer durchschnittlichen Auslastung von ca. 80%.

    • Ralf sagt:

      So viel zu freier Marktwirtschaft.

    • HansFux sagt:

      Bis auf den Mindestpreis stimme ich Dir zu! Es können ja nach wie vor 9€ Tickets verkauft werden – es werden dann halt nur wenige sein pro Flug, aber bis die EU soweit ist ….

    • Charlie sagt:

      Ökologische , Soziale , Ökonomische , einheitliche Standards , Mindestpreise … da fehlt noch Vegan und Genderverpflichtung .
      Lass die Menschen SELBST entscheiden “ Es ist ihr Geld . Wenn sie nicht mehr mit den Anbietern fliegen , werden diese Konequenzen ziehen.
      Dafür brauchen wir keine EU Komissare. mit horrenden Gehältern , Mit“arbeitern“ , Büros usw

      • Kross sagt:

        wieder mal kurzsichtiges genörgel. es geht darum vergleichbarkeit herzustellen. und dafür sind solche festgelegten mindestleistungen erforderlich.

  14. John sagt:

    100% Zustimmung. Exzellenter Post, Peer!

  15. Torsten Ahlers sagt:

    endlich ein vernünftiger Vorstoß, wenn man sich auf einen Trolly beschränkt wird in Standardabmessungen.. das jeder einen mitnehmen kann … und ein persönlicher Gegenstand wird gestrichen…. würde das Boarding auch nicht verlangsamen.

  16. Julian sagt:

    Allerdings kann man dem ganzen aber nicht nur positives abgewinnen, denn wenn jeder gesetzlich mehr mitnehmen darf, obwohl er es nicht braucht, zahlt man drauf in Form eines teureren Ticketpreises. Und es werden Tickets für 9-19€ Geschichte sein.

    • Peer sagt:

      Das stimmt schon, wer wirklich mit einem kleinen Rucksack auskommt, zahlt dann sicher etwas mehr. Auch die Abo-Modelle Easyjet Plus, Wizz Privilege Pass usw. verlieren dann an Attraktivität.

      Allerdings gab es 10€-Tickets auch schon, bevor Ryanair diesen ganzen Priority-Quatsch eingeführt hat. Ich denke, es würde dann:
      – etwas teurer, für alle, die bisher wirklich ohne Priority ausgekommen sind
      – deutlich günstiger für alle, die großes Handgepäck mitnehmen

      So oder so: Im Sinne der Preistransparenz ist das aktuelle Prozedere der Billigflieger m.E. ein absolutes Unding und muss beendet werden

      • John sagt:

        Es wird insgesamt teurer, wenn jeder ein großes Handgepäckstück mitnehmen darf. Denn die Umlaufzeiten werden sich erhöhen, wenn jeder großes Handgepäck mitnimmt, die FB Tetris spielen und irgendwann aufgeben müssen und einige Stücke labeln.

        Ich finde Dein Argument mit der Preistramsparenz gut, aber Ryanair hatte ein echtes Problem zu lösen, als sie das große Handgepäck aufpreispflichtig machten. (Sie hatten halt die höchste Auslastung bei – LCC-mäßig – den gewollt kürzesten Umläufen.)

        So lange es nicht flächendeckend die Airspace Cabin usw. mit extragroßen Bins gibt, könnte eine solche Regelung paradoxerweise schlecht für die Verbraucher sein. Denn die Airlines müssten vielleicht Leute dafür bezahlen, dass sie ihr Handgepäck freiwillig aufgeben. Und das müsste dann auf die Ticketpreise umgeschlagen werden. Oder Boarding- und Umlaufzeiten verlängern sich, was ebenfalls Preiserhöhungen nach sich ziehen müsste.

        Also: Bei genauerer Betrachtung ist die Angelegenheit sehr viel komplizierter!

  17. Carsten sagt:

    Es wird wirklich Zeit, dass dem teilweise absurden Treiben (z.B. TUIfly und Condor) der Airlines ein Riegel vorgeschoben wird und einheitliche Standards EU-weit gesetzt werden. Bleibt zu hoffen, dass es zu seiner zeitnahen Umsetzung kommt.

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