Bewertung: Oneworld Lounge am Flughafen Seoul-Incheon

Oneworld Lounge ICN Sitze

Einer der wichtigsten Vorteile als Vielflieger ist der Loungezugang. Als Star Alliance Gold Mitglied gibt es Zugang zu (fast) allen Lounges der Star Alliance, als Oneworld Sapphire darf man die Oneworld Business Lounges besuchen und so weiter.

Die Lounges werden üblicherweise von einzelnen Airlines betrieben. Sei es, weil diese dort ihren Hub haben (z.B. Lufthansa in Frankfurt), oder weil ein Flughafen so wichtig ist, dass sich die Investition dennoch lohnt (z.B. die Lufthansa Lounges in New York).

In letzter Zeit werden aber auch vermehrt Lounges eröffnet, die sich nicht einer einzelnen Airline zuordnen lassen. Die Star Alliance verfügt mittlerweile über Star Alliance Lounges in Los Angeles, Paris, Buenos Aires, … und SkyTeam Lounges gibt es unter anderem in Vancouver, Dubai und Santiago de Chile.

Ende Januar hat nun auch die Oneworld-Allianz eine erste Oneworld Lounge eröffnet. Diese befindet sich am Flughafen Seoul-Incheon (ICN). Die Standort-Wahl folgt dem üblichen Schema: Ein großer Flughafen, der von zahlreichen Allianz-Mitgliedern angeflogen ist. Ob auch das Angebot überzeugen kann, haben wir uns wenige Wochen nach der Eröffnung selbst angeschaut.

Am 22. Februar wurde übrigens auch eine Oneworld Lounge in Amsterdam eröffnet. Es geht nun also Schlag auf Schlag.

Sicherheitskontrolle & Standort

Die Lounge befindet sich im Sicherheitsbereich, d.h. zuerst müssen Security und Passkontrolle werden. Das erwähne ich hier nur aus dem Grund, dass die Situation im Terminal 1 von Seoul-Incheon eine absolute Katastrophe ist. Ich kam um 20:48 am Flughafen an, war 5 Minuten später den Koffer los und brauchte dann rund eine Stunde durch die Sicherheits- und Passkontrolle. Eine Priority-Schlange für Business- oder Statusgäste gibt es nicht.

Security Schlange Seoul ICN
Am Horizont ist das Ende der Warteschlange noch nicht einmal zu sehen

Sobald die Sicherheits- und Passkontrolle dann einmal überstanden ist, befindet sich die Lounge nahe Gate 28. Sie teilt sich dort einen Eingang mit der Korean-Air-Lounge, beide sind über eine Rolltreppe schnell erreicht:

Oneworld Lounge ICN Rolltreppe 1
Rolltreppe zu den Lounges von Korean Air und Oneworld

Zugang

Die Zugangsregeln folgen den regulären Bestimmungen weltweiter Oneworld-Lounges. Dazu gibt es zwei Ausnahmen für Gäste, die mit Cathay, Qantas bzw. Jetstar unterwegs sind. Zugang erhalten:

  • Vielflieger mit Oneworld Sapphire / Emerald-Status i.V.m. einem Oneworld-Flug (+ 1 Gast)
  • Gäste mit First-Class-Ticket der Oneworld-Allianz (+ 1 Gast)
  • Gäste mit Business-Ticket der Oneworld-Allianz (ohne Gast)
  • Cathay Silver Mitglieder i.V.m. einem Cathay-Flug (Quelle)
  • Qantas Club Mitglieder i.V.m. einem Qantas- oder Jetstar-Flug (Quelle)
Oneworld Lounge ICN Eingang

Ausstattung

Wer mag, kann sein Handgepäck direkt hinter dem Eingang einschließen. Wer das nicht tut, kann zumindest die Beleuchtung bewundern, die an ein Raumschiff erinnert.

Oneworld Lounge ICN Schliessfaecher
An Schließfächern mangelt es nicht (bitte entschuldigt das unscharfe Foto)

Die ganze Lounge ist dann im Prinzip ein großer Raum, der sich aber in verschiedene Abschnitte unterteilt. Auf 555 Quadratmetern gibt es Platz für gut 150 Passagiere. Diese Obergrenze dürfte aber nur selten voll ausgereizt werden.

Ganz am Eingang befindet sich die Bar, an der Cocktails gemixt werden und Alkohol ausgeschenkt wird.

Oneworld Lounge ICN Richtung Eingang
Rechts die Bar mit einigen Barhockern, links der Tisch zum Arbeiten

Umliegend befinden sich diverse Sitzmöglichkeiten, die zum Arbeiten, Essen oder für ein Nickerchen genutzt werden können. Da wären beispielsweise Sofas mit kleinen Tischen, Sessel, hohe Barhocker mit Tisch und verschiedene weitere Sitze. Ich fand es interessant, wie unterschiedlich all die Sitzmöglichkeiten doch sind. Zudem sehen sie alle aus wie aus einem Katalog für Designermöbel.

Zum Arbeiten scheint primär folgender Tresen vorgesehen:

Oneworld Lounge ICN Sitze Tisch

Sonderlich bequem sind die zugehörigen Stühle allerdings nicht. Es macht ein wenig den Eindruck, als stünde Design hier über Funktion. Allerdings gilt das für viele Lounges weltweit. Die Betreiber wollen wohl gar nicht, dass man mehrere Stunden am gleichen Platz sitzt und arbeitet.

Rechts vom Eingang gibt es zwei verschließbare Einzelkammern. Sie bieten sich primär für Telefonate und Meetings an, bei denen man nicht gestört werden möchte. Mit großem Schreibtisch und Steckdose eignen sie sich aber prinzipiell auch zum längeren Arbeiten. Bei meinem Besuch war einer der beiden Räume belegt.

Oneworld Lounge ICN Einzelkabine

Auch Meetings könnte man in der Lounge prinzipiell veranstalten. Davon zeugt jedenfalls der kleine Meetingraum mit Platz für fünf Personen und großem Fernseher. In meinem Fall stand er einfach offen, aber man kann wohl auch fest einen Zeitslot buchen.

Oneworld Lounge ICN Konferenzraum

Weiter hinten in der Lounge befindet sich das Buffet mit kalten & warmen Speisen sowie einer Auswahl an Getränken. Daran schließt sich ein kleiner Essbereich an. Natürlich kann man sich mit seinem Essen & Trinken überall in der Lounge hinsetzen und ist nicht auf diesen kleinen Raum fokussiert.

Oneworld Lounge ICN Esstisch

Wer gerne auf das Vorfeld blickt, kann es sich in einem Halbkreis aus Sofas bequem machen. Tagsüber ist die Lounge durch die raumhohen Scheiben sicher schön lichtdurchflutet. Die Sonne geht im Winter früh unter, aber es bleibt dann zumindest noch der Blick auf die Flugzeuge.

Im hinteren Bereich der Lounge steht ein Sichtschutz, der wohl einen etwas ruhigeren Bereich schaffen soll. Dahinter verstecken sich:

  • private Nischen mit Sessel und Tisch
  • etwas merkwürdige, aber durchaus bequeme Symbiosen aus Sessel und Liege (links im Bild)
  • drei grüne Sessel

Auch durch die eigenartige Wanddekoration wirkte dieser Bereich besonders… futuristisch. Das Designbüro hatte hier sicher seinen Spaß.

Oneworld Lounge ICN Sitze 2

Optisch wirkte die ganze Lounge auf mich sehr gelungen. Die Einrichtung erinnert ein bisschen an Lounge und Bordprodukt von Finnair, gespickt mit einer ganzen Menge an futuristischen Elementen. Passt ja, schließlich sind die Finnen eine von sieben Oneworld-Airlines, die den Flughafen ansteuern.

Essen & Trinken

Persönlich suche ich Airport-Lounges primär aus zwei Gründen auf: zum Essen und zum Arbeiten. (Wie gut, wenn man Reviews schreibt und so beides kombinieren kann).

Nach einer ersten Orientierung fiel der nächste Blick daher auf das Buffet. Auf den ersten Blick sieht das, v.a. gemessen an der Loungegröße, recht solide aus. So gibt es eine kleine Salatbar, dazu eine Auswahl an vier heißen Speisen und noch drei Suppen:

Oneworld Lounge ICN Buffet
Das Buffet sieht auf den ersten Blick nicht schlecht aus

Was die Auswahl angeht, gibt es also nicht viel Grund zu klagen. Leider war das Essen selbst allerdings wenig überzeugend. Auf der Pilzsuppe hatte sich schon eine dicke Kruste gebildet, die davon zeugt, wie lange das Essen schon rumstand. Die Lasagne war geschmacklos, die Chicken Wings typische Tiefkühlkost, und die Seezunge eher Sohle als Fisch.

Das Beste war somit noch der Salat. Desserts gibt es quasi gar nicht. Man kann sich höchstens ein paar trockene Cookies nehmen, Kuchen o.ä. fehlen komplett.

Insgesamt ist bei den Speisen noch viel Luft nach oben. Es erinnert eher an eine mittelmäßige Priority-Pass-Lounge als an die Lounge einer Airline bzw. Allianz. Das liegt vermutlich (auch) daran, dass die Lounge von Swissport betrieben wird. Ich esse eigentlich gerne in der Lounge, um es dann im Flugzeug nicht mehr tun zu müssen – hier war es umgekehrt. Leider ist das in Korea und Japan kein Einzelfall.

Besser ist das Angebot bei den Getränken. An der bemannten Bar werden gerne Cocktails gemischt:

Oneworld Lounge ICN Bar cocktails
An der Bar gibt es 8 verschiedene Cocktails zur Auswahl

Da ich nicht trinke, habe ich aber nur die Soft Drinks und Säfte probiert, die in einem Kühlschrank am Buffet stehen. Außerdem gibt es dort verschiedene Biersorten. Eine Auswahl an Spirituosen wartet (ungekühlt) daneben:

Service

Als ich die Lounge in den Abendstunden besucht hatte, waren neben mir nur noch eine Handvoll andere Gäste in der Lounge. Die (wenn ich richtig gezählt habe) drei Mitarbeiter hatten also nicht gerade viel zu tun. Entsprechend schnell wurden auch leere Teller und Gläser abgeräumt.

Alle Mitarbeiter, mit denen ich in Kontakt kam, waren sehr höflich. Alles andere wäre in Korea aber auch verwunderlich.

Duschen

In der Lounge gibt es (nahe der Toiletten) zwei Duschen, um sich vor dem Flug etwas aufzufrischen. Wer eine davon nutzen will, muss sich zunächst an der Rezeption Schlüssel und Handtücher holen. Eine Wartezeit gab es in meinem Fall nichts, denn die Lounge war fast leer.

Oneworld Lounge ICN Handtuch
Handtücher und Haartrockner gibt es zusammen mit dem Schlüssel der Duschkabine ausgehändigt

Die Duschkabine ist recht geräumig und auch mit einer Toilette ausgestattet. Nicht ganz durchdacht ist allerdings die Position des Duschgels. Eine Ablage in der Duschkabine wurde offenbar vergessen, und so stehen Duschgel, Shampoo und Co jetzt oberhalb der Toilette. Man muss sie also mitnehmen und dann irgendwo auf den Boden stellen. Idealerweise denkt man rechtzeitig daran. 😉

Oneworld Lounge ICN Dusche

Außerdem wurden bei der Reinigung offenbar ein paar Haare der Nutzerin vor mir vergessen. Spricht nicht für die Sauberkeit, aber solche Fehler können passieren.

Extras

In der Lounge befinden sich zahlreiche Steckdosen. Diese sind (wie in ganz Korea) kompatibel mit deutschen (Schuko-)Steckern. Daneben gibt es USB-Anschlüsse des Typs A & C zum Aufladen mobiler Geräte. In dieser Hinsicht ist die Lounge also super ausgestattet.

Auch beim WLAN lässt sich die Lounge nicht lumpen und punktet mit Download-Geschwindigkeiten über 200 MBit/s.

Oneworld Lounge Seoul-Incheon
  • Komfort & Ausstattung
  • Essen & Trinken
  • Service
  • Extras
3.63
Fazit

Die Oneworld Lounge in Seoul ist keinesfalls eine schlechte Lounge, aber auch nichts besonderes. Sie punktet vor allem durch das moderne, ansprechende Design und (zumindest bei meinem Besuch) die niedrige Auslastung.

Davon ab ist sie eine ziemliche 08/15 Airport Lounge. Luft nach oben ist vor allem beim Catering: Die Auswahl ist nicht schlecht, aber qualitativ war selbst das Frühstück im Toyoko Inn (japanische Budget-Hotelkette) besser.

Ich bin gespannt, wie sich die zweite Oneworld Lounge in Amsterdam schlägt, habe meine Erwartungen aber nun etwas gedämpft.

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Kommentare (5)

  1. Jörg sagt:

    Hallo Peer,

    danke für den ausführlichen Review. Ich war gerade am Samstag in Seoul Incheon in der OW Lounge, zur Frühstückszeit, und ich muss sagen, ich war positiv überrascht, zumindest wenn man ein American Breakfast mag. Von Rührei, über Baked Beans bis Würstchen oder Baked Potatoes war eigentlich alles da. Gerade was das Frühstücksangebot betrifft, hatte ich von Lounges bisher eher geringe Erwartungen…
    Sicherheits- und Passkontrolle ging bei mir auch relativ flott, vielleicht habe ich aber auch Glück gehabt.

  2. RichardG sagt:

    Ende November 23 war es in Seoul Gimpo vor der Security dieselbe Situation mit einer einzigen Schlange. In Korea sind eben alle gleich…. Die Business Lounge in Gimpo war rundherum zum Abwinken, dafür das Essen auf dem 2Std.-Business-Flug nach Tokyo mit Asiana besser als wir es jemals in 40 Jahren in der LH-Business auf Kurz- oder Langstrecke erlebt haben. Absolut vorbildlich in Service, Präsentation und Auswahl, sogar besser als an einem „schlechten“ Tag in der LH-First. Wir haben da keine Sekunde bereut, vorher in der Lounge keine Speisen konsumiert zu haben.

  3. Torsten Ahlers sagt:

    Hallo Peer,

    ich war gestern in der Qatar Platinum Lounge in Doha, wenn man das mit den First class lounge’s von Finnair oder American Airlines vergleich eine absolute Enttäuschung.
    So kleine Duschen hatte ich noch nirgendwo anders gehabt, essen und Getränke naja…
    deswegen über Qatar zu fliegen lohnt sich nicht, ich war auch im allgemeinen von Qatar absolut enttäuscht… chicken class Flug Abu Dhabi nach Bangkok… werde dazu aber noch was ins Forum Posten.

    • Peer sagt:

      Über die habe ich auch nicht viel Gutes gehört. Review gibt es aber erst, sobald ich es selbst dorthin geschafft habe.

      Meines Erachtens sowieso ein Unding, wie BA und insbesondere Qatar derart die Zugangsregeln der Oneworld-Allianz umschiffen. Eine Emerald-Lounge sollte mindestens so gut sein wie das Business-Pendant, aber in Doha genau umgekehrt.

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