Das neueste Flugzeug in der Flotte der Schweizer Lufthansa-Tochter und Star Alliance-Airline Swiss ist die Boeing 777-300ER. Travel-Dealz-Autor Valentin hat das Produkt in der Economy Class auf dem zwölfstündigen Flug von Zürich nach Singapur getestet. Während die Schweizer im Service überzeugen können, offenbart leider gerade die Hardware im neuen Flugzeug einige Schwächen.
Check In
Da ich lediglich mit Handgepäck gereist bin, habe ich bequem online über die Swiss-Website eingecheckt. Leider war ich sehr spät dran, sodass zumindest in der Online-Ansicht lediglich ein einziger Sitzplatz frei war.

Tatsächlich waren auf dem Flug aber noch einige Plätze frei. Solltet ihr also beim Online Check-In keinen zufriedenstellenden Platz erhalten, lohnt es sich, am Gate nochmal nachzufragen, ob noch etwas frei ist. Ich persönlich konnte mit dem Gangplatz gut leben, besonders da ich sehr spät dran war. Allgemein ist zu empfehlen, so früh wie möglich einzuchecken. Mit etwas Glück könnt ihr dann sogar noch einen Platz am Notausgang ergattern (Reihen 22, 23 und 39).
Komfort & Kabine
Die Kabine ist neu und in gutem Zustand wie man es von einem jungen Flugzeug erwarten würde. Der Sitzabstand beträgt 79cm, was keinesfalls riesig ist, aber für mich mit 1,80cm noch ausreichend. Zum Vergleich: In vielen aktuellen Kurzstreckenmaschinen von Lufthansa, Swiss und Eurowings beträgt der Sitzabstand lediglich 74cm. Auch ist der Sitz recht komfortabel. Ich würde mir jedoch wünschen, dass die Kopfstütze seitlich fester einzuklappen wäre, sodass man zum Schlafen den Kopf anlegen kann.
Der Makel in der Economy-Kabine der Swiss Boeing 777-300ER ist die Sitzbreite. Swiss verbaut in dem Flugzeug 10 Sitze pro Reihe in einer 3-4-3-Konfiguration, während viele andere Airlines sich für 9 Sitze in 3-3-3 oder 2-5-2 entscheiden. Entsprechend ist der Sitz recht schmal und nächtliches Kuscheln mit dem Sitznachbarn fast unvermeidbar.

Essen & Service
Etwa eine Stunde nach dem Abflug begann der Service für das Abendessen. Zur Auswahl standen Basler Pouletgeschnetzeltes mit Petersilien-Knöpfli (Schweizerdeutsch für Spätzle) und Karotten oder als vegetarische Alternative Auberginen-Ragout mit Blumenkohlreis und Quinoa. Wären es keine Auberginen gewesen, hätte ich mich wohl für die vegetarische Alternative entschieden. Diese wird vom Restaurant Hiltl, einer Topadresse für vegetarisches Essen in Zürich, zubereitet. So entschied mich für das Poulet (Schweizerdeutsch für Hühnchen), was ebenfalls sehr lecker war. Ein sehr schöner Schweizer Touch ist der Gruyère-Käse-Stick, welchen es bisher auf jedem meiner Langstreckenflüge gab. Getränkerunden gab es jeweils vor und nach dem Essen, sowie noch einmal bevor das Licht gedimmt wurde.
Zum Frühstück gab es leider keine Auswahl, es gab die übliche Kombo aus Rührei mit Hash-Browns und Pilzen, dazu Joghurt und Obst. Das Rührei hat leider nach sehr wenig geschmeckt, aber der Rest war sehr gut. Auch hier gab es ebenfalls zwei Getränkerunden.
Da es ein Nachtflug war, wurde in der Galley zwischen den Gängen ein kleines Mitternachts-Buffet aufgebaut. Dort konnte man sich mit verschiedenen Getränken, Obst, Keksen und sogar Tütensuppe versorgen. Das kannte ich so bisher nicht und muss sagen, dass mir die Idee sehr gut gefällt.
Der Service war zu jeder Zeit sehr freundlich, herzlich und zuvorkommend. Genauso habe ich es bisher auch auf meinen restlichen Swiss-Flügen stets erlebt. Mein Sitznachbar war vor der letzten Getränkerunde bereits eingeschlafen und bekam von der Flugbegleiterin extra noch eine Wasserflasche in die vordere Sitztasche gesteckt.
Entertainment & WLAN
Der Bildschirm in der Economy ist 11 Zoll groß und sehr hochauflösend. Die Bedienung erfolgt komplett über die Touch-Oberfläche, was auch sehr gut funktioniert. Sehr nervig ist, dass kurz nachdem Take-Off ein gefühlt endlose (tatsächlich sind es wohl mindestens 15min) Reihe von Werbefilmen gezeigt wird. Der Bildschirm lässt sich in dieser Zeit auch nicht ausschalten, sodass man fast gezwungen ist, sich jeden Werbespot, den die Swiss während der letzten Jahre produziert hat, anzusehen, sowie noch ein halbes Dutzend Imagefilme Schweizer Unternehmen. Das Highlight war ein Film über das diesjährige Herbstmenü in der Swiss First (weißer Trüffel), eine Information die für Reisende in der Economy nur beschränkten Mehrwert bietet.
Hat man das überstanden, offenbart sich leider eine eher überschaubare Anzahl an Filmen und TV-Serien. Insgesamt habe ich circa 100 Filme zählen können, wobei etwa die Hälfte aus westlicher Produktion stammt. Das ist doch deutlich weniger, als beispielsweise bei Emirates oder auch bei der Lufthansa. Auch wenn die Auswahl unterdurchschnittlich ist, sollte jedoch jeder genügend Material finden um 12 Stunden Flug zu überstehen. Positiv zu erwähnen ist, dass die westlichen Filme fast alle auch in Deutsch verfügbar sind.
Alle Boeing 777 der Swiss sind mit kostenpflichtigem Onboard-Internet ausgestattet. Zu der Geschwindigkeit kann ich leider keine Angaben machen, da ich es nicht genutzt habe. Die Preisgestaltung sieht so aus:

Extras
Swiss verteilt in der Economy Class lediglich Kopfhörer, Kissen und Decken. Ein Amenity-Kit wie beispielsweise bei Qatar Airways gibt es leider nicht. Allerdings bieten das in der Economy Class nur sehr wenige Airlines an. Bei den Decken muss man positiv erwähnen, dass die recht dick sind und nicht nur Stofffetzen, wie man sie bei manchen anderen Airlines findet.
- Check-in & Boarding
- Komfort & Kabine
- Service & Essen
- Entertainment & WLAN
- Extras
Swiss bietet einen gewohnt soliden und freundlichen Service mit sehr gutem Essen. Das war auch auf meinen vorherigen Langstreckenflügen mit der Swiss jeweils der Fall. Überzeugt hat mich diesmal insbesondere das „Mitternachts-Buffet“. Die Kabine in der Boeing 777 ist neu, in angenehmen Brauntönen gehalten und die Sitze bequem. Störend ist jedoch die enge Bestuhlung in der 3-4-3-Konfiguration. Der Sitzabstand ist mit 79cm im Durchschnitt, aber selbst mit 1,80m noch ok. Negativ aufgefallen ist das Entertainment-System. Nicht nur die endlose Werbebeschallung zu Beginn des Fluges, auch die relativ geringe Auswahl an Filmen und TV-Serien ist nicht gerade Premium. Unterm Strich ist es ein solides Produkt, welches man ohne Bedenken buchen kann. Dem selbstauferlegten Premiumanspruch wird die Swiss aber leider nicht gerecht.
Wie es weiter vorne im Flugzeug aussieht, erfahrt ihr in der Business-Class-Bewertung von Johannes:
Kommentare (10)
Hallo valentin
Gibt es bei den Reihen 22, 23 und 39 auch ein Homeentertainment?
Wird es bestimmt in jeder Reihe geben.
Wie sehen die Kopfhörer aus, bzw wie komfortabel sind die? Ich überlege mir für Langstrecke einen onear zu kaufen…von Sony. Aber ich vermute, dann brauche ich einen Adapter wegen dem Stecker? LG Margrit
Hallo Margrit, zur Qualität der Kopfhörer kann ich dir leider nichts sagen da ich meine eigenen mitgebracht habe. In der B777 der Swiss brauchst du keinen Adapter, es ist ein einfacher 3,5mm-Anschluss (oben links im Bild zum Sitzabstand zu sehen). Ist allerdings nicht immer so, das variert je nach Airline und Flugzeugtyp. Adapter gibts aber für wenige Euro bei Amazon.
Hatte auch einen Rückflug Singapur-Zürich mit Swiss 777 , Hinflug war Singapore im A380 es ist ein himmelsgrosser Unterschied, ich finde es eine Frechheit in einem 777 einen Langstreckenflug anzubieten. Wie schon geschrieben angefangen mit dem 15min Werbefilm, weiter mit dem Sitzabstand und breite. Hatte mit 193 zum glück nen Gangplatz und das ganz hinten so das ich meine Beine zur Seite ausstrecken konnte da nicht viel vorbeigekommen sind.
Wenn dann aber der Vorsitzende mit dem Sitz nach hinten geht ist es aus.
Nie mehr Swiss 777 auf Langstrecke
@ Martin: 3-3-3 im 350 bedeutet aber auch mindestes 18 inches Sitzbreite…
Der Sitzabstand geht ja noch einigermassen. Aber die Sitzbreite ist eine Katastrophe. Swiss 17 inches, Singapore Airlines Airbus 380, 19 inches. Tönt zwar nicht nach viel mehr. Aber bei 12 Stunden ist der Unterschied massiv bemerkbar. Ich bin 185 cm und kräftig gebaut, ohne grosses Uebergewicht. Der Swiss Flug war eine Qual.
Naja, Swiss ist ja eine Deutsche Airline und muss somit nicht dem Schweizer Qualitätsanspruch genügen 😉
Ich denke jedoch, dass eine 3-4-3 Bestuhlung in einer 777-300er eher dem Standard entspricht. Emirates z. B. fliegt in der selben Bestuhlung. 3-3-3 ist dann eher bei 787 oder 350 Standard.
Der Informationsgehalt über das Herbstmenu in der First ist ja eigentlich in der Economy Class wesentlich grösser als in der First selbst 😉