Bewertung: LOT Economy Class – im Dreamliner von Tokio nach Warschau

LOT Boeing 787

LOT – kurz für Polskie Linie Lotnicze – ist Polens größte Fluggesellschaft. Sie ist Mitglied der Star Alliance und, obwohl sie nicht nur Lufthansa-Gruppe gehört, vollintegriertes Mitglied des Miles&More-Vielfliegerprogramms. Travel-Dealz Autor Adrian hatte die Möglichkeit, in der Economy Class vom Flughafen Narita der japanischen Hauptstadt Tokio über Warschau nach München zu fliegen. Das rund elfstündige Langstreckensegment wurde im Boeing 787 Dreamliner durchgeführt – hierauf liegt auch der Schwerpunkt des Reviews:

Check In

Da ich kein Gepäck aufzugeben hatte, nutzte ich die LOT-App um auf meinem Flug einzuchecken. Ich konnte ohne größere Probleme meine Reisepass- und Vielfliegerdaten hinterlegen, Sitzplätze auswählen und mir die Bordkarte für das Apple Wallet auf das Handy laden. Allerdings handelt es sich anscheinend nicht um eine native App; viel mehr wirkt es so, als würde eine Website im Hintergrund geladen. Insgesamt dauert es recht lange, bis man sich durch die einzelnen Optionen geklickt hat. Zudem ist die Auflösung offenbar für ältere iPhones optimiert.

LOT B787
Seat-Map des LOT Dreamliners © LOT

Passagiere der Economy Class haben auf Langstrecke bei LOT übrigens ein Gepäckstück zu 23 kg inklusive. Als Statuskunde (Frequent Traveller, Senator oder Star Alliance Gold) sind zwei Gepäckstücke dabei.

ANA Lounge Tokio Narita

Dank meines Senator-Vielfliegerstatus konnte ich am Flughafen Narita kurz die Business Class Lounge der Star-Alliance-Airline ANA besuchen. Zwar wäre ein United Club näher an meinem Gate 42 gewesen, jedoch entschied ich mich wegen besser Erfahrungsberichte für den Warteraum der japanischen Fluggesellschaft. Die riesige Lounge verfügt über Arbeits-, Speise- und Ruhebereiche, Toiletten und Duschen (Wartezeit teilweise recht lang), einen Servicethresen für ANA-Passagiere, eine Office-Ecke (unter anderem mit Druckern ausgestattet) sowie zwei Buffetbereiche. Als warme Speisen wurden bereits um 9.40 Uhr morgens Hähnchen mit Kartoffelecken sowie asiatische Dumplings angeboten. Darüber hinaus gab es belegte Stullen, Cornflakes und einige weitere Snacks. Es handelt sich hierbei übrigens um das Dauer-Sortiment der Lounge; genau diese Speisen waren auch verfügbar, als ich im Spätherbst 2017 meinen Business-Class-Error-Fare-Trip gemacht habe. An der Getränkebar stehen Bier (aus hochtechnischen Zapfautomaten), Wein, Schaumwein, Säfte, Softdrinks und eine Auswahl an Spirituosen zur Verfügung.

Boarding

Da die Maschine aus Warschau 20 Minuten zu spät in Tokio gelandet war, verzögerte sich auch das Boarding etwas. Es gab zwei Schlangen: Priority Boarding für Business Class, Premium Economy sowie Statuskunden (HON, Senator, Star Alliance Gold) sowie eine weitere Schlange für Kunden der Holzklasse. Da Premium Economy und Business Class jeweils nur über drei Sitzreihen verfügen und offenbar auch recht wenige Vielflieger an Bord waren, war die Priority-Boarding-Schlange mit ca. 15 Personen recht kurz. Eine Mitarbeiterin am Ende der Schlange hielt ein Schild „Business Class/Priority Boarding“ in der Hand und fragte jeden Passagier einzeln, ob er denn auch berechtigt sei. Das finde ich sehr vorbildlich! Das Boarding ging schnell vonstatten, als einer der ersten Economy-Gäste konnte ich auf meinem Sitz 8G Platz nehmen.

Komfort und Kabine

Die Boeing 787 von LOT verfügt über eine 3-3-3-Sitzanordnung in der Economy Class. Die Beinfreiheit ist mit 81 cm im Mittelfeld und in etwa mit Lufthansa (79-81 cm) gleichauf. Ich hatte großes Glück: Obwohl der Flieger recht gut gebucht war, blieb meine komplette Dreierreihe frei. Ich hatte also genügend Platz mich über alle drei Sitze hinzulegen um etwas zu schlafen. Für einen Tagflug (Abflug 10.15 Uhr, Ankunft 14.25 Uhr) scheint das nicht umbedingt nötig, jedoch wähnte sich mein Körper wegen des kurzen Layovers in Japan noch in der falschen Zeitzone. Wie üblich – auch bei Langstrecken-Tagflügen – wird das Kabinenlicht gedimmt und die Fensterblenden geschlossen. Im Boeing 787 Dreamliner gibt es keine klassischen Blenden mehr, sondern die Scheiben werden automatisch abgedunkelt und undurchsichtbar. Leider sieht man trotzdem, ob es draußen hell oder dunkel ist – daher stört mich diese technische Spielerei aus dem Hause Boeing etwas. Positiv ist, dass die Flugbegleiter zentral die Fensterblenenden fernsteuern können.

An jedem Platz liegen eine in Plastikverpackung eingeschweißte Decke und ein Kissen bereit. Jeder Sitz verfügt neben dem obligatorischen Klapptisch auch über eine separate Getränkehalterung und einen Kleiderhaken. Das Entertainment-Systrem lässt sich sowohl per Touchscreen als auch per Fernbedingung steuern. An jedem Platz sind außerdem ein eigener USB-Port und auch ein universeller Stromanschluss vorhanden. Damit ist der Sitz von LOT in Sachen Ausstattung mehr als „state of the art“! Die Sitzlehnen in der Mitte lassen sich 90 Grad nach oben klappen – die Sitzlehnen am Gang auch, sofern man den Trick kennt: An der Unterseite befindet sich ein kleiner Schnapper, den man betätigen muss.

Leider machten sowohl die Sitze als auch die gesamte Inneneinrichtung schon einen etwas „abgerockten“ Eindruck: Überall Schrammen und Gebrauchsspuren. Dabei ist die Maschine – die SP-LRD aus dem Baujahr 2013 noch gar nicht so alt. Zudem wurde die Maschine beim Turnaround nicht richtig gereinigt. Auf den Klapptischen befanden sich noch Brösel und in den Sitztaschen fand ich Speisereste vor.

LOT Bewertung Dreierreihe
Die Sitze im Dreamliner

Die sechs Waschräume der Economy Class sind zwar alle recht klein, verfügen aber neben Hand- und Gesichtstüchern sowie Seife auch über Handcreme und Raumduft. Leider wurden die Toiletten während des Fluges vom Personal nicht sonderbar gut sauber gehalten – bei meinen beiden Besuchen sah es recht wüst aus.

Verpflegung und Service

Bereits rund 30 Minuten nach dem Start begann der Service mit dem Verteilen von Kopfhörern und Erfrischungstüchern. Ein paar Minuten später folge die erste Getränkerunde. Zur Wahl gab es neben Wasser auch Softdrinks und Säfte. Auch Bier und Wein ist auf Strecken nach Japan inklusive (nicht so auf allen anderen Langstrecken!). Dazu konnten die Gäste einen kleinen Snack (Mini-Brezeln oder Erdnüsse) erhalten. Das warme Mittagessen wurde – zusammen mit einer weiteren Getränkerunde – eine gute Stunde nach dem Start serviert.

Zwei warme Gerichte standen zur Wahl: Hühnerschenkel im Teriyaki-Style mit Gemüse oder Kochfleisch mit Gemüse und Kartoffelpüree. Dazu gab es einen Salat mit Thousand-Island-Dressing, eine kalte asiatische Vorspeise aus Sprossen und Hackfleischbällchen, einen sehr leckeren Fruchtsalat sowie ein Brötchen mit gesalzener Butter. Ich entschied mich beim Hauptgericht für das Kochfleisch, das mich jedoch kaum überzeugen konnte. Zugegebenermaßen war es eines der schlechten Economy-Gerichte, die ich jemals probiert habe. Allerdings wurden die Gerichte auch in Japan produziert, wo man vielleicht etwas eigenwillige Vorstellungen von westlicher Küche haben könnte.

Rund 1,5 Stunden vor der Landung gab es nach einem weiteren Getränkeservice nochmals eine warme Mahlzeit: Diesmal hatten wir die Wahl zwischen Nudeln in Hackfleischsoße und Hähnchen mit Reis und Gemüse. Diesmal entschied ich mich für die asiatische Variante, war aber genau so wenig angetan – meine umsitzenden Mitpassagiere übrigens auch nicht. Ich bin schon mit LOT von Warschau abgeflogen und muss sagen, dass mir das Essen damals deutlich besser geschmeckt hat. Auf dem Tablett befanden sich neben dem Hauptgericht noch kalte asiatische Bandnudeln mit einer sehr fischig schmeckenden Soße, ein Salat mit French-Dressing sowie das obligatorische Brötchen mit gesalzener Butter. Kurz nach der Mahlzeit wurden noch Schokoriegel verteilt.

Jeweils beim Abräumen nach den beiden Mahlzeiten wurden noch Kaffee, Tee oder Wasser verteilt. Während des Fluges kamen immer wieder Flugbegelteiter mit Wasser und Säften vorbei. Auf Digestives musste ich vergeblich warten.

Die Flugbegleiter machten eher einen mäßig motivierten Eindruck. Ein Lächeln suchte man vergeblich, viele der Flugbegleiter marschierten eher wie Soldaten durch die Kabine. Dass ich Fotos von Essen und Kabine gemacht habe, schien dem Personal auch nicht so zu gefallen – jedoch ließen sie mich machen. Ansonsten ist am Service im Großen und Ganzen nichts auszusetzen.

Entertainment und WLAN

Das Entertainment-System macht einen modernen Eindruck. Es steht in insgesamt acht Sprachen zur Verfügung, darunter auch in Deutsch. Die Anzahl deutschsprachiger Filme ist akzeptabel, unter ihnen waren auch einige relativ frische Hollywood-Kracher wie „Kong Skull Island“. Allerdings funktionierte die Airshow im gesamten Flugzeug auf keinem der persönlichen Unterhaltungsbildschirme – stattdessen erschien eine Fehlermeldung. Die Airshow wurde dafür auf den Monitoren an der Kabinendecke gezeigt. Live-TV steht nicht zu Verfügung, allerdings einige Serien, Spiele und Playlists zur Musik-Wiedergabe. Die zugehörigen In-Ear-Kopfhörer sind mit normalen Klinkenstecken – also nicht mit „Flugzeug-Doppelsteckern“ – ausgestattet.

LOT Bewertung Kopfhoerer Erfrischungstuecher
Kopfhörer

Enttäuschend ist, dass LOT nicht über Inflight-WiFi verfügt. Hier besteht meines Erachtens dringender Nachholbedarf.

LOT Lounge Warschau

Nach meiner Landung hatte ich knapp drei Stunden Zeit, die LOT Lounge am Flughafen Warschau zu besuchen. Diese verfügt über eine kleine Besonderheit, nämlich über eine „Lounge in der Lounge“ – den so genannten „Elite Club“. Dieser darf von HON Circle Membern, Senatoren, Star Gold-Kunden sowie Business Class-Reisenden betreten werden, also im Prinzip allen Zugangsberechtigten, mit Ausnahme der Frequent Traveller. Trotzdem ist dieser (fast) fensterlose Bereich sehr klein. Der Besuch lohnt sich aber: Das Verpflegungsangebot ist deutlich besser als in der restlichen Lounge: 4-5 warme Hauptgerichte sowie eine gigantische Dessert- und Getränkeauswahl erwarten euch unter anderem. Die LOT Lounge gehört daher definitiv zu meinen Favoriten in Europa, neben den Senator-Lounges der Lufthansa-Gruppe (insb. der Swiss Senator Lounge Zürich) und der Turkish Airlines CIP Lounge Istanbul.

In der Embraer 190 nach München

Der Weiterflug von Warschau nach München erfolgte in einer Embraer 190. Das Boarding verlief recht chaotisch, Priority Boarding gab es trotz entsprechender Schilder nicht. Dies mag auch daran gelegen haben, dass es sich um eine Außenposition handelte, zu der wir per Bus gebracht worden waren. Wegen hohen Verkehrsaufkommens verzögerte sich der Abflug um rund 45 Minuten. In der Maschine wurde es derweil dermaßen heiß, dass mehrere Passagiere um Wasser baten und fragen, ob sie das Flugzeug wieder (kurzzeitig) verlassen dürften. Eine untragbare Situation, wie ich finde! Der Flug an sich verlief recht ereignislos. Wie bei LOT üblich, gibt es lediglich Wasser, Tee und Kaffee sowie einen Schokoriegel kostenfrei. Für alle anderen Snacks und Getränke muss bezahlt werden.

LOT 787 Dreamliner Economy Class
  • Check-in & Boarding
  • Komfort & Kabine
  • Service
  • Essen
  • Entertainment & WLAN
  • Extras
3.17
Fazit

LOT hat zwar in vielerlei Hinsicht ein gutes Produkt im Dreamliner auf Langstrecke: Kabine und Sitze verfügen über jede Menge Extras, es gibt viele Getränkerunden, satt wird wohl auch jeder Fluggast. Doch LOT sollte vielleicht etwas mehr auf Qualität als auf Quantität setzen: Besseres Essen, eine saubere und gepflegtere Kabine, WLAN an Bord und ein Lächeln der Flugbegleiter würden das Langstreckenprodukt der polnische Fluglinie wesentlich aufwerten. Überzeugen konnte mich die LOT Economy Class nicht.

Titelbild: © LOT Polish Airlines

Titelbild: © LOT Polish Airways

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Kommentare (4)

  1. Dirk S. sagt:

    Hallo Adrian!
    Hat es mit Deinem Senator Status zu tun , dass Du die Dreierreihe für dich hattest oder spielt das keine Rolle?

  2. LOT sagt:

    Das Essen ist übrigens in der Business-Class auch nicht wirklich besser. Das VLML war zum k**** und andere vegetarische Optionen gibts auch nicht. Tja, das ist eben der Preis für den Preis 😉

    Was mich wundert ist, dass die *Gold-Lounge auch für Business-Passagiere sein soll. Das war zumindest im Frühjahr 2017 noch nicht so. Klar als *Gold-Bereich ausgewiesen.

  3. hajue sagt:

    tröste Dich: ich bin mit LOT 1980+81 ostberlin-waw-bkk bzw mumbai geflogen. auf der kurzstrecke alte russ. propeller whatever wo fast die plomben aus den zähnen vibrierten, langstrecke dann Iljuschin. service kommi- style, stewardessen alte linientreue mamsels ohne fluchtgefahr in Bkk.

    transit in WAW war übel, kalt und zugig. natürlich ohne lounge falls es die überhaupt schon gab. meiner freundin wurde vom zöllner – zollkontrolle ( nicht security) im transit!! – ein goldkettchen geklaut, bei mir griff der zöllner in ne marmelade aus dem flieger, er war nicht froh drüber. anschluß nach ostberlin fiel aus weil zu wenig passagiere also 6 std warten.

    das ganze für ca 1000 dm, damals ein kleines vermögen. heute = fast 40 jahre später könnte ich dafür Ham-Bkk mit 1st class airline fliegen…

  4. Beatrix Reinhardt sagt:

    Wir sind dieses Jahr im Juni von Los Angeles aus zurück über Warschau nach Düsseldorf mit der LOT geflogen. Die negativen Punkte können nur bestätigt werden. Das Essen war extrem miserabel und Freundlichkeit suchte man beim Kabinenpersonal vergeblich. Auf Fragen wurde nur widerwillig reagiert und unfreundlich bis ruppig geantwortet, wenn man es denn verstanden hat. Das Englisch war schlecht, Deutsch erwartet man ja auch nicht. In Warschau war das Personal ebenfalls sehr unfreundlich und auf Fragen bezüglich der Verspätung bekam man keine Antwort. Wir werden so schnell nicht wieder mit der LOT Langstrecke fliegen.
    PS: Der Hinflug von Düsseldorf über Warschau nach Chicago war deutlich besser. Das Essen war genießbar und das Personal normal freundlich.

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