Bewertung: American Airlines Flagship Lounge in Chicago O’Hare

American Airlines ist derzeit fleißig dabei, die Lounge-Erfahrung an den bedeutenden Hubs Nordamerikas zu verbessern. Bereits vor einigen Monaten wurde die alte First Class Lounge in New York durch eine modernere Flagship Lounge ersetzt, weitere Standorte wie Chicago, Los Angeles, Miami und London sollten folgen.

Nun war es so weit und Mitte September eröffnete man die neue Flagship Lounge im Terminal 3 des Flughafens Chicago O’Hare. Als Oneworld Sapphire mit Economy-Flug auf Chicago – New York hatte ich die Möglichkeit, dem neuen Standort kürzlich einen Besuch abzustatten. Nachfolgend einige Eindrücke.

Flagship Lounge ORD Sitzplaetze 2

Zugangsregeln

Mit der Umwandlung der alten Lounges hat American ordentlich an den Zutrittsregeln geschraubt. Bislang waren die Lounges reine First Lounges für Oneworld Emeralds und First Class Reisende auf der Langstrecke oder der transkontinentalen „echten“ First Class.

Für die Flagship Lounges gelten hingegen deutlich großzügigere Regelungen. Folgende Reise- und Statuskarten berechtigen zum Zutritt:

  • Bordkarte der internationalen oder transkontinentalen First Class
    • inkl. 1 Gast
  • Bordkarte der internationalen oder transkontinentalen Business Class
    • ohne Gast
  • Oneworld Emerald Mitglieder
    • auf sämtlichen Oneworld-Flügen
    • inkl. 1 Gast
  • AAdvantage Executive Platinum Mitglieder
    • nicht auf Flügen innerhalb Nordamerikas
    • inkl. 1 Gast
  • Oneworld Sapphire Mitglieder
    • auf sämtlichen Oneworld-Flügen
    • inkl. 1 Gast
  • AAdvantage Platinum und Platinum Pro Mitglieder
    • nicht auf Flügen innerhalb Nordamerikas
    • inkl. 1 Gast
  • AAdvantage ConciergeKey Mitglieder
    • auf sämtlichen Oneworld-Flügen
    • inkl. Familie oder max. 2 Gästen

Fett gedruckte Einträge galten bisher nicht für die Flagship Lounge. Im Prinzip verwandelt sich die Flagship Lounge also von einer First in eine Business Class Lounge. Im Gegenzug kommen Reisende der First Class je nach Standort in den Genuss des „Flagship First Dining“, nicht jedoch in Chicago.

Eintritt und Einrichtung

Standort und Zugang

Die American Flagship Lounge befindet sich direkt unter dem Admirals Club im Verbindungsgang zwischen H- und K-Gates. Ausgeschildert ist sie erst auf den letzten Metern, sodass zuerst die Schilder zum Admirals Club befolgt werden müssen.

american flagship lounge ord eingang
Eingangsbereich von Admirals Club und Flagship Lounge

Der Eingangsbereich ist dann kaum zu verfehlen. Eine Mitarbeiterin überprüft dort Boardingpass sowie ggf. die Statuskarte und weist einem dann entweder den Admirals Club oder die Flagship Lounge zu. Wir erhielten eine Papier-„Einladung“ für die Flagship Lounge und mussten dann nur noch einen der vier Aufzüge in die dritte Etage benutzen.

Aufteilung und Sitzmöglichkeiten

Nachdem man uns die Einladung wieder abnahm, grüßt auch schon der breite Gang welcher einmal quer durch die Lounge führt. Bis auf einen Ruhebereich sind sämtliche Abteilungen über diesen Weg erreichbar – so auch der Essensraum, die Toiletten und insgesamt vier Schalter für Umbuchungen etc.

american flagship lounge ord gang
Ein breiter Gang führt einmal quer durch die Lounge

Wenige Meter vom Eingang entfernt gibt es dann auch schon den ersten Sitzbereich, von denen die Lounge jede Menge zu bieten hat. Nahe des Eingangsbereichs gibt es breite Ledersessel sowie kleinere Tische mit jeweils zwei Stühlen. Die verschiedenen Sitzbereiche werden durch halboffene Holzwände voneinander abgetrennt, sodass etwas Privatsphäre aufkommt.

An anderen Standorten werden unzählige weitere Ledersessel geboten, welche meist mit einer kleinen Ablage und teilweise mit Tischlampen ausgestattet sind. Ebenfalls gibt es langgezogene Konferenztische, Tische mit zwei Sitzplätzen, dünnere Stühle, Bänke und so weiter. Ein Mangel an Sitzmöglichkeiten bestand während meines Aufenthaltes gegen 19 Uhr jedenfalls nicht und teilweise waren komplette Räume unbelegt.

Wem das noch nicht reicht, der kann in einem der beiden Ruhebereiche Platz nehmen. Einer davon ist mit fünf Liegestühlen ausgestattet, welche allerdings nur leicht gepolstert erscheinen. Richtige private Schlafräume wie z.B. in einigen Lufthansa-Lounges sind in Chicago nicht vorzufinden.

Aufmachung

American Airlines kombiniert die Steinböden mit dunklen Teppichen, verschiedenen Holzelementen und z.B. Milchglastüren. Insgesamt wirken die Räumlichkeiten daher sehr modern und die schiere Größe der gesamten Lounge wird einem auf den ersten Blick gar nicht bewusst.

Sehr angenehm ist die riesige Fensterfront welche sich einmal quer durch die Lounge zieht. So hat man den (stark AA-geprägten) Flugverkehr als Aviation Geek immer im Blick, ein breiter Arbeitsbereich ist sogar direkt Richtung Fenster ausgerichtet. Am Tag sind die Räumlichkeiten zudem schön lichtdurchflutet, dennoch gibt es unzählige Lampen und Leuchtstreifen.

flagship lounge ord essel am fenster

Kritisiert wird teilweise die sehr sterile Einrichtung. In der Tat wirkt die Lounge insgesamt recht kühl und dadurch weniger gemütlich als das eigentliche Wohnzimmer. Ich persönlich kann mich mit dieser IKEA-Atmosphäre aber gut anfreunden und betrachte dies nicht als Nachteil.

Kulinarisches

Hauptspeise Flagship Lounge ORD

Ein großer Essensraum schließt sich direkt an die Buffet-Theke am linken Ende der Lounge an. Was die Sitzgelegenheiten angeht, kann zwischen normalen Esstischen mit zwei Stühlen, Banken mit Tisch, Banken mit Mini-Tischen und Hockern direkt an der Selbstbedienungs-Bar gewählt werden.

Das Essen kann im Großraum direkt neben des Buffets zu sich genommen werden. Etwas mehr Privatsphäre bieten die kleineren Räume nebenan. Egal, für welche dieser Möglichkeiten man sich schließlich entscheidet: Der Buffetbereich liegt meist nur wenige Schritte entfernt.

Das Selbstbedienungs-Buffet wird auf zwei Theken präsentiert. Einer davon wurde mit reichlich kalten Optionen bestückt, darunter:

  • Schweinefilet im Pfeffermantel
  • Salat und Kürbisstücken
  • Nudelsalat
  • einer Auswahl an Schinken und Salami
  • verschiedenen Käsewürfeln
  • Sushi
  • kleine Schälchen mit Gemüse / Salat

Eine passende Vorspeise sollte also jeder für sich finden können. Danach geht es direkt mit den heißen Mahlzeiten von der Nachbartheke weiter. Das Menü verändert sich nach dem Frühstück nicht mehr groß, so wurden angeboten:

  • Lachsfilet
  • BBQ-Hühnchenstücke ohne Knochen
  • gebratenes Gemüse
  • zwei verschiedene Suppen
  • Kartoffelbrei oder ähnliches
  • Rösti-ähnliche Kartoffelgebilde
  • verschiedene Brötchen (auch Laugenbrötchen)
  • Chips

All diese Gerichte klingen nicht nur auf dem Papier ganz nett. Auch geschmacklich wussten sie zu überzeugen. Etwas wärmer hätten die Speisen teilweise noch sein können, aber das wäre nun wirklich Meckern auf ganz hohem Niveau. Der aufmerksame Service sorgt dafür, dass fast leere Essensbehälter unverzüglich wieder aufgefüllt werden.

Dennoch scheint die Auswahl an Essen teilweise noch besser als in den Abendstunden. So war ein Show Cooking Bereich eingerichtet, welcher laut One Mile at a Time morgens Crepes serviert. In den Abendstunden war dieser nicht besetzt, verhungern musste aber auch so niemand. 😀

Direkt an das Buffet schließt sich eine Auswahl verschiedener Kaltgetränke an. Dem großen Kühlschrank können Wasserflaschen sowie verschiedene Soft Drinks und Säfte aus Dosen entnommen werden. Interessanter ist allerdings der sich daneben befindliche Coca Cola „Freestyle“ Automat.

Solche Automaten gibt es mittlerweile zwar auch in Deutschland, begegnet bin ich ihnen hier aber noch nicht. Was macht die Freestyle-Automaten so besonders? Neben bekannter Produkte wie Coca Cola, Sprite, Dr. Pepper können dort unzählige sonst nicht erhältliche Sorten „gezapft“ werden. Vanille-Fanta (die nur nach Vanille schmeckt), Sprite Orange oder vielleicht doch Coca Cola mit Himbeergeschmack? Alles kein Problem und über das intuitive Interface bequem bestellbar.

Auch Eiswürfel werden von der Coca Cola Maschine ausgespuckt, diese sind zudem auch an anderen Orten in Isolierbehältern vorhanden. Nur an Strohhalme hat bei der Lounge-Planung wohl niemand gedacht.

flagship lounge ord champagner
Weine und Champagner

Auch die Auswahl an alkoholischen Getränken ist nicht von schlechten Eltern. In der Selbstbedienung standen unzählige Whiskeys, Vodkas, Gins und so weiter zur Auswahl. Ein weiterer Kühlschrank bietet Zugriff auf verschiedene Biersorten. Weine sowie Bollinger Champagner fanden an einer anderen Ecke Platz.

Rechts vom Hochprozentigen platzierte man noch eine Kaffeemaschine, welche auf Wunsch auch heiße oder kalte Milch ausgibt. Und wer sich von all diesen Möglichkeiten nicht angesprochen fühlt, der kann das Glas – wiederum an einer anderen Theke – mit Wasser, Zitronenwasser oder Eistee füllen.

Die Auswahl an Desserts konnte es mit dem großen Buffet an Vor- und Hauptspeisen nicht ganz aufnehmen. Der Kuchen schmeckte zwar gut und Popcorn (Chicago Style) sowie z.B. M&Ms sind nie verkehrt, nett wäre aber noch eine Quarkspeise, Pudding o.ä. gewesen. Die Obstauswahl bestand aus Bananen, Orangen und in Plastik verpackten Pfirsichen, Beeren gab es nicht.

Abseits des großen Essensbereiches gab es eine weitere Theke mit Getränken und Snacks. Die Auswahl an Kaffee sowie Skittles, M&Ms, kandierten Nüssen, Popcorn war größtenteils identisch mit dem Angebot ein paar Meter weiter. Nur an einer dieser Stationen aufgefallen ist mir die Auswahl an BTL SVC Cocktails mitsamt Orangenschalen, Limetten und weiteren Zutaten. Was hingegen fehlte waren kleine Schälchen für Skittles und M&Ms, als Notlösung musste ein Pappbecher der Kaffeetheke herhalten.

Extras

In der ganzen Lounge gibt es nur einen großen Toilettenkomplex. In Anbetracht der Lounge-Größe von über 1.500m² ist das nicht sonderlich großzügig. Solange aber sowieso nur Bruchteile der Sitzplätze belegt sind, sind Warteschlangen ausgeschlossen. Ich gehe davon aus, dass die Lounge auch in der Rush Hour noch lange nicht überquillt.

Für die Männer sind drei Waschbecken und mehrere Steh- sowie Sitzgelegenheiten vorhanden. Die grünen Fliesen und schwarzen Steinwände sorgen für eine angenehme Atmosphäre und zwei rote Rosen bringen etwas Farbe ins Spiel. Auch gibt es wohl sechs große Duschräume mit jeweils eigenen Toiletten, die ich zur späten Stunde aber nicht getestet habe. Es gibt keine Händetrockner, sondern richtige Papierhandtücher zum Abtrocknen der Hände.

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Kinosaal mit zwei kleinen Fernsehern

Am rechten Ende der Lounge gibt es einen kleinen Multimedia- bzw. Kinosaal. Dieser ist mit zwei erstaunlich kleinen Flachbildfernsehern ausgestattet. Selbst wenn unbedingt zwei Sender parallel abgespielt werden müssen, wäre hier deutlich Platz für größere Modelle gewesen.

Nahe des Ausgangs gibt es eine Auswahl an internationalem Lesematerial. Tageszeitungen und Magazine stehen in Englisch, Spanisch und mehreren asiatischen Sprachen zur Verfügung. Insgesamt ist die Auswahl nicht sonderlich groß, aber völlig ausreichend – auch eine Zeitung für Golf-Fans gab es.

Eine Abflugtafel gibt es nur an einer Stelle in der Lounge. Diese fällt hübsch groß aus, ist vom Essensbereich aber nicht einsehbar. Ein paar kleinere Monitore in anderen Räumlichkeiten hätten sicher nicht geschadet, aber mittlerweile informiert das Smartphone ja sowieso über etwaige Änderungen am Flugplan.

flagship lounge ord steckdosen
Steckdosen und USB-Ladeports

Apropos Smartphone: Zum Laden elektronischer Geräte stand an fast jedem Platz eine eigene Steckdose zur Verfügung. Sofern nicht durch breite Ladegeräte oder Adapter blockiert gibt es zudem zwei USB-Anschlüsse. Diese laden mit 5V und 3.1A (vermutlich kombiniert für beide Buchsen) angenehm schnell, je nach kann das das eigene Quick-Charge-Ladegerät aber trotzdem sinnvoll sein.

Qi Ladegeraet in der Flagship Lounge ORD

Einige Tische boten zudem ein Qi-Ladepad. So kann das kompatible Smartphone (z.B. ein Samsung Galaxy S7 / S8) geladen werden, ohne ein Kabel aus der Tasche kramen zu müssen. Leider konnte ich die Induktionsladegeräte nur bei wenigen Sesseln entdecken, im Essensbereich gab es sie nirgendwo.

American Airlines Flagship Lounge in Chicago O’Hare
  • Lage und Ausstattung
  • Essen
  • Service
  • Extras
4.5
Fazit

American hat ordentlich Aufwand und Geld in die neue Flagship Lounge in Chicago gestecjt. Selbst für First-Gäste hat sie anscheinend deutlich mehr zu bieten als die vorherige Mini-First-Lounge in ORD. Die Erfahrung für Business-Class-Kunden und Oneworld Sapphires ist damit um Welten besser als in jedem nordamerikanischen Admirals Club, welcher sonst aufgesucht werden muss. Da sie die Lounge selbst bei einem inneramerikanischen Flug benutzen dürfen, berechtigt schon ein 34€ teurer Oneway-Flug auf ORD-LGA zum Eintritt. Das Essensangebot weiß zu überzeugen und die Auswahl an Getränken ist – nicht nur durch den Cola-Automaten – immens. Die Lounge ist modern ausgestattet, sauber und bietet allen Zugangsberechtigten jede Menge Platz. Insgesamt bleiben so nur kleinere Punkte zu kritisieren. Bei einer Snackbar fehlten kleine Teller oder Schälchen, richtige Schlafplätze gibt es nicht und man könnte vielleicht noch ein paar mehr Bilder an die Wände hängen. Auch lassen sich Getränke mit Eis doch deutlich besser per Strohhalm konsumieren und eine etwas größere Dessertauswahl oder ein paar weitere Früchte wären nett. Am sehr positiven Gesamteindruck ändern diese aber absolut nichts und es handelt sich sicher um eine der besten Lounges Nordamerikas. Nun ist es umso wichtiger, die neue Lounge auch im bisherigen Zustand zu erhalten. So hat auch die Star Alliance Lounge in immer noch LAX einiges zu bieten, seit der Eröffnung in März 2013 dennoch schon etwas an Attraktivität eingebüßt wie Dani im Review aufzeigt. Ähnlich sieht es bei den Swiss E Lounges in Zürich ein, deren Essensauswahl immer weiter beschnitten wird.

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