Bewertung: Korean Air A380 Economy Class von Los Angeles nach Seoul

SkyTeam-Airlines wie Korean Air sind in Deutschland nicht all zu bekannt – zu unrecht, wie Travel-Dealz Autor Adrian findet. Er hat sich im Sommer 2018 im Airbus A380 auf die knapp dreizehnstündige Reise über den Pazifik begeben: Über Nacht vom kalifornischen Los Angeles nach Seoul in Südkorea. In seinem Erfahrungsbericht zeigt er sich positiv überrascht von Koreas Flag-Carrier:

Check-In

Zugegebenermaßen begann meine Reise nicht in Los Angeles, sondern schon am gigantischen Atlanta Hartsfield-Jackson International Airport. Mein Ticket enthielt einen Codeshare-Zubringer, durchgeführt von Delta Airlines unter Korean-Air-Flugnummer. Folglich checkte ich auch über die Delta-App ein, was fast problemlos funktionierte – einzig Sitzplätze für den Weiterflug nach Seoul konnte ich nicht auswählen. Da ich Gepäck aufzugeben hatte, musste ich in Atlanta ohnehin dem Bag-Drop-Schalter von Delta Airlines einen Besuch abstatten. Nach etwa 10 Minuten Wartezeit war ich an der Reihe: Mein Gepäck nahm die Agentin gerne entgegen, aber auch sie konnte den Sitzplatz auf der Korean Air nicht ändern. So wurde mir leider ein Mittelsitz zugewiesen, der Platz 35 F. Dieser befindet sich auf dem Unterdeck, in der Mitte, zwischen beiden Gängen. Ich hätte einen Gangplatz bevorzugt, jedoch ließ sich der Sitz nicht einmal in der Korean Air-App ändern. Der anschließende knapp fünfstündige Flug von Atlanta nach Los Angeles – durchgeführt in einer abgerockten Boeing 767 – verlief ereignislos. Ich habe fast durchgehend geschlafen.

Koreaan Air A380 Seat Map
Das Unterdeck der Korean Air A380 © Korean

Bei Flügen von Europa nach Asien ist in der Economy Class ein Freigepäckstück zu 23 kg inkludiert. Fliegt ihr wie ich zwischen Asien und Amerika hin und her, stehen euch sogar 2×23 kg zur Verfügung.

Verweigerer Loungezugang

In Los Angeles blieb mir eine gute Stunde Zeit, um vom Delta-Terminal 3 in das Tom Bradley International Terminal zu wechseln, von dem etliche internationale Langstreckenverbindungen abgeben. Dies klappte reibungslos luftseitig per Bustransfer. Leider besitze ich bei SkyTeam keinen Vielfliegerstatus – noch dazu reiste ich in Economy Class, das bedeutet: Loungezugang gibt es eigentlich nicht. Allerdings bin ich Besitzer einer American Express Platinum Card, bei der auch der Priority Pass Prestige inkludiert ist. Dieser sollte mir eigentlich Loungezugang gewähren. Ein kurzer Blick in der App zeigte mir: Im Tom Bradley International Terminal steht für Priority Pass-Kunden die Lounge von Korean Air zur Verfügung. Was ich überlas: Diese ist nur bis 20 Uhr für Priority Pass-Gäste geöffnet. Danach nur für Statuskunden und Business-Class-Passagiere. Das Personal am Empfang war nicht sonderbar freundlich und wollte auch erst meiner Bitte nicht nachkommen, ob sie noch meinem Sitzplatz ändern können. Nach ein bisschen Diskussion prüfte die Korean-Air-Mitarbeiterin am Empfang widerwillig, ob sie meinen Sitzplatz ändern könne. Natürlich nicht: Der Flieger war nun voll, alle Passagiere hatten eingecheckt.

Boarding

Am Gate versuchte ich nochmals mein Glück, den Sitzplatz zu ändern. Auch hier: Keine Chance. Die Boardingzeit war mit gerade einmal 30 Minuten arg knapp kalkuliert für einen A380: Eigentlich hätten wir die Parkpostion bereits um 23.30 Uhr verlassen sollen – doch daraus wurde nichts. Insgesamt starteten wir mit fast einer Stunde Verspätung. Der Boardingprozess verlief gesittet ab: Zunächst durften Familien mit kleinen Kindern und mobilitätseingeschränkte Personen das Flugzeug betreten. Anschließend folgte das Boarding für Business- und Statuskunden. Zum Schluss durften wir Economy-Passagiere rein – in zwei Gruppen, aufgeteilt nach Sitzreihen. Die Überprüfung der Reisepässe erfolgte bei meinem Gate übrigens nur noch in Ausnahmefällen durch das Personal. Stattdessen stehen neue, automatisierte Durchgangstore bereit. Hier legt man seinen Reisepass auf und muss in eine Kamera gucken – der Abgleich erfolgt computergestützt.

Übrigens: Der Flug von LA nach Seoul startet täglich planmäßig um 23.30 Uhr – und kommt um 4 Uhr morgens an, allerdings zwei Kalendertage später! Der Grund: Es wird die Datumsgrenze zwischen Nordamerika und Asien überflogen.

Komfort und Kabine

Bis auf die ersten drei Reihen (First Class) ist das komplette Unterdeck des Airbus A380-800 mit einer Economy-Bestuhlung in 3-4-3-Anordnung versehen. Die Beinfreiheit ist mit 84-86 cm recht ordentlich und übertrifft zum Beispiel die von Lufthansa (79-81 cm) deutlich. Die Sitze lassen sich um 118 ° neigen – hinreichend, um halbwegs schlafen zu können. Lobenswert ist die Ausstattung der Plätze: Neben dem üblichen Entertainment-Bildschirm mit Touchscreen und dem Klapptisch gibt es eine zusätzliche Getränkehalterung, eine Fernbedinung, einen Kleiderhaken sowie USB-Ports, die allerdings mehr oder minder nur eine Erhaltungsladung liefern. Zwischen den Sitzen befinden sich zudem internationale Stromsteckdosen. An jedem Platz liegt ein Kissen (ausnahmsweise recht gut gefüttert!), eine Decke, Kopfhörer (Klinkenanschluss, kein Flugzeug-Doppelstecker) und – das ist schon fast eine Ausnahme in der Economy Class – eine Flasche Wasser und ein kleines Amenity Kit bereit! Der blaue Stoffbeutel ist gefüllt mit Zahnbürste, Zahncreme und einem Paar Schlappen, die jetzt nicht gerade einen hochwertigen Eindruck machen.

Neben den flugzeugtypischen Miniwaschräumen gibt es in der Economy Class auch eine wirklich großzügige Toilette, die unter anderem mit einem Wickeltisch versehen ist. Sie besitzt genug Platz, um sich umzuziehen und frischmachen. In jedem Waschraum steht neben Seife übrigens auch eine Gesichtslotion zur Verfügung. Die Toiletten wurden während des gesamten Fluges vom Personal gut sauber gehalten.

Viele Airlines nutzen jeden Zentimeter Platz in der Kabine aus: Nicht so bei Korean Air! Neben zwei gigantischen Bordküchen gibt es zusätzliche Durchgänge, die beide Gänge miteinander verbinden. Und – so etwas habe ich noch nie an Bord eines Flugzeuges gesehen – es gibt einen kleinen Dutyfree-Shop im Heck der Maschine. Hier werden die typischen Duty-Free-Artikel verkauft, die man bei anderen Airlines z. B. aus einem Magazin auswählen kann, darunter Zigaretten, Kosmetika und Spirituosen. Ein Verkäufer stand übrigens auch hinter der Theke, jedoch wollte er nicht mit aufs Bild.

Verpflegung und Service

Rund 45 Minuten nach dem Start begann der Service mit einer ersten Getränkerunde. Zur Wahl standen Rot- und Weißwein, Wasser, Sorftdrinks, Bier und einige Fruchtsäfte – darunter auch ein paar exotische. Anschließend folgte die warme Mahlzeit, wobei wir zwischen drei warmen Hauptgericht-Varianten wählen konnten: Ein vegetarisches asiatisches Reisgericht, Rinderstreifen mit Nudeln oder Hähnchen mit Reis und Gemüse. Ich entschied mich für letzteres und war durchaus angetan. Neben dem Hauptgericht befanden sich auf dem Tablett Salat mit einem abgefahrenen Zitronenessig-Dressing, ein Brötchen sowie ein Stück Kuchen. Beim Esswerkzeug handelte es sich übrigens um Metall-Besteck. Zum Essen wurden nochmals kalte Getränke verteilt. Während der Mahlzeit gingen die Flugbegleiter herum und schenkten Wasser und Wein nach, später wurden noch Kaffee und Tee serviert. Das Abräumen ging flott vonstatten – und was ich besonders cool fand: Das Personal wies die Gäste freundlich darauf hin, die Sitze zum Essen in eine senkrechte Position zu bringen. Dies ist leider nicht bei allen Airlines der Fall.

Bereits gut drei Stunden vor der Landung – etwas zu früh für meinen Geschmack – wurde das Licht eingeschaltet und die Flugbegleiter verteilten Hot Towels aus Stoff. Kurz darauf folgte eine kleine Getränkerunde sowie das Frühstück. Zur Wahl gab es „Continental Breakfast“, warmes Reis-Porridge sowie Omelett mit Kartoffeln, Wurst und Tomatensauce. Ich entschied mich für letzteres. Auf dem Tablett befanden sich außerdem Joghurt, ein Aprikosengepäck sowie geschnittene Ananasstücke.

Das Personal war sehr freundlich und stets bemüht, es den Gästen recht zu machen. Meiner Bitte, mir ein zweites Kissen zu bringen, wurde umgehend nachgekommen. Auch auf das Klingeln der Passagiere reagieren die Flugbegleiter – dies ist leider in der Economy Class nicht mehr selbstverständlich. Gerade bei einem Nachtflug möchte man nicht unbedingt seinen Nachbarn wecken, um aufzustehen und sich in der Gallery etwas zu trinken zu holen. Doch bei Korean Air wäre das wohl so oder so nicht nötig – denn die Flugbegleiter gingen regelmäßig durch die Gänge und schenkten Wasser aus. Ein kleiner Minuspunkt: Manche Flugbegleiter machten den Eindruck, als würde ihr Englisch nicht ganz so gut sitzen. Die Kommunikation war von vielen Nachfragen geprägt.

Entertainment und WLAN

Hier müsst ihr leider deutliche Abstriche in Kauf nehmen. Hardware als auch Software der Entertainment-Module sind relativ modern und schnell. Neben der Airshow (insgesamt vier Ansichten, die ihr selbst wechseln könnt), habt ihr Zugriff auf drei Außenkameras (Forward, Tail und Downward), könnt einige Spiele spielen, habt Zugriff auf Live-TV (KBS News, CNN und BBC) und könnt Serien und Filme gucken. Die Auswahl der Filme in deutscher Sprache ist minimal. Insgesamt konnte ich nur vier Stück finden: „Drei Zinnen“, „The Leisure Seeker“, „Anon“ und „12 Strong“. Insgesamt ist die Filmauswahl sehr stark auf asiatisches Publikum ausgelegt. Gut möglich, dass das auf Flügen nach Europa anders aussieht.

Traurig ist, dass es keinerlei WLAN an Bord gibt. Hier hat Korean Air meiner Meinung nach dringenden Nachholbedarf, wenn die Airline international mithalten möchte.

Korean Air A380 Economy Class
  • Check-in & Boarding
  • Komfort & Kabine
  • Service
  • Essen
  • Entertainment & WLAN
  • Extras
3.83
Fazit

Korean Air ist durchaus eine Airline, die Anerkennung verdient – das Produkt auf dem Airbus A380 konnte mich durchaus überzeugen. Die aufmerksamen und freundlichen Flugbegleiter, das gute Essen, der großzügig bemessene Sitzabstand und die Extras wie das Amenity Kit sorgen für ein außergewöhnliches Flugerlebnis. Dass ich keinen Gangplatz bekommen habe ist zwar schade, aber wenn der Flieger voll ist, ist er voll. Hier wäre nur eine bessere IT und ein besserer Austausch mit dem Airlinepartner Delta wünschenswert. Krassen Nachholbedarf gibt’s beim Inflight-Enterrainment: Kein WLAN und ein sehr eingeschränktes Filmsortiment – da ist noch Luft hach oben.

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Kommentare (3)

  1. Reiner Kesternich sagt:

    Die Problematik mit dem Sitzplatz gibt es auch, wenn man auf einem Codeshare mit Aeroflot unterwegs ist und in Moskau auf die Korean umsteigt. Die Bordkarte und die Sitzplatzzuweisung gibt es dann erst in Sheremetyovo. Und das Unterhaltungsprogramm ist auch auf Europa-Strecken wie z.B. Frankfurt nivht viel „westlicher“ ausgestattet. Dafür dauert das Boarding einer vollen B747 oder B777 in Seoul nur etwa 15 Minuten. Die Korwaner sind da deutlich disziplinierter als z.B. Amerikaner oder auch die meisten Europäer…

  2. Martin Benedikt sagt:

    Interessanter Bericht. Und wieviel hat der Flug gekostet? Die Flugzeit von 13 Stunden sind die insgesamt von Atlanta aus oder nur von Los Angeles? Der Zutritt zu der Lounge wäre doch eh nicht möglich gewesen bei einer Stunde Umsteigezeit. War die Sitzplatzauswahl nicht möglich wegen kurzfristiger Buchung oder generell nicht?

    • Adrian sagt:

      Was der Flug gekostet hat, kann ich dir leider nicht sagen, da ich ihn nicht selbst gebucht habe – und ja, er wurde recht kurzfristig gebucht. Die 13 Stunden Flugzeit beziehen sich alleine auf das Segment Los Angeles – Seoul. Ich hatte recht genau eine Stunde Zeit zwischen „On Block“ und „Boarding des Anschlussfluges“ – da hätte ich schon gut 30 Minuten in die Lounge gekonnt.

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