Bewertung: Mit Sansa Airlines in der Cessna 208 Caravan durch Costa Rica

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Auf Travel-Dealz veröffentlichen wir regelmäßig Airline-Bewertungen, meist von renommierten, großen Fluggesellschaften. Aber wie schlagen sich eigentlich die kleinen Player auf eher ungewöhnlichen Strecken und mit ungewöhnlichen Flugzeugen? Unser Leser Matthias hat einen Inlandsflug der Sansa Airlines innerhalb Costa Ricas mitgemacht – in einer Cessna 208 Caravan mit nur 12 Sitzplätzen! Sein Bericht:

Während meiner Reise durch Costa Rica konnte ich nicht nur die wunderschöne und intakte Natur, das angenehme Klima und die Freundlichkeit der Menschen genießen, sondern auch in Form von drei Inlandsflügen mit Sansa Airlines einige außergewöhnliche, nicht ganz alltägliche Flüge erleben. Sansa Airlines ist die älteste Fluggesellschaft Costa Ricas und bedient, trotz der geringen Größe des Landes, ein vergleichsweise dichtes Streckennetz mit derzeit 15 Destinationen. Alle Ziele werden vom Flughafen Juan Santamaria in San Jose bedient, wo ein separates Domestic Terminal zu finden ist. Neben den Verbindungen von und nach San Jose gibt es auch noch einige wenige Direktverbindungen zwischen anderen Städten, die aktuellsten Infos dazu finden sich auf der Website von Sansa.

Sansa Airlines betreibt eine Flotte von Cessna Grand Caravans. Bezüglich Wartung und Instandhaltung der Flugzeuge besteht eine Kooperation mit Lufthansa-Partner Avianca, Sicherheitsbedenken sollte also niemand haben müssen. Auf ihrer Website verweist Sansa auf ihren Status als „Zero-Emmisions-Airline“. Nach Angabe der Airline wird der CO2-Ausstoß durch den Schutz größerer Regenwaldgebiete ausgeglichen. Ein offizielles Label oder eine Zertifizierung ist nicht ersichtlich.

Buchung

Die Flüge von Sansa lassen sich theoretisch ganz einfach auf der Website buchen, allerdings lauert hier eine kleine Hürde. Aus irgendeinem Grund wird die Flugsuche auf flysansa.com von Deutschland aus durch Geoblocking verhindert! Warum, ist mir wirklich schleierhaft, da ich zum Beispiel bei einem Aufenthalt in Österreich problemlos suchen konnte. Ganz Europa scheint also nicht betroffen zu sein. Wie auch immer, mittels VPN ließ sich die ganze Sache problemlos umgehen. Von Fehlermeldungen auf der Website braucht man sich also nicht abschrecken lassen.

Die Verbindungssuche auf der Website geht dann relativ einfach, wenn auch nicht super komfortabel vonstatten. Es gibt verschiedene Tarife, Promo oder Regular, wobei Promo ein paar Dollar günstiger ist, dafür aber eventuelles Übergepäck 2$ pro Pfund kostet und nicht 1,5$. In beiden Tarifen sind 30 lbs (14kg) Aufgabegepäck in der Größe eines Handgepäckkoffers und eine kleines Gepäckstück (10 lbs/4,5kg), welches mit an Bord genommen werden darf, inkludiert. Auf einer Strecke konnte ich einen kurzfristig zu buchenden, etwa 50% reduzierten Tarif entdecken, bei dem allerdings nur noch 20 lbs Aufgabegepäck gewährt wurden. Das Gepäck wird beim Check-In gewogen – Sansa scheint es mit den Gewichtsangaben genau zu nehmen.

Die Zahlung der Buchung erfolgt mit Kreditkarte, eine Bestätigung erhält man via E-Mail. Weiterhin ist auch eine telefonische Buchung möglich. Ich habe von dieser Möglichkeit allerdings keinen Gebrauch gemacht.

In meinem konkreten Fall betrug der Preis für den Oneway Tortuguero nach La Fortuna im Regular Tarif 96$ und war damit etwa doppelt so teuer wie der bei einem Veranstalter vor Ort zu buchende Shuttle-Transport via Boot und Kleinbus.

Flugplatz, Check In & Boarding

Tortuguero liegt an Costa Ricas Karibikküste und ist außerdem vollständig vom dichten Regenwald des Tortuguero-Nationalparks umgeben, weshalb der Ort nicht an das Straßennetz angeschlossen ist und somit nur per Boot oder Flugzeug erreicht werden kann.

Der Tortuguero Airport liegt etwa 4km nördlich des Dorfes und ist eigentlich komplett von Wald, Wasser und Strand umgeben. Zum Flughafen kann man einerseits von Tortuguero mit dem Taxiboot fahren oder einfach zu Fuß gehen. Es existiert ein kleiner, unbefestigter Pfad vom Ort zum Flughafen, welcher nur bei trockenem Wetter beschwerdefrei zu gehen ist. Auch sollte man nicht zu viel Gepäck dabei haben und Rollkoffer taugen hier auch relativ wenig. Der Marsch dauert etwa 45 bis 60 Minuten was sich mit Gepäck, bei sengender Hitze und nahezu 100% Luftfeuchtigkeit durchaus lang anfühlen kann. Den letzten Rest des Weges kann man auch direkt auf der Start- und Landebahn zurücklegen, ich habe kein Schild gesehen das dies verbietet.

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Das Fluggerät: Cessna 208 Caravan mit der Registrierung TI-BHM

Der Flughafen selbst besteht dann nur aus einer betonierten Start- und Landebahn mit winzigem Vorfeld und einem verfallenen Gebäude, was selbst von manchem deutschen Dorfbahnhof bezüglich der Größe überboten wird. Das Gebäude kann man dann auch maximal als Schattenspender nutzen, es gibt weder sanitäre Anlagen noch ein gastronomisches Angebot. Auch Check-In Schalter, Infotafeln oder Ähnliches sucht man hier vergebens. Zunächst war auch kein einziger Mitarbeiter vor Ort, dieser kam erst ca. eine Stunde vor Abflug mit einem Boot angefahren, kümmert sich um alles weitere und ist somit Check-In Agent, Ramp-Agent und Vorfeld-Mitarbeiter in Personalunion. 

Der Sansa-Mitarbeiter kontrolliert zunächst die Reisepässe (ausgedruckte Buchungsbestätigung wollte er nicht sehen) und gibt, nach Abhaken einer ausgedruckten Liste, laminierte, wiederverwendbare Boardingpässe aus. Hatte ich so vorher auch noch nie gesehen. Anschließend wird das Aufgabegepäck und man selbst zusammen mit dem Handgepäck auf einer vom Mitarbeiter mitgebrachten Personenwaage gewogen. Das Gepäck wird mit einem Bag-Tag versehen und an die Passagiere ein Schnipsel mit der Gepäcknummer ausgegeben. Eine Sicherheitskontrolle des Gepäcks oder der Passagiere findet nicht statt. 

Etwa 15 Minuten vor der geplanten Abflugzeit schwebt das Flugzeug ein und die ankommenden Passagiere steigen zügig aus. Der Mitarbeiter verlädt das Gepäck und sobald das Flugzeug leer ist, beginnt das Boarding. Der Co-Pilot sammelt dabei am Zustieg des Flugzeuges die Boardingpässe wieder ein, Sitzplatzreservierungen oder Boardinggruppen gibt es bei gerade einmal zwölf Plätzen natürlich nicht, es herrscht freie Platzwahl. Binnen kürzester Zeit haben alle Passagiere einen Platz gefunden und nach einer kurzen Sicherheitsdurchsage rollt die Cessna auf die Startbahn.

Komfort & Kabine

Die Cessna bietet zwölf Sitzplätze in 1-2-Bestuhlung. Der Sitzabstand ist relativ gering und die Sitze sind eher mit denen aus einem altertümlichen Omnibus zu vergleichen. Für die kurzen Flugzeiten ist es aber vollkommen ok. Die Kabinenhöhe beträgt nicht einmal 1,50m und ist somit sehr klein und gedrungen. Auch der Durchgang ist wirklich winzig und erfordert einige Verrenkungskünste, vor allem wenn die zuerst Einsteigenden die hinteren Plätze besetzen und man sich somit auch noch an jenen vorbeiquetschen muss. Der Geräuschpegel während des Fluges ist relativ hoch, was aber bei einer so kleinen Propellermaschine nicht anders zu erwarten war. Was positiv auffällt, sind die im Vergleich zu herkömmlichen Passagiermaschinen riesigen Fenster und der Umstand, dass man den Piloten während des gesamten Fluges über die Schulter schauen kann und somit auch diverse Instrumente und Anzeigen zu beobachten sind.

Nach kurzen Anlauf- und Beschleunigungsphasen startet die Cessna relativ ruckelfrei. Das Aufsteigen erfolgt in einem viel flacheren Winkel als bei großen Düsenflugzeugen, und es stellt sich somit kaum Druck auf den Ohren ein. Bei gutem Wetter bietet sich aus den Flugzeugfenstern nochmal ein herrlicher Blick auf den Strand und den Regenwald von Cahuita. Definitiv eins der Highlights des Fluges. Durch die geringe Flughöhe von knapp 2.000 Metern lässt sich dann während des gesamten Fluges die Landschaft beobachten. Langeweile kommt also nicht auf. In-flight Entertainment, Getränkeservice oder gar Verpflegung wird bei Sansa nachvollziehbarerweise nicht angeboten.

Der Flug verlief insgesamt ruhig; nur ein paar Turbulenzen waren zu spüren, aber alles halb so wild. Wer erfahrungsgemäß sehr empfindlich reagiert, sollte vielleicht die Einnahme einer Reisetablette in Betracht ziehen.  

Die Zeit im Flieger ging dann auch ruck zuck vorbei und nach nur 35 Minuten erfolgte schon wieder die Landung in La Fortuna, aber nicht ohne vorher noch einen tollen Blick auf das Vulkan-Arenal erhaschen zu können. Angeblich eine Seltenheit, da er wohl die meiste Zeit zumindest teilweise von Wolken eingehüllt ist.

Nach dem Flug

Die Maschine rollte fast bis ans Flughafengebäude und sobald sie stand, begann bereits eine Person des Bodenpersonals das Gepäck auszuladen. Nachdem der Rotor still stand und die Tür geöffnet wurde, verließen die Passagiere zügig die Kabine. Das Gepäck lag zu diesem Zeitpunkt schon bereit und konnte von den Passagieren übernommen werden. 

Der Flughafen in La Fortuna ist wirklich klein; bietet aber eine gewisse Infrastruktur, welche man sich allerdings relativ teuer bezahlen lässt. So wird man nach dem Betreten des Terminals an einen Schalter gebeten und muss eine sogenannte „Terminal Fee“ von 7$ bezahlen. Dies kam etwas überraschend und wurde im Vorfeld (bei der Buchung) nicht transparent gemacht. Zumindest habe ich nichts dergleichen in der Buchungsbestätigung feststellen können.

Ansonsten besteht das Flughafengebäude im Wesentlichen aus einem kleinen Wartebereich und einer Bar, wo anscheinend auch Locals verkehren. Besonders mitreißend ist das alles nicht, aber zumindest kann der Barkeeper dabei behilflich sein, ein Taxi zu bestellen. Eine Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel oder Mietwagenanbieter sucht man vergebens.

Fazit

Wie aus dem Review ersichtlich wird, unterscheidet sich ein Flug mit Sansa also in erheblichem Maße zu einer Reise in einem modernen Passagierjet von einem großen Verkehrsflughafen zum anderen. Im Anbetracht des, gegenüber eines Shuttle-Service am Boden, doch deutlich höheren Preises stellt sich natürlich zwangsläufig die Frage: „Lohnt sich das überhaupt?“

Eine absolut berechtigte Überlegung, die sich natürlich nicht so einfach allgemeingültig beantworten lässt, da viele Pro- bzw. Kontra-Argumente individuell ganz unterschiedlich ins Gewicht fallen werden. 

Für mich persönlich hat es sich absolut gelohnt und bei einem weiteren Aufenthalt in Costa Rica würde ich ohne zu zögern wieder einen Inlandsflug mit Sansa in Betracht ziehen. Ich kann mich ganz grundsätzlich für das Fliegen begeistern, mich interessiert die Technik, die Abläufe an einem Flughafen und ich finde es einfach eine spannende und komfortable Art zu reisen.

Bei Sansa wird dabei ein, im besten Sinne, ursprüngliches Flugerlebnis jenseits von Lounges, Statusleveln, Boardinggruppen etc. geboten. Auch wenn es quasi keinerlei Service vor oder während des Fluges gab, fühlte sich der ganze Flug durch das kleine Flugzeug und die geringe Passagierzahl doch irgendwie besonders und exklusiver an als die Massenabfertigung im Linienbetrieb der großen Airlines. Allein das ist mir persönlich den Aufpreis schon wert, wird aber natürlich längst nicht auf alle zutreffen. 

Neben diesem stark subjektiv gefärbten Eindruck sprechen aber meiner Meinung nach auch einige sachliche Kriterien für die Wahl eines Fluges mit Sansa. Zuerst kommt hier natürlich die Zeitersparnis in Frage. Selbst vergleichsweise kurze Distanzen von 150 bis 300 km dauern bei den Straßenverhältnissen in Costa Rica gut und gerne fünf Stunden und mehr und das gilt auch nur für ein Shuttle in einem Kleinbus. Im öffentlichen Busverkehr kann sich die Bewältigung einer solchen Strecke schon zur Tagesaufgabe aufschwingen. Auch die Aussicht auf überfüllte, unübersichtliche Busterminals, intransparente Fahrpläne und die mehrstündige Fahrt in einem höllisch lauten nicht klimatisierten Bus bei 32°C Außentemperatur scheinen nicht sonderlich verlockend. Der Verkehr in Costa Rica ist zwar nicht ganz so halsbrecherisch wie in manch anderen Ländern, der Sicherheitsstandard in der Fliegerei ist aber meiner Meinung nach grundsätzlich höher zu bewerten als im Straßenverkehr. 

Darüber hinaus bietet sich bei gutem Wetter ein toller Ausblick auf die Landschaft und Ortschaften, ein Rundflug ist also quasi schon inklusive. 

Gegen einen Inlandsflug in Costa Rica spricht die etwas abgelegene Lage mancher Flughäfen (z.B. in La Fortuna) und die Nichtanbindung an ein öffentliches Verkehrsmittelnetz. Hier kommen also weitere Kosten in Form einer Taxifahrt (mindestens bis zum nächsten Busterminal) auf einen zu, die in die Planung miteinbezogen werden sollten. Ein Kleinbus-Shuttle würde einen hingegen gleich zum Hotel bringen. Als einziges wirkliches Ärgernis ist in meinem konkreten Fall eigentlich nur die vorher nicht ersichtliche Terminal Fee am Flughafen La Fortuna zu bezeichnen. Diese stand in keinem Verhältnis zum Nutzen. 

Wie man sieht, etwas grundsätzliche Flugbegeisterung kann bei einem Flug mit Sansa nicht schaden. Aber auch für alle, denen es bloß darum geht, von A nach B zu kommen, stellt ein Inlandsflug in Costa Rica meiner Meinung nach eine wirkliche Alternative zu anderen Verkehrsmitteln dar. 

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Kommentare (9)

  1. Stephan sagt:

    Super – der Bericht hat mir sehr gefallen und neugierig gemacht. Hatte mal vor 20 Jahren zwei ähnliche Flüge in Malaysia mit einer Dornier 228. Immer sehr interessant und mal anders als die großen Flieger in den man sonst so sitzt

  2. Ron sagt:

    Als ehemaliger Pilot würde ich aus Sicherheitsgründen nur ausnahmsweise EIN-MOTORIG über Regenwald [Berge, Meer etc] fliegen. Emiliano Sala scheint bereits vergessen. Zwar kann dieser Flugzeug-Typ ohne Motor runtergleiten und u.a. an einer Beach mit festem Untergrund ohne allzu viel Schaden landen, doch ab geringer Höhe über dem Regenwald im Fluss…. Good luck !
    Tipp: AUSNAHMSWEISE. Schliesslich ist das Risiko via Strasse auch nicht Null.
    Bericht nett aber viel zu ausufernd, sodass ich ihn nur diagonal lesen konnte. Beispiel zum Weglassen: „Die Maschine rollte fast bis ans Flughafengebäude und sobald sie stand, begann bereits eine Person des Bodenpersonals das Gepäck auszuladen.“ es reicht die Erwähnung „Gepäck konnte ohne Wartezeit übernommen werden“.
    Ziehe tabellarische Auflistung der Fakten vor. Rest kurz und bündig formuliert. Danke

    • Manuela Beyer sagt:

      oh da ist aber jemand sehr genau und nimmt die Aufgabe eines Lektor an sich…schoneinmal über künstlerische Freiheit nachgedacht….?

    • Manuela Beyer sagt:

      oh da ist aber jemand sehr genau und nimmt die Aufgabe eines Lektor an sich…schoneinmal über künstlerische Freiheit nachgedacht….?
      mir hat der Bericht sehr viel Spass gemacht und ich habe jetzt einen prima Überblick.

  3. PeterPanasch sagt:

    kann mich nur anschliessen (mach ich eigentlich nicht – weil nur Wiederholung). Aber der Bericht ist wirklich super! Vielen Dank!

  4. Robert sagt:

    Sehr schönes Review! Danke Matthias! 🙂

  5. Obiwaannn sagt:

    Vielen Dank! Toller Bericht.

  6. Marvin sagt:

    Ich bin beruflich öfter in Costa Rica unterwegs und habe auch schon einige Sansa-Flüge hinter mir. Kann dieses Erlebnis jedem Flug-Enthusiastem auch nur wärmstens empfehlen.

  7. Christophe sagt:

    Artikel gibt einen gute Überblick und ist sehr authentisch. Vielen DANK und weiter so, gerne mehr von diesem Nutzer. Ein Review mit Mehrwert!

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