Der #6 Reise-Wochenrückblick: Insolvenz von Unister, Air Berlin vor Teilverkauf an Lufthansa & NUMBER26 mit Banklizenz

Der sechste Reise-Wochenrückblick von Travel-Dealz mit folgenden Themen: Die Insolvenz der Unister Holding und mehrerer Tochterfirmen, Air Berlin vor Verkauf des dezentralen Streckennetzes an Lufthansa und NUMBER26 hat eine Banklizenz.

Diese Woche habe ich als Titelbild die Central Station in New York gewählt. Aufgenommen bei meiner letzten New York-Reise 2014.

Unister ist insolvent

Letzte Woche ist der Gründer und Chef von Unister bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Diesen Montag musste die Unister Holding GmbH Insolvenz anmelden.

Mehr als 40 verschieden Portale wie Fluege.de, Ab-in-den-Urlaub.de, Airline-Direct.de werden jeweils von eigenen Tochterfirmen der Holding, wie der ab-in-den-urlaub Betriebsgesellschaft mbH oder der Unister Travel Betriebsgesellschaft mbH betrieben. Am Montag traf es nur die Holding, doch dabei blieb es nicht:

Die Urlaubstours GmbH, eine Tochterfirma der Unister Travel Betriebsgesellschaft GmbH meldete am Dienstag als erste Tochterfirma Insolvenz an. Urlaubstours ist ein Reiseveranstalter. Kunden die eine Pauschalreise mit Urlaubstours gebucht haben, sollten aber über die Insolvenzversicherung, eine Pflichtversicherung für alle Reiseveranstalter, abgesichert sein. Wichtig ist es jetzt den (hoffentlich) erhaltenen Reisesicherungsschein für Pauschalreisen gut aufzubewahren um sich ggf. den Reisepreis von der Versicherung erstatten zu lassen. Es gibt bereits erste Berichte, wonach Urlauber beim Rückflug nur gegen eine zusätzliche Bargeldzahlung transportiert worden sind. Auch diese Kosten werden von der Insolvenzversicherung abgedeckt.

Am Mittwoch folgte die nächste Insolvenz der U-Deals GmbH. U-Deals betrieb vor allem Portale wie Ab-in-den-Urlaub-Deals.de, welche Gutscheine für einzelne Hotels, aber auch für komplette Pauschalreisen verkauft. Da Hotelgutscheine keine Pauschalreisen mit mindestens zwei unabhängigen Reiseleistungen darstellen, sind diese nicht über die Pflichtversicherung abgedeckt. Außerdem ist es in dieser Branche üblich, dass die Hotels den vereinbarten Betrag erst erhalten, nachdem der Kunde den Gutschein eingelöst hat. Das hat zur Konsequenz, dass viele Hotels jetzt die Annahme dieser Gutscheine verweigern und die Kunden zur erneuten Bezahlung auffordern. Laut Medienberichten sollen 14.000 Kunden davon betroffen sein.

Donnerstag: Der vierte Tag in Folge mit mindestens einer Insolvenzanmeldung aus dem Unister-Imperium. Dieses Mal traf es die Unister Travel Betriebsgesellschaft GmbH und damit die Muttergesellschaft der Reisesparte von Unister. Direkt von Unister Travel wird das bekannte Portal Fluege.de betrieben und damit ist eins der Schwergewichte betroffen. Auf Fluege.de werden hauptsächlich Flüge vermittelt und die Abrechnung erfolgt direkt über die Fluggesellschaft oder ist durch Sicherheiten z.B. Bürgschaften, die man als IATA-Agentur hinterlegen muss, abgedeckt.
Ebenfalls von dieser Insolvenz betroffen ist das Portal Hotelreservierung.de. Dort kann man Hotels buchen. Als Kunde wäre man nur von der Insolvenz direkt betroffen, wenn bei der Reservierung der Übernachtungspreis direkt an Hotelreservierung.de entrichten worden wäre. Die angebotenen Hotels sind aber größtenteils aus den Kontingenten von Reiseveranstaltern oder werden nur z.B. durch Expedia vermittelt. Das Hotelreservierung.de eigene Reservierungen mit Vorauskasse angeboten hat, konnte ich nicht feststellen.

Außerdem sind mehr Details zu der Venedig-Reise des verunglückten Thomas Wagner bekannt geworden. Wie der MDR berichtete, soll Thomas Wagner in Venedig bei einem Geldgeschäft offensichtlich betrogen worden sein. Ein Sprecher der Kriminalpolizei sagte: „Wir haben italienische Dokumente gefunden, die besagen, dass Wagner Opfer eines Betrugs geworden ist, bei dem es um extrem hohe Summen ging.“. An der Absturzstelle wurden aber wohl „nur“ 10.000 Schweizer Franken gefunden und nicht wie zuerst von der „Bild“-Zeitung berichtet „mehrere Millionen Euro“.
Mehrere Medien versuchen sich an der Rekonstruktion der Reise nach Venedig. Laut dem Focus soll Wagner nach Venedig geflogen sein, um dort ein Kreditgeschäft abzuwickeln. Dafür hatte er 1,5 Millionen Euro als Sicherheit in bar dabei. Den Kredit in einer Höhe von umgerechnet 12 Millionen Euro soll Thomas Wagner ebenfalls bar in Schweizer Franken erhalten haben. Erst auf dem Rückweg zum Flughafen sei ihm aufgefallen, dass nur die oberste Schicht der Scheine echt war und darunter sich Falschgeld befand.

Verkauft Air Berlin alle Strecke außerhalb Berlin & Düsseldorf an Lufthansa?

In den letzten Jahren hat sich Air Berlin vor allem mit dem Verkauf ihres Tafelsilbers über Wasser halten können. So wurde z.B. 2012 70% das Vielfliegerprogramm Topbonus an Etihad verkauft und auch alle Flugzeuge verkauft und anschließend zurückgeleast (Sale-Lease-Back). Air Berlin besitzt aktuell kein einziges Flugzeug mehr. Trotzdem schafft es Air Berlin immer noch nicht, schwarze Zahlen zu schreiben. 2015 hat die Fluggesellschaft einen Rekordverlust von über 440 Millionen Euro verzeichnen müssen.

Der nächste Schritt wird wohl sein, einen Teil von Air Berlin an Lufthansa zu verkaufen. Dabei soll das ganze dezentrale Geschäft, alle Flüge außerhalb der Drehkreuze Düsseldorf und Berlin, an Lufthansa verkauft werden. Lufthansa wiederum könnte die Slots und 40 Flugzeuge inkl. Besatzung gut bei Eurowings eingliedern.

Laut Aero.de sitzt dabei Air Berlin nicht selber am Verhandlungstisch, sondern Etihad und Lufthansa führen die Gespräche. Etihad Airways gehören 29% von Air Berlin.

Der Verkauf des dezentralen Geschäftes könnte nur der Anfang sein. Air Berlin hat auch noch Airberlin Technik und Niki, die zu Geld gemacht werden könnten. Doch was passiert danach?

NUMBER26 wird N26 und hat eine Banklizenz

NUMBER26 nennt sich in N26 um und hat es geschafft, die Hürden für eine eigene Banklizenz zu nehmen. Damit ist N26 nicht mehr von der Wirecard-Bank abhängig und kann in Zukunft auch weite Leistungen wie Kredite, Kapitalanlagen… anbieten.

Laut t3n verfügt das Startup ab sofort über eine Banklizenz von der Europäischen Zentralbank und über eine Vollbanklizenz von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Eine Vollbanklizenz in Deutschland zu erhalten, ist nicht gerade einfach. So muss das Anfangskapital mindestens 5 Millionen Euro betragen und es gibt hohe Anforderungen an die Geschäftsleitung.

Für bestehende Kunden soll sich nicht viel ändern. Nur die Kontonummer wird sich wohl verändern. Mehr Informationen soll es im Spätsommer geben.

Kurznachrichten

  • Können Sterne lügen? Das ZDF hat sich 1.000 Hotels mit drei bis fünf Sternen in Deutschland vorgeknöpft und herausgefunden, dass 25% der Hotels überhaupt nicht offiziell klassifiziert worden sind. Mehr dazu auf Heute.de.
  • Avios + Cash angepasst: Bei British Airways-Flügen kann man schon seit einiger Zeit einen Teil mit Avios bezahlen. Das kann sich durchaus lohnen. Jetzt kann man bis zu 240€ des Flugpreises mit Avios bezahlen. Allerdings sinkt der effektive Rabatt pro Avios mit der Anzahl der eingesetzten Avios deutlich. Mehr zu diesen Änderung bei The Points Guy.
  • AAA-Raten als ADAC-Mitglied nutzen: In den USA gibt es bei vielen Hotelketten für Mitglieder der American Automobile Association, kurz AAA, meistens 10% Rabatt auf den besten verfügbaren Rabatt. Diesen Rabatt kann man auch als ADAC-Mitglied nutzen. Mehr dazu bei You have been Upgraded.

Der nächste Wochenrückblick

Der nächste und damit siebte Wochenrückblick wird am Samstag Vormittag 29. Juli veröffentlicht.

Falls ihr den letzten Wochenrückblick verpasst habt, findet ihr ihn hier:

https://travel-dealz.de/news/wochenrueckblick-5/

Alle vorherigen Wochenrückblicke findet ihr hier: Wochenrückblick

Wie gefallen euch die ersten Wochenrückblicke? Was kann ich besser machen? Habe ich Themen übersehen? Dann dürft ihr mit gerne ein Kommentar hinterlassen oder eine Email an Johannes@Travel-Dealz.de schreiben. Außerdem findet ihr mich auf TwitterFacebook oder bei Instagram.

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Kommentare (2)

  1. Ben sagt:

    N26 erhebt ab Umstellung auf das eigene Konto wohl Fremdwährungsgebühren bei Abhebungen in nicht-EUR-Währung von 1,7%. Siehe https://n26.com/pricing/​. Macht das Angebot für mich dann uninteressant – wohingegen mein DKB-Konto ab dem 01.12. interessanter wird.

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