Für Jahresrückblicke braucht es ein wenig Abstand. Nicht zuletzt deshalb macht es Sinn, den Text statt im kalten Deutschland im ebenso kalten Athen zu verfassen. Und wenn man von hier an der Akropolis vorbei Richtung Westen und zurück ins vergangene Jahr blickt, stellt man fest: Irgendwie kommt einem das alles gespenstisch bekannt vor.
Oman Air verkauft und storniert einen günstigen Error Fare nach Bangkok? Das hatten wir doch schon mal. Die Lufthansa hat geradezu groteske Schwierigkeiten bei der Einführung der neuen Allgeris-Kabine? Klingt eher nach 2024. Vielfliegerprogramme werden immer unattraktiver und schwerer zu nutzen? Gehört schon seit Jahren in die Kategorie playing the hits. Eine Million Vielfliegermeilen als Belohnung für eine irre Weltreise? Kann sich denn wirklich niemand was Neues einfallen lassen?!
Aber der Reihe nach. Erst ist es an der Zeit, 2025 Stimmung zu schaffen: Wir setzen uns die rote Schirmmütze auf, zählen von 6 bis 7, witzeln über verwirrte Moderatoren und lassen eine künstliche Intelligenz diesen Text schreiben begeben uns auf eine Reise durch die wichtigsten Ereignisse der Reisewelt in den letzten zwölf Monaten.
Systemumstellung bei Miles&More
Beginnen wir mit etwas, bei dem eine Menge Veränderung spürbar ist. Im Gegensatz zu 2023 ist Miles&More praktisch nicht wiederzuerkennen. Bereits in 2024 stellte das Treueprogramm von Lufthansa, Töchtern und Partnern das Statussystem um: Statt Meilen benötigt man nun Punkte, statt um Entfernungen geht es um Flüge zwischen Zonen. Mitte des Jahres 2025 gab es dann die nächste Veränderung, dieses Mal waren die Prämienmeilen betroffen. Lufthansa schaffte die bisherige Prämientabelle für Flüge mit Lufthansa, Swiss und Austrian ab – und führte dynamische Preise ein.
Für Flüge der drei Airlines können sich die benötigten Meilen seit Juni jederzeit verändern – auch wenn es auf vielen Strecken erstaunlich stabil geblieben ist. Die neuen Preise orientieren sich (unter anderem) an den Cash-Preisen. Die Folgen: Viele Langstrecken ab Deutschland, Österreich und der Schweiz sind teurer geworden. In der Economy gibt es hingegen das ein-oder-andere Schnäppchen von diesen Ländern. Auch Business-Class-Tickets sind für erstaunlich wenige Meilen zu haben – vor allem, wenn man von Ungarn oder Skandinavien abfliegt und das Reiseziel in Indien, China oder Saudi-Arabien liegt.
Die niedrigen Preise auf vielen Strecken sind aber mit dem Nachteil verbunden, dass die billigsten Tickets seit Juni nicht mehr flexibel sind. Das bedeutet, man wird für die Veränderung oder Stornierung zur Kasse gebeten, oder es ist ganz unmöglich. Der Economy Light Fare für Kurzstrecken enthält nun auch bei Prämienbuchungen kein Aufgabegepäck mehr. Auch nicht für Vielflieger.
Während die Preis-Umstellung mit Vor- und Nachteilen daher kommt, gab es im Oktober eine deutlich positivere Wendung. Seit dem 1.10. gibt es bei Miles&More die Gelegenheit, zusätzliche Statuspunkte zu kaufen für CO₂-Kompensationen zu erhalten. Der Autor dieses Textes dürfte nicht der einzige Mensch sein, der sich deshalb gerade zurücklehnt und denkt: „Senator – und die Welt gerettet. Wahnsinn. Ein gutes Jahr.“ Um es deutlich zu sagen: Die Aktion ist für Vielflieger enorm praktisch, aber der Umwelt-Aspekt dieser Aktion ist bestenfalls zweifelhaft.
Auch über Marriott Bonvoy und die hauseigene Uptrip App ließen sich gegen Ende des Jahres Statuspunkte einlösen. Alles ein Zeichen dafür, dass der Kranich die Status-Hürden im neuen System etwas zu hoch gesetzt hat.
Die nächste Million auf dem Konto
Von Frankfurt geht die Reise weiter nach Istanbul – und von einem Vielfliegerprogramm zum nächsten. Dieses Mal steht Turkish Airlines Miles&Smiles Programm im Fokus. Wie SAS im Vorjahr lobte die türkische Fluglinie eine Million Meilen aus. Dieses Mal ging es nicht darum, mit 15 verschiedenen Airlines der gleichen Allianz zu fliegen – die Challenge war, alle sechs dauerhaft bewohnten Kontinente von Istanbul aus anzufliegen.
Die Buchungen liefen wohl besser als erwartet, denn Turkish Airlines beendete die Aktion deutlich früher als geplant. Gleich zwei Redaktionsmitglieder machten sich auf die Jagd nach der Million, teilten ihre Reisepläne und durften sich im Oktober über die großzügige Gutschrift freuen. Redaktionsleiter Peer schloss sogar beide Challenges erfolgreich ab, ist sich aber bis heute nicht sicher, in welcher Zeitzone er eigentlich ist.
Viele, viele Entwertungen
Während uns Miles&More einige und Miles&Smiles eine ganze Million Gründe zur Freude lieferten, waren viele andere Vielfliegerprogramme in 2025 eine verlässliche Quelle von Enttäuschung und Frustration. Die Erhöhung der Prämienpreise bei SAS EuroBonus ist zu verschmerzen, wenn man dort nicht zufällig einen siebenstelligen Betrag herumliegen hat. Betroffen sind vornehmlich die (ohnehin unattraktiven) Einlösungen bei Partnerairlines und Langstrecken in der Business Class. Diese waren vorher ein echtes Schnäppchen und sind nun immer noch attraktiv. Das liegt vor allem an den geringen Zuzahlungen, die im europäischen Vergleich enorm günstig sind und bleiben.
Deutlich dramatischer ist die Hinrichtung des British Airways Executive Club, welcher bei der Exekution nicht nur das Executive in seinem Namen verlor. Bis März war es eines der intuitivsten Programme Europas, mit einer klaren Tabelle für Punktgutschriften. Seit April 2025 gibt es den British Airways Club, der seine Tier Points umsatzbasiert vergibt. Da plötzlich viele Stammkunden ihren Status zu verlieren drohten, besserte man mit kurzfristigen Änderungen nach, die im Verlauf des Jahres zu permanenten Änderungen wurden. Trotzdem ist das Programm seit April ein unattraktiver und komplizierter Schatten seines beliebten Vorgängers. Als Bonus gab es zum Jahresende noch eine Entwertung von Avios-Einlösungen.
Doch auch andere Programme hielten sich mit Entwertungen nicht zurück. Neben den bereits erwähnten Veränderungen mussten sich auch Mitglieder von Singapore Airlines KrisFlyer, Iberia Plus und Inhaber einer American Express mit schlechten Nachrichten auseinandersetzen.
Oman Air Buchungen als Lotteriespiel
Bereits 2023 machte Oman Air durch seinen höchst ungewöhnlichen und unprofessionellen Umgang mit einem Error Fare von sich reden. Damals ging es um überraschend günstige Business-Class-Flüge von Milan nach Bangkok. Manche Buchungen wurden aufrechterhalten, andere storniert und manchen Passagieren wurde angeboten, zum gleichen Preis Economy zu fliegen.
Im Sommer ging es wieder über Muskat günstig nach Bangkok, dieses Mal von Frankfurt in der Economy Class. Die Tickets für weniger 300€ r/t verkauften sich (wenig überraschend) extrem gut. Erst nach knapp 24 Stunden war das Angebot nicht mehr verfügbar. Eigentlich ein Hinweis auf einen Sale, nicht auf einen Systemfehler. Das gleiche Drama wie bei den Mailand-Tickets sollte sich jedoch wiederholen. Uneinheitliche Stornierungen und Kommunikation bestimmen das Bild. Mittlerweile gibt es Berichte über erfolgreiche Klagen gegen die airlineseitige Stornierung der Tickets.
„America First“ auch in Europa spürbar
Während viele angesichts der zügigen Zerschlagung demokratischer Strukturen besorgt über den Atlantik schauen, meinen andere, man solle den Kushner im Dorf lassen. Egal, zu welcher Fraktion man sich zählt, auch als Tourist bekommt man die Folgen der America First Politik zu spüren. Die Beantragung einer ESTA-Reisegenehmigung wurde von 21$ auf 40$ erhöht, und auch die Einreise auf dem See- oder Landweg wird spürbar teurer. Nationalparkbesuche werden für europäische (und andere) Touristen ab 2026 das Dreifache kosten.
Die Kostenpunkte machen, auf eine gesamte Reise gerechnet, keinen besonders großen Unterschied – insbesondere im Angesicht des derzeit günstigen Dollar-Wechselkurses. Dennoch verstärkt sich durch die Maßnahmen das ungute Gefühl, seit Februar bei jedem Ausflug in das fantastische Reiseland ein Stück weniger willkommen zu sein als zuvor.
Tolle Deals im Jahr verteilt
Um nach all den Entwertungen, Irritationen und Preiserhöhungen ein wenig optimistischer in die Zukunft zu schauen: Es gab auch Positives im Jahr 2025. Unsere Deal-Abteilung konnte sich über zwei außergewöhnliche Knüller freuen. Diese beiden Angebote waren sogar so nett, wie bestellt im Abstand von sechs Monaten erschienen.
Im Juni hatte Gulf Air zahlreiche extrem günstige Business Class Fares nach Ostafrika geladen. Für weniger als 600€ ging es in der Business Class von Europa nach Bahrain und weiter nach Kenia, ein Preis, den man sonst für ein Economy-Ticket bezahlt. Das Angebot tauchte innerhalb mehrerer Wochen wiederholt auf, teilweise sogar mit Abflug von Frankfurt.
Das vermutlich attraktivste Angebot des Jahres gab es im Dezember. Dieses Gourmet-Menü überzeugte in jedem einzelnen Gang: Abflug von Deutschland, populäres Reiseziel, erstklassige Fluglinien und knapp 30 Stunden Business-Class mit Zugang zur spektakulärsten Lounge der Welt zwischen den Flügen. Das Ganze gab es einen Vormittag lang für deutlich unter anderthalbtausend Euro. Die Kirsche auf dem Premium-Smoothie: Bisher sind keine Stornierungen bekannt.
Insgesamt lässt sich jedoch festhalten, dass Reisen nach der Pandemie deutlich teurer geworden ist, als zuvor. Viele Fluglinien wie TAP oder Qatar Airways, die früher regelmäßig mit Rabatten um sich warfen, bieten kaum noch attraktive Preise. Große Sales gibt es in der Regel von chinesischen Fluglinien oder aus der zweiten Reihe der Airlines vom arabischen Golf. Wir mussten unsere internen Preisgrenzen mehrfach verschieben, wenn es um die Beurteilung guter Flug-Angebote geht. Einzig Kreuzfahrten in der Karibik scheint derzeit keiner buchen zu wollen – denn diese sind zu Schleuderpreisen erhältlich.
Fazit
Leider überwiegt im Rückblick auf 2025 das Negative, auch wenn nicht alles so schlecht ist, wie es scheint (etwa bei Miles&More). Trotz der schlechten Nachrichten sollte man den Mut nicht fahren lassen: Wie eingangs beschrieben: Es war alles schon mal da. Also haben wir das alles schon mal überstanden. Danke, dass wir dabei an eurer Seite sein durften. Auf ein gutes 2026!