Bewertung: LATAM Business Class im Airbus A350

Die LATAM Business Class im Airbus A350.

Das Oneworld-Mitglied LATAM – die aus der brasilianischen TAM und der chilenischen LAN hervorgegangen ist – hat im Frühjahr viel zu günstige Business Class-Tickets von Barcelona via Sao Paulo nach Salvador de Bahia verkauft. Travel-Dealz-Autor Adrian hatte den Error Fare zum Preis von 727€ gebucht. Hier sein Bericht über den Langstreckenflug von Barcelona nach Sao Paulo in der recht neuen Airbus A350-„Premium Business Class“.

Check-In & Sicherheitskontrolle

Für den Abflug um 9.55 Uhr fanden mein Kumpel und ich uns gegen 8.10 Uhr im Terminal 1 des Flughafens Barcelona El-Prat ein. Für Oneworld-Statuskunden sowie Business-Class-Reisende stand ein separater Check-In-Schalter zur Verfügung. Die Wartezeit betrug nur wenige Minuten. Die freundliche Mitarbeiterin sprach fließend englisch, labelte unser Gepäck mit Priority-Tags und händigte uns Gutscheine für den Security-Fasttrack aus. Zudem wies sie uns auf die Lounge hin und auf die Tatsache, dass wir unser Gepäck vor unserem Anschlussflug in Sao Paulo vom Band nehmen und die Zollkontrolle passieren müssen.

Reisende der „Premium Business Class“ – so nennt LATAM sein Produkt – dürfen 3×23 kg Gepäck kostenfrei aufgeben. Als Oneworld Sapphire-Statuskunde hätte ich aufgrund meines Vielfliegerstatus sogar noch ein weiteres Gepäckstück zu 23 kg mitnehmen dürfen. In der Premium Economy sind auf dieser Route ebenfalls 3×23 kg Gepäck enthalten, Economy-Gäste dürfen 2×23 kg mitnehmen.

LATAM Business Bewertung Fast Lane
Zugang zur Fast Lane

Der Zugang zum Security-Fast Track liegt links neben den „regulären“ Sicherheitskontrollen. Wichtig: Nur mit eurer LATAM-Bordkarte – zum Beispiel auf dem Handy – kommt ihr nicht in die Fast Lane, ihr benötigt den Gutschein vom Check-In-Schalter! Die Sicherheitskontrolle ging schnell vonstatten, warten mussten wir kaum. An der dahinter liegenden Ausreise-Passkontrolle gab es dank der automatisierten Passkontrolle an den E-Gates keinerlei Wartezeiten.

Lounge

Für Statuskunden ab Oneworld Saphire sowie Business Class-Reisende steht in Barcelona die vom Flughafen betriebene „VIP Sala Lounge Joan Miró“ zur Verfügung. Sie liegt etwas versteckt ein Stockwerk unterhalb der Abflugebene; die Treppen befinden sich in der Nähe des „Burger King“-Restaurants. Im Vergleich mit anderen von mir besuchten südeuropäischen Lounges machte dieser „Sala VIP“ einen recht ordentlichen Eindruck. Es gab eine große Frühstücks-Auswahl an Aufschnitt, Brötchen, Gepäck, Müsli, Säften und anderen Getränken. Auch ein umfassendes Sortiment an verschiedenen Alkoholika stand bereit. Vor dem Abflug konnten wir in großzügigen Ledersesseln entspannen, zudem hätte es auch einen Ruheraum gegeben, den wir jedoch nicht nutzten. „Esstische“ gab es kaum.

Boarding

Wir fanden uns pünktlich zur Boardingzeit am Gate ein, jedoch begann das Einsteigen rund 20 Minuten zu spät. Der Boardingprozess war in vier Gruppen gegliedert: Zwei für die Economy-Class, eine für Premium Economy, Business-Class sowie Statuskunden und eine weitere für mobilitätseingeschränkte Reisende, Schwangerere und Senioren. Da sich ein Großteil der Personen über 60 Jahre zzgl. Begleitpersonen zu den Anspruchsberechtigten zählte, war die Kabine schon gut gefüllt, als wir sie per „Priority Boarding“ betreten durften. Mein ursprünglicher Gangplatz stand wegen eines Defekts nicht zur Verfügung, weshalb mir die Flugbegleiter den Fensterplatz 1J zuwiesen. Eigentlich wollte ich einen Gangplatz – aber gut, da kann man nichts machen. Besser als seinen Sitz nicht verstellen zu können!

Übrigens: auch auf zwei weiteren Flügen mit LATAM standen die ursprünglich gebuchten Sitze wegen Defekten nicht zur Verfügung. Besonders ärgerlich: der Rückflug erfolgte in der selben Maschine, wie auf dem Hinflug. Die Airline hatte es in der einen Woche zwischen Hin- und Rückflug nicht geschafft, den defekten Sitz wieder gangbar zu bekommen. So wurde mein Mitreisender beim Boarding mit einem Seatchange überrascht. Da keine anderen Sitze zur Verfügung standen, blieb uns nichts anderes übrig, als auf die zwei Enden der Kabine verteilt zu sitzen. Warum LATAM den Sitz nicht bereits im Check-In geblockt hat, bleibt uns ein Rätsel.

Komfort & Kabine

Unser Airbus A350 mit dem Kennzeichen PR-XTE aus dem Baujahr 2016 verfügte über eine 2-2-2-Bestuhlung in der Business Class. Bedeutet: Von den Fensterplätzen gibt es keinen direkten Gangzugang, Passagiere dort müssen über ihren Nachbarn steigen, wenn sie zum Beispiel den Waschraum aufsuchen wollen. Positiv hervorzuheben ist, dass keine „platzsparende“ Sitzanordnung (Reverse Heringbone, schräg gestellte Sitze wie bei Lufthansa etc.) gewählt wurde. Die geradlinig nebeneinander angeordneten Sitze mit einem Sitzabstand von 188 cm (vgl. Lufthansa 145-163 cm) erzeugen ein angenehmes Raumgefühl. Obwohl die Maschine nicht gerade alt war, machte sie einen abgenutzten Eindruck: Neben meinem Sitz war mindestens noch ein weiterer defekt, Beschriftungen an der Sitzsteuerung waren teilweise nicht mehr lesbar und in meiner Armlehne befanden sich Risse im Plastik. Für ein besonders angenehmes Flugerlebnis sorgt die tageszeitabhängige LED-Beleuchtung, die Jetlag verhindern soll.

Jeder Sitz ist mit einer Fußablage (Ottoman) ausgestattet, darunter befindet sich verschließbares Fach für Schuhe, in dem auch das Amenity Kit verstaut war. Zwischen den Sitzen befindet sich ein Ablagefach für Magazine, Sicherheitskarten & Co. Selbstverständlich lässt sich der Sitz elektronisch in ein vollständig flaches Bett verwandeln. Dazu fährt auch die äußere Armlehne automatisch herunter, was für eine vergrößere Liegefläche sorgt. Eine Massagefunktion bieten die Sitze nicht, mit 2 USB-Ports (1x unter Armlehne, 1x neben Bildschirm) und einer internationalen Stromsteckdose sind sie jedoch ausgestattet. An jedem Platz liegen Kissen und Decke bereit.

Das recht große – in einem praktischen Kulturbeutel verpackte – Amenity Kit war bestückt mit Socken (Einheitsgröße), Schlafmaske, Zahnbürste, Colgate-Zahnpasta, Handcreme von L’Occitane, Lippenbalsam, ein Kugelschreiber und einem Erfrischungstuch.

Verpflegung & Service

Wie in der Business Class üblich, wurde zur Begrüßung ein Welcome Drink gereicht. Jedoch hatten die Flugbegeleiter nur Wasser und Orangensaft auf dem Tablett. Schaumwein und weitere Getränke gab es auf Anfrage.

Frühstück

Rund 40 Minuten nach Take-Off servierte das Bordpersonal Frühstück. Zwar gab es eine Speisekarte, jedoch wurde nicht – wie in anderen Business-Produkten üblich – zunächst die Bestellung aufgenommen und dann restaurantähnlich an den Platz serviert. Stattdessen fuhren die Flugbegleiter mit dem Trolley durch die Kabine und reichten Tabletts wie in der Economy Class. Die „Tischdecke“ befand sich bereits auf dem Tray. Zur Wahl gab eine Auswahl an Aufschnitt oder Rührei mit Kartroffelecken. Zum Essen wurden Crossaints, Kuchen und Brötchen gereicht, Marmelade gab es auch. Gleichzeitig wurden Getränke serviert. Zur Wahl standen verschiedene alkoholische und nicht-alkoholische Heiß- und Kaltgetränke, zum Beispiel Tonic Water, Coca Cola, Sprite, Jack Daniels, Bailey’s, Espresso, Cappuccino usw. Eine recht umfassende Weinauswahl stand bereit, darunter auch solche aus Südamerika und Frankreich.

Nach dem Service wurde das Licht gedimmt. Wir Passagiere wurden gebeten, die Fensterblenden zu schließen. Mit Ausnahme einer Nussmischung (Cashew, Mandeln, Rosinen, Erdnüsse) wurden uns keine Snacks während dieser „Ruhezeit“ angeboten. Getränke konnten wir zu jeder Zeit bestellen.

Mittagessen

Etwa vier Stunden vor Landung gab es eine weitere Getränkerunde und es wurde Mittagessen gereicht – wieder von Trolleys auf Tabletts. Wir hatten die Wahl zwischen

  • gegrilltem „Tenderloin“-Rind mit Kartoffeln und Kirschtomaten
  • pochiertem Kabeljau mit gedünsteten Kartoffeln und Erbsen
  • Ricotta-Ravioli mit Tomaten-Oliven-Sauce

dazu gab es grünen Salat.

Als Dessert hatten wir die Wahl zwischen einem

  • Schokoladen-Walnuss-Hörnchen auf Milchreis
  • oder einem Obstsalat

Ich habe mich für das Rindfleisch entschieden. Sicher habe ich schon besseres Steak in Flugzeugen gegessen, zum Beispiel an Bord der ANA Business Class, doch im großen und ganzen kann ich nicht meckern. Besonders gut hat mir das Walnuss-Dessert geschmeckt.

Den Service würde ich als eher unterdurchschnittlich beschreiben, was im Großen und Ganzen auf die oben angeführten Punkte zurückzuführen ist: Der Serviceablauf erinnert mehr an Economy-Class. Positiv möchte ich erwähnen, dass das Personal offenbar bemerkte, dass wir – im Gegensatz zu anderen Reisenden – wach sind, und uns ein paar Nüsse servierten.

Die Toiletten waren durchschnittlich. Zusätzlich zur Seife waren in der Toilette feuchte Reinigungstücher, eine Handlotion und Plastikbecher für das Wasser zum Zähneputzen zu finden.

Entertainment

An jedem Platz in der Business Class befindet sich ein mit 19 Zoll relativ großer Touch Screen von Panasonic, der sich zusätzlich über eine schnurgebundene Fernbedingung neben dem Sitz steuern lässt. Das In Flight Entertainment lässt sich auf Portugiesisch, Spanisch und Englisch einstellen. Die Software reagiert schnell und scheint State-Of-The-Art zu sein; neben einer klassischen „Airshow“ konnten wir auch auf die Außenkameras des Fliegers zugreifen. Eine umfassende Musik-, Spiele- und Filmauswahl stand bereit, darunter auch aktuelle Hollywood-Blockbuster. Die Auswahl an Filmen in deutscher Sprache (oder mit deutschen Untertiteln) war überschaubar. Gut möglich, dass das auf Strecken nach Deutschland anders ist.

Auch Kopfhörer lagen bereit. Dabei handelte es sich aber nicht um Noise-Cancelling-Kopfhörer, wie sie bei anderen Business Class-Produkten üblich sind.

W-Lan steht bedauerlicherweise nicht zur Verfügung, ein dickes Minus gegenüber vielen anderen Airlines.

Weiterflug nach Salvador in der Economy Class

Auf Kurzstrecke bietet LATAM leider keine Business Class an, weshalb wir auf dem Weiterflug im Airbus A321 in der Holzklasse saßen. Blöderweise wählten mein Kumpel und ich – um zusammensitzen zu können – die letzte Reihe in der Economy im Airbus A321 aus. Die Beinfreiheit in der LATAM-Economy ist mit 71 cm ohnehin schon unterdurchschnittlich, in der letzten Reihe war sogar noch weniger Platz. Keine schöne Erfahrung. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man aufgrund der Business-Buchung zumindest die Notausgangsreihe kostenfrei wählen kann. Speisen und Getränke gibt es übrigens nur gegen Bezahlung.

LATAM Airbus A350 Business Class
  • Check-in & Boarding
  • Lounge
  • Komfort & Kabine
  • Service
  • Essen
  • Entertainment & WLAN
  • Extras
3.07
Fazit

Der Airbus A350 sorgt für ein ruhiges, angenehmes Flugerlebnis; die Sitze der LATAM-Business Class wirken trotz der 2-2-2-Bestuhlung geräumig und sind voll in Ordnung. An Verpflegung und Angebot gibt es nichts auszusetzen, der Service war jedoch arg unterdurchscnittlich und erinnerte mehr an Economy Class. Für den von uns bezahlten Preis ist das Meckern auf hohem Niveau – mehr als 1.500€ würde ich für ein solches Business-Class-Return-Ticket jedoch nicht ausgeben!

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Kommentare (4)

  1. Robby sagt:

    Danke für die aufschlußreiche Bewertung!

  2. Charlie sagt:

    GIOM warum nicht 2 Kg t-shirts oder so aus dem Gepäck in eine Plastiktüte ?
    Diese als 2.Gepäckstück einchecken…

  3. GIOM sagt:

    Vor einer Woche habe auch die gleiche Route geflogen. Es gibt jetzt das amenity kit von Salvatore Ferragamo. Als Begrüßunggeträck gab es auch Champagner. Der Service war weiterhin unterdurchschnittlich. Beim Flug von Sao Paolo nach Salvador war der Service nocht schlimmer. Crew spricht kein Englisch. Zudem habe ich noch in Barcelona für den Inladsflug einen Notausgangssitz rezerviert und auch die Bordkarte bekommen. Vor Ort in Sao Paulo haben sie mich umgesetzt, weil ich kein Portugiesisch sprach (angeblich sei es obligatorisch Portugiesisch zu sprechen um einen Notausgangsitz zu belegen). Wegen Status dürfte ich auch 4 Gepäckstücke haben. Ich hatte jedoch nur einen Koffer. Beim Rückflug wog der Koffer 25 kilo. Wegen 2 Kg Gepäck wollten sie beim CheckIn 406 BRL haben oder ich sollte 2 KG Gepäck aus dem Koffer entnehmen…

    • As sagt:

      An den Notausgängen muss man die Anweisungen des Bordpersonals verstehen können. Das ist in D. nicht anders wie in Brasilien.

      Laut einigen brasilianischen Flugbegleitern gäbe es ein „Gesetz“, dass man portugiesisch verstehen müsste, wenn man an den Notausgängen sitzt.

      Wieso Englisch allerdings in Brasilien nicht akzeptiert wird bleibt ein „Rätsel“.

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