Lohnt sich AirHelp Plus? Wieso ich es trotz der Verschlechterungen verlängert habe

Flug cancelled

AirHelp ist vor allem bekannt für seinen Kompensations-Dienst: Wie Flightright, Fairplane und Co setzt der Anbieter für euch die Fluggastrechte durch und nimmt dafür eine Erfolgsprovision. Das ist im Regelfall nicht lohnenswert: Wenn die Airline freiwillig zahlt, muss man keine Provision an Drittanbieter abdrücken. Und wenn man vor Gericht gewinnt, muss die Airline ohnehin die Anwaltskosten übernehmen.

Update

Seit Mai 2025 gibt es bei AirHelp euch 200€ Auszahlung im Falle eines verpassten Anschlussfluges (nur für neue Kunden). Dadurch wird das Abo wieder deutlich attraktiver. Mehr dazu hier.

Der Anbieter bietet aber auch noch einen Dienst namens AirHelp Plus (neuerdings AirHelp+) an. Für eine Jahresgebühr ab 40€ pro Jahr erhaltet ihr zusätzlich zur gesetzlichen Entschädigung:

  • AirPayout: 100€ Auszahlung, wenn ein Flug bei Ankunft mind. 3 Stunden verspätet ist, innerhalb von 28 Tagen vor Abflug storniert wird oder umgeleitet wird
  • AirLuggage: 100€ Auszahlung, wenn ein Stück Aufgabegepäck verspätet ankommt oder verloren geht
  • Lounge-Gutschein bei Verspätung: ab einer Stunde Verspätung
  • Keine Provision: Wenn ihr einen Entschädigungsfall von AirHelp durchsetzen lasst, verzichtet AirHelp auf die Kompensation.

Leider wurden die Leistungen zuletzt deutlich verschlechtert. So ist jetzt nur noch eine begrenzte Zahl an Trips pro Jahr abgedeckt (bislang unbegrenzt). Zudem wurden die Auszahlungen bei Gepäckverlust gekürzt und es ist nur noch ein Gepäckstück abgesichert. Ich habe für mich daher nochmal geschaut, ob sich AirHelp Plus mit den veränderten Bedingungen noch rechnet. Und nach etwas Überlegung erneut das Jahresabo abgeschlossen. Nachfolgend die Gründe dafür.

AirHelp Plus war mein persönlicher Deal des Jahres

Zugegeben: Als ich erstmals von AirHelp Plus gelesen hatte, war ich sehr skeptisch. Rückblickend betrachtet war es für mich der wohl beste Deal des Jahres. Ich hatte das Abo im Oktober 2023 für ca. 45€ (inkl. Neukunden-Rabatt) abgeschlossen.

Von Oktober 2023 bis Oktober 2024 wurden mir insgesamt 850€ ausgezahlt. Darunter 7x 100€ AirPayout für Flugverspätungen, Annullierungen und umgeleitete Flüge – und 1x 150€ AirLuggage für ein verspätetes Gepäckstück.

Bereits im Dezember 2023 hatte ich in einem Artikel meine Erfahrungen geschildert. Seitdem hat sich allerdings einiges geändert:

Bislang hatte ich quasi jeden einzelnen Flug als einzelnen „Trip“ eingetragen, um etwaige Entschädigungszahlungen zu maximieren. Das war laut AirHelp offiziell erlaubt. Dass es maximal eine Auszahlung pro Trip gibt, wurde somit in der Praxis unerheblich.

Eine „Reise“ kann beliebig viele Flüge umfassen

Dass sich AirHelp für mich nicht noch einmal so sehr lohnen wird wie in 2024, ist klar. Denn der Trick, jeden Flug einzeln einzutragen, funktioniert jetzt nicht mehr. Und somit wird die Anzahl maximal möglicher Auszahlungen deutlich reduziert.

Bislang war es wie beschrieben ratsam, jeden Flug als einzelnen Trip einzutragen. Jetzt ist das Gegenteil der Fall: Es empfiehlt sich, so viele Flüge wie möglich in einem Trip zusammenzufassen. Jedenfalls dann, wenn man mehr als 9 Reisen pro Jahr unternimmt und sonst Gefahr läuft, über die Grenze von 9 Trips zu kommen.

Zum Glück geht das erstaunlich gut. Systemseitig lassen sich beliebig viele Flüge als Teil eines Trips zusammenfassen.

BER-CDG-MAD-BCN-AMS-LHR-JFK-MEX-LAX-ATL-BCN als ein Trip

Folgende Einschränkungen sind allerdings zu beachten:

  • Jeder Flughafen darf nur einmal durchflogen werden
  • Pro Trip darf es nur genau eine „Lücke“ geben. Ein Gabelflug wie bspw. Berlin – London – New York | San Francisco – London – Berlin lässt sich noch als ein Trip eintragen. Eine Flugreise Berlin – New York | Boston – San Francisco | Los Angeles – Berlin ließe sich hingegen nicht eintragen, da es dort zwei Lücken gibt. Man müsste dann den Rückflug weglassen.
Info

Beim Aufteilen der Trips sollte man immer abwägen: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schiefgeht? Ggf. macht es weiterhin Sinn, eine lange Reise mit 10+ Flügen irgendwo in der Mitte aufzuteilen. Ansonsten gibt es nur einmal Entschädigung, selbst wenn auf 2 oder mehr Flügen ein Versicherungsfall auftritt.

Die Lounge-Gutscheine lohnen sich auch als Amex-Platinum-Kunde

Viele von uns dürften über eine Kreditkarte mit Loungezugang (zumeist die Amex Platinum) verfügen und/oder über einen Vielfliegerstatus, der Loungezugang gewährt.

Dennoch war ich bislang insgeheim froh, wenn ein Flug die Marke von einer Stunde Verspätung knapp überschritten hat. Denn dann gab es jeweils einen Lounge-Gutschein von AirHelp. Diese gelten nach Erhalt nämlich 3 Monate und das an allen Flughäfen weltweit, an denen es eine LoungeKey-Lounge gibt. Und da sind wir beim wichtigsten Vorteil gegenüber dem Priority Pass der Amex Platinum.

Die Gutscheine gelten auch in ein paar Restaurants, während Priority Pass Restaurants mit der Amex ausgeschlossen sind. Wer also seinen solchen Gutschein hat, kann z.B. für 23€ im Marché Restaurant am Flughafen Hamburg speisen und zahlt dafür keinen Cent. Das Essen ist dort meilenweit besser als Kartoffelsalat und Würstchen in einer Flughafen-Lounge.

Priority Pass Restaurant Marche HAM
Für 23€ bekommt man im Marché Hamburg schon so einiges. Die Speisen waren somit alle vom Lounge-Gutschein abgedeckt.

Auszahlungen erfolgen weiterhin zeitnah

Auch wenn ich dem Anbieter persönlich kaum noch über den Weg traue: Die Auszahlung der versprochenen Gelder erfolgte bisher immer innerhalb weniger Tage.

Selbst das erst im Oktober abgeschlossene Abo von Airhelp Plus Pro hat sich für mich bereits gelohnt. Im Rahmen meines EuroBonus Mileage Runs wurde ein Flug von Kenya Airways (Guangzhou – Bangkok) um 6 Stunden nach hinten geschoben.

Über den Abflug um 2 Uhr nachts war ich zwar alles andere als froh. Aber zumindest wurden die 100€ Entschädigung ohne Verzögerung ausgezahlt:

Screenshot 20241127 175101 com dkbcodefactory banking HomeActivity

Es sei an dieser Stelle gesagt, dass Kollege Ditmar seit Monaten auf eine 150€-Zahlung für verspätetes Gepäck wartet.

Was gegen AirHelp Plus spricht

Soweit zum Positiven. Die Liste der Nachteile von AirHelp Plus ist in den letzten Monaten immer weiter gewachsen. Und natürlich möchten wir die nicht verschweigen:

  • Jahresgebühr deutlich gestiegen: Letztes Jahr kostete AirHelp Plus Complete 50€ im Jahr – und hat dabei beliebig viele Reisen abgedeckt. Mittlerweile verlangt AirHelp 100€ pro Jahr für das Pro-Paket. Und das, obwohl es weniger Leistungen umfasst als das bisherige Complete-Abo.
  • Für Normal-Reisende ein Glücksspiel: Die meisten Deutschen verreisen nur wenige Male pro Jahr mit dem Flugzeug. Und die Chancen, dass auf einem Direktflug innerhalb Europas etwas schiefgeht, sind eher überschaubar. AirHelp lohnt sich aber nur, wenn im Rahmen der Laufzeit mindestens eine Verspätung (min. 3 Stunden) oder ein Gepäckverlust auftritt.
  • Einschränkung auf 9 Reisen: Die wichtigsten Leistungen (AirPayout, AirLuggage und der Loungezugang bei Verspätung) gelten nun nur noch für maximal 9 Reisen während der Laufzeit. Welche Trips das sind, muss bereits beim Eintragen festgelegt werden. So sind wir direkt beim nächsten Nachteil: Vielreisende können ggf. nicht mehr alle Trips bei AirHelp Plus eintragen. Wenn dann genau auf dem Flug, den man nicht eingetragen hat, etwas schiefgeht, könnte man sich das Abo auch sparen.
  • Versicherungssumme gekürzt: Für verlorenes Gepäck (AirLuggage) gibt es jetzt nur noch 100€ statt 150€ Auszahlung. Dazu wird diese Summe nur noch einmal pro Reise bezahlt. Selbst dann, wenn mehrere Gepäckstücke aufgegeben wurden und/oder mehrere Gepäckverluste während einer Reise auftreten.
  • Fehlendes Vertrauen in den Anbieter: Durch die zahlreichen Verschlechterungen der Leistungen ist mein Vertrauen in AirHelp schon lange verflogen. Der Höhepunkt war, dass bestehende Abos heimlich seitens des Anbieters gekündigt wurden.
  • Kurzfristige Buchungen ausgenommen: Flüge müssen mindestens 48 Stunden vor Abflug eingetragen werden – ansonsten greift die AirPayout-Versicherung nicht – und es gibt auch kein Geld. Wer also kurzfristig einen Flug gebucht hat oder umgebucht wurde, geht leer aus.
  • Intransparente Einschränkungen: AirHelp ist sehr gut darin, die Vorteile des eigenen Abonnements anzupreisen. Die Einschränkungen hingegen verbergen sich irgendwo im Kleingedruckten. Etwa, dass es keinen Loungezugang gibt, wenn am Abflughafen keine LoungeKey-Lounge existiert. Oder dass AirHelp sich das Recht herausnimmt, die Leistungen jederzeit anzupassen (was kaum mit deutschem Recht vereinbar wäre).

Fazit

Ich bin davon überzeugt, dass AirHelp Plus nach den zahlreichen Verschlechterungen kein gutes Angebot für den Normalreisenden mehr ist.

Nach etwas Abwägung habe ich aber bemerkt, dass das Abo für mich persönlich weiterhin ein guter Deal ist. Dieser Artikel soll somit keine Einladung sein, bedenkenlos ein Abo abzuschließen. Vielmehr möchte ich einen Einblick in die Gründe geben, die mich als Vielflieger zur Verlängerung bewegt haben.

Schreibe einen Kommentar

Kommentare (7)

  1. Nolli sagt:

    Ist der Loungezugang-Gutschein personengebunden?

  2. MarioR sagt:

    Hallo Peer, nachdem ich Deinen erneuten Bericht über AirHelp (Plus) gelesen habe, raffte ich mich endlich auf, den schon lange geplanten, Erfahrungsbericht heute zu verfassen. Da der Bericht über meine extrem negativen Erfahrungen für einen Kommentar hier etwas zu lang wären, habe ich das Ganze in Eurem Forum veröffentlicht.
    Der Beitrag müßte unter folgendem Link aufrufbar sein:
    https://forum.travel-dealz.de/t/erfahrungen-mit-airhelp-plus/11811 .

    Beste Grüße
    MarioR

  3. Henning sagt:

    Wann erfolgt die Auszahlung der 100 € AirPayout für Flugstreichung? Wenn die Streichung bekannt gegeben wird, oder am Tag des gestrichenen Fluges?

  4. Dr. Matthias Böse sagt:

    Puh, das Produkt halte ich inzwischen nur noch für schlecht. Die Vermarktung erfolgt aus meiner Sicht bewusst intransparent, sodass hier Verbraucher in die 9-Reisen-Falle tappen.

  5. Cris sagt:

    Kann man auch nachträglich/vergangene Flüge die verspätet waren (vor Vertragsabschluss) bei einem +Abo Provisionsfrei einreichen?

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Hinweis: Sollte dein Kommentar nicht umgehend auf der Seite erscheinen, muss es zuerst von einem Moderator freigegeben werden. Das ist insbesondere der Fall, wenn du zum ersten Mal bei uns kommentierst.


Suchen