Vor allem auf dem langen Weg nach Ozeanien hat sich das Einplanen sogenannter Stopover bewährt. Aufenthalte entlang der Flugroute ermöglichen es, sich zwischen den ganzen Flügen etwas die Beine zu vertreten und (häufig ohne Aufpreis) weitere Städte und Kulturen zu erkunden. Diese sind dann z.B. in Katar, Dubai oder Singapur möglich und werden häufig von Airline und/oder Staat unterstützt. Ein weiteres bekanntes Stopover-Ziel ist Island auf dem Weg nach Nordamerika.
Doch auch ohne solche speziellen Programme ist es möglich, mehrere Reiseziele in einer Tour zu erkunden. Durch das sehr dichte Flughafennetz in den USA und Kanada kommt beinahe jede größere Stadt als Zwischenstopp infrage. Auch wenn Stopover dort theoretisch nicht zugelassen sind, ist es beinahe immer möglich, bis zu 24 Stunden in einer solchen Stadt entlang der Flugroute zu verbringen.
Philadelphia, Los Angeles, San Francisco und Dallas in einem Trip? Kein Problem, wenn gezielt nach passenden Verbindungen gesucht wird. Wie es geht – und was es dabei zu beachten gilt – erfahrt ihr in dieser Anleitung.
Inhaltsverzeichnis
Ausgangssituation
Die Oneworld-Airlines boten zuletzt mehrfach günstige Economy-Tickets in die USA an. Beispielsweise geht es für 297€ von Amsterdam nach San Francisco (oder zu über 50 weiteren Zielen):

In dem Fall ergibt sich auf dem Hinweg ein Umstieg in Philadelphia von 2 Stunden und 20 Minuten. Auf dem Rückweg sind nur knappe 1h 10min Umsteigezeit eingeplant. Insgesamt keine schlechte Verbindung, wenn man möglichst schnell ans Ziel möchte. Aber für einen Ausflug in die Stadt reicht das keinesfalls.
Das Ziel dieser Anleitung ist demnach das Buchen von Flügen mit:
- möglichst vielen Zwischenstopps an interessanten Orten
- möglichst langer Umsteigezeit (d.h. knapp unter 24 Stunden)
Dazu bedarf es vier grundlegender Schritte:
1. Tarifregeln überprüfen
Die Fare Rules des zugrunde gelegten Angebots sind quasi die Spielregeln eurer Flugbuchung. Hier wird unter anderem festgelegt, für welchen Reisezeitraum Flüge verfügbar sind, mit welchen Airlines gereist werden darf und was für Kosten bei einer Stornierung anfallen. Ebenfalls beinhalten sie Details zu den Umsteige- und Aufenthaltsregelungen.
Wie genau Fare Rules eingesehen werden können, hat Johannes bereits in einem separaten Artikel erklärt. Am einfachsten ist es, die ITA Matrix aufzurufen und dort nach einem Hin- und Rückflug zu suchen. Das sieht in der neuen Matrix dann etwa so aus:

Nach der Eingabe von Reisedaten und dem folgenden Ladevorgang muss nur noch ein ähnlicher Flug wie oben ausgewählt werden. Nach einem Klick auf „rules“ erscheinen dann die kompletten Fare Rules:

Nun hilft die Browser-Suchfunktion (Strg + F bzw. ⌘ + F), dabei die passenden Bedingungen für „Stopover“ zu finden.
Zum Zwecke der Reiseplanung mit Zwischenstopps sind vor allem zwei Punkte aus den Fare Rules interessant:
- Stopover-Regeln – Stopover restrictions
- Transfer-Regeln – Transfer restrictions
Sind Stopover erlaubt, ist es meist kein Problem, mehrere Tage an einem Zielort zu verbringen. In der Regel ist dann ein Aufenthalt von mindestens drei Tagen möglich, manchmal darf er auch mehrere Wochen dauern.
Bei günstigen Tickets sind richtige Stopover – von Ausnahmen wie Island, Lissabon, Doha, … mal abgesehen – in der Regel nicht erlaubt. Stattdessen ist dann nur eine bestimmte Anzahl an Transfers, also Umstiegen gestattet. Jeder einzige dieser Umstiege darf einen Zeitraum von 24 Stunden nicht übersteigen, was für die spätere Flugplanung sehr wichtig ist.
Die Regeln bei Oneworld-Tarifen wie diesem sind recht kompliziert:

Zugegebenermaßen blicke ich auch nicht bei jedem der Listenpunkte durch. Zu sehen ist aber zumindest: Es sind bis zu zwei Umstiege in Europa erlaubt und zwei weitere in Nordamerika. Das reicht ja schon für einige Zwischenstopps.
Da der Tarif oben ein recht undankbares Beispiel ist, hier noch ein weiteres. Der zugehörige Tarif stammt von der Lufthansa / Star Alliance auf Frankfurt – San Francisco:

Hier ist von sogenannten Areas die Rede. Die IATA teilt die Welt in folgende drei Zonen ein, die wie folgt definiert sind:
- Area 1: Nord-, Mittel- und Südamerika
- Area 2: Europa, Naher Osten und Afrika
- Area 3: Asien und Ozeanien
2. Zwischenstopps suchen
Nachdem die theoretischen Details geklärt sind, könnt ihr dann nach den gewünschten Zwischenstopps suchen. Vielleicht habt ihr auch schon genau auf dem Schirm, welche Städte ihr besuchen möchtet. Dann entfällt der Schritt natürlich.
Zwischenstopps können wahlweise in Europa oder Nordamerika erfolgen. In Frage kommen somit etwa:
- Szenario 1: Amsterdam – Nordamerika – Nordamerika – San Francisco
- Szenario 2: Amsterdam – Europa – Nordamerika – San Francisco
- Szenario 3: Amsterdam – Europa – Europa – San Francisco
Wer möglichst viel von Nordamerika sehen möchte, kann also ein oder zweimal innerhalb der USA umsteigen. Da AA nur zwei Langstrecken ab Amsterdam anbietet, kommen für Szenario 1 nur die Flüge Amsterdam – Philadelphia oder Amsterdam – Dallas infrage.
Aber schauen wir doch zunächst mal, welche Verbindungen auf der Strecke Amsterdam – San Francisco noch so vorgeschlagen werden. Dazu eignet sich Google Flights (Anleitung) sehr gut. Aufgelistet werden unter anderem:

Die dritte Option mit 18 Stunden in Philadelphia sieht schon mal gar nicht so schlecht aus. Allerdings 18 Stunden Aufenthalt über Nacht nicht allzu viel Zeit, wenn noch Transfer in die Stadt, 8h Schlaf usw. abgehen. Daher werden wir versuchen, das Ganze möglichst auf knapp 24 Stunden auszudehnen.
Wer bereits jetzt eine interessante Verbindung findet, kann direkt zu Punkt 3 springen. Es gibt aber noch unzählige weitere Routings über andere Städte, welche Google Flights nicht abbildet.
Mit der Matrix
Die ITA Matrix ist ein sehr mächtiges Tool zur Flugsuche. Einsteigerfreundlich ist sie allerdings nicht gerade, sodass sich ein Blick in unsere Anleitungen (Teil 1 und Teil 2) für Unerfahrene definitiv lohnt.
Interessant ist die Funktion, ausschließlich Verbindungen mit einer bestimmten Anzahl an Stopps auszuspucken. Bei nur zwei Umstiegen klappt das noch recht gut und zwar mit „X X“ im Feld Routing Code.

Im Anschluss liefert die Suche schon einige Ergebnisse, die deutlich interessanter aussehen.

Hin- und Rückweg zusammengefasst, sind wir nun schon bei folgenden Beispielen:
- Philadelphia + Charlotte
- Chicago + London
- New York + London
- Philadelphia + London
- Dallas + London
Weitere Inspirationen ließen sich durch den Code „PHL X“ finden. Dann erfolgt der erste Umstieg in Philadelphia und für einen zweiten gibt es weitere Vorschläge:
- Philadelphia + Los Angeles
- Philadelphia + Dallas
- Philadelphia + Los Angeles
- Philadelphia + Miami
Wer in diesen Inspirationen bereits ein für sich passendes Routing findet, kann direkt zu Punkt 3 springen. Ansonsten bleibt noch die manuelle Suche nach Verbindungen:
Weitere Zwischenstopps
Google Flights findet nicht nur Hin- und Rückflüge, sondern auch Multistop-Verbindungen. Um diese sinnvoll suchen zu können, ist allerdings etwas Kreativität bei der Flughafenauswahl gefragt. Generell gilt: Mit einem der großen Drehkreuze macht man nie etwas verkehrt, da es etliche Verbindungen zu anderen Flughäfen gibt. Eine (unvollständige) Liste der Hubs und Focus Cities in Nordamerika:
Air Canada (Star Alliance):
- Toronto
YYZ
- Montreal
YUL
- Calgary
YYC
- Vancouver
YVR
United Airlines (Star Alliance):
- San Francisco
SFO
- Los Angeles
LAX
- Denver
DEN
- Houston
IAH
- Chicago
ORD
- New York
EWR
- Washington
IAD
American Airlines (Oneworld):
- Miami
MIA
- Charlotte
CLT
- Philadelphia
PHL
- Phoenix
PHX
- Chicago
ORD
- New York
JFK
- Dallas
DFW
Delta Air Lines (SkyTeam):
- Salt Lake City
SLC
- Minneapolis
MSP
- Los Angeles
LAX
- Detroit
DTW
- Atlanta
ATL
- New York
JFK
Theoretisch müsste auch noch Alaska Airlines aufgeführt werden, das neuerdings Oneworld-Mitglied ist. Allerdings lassen sich an günstige Transatlantik-Flüge häufig keine Alaska-Segmente ranhängen.
Bei der Star Alliance seid ihr was Umstiege angeht üblicherweise auf die großen Hubs beschränkt. Besser sieht es bei Delta und American aus. Dort könnt ihr auch an vielen weiteren Flughäfen umsteigen, z.B. Raleigh, San Diego oder Las Vegas.
Wenn ihr ein bestimmtes Ziel im Kopf habt, dann prüft am besten mithilfe von Google Flights, ob es klappt oder nicht. Dazu bietet sich die Multistop-Suche an:

Im Multistop-Tool kann man sich nun stundenlang austoben und nach möglichen Verbindungen suchen.
3. Flugzeiten optimieren
Im zweiten Schritt habt ihr i.d.R. bereits buchbare Verbindungen gefunden. Diese sind aber (außer ggf. für Meilensammler) noch wenig attraktiv. Man kann nun zwar in Philadelphia und Charlotte umsteigen, eine Aufenthaltsdauer von wenigen Stunden erlaubt jedoch noch kein Sightseeing.
Attraktiv ist es meist, den Aufenthalt auf beinahe 24 Stunden auszudehnen und eine Übernachtung einzuplanen. Erfolgt die Ankunft in z.B. New York bereits früh am Morgen, kann auch ein Weiterflug am Abend schon interessant sein.
Zur Suche solcher Verbindungen ist erneut Google Flights das Tool der Wahl. Zumindest dann, wenn ihr nicht mehr als drei Stopps einlegen wollt. Alle Wunschziele werden dort einfach einzeln in der Multistop-Suche eingegeben.

Etwas kniffliger ist die Datumswahl, z.B. bei Nachtflügen. Per Trial and Error findet man (nach einigen Sekunden Ladezeit) aber in der Regel immer eine günstige Verbindung. Sobald das der Fall ist, können nacheinander alle passenden Segmente ausgewählt werden.
Hier gilt es dann erstmals auch auf die Flugzeiten zu achten. Erfolgt die Ankunft in Philadelphia beispielsweise um 16 Uhr Uhr, erlaubt der Weiterflug am nächsten Tag um 15:30 einen besonders langen Aufenthalt. Irgendwann sind alle Flüge ausgewählt und das Ergebnis sieht zum Beispiel wie folgt aus:

Wenn gewünscht, ließe sich hier auch noch problemlos ein Stopp in London einbauen. Dann müsst ihr aber über die Matrix suchen.
4. Flüge buchen
Bei der Flugsuche über Google Flights könnte die eigentliche Buchung einfacher nicht sein. Am unteren Ende der Suchergebnisse findet sich ein passender Button vor, der euch direkt zur Buchung weiterleitet. Das klappt zumindest für American und United sehr zuverlässig:

Auf der AA-Website könnt ihr die Buchung dann für 297€ abschließen.

In dem Fall ist unser Routing keinen Cent teurer als die ursprüngliche Buchung mit nur einem Umstieg pro Richtung. Oft erhöht sich der Preis sonst durch die höheren Steuern um ca. 5€ pro Flugsegment.
Anders sieht es bei SkyTeam aus. Multistop-Buchungen mit KLM, Delta und Co sind üblicherweise nicht aus Google Flights heraus möglich. Dann müsst ihr auf die Matrix zurückgreifen. Dank der ITA Powertools ist auch das kein Problem:
Nachteile und Risiken
Wer Flüge nur als Transportmittel von A nach B sieht, wird kurze Flugzeiten sicherlich vorziehen. Alle anderen haben mit mehreren Umstiegen die Möglichkeit, interessante Städte zu erkunden, die man sonst womöglich niemals bereisen würde. Denn Städte wie Charlotte, Minneapolis, Detroit, … sind zwar für einen Tag ganz nett – aber als eigenes Reiseziel hat sie wohl kaum jemand auf dem Schirm.
Dennoch sind solche Buchungen nicht komplett risikofrei: Auch bei Flügen mit mehreren Umstiegen handelt es sich nur um eine Transportleistung von A nach B. Im Falle einer Verspätung zählt für Fluggastrechte nur die Ankunftszeit am Endziel (hier also San Francisco). Bei Flugverspätung könnt ihr also keine Entschädigung erwarten.
In der Theorie können Umstiege bei Flugplanänderungen zudem jederzeit gestrichen werden. In der Praxis werden eure Wünsche aber meist berücksichtigt, sollten sich die Flugzeiten signifikant ändern.
Fazit
Ich buche kaum noch Direktflüge und versuche immer, möglichst interessante Zwischenstopps einzufügen. Knifflig wird es erst dann, wenn man Atlanta, Philadelphia, New York & Co irgendwann alle schon gesehen hat. Aber selbst dann lassen sich oft noch interessante Alternativen finden.
Titelbild: Pin Adventure Map
Kommentare (16)
Interesting, informative post — as always. Warsaw is a great city for stopovers and exploring, thanks to its excellent public transport system and relatively inexpensive taxis and good-quality hotels (also near the airport). I often find these stopover possibilities on Kayak the „simple“ way : sort flights by ‚Duration‘ (Slowest).
Funktioniert sowas auch Richtung Asien? Das wäre ein Traum.
Toller Beitrag übrigens!
Danke. 🙂
Im Prinzip geht Asien auch. Vor allem auf dem Weg nach Neuseeland o.ä. sicher nicht verkehrt.
Zu bedenken ist aber:
– die Routing-Regeln sind bei z.B. Angeboten nach Asien + Australien oftmals strenger, sodass nur BKK/ICN/SIN o.ä. in Frage kommen
– die Frequenzen sind erheblich niedriger als innerhalb Nordamerikas was die Optionen einschränkt
– einige Airlines (z.B. Singapore Airlines) erlauben ja ohnehin kostenlose Stopover bis zu mehreren Tagen
Wirklich anschaulich beschrieben!
In eigener Sache: Flüge nach San Antonio(SAT) sind extrem hochpreisig, zu meinem Reisetermin in der letzten Februarwoche 2018, 23.-28.2. (+/-1 Tag) um 800.-
Weiss jemand, wie ich ev. durch zusätzlichen Einsatz von 10000 BA Avios den Preis drücken kann ?Standardabflughafen ist MUC, kann aber auch DUS sein (weil von dort aktuell die günstigsten Flüge nach Amerika gehen)
Grüße Franz
Abflug im Ausland ist keine Option? z.B. die Star Alliance hat ja regelmäßig Flüge zu beinahe allen US-Flügen für ~400€ von Amsterdam im Angebot.
Ja, finde Flüge hier ab 500.-
Danke für den Tipp!
Stadt Montreal war gemeint.
Hallo Peer, danke für den tollen Beitrag. Konnte ja bei der Air Canada Error Fare längeren Stop in Nontreal einbauen und nun gleich darauf eure genaue Anleitung für künftige Reisen. Echt genial.
Perfekt 🙂
Großes Lob und vielen Dank für eure Arbeit. Sehr gut geschrieben und verständlich.
Super Beitrag!
Wie ist es aber wenn man zum Beispiel den 2.Flug nicht Antritt weil man noch länger bleiben will? Könnte ich den Rückflug dann trotzdem nehmen, oder verfällt dieser dann?
Wenn ein Segment ausgelassen wird, würden dann leider alle weiteren verfallen. Geht also allenfalls mit dem letzten Flug New York – Düsseldorf o.ä. Und dann muss man den Rückflug natürlich anderweitig buchen.
DANKE!!!
Super Beitrag! Hatte mich schon immer gefragt wie man die Multistopps bucht ohne ein Reisebuero zu involvieren. Vielen Dank für die Einführung!!!
Hochinteressanter Beitrag !
Detailtreue, Transparenz und Praxisbezug sehr gut kombiniert.
Danke Jungs und weiter so.
LG
Freut mich zu hören, danke 🙂