Sommer 2024: Bahn führt Reservierungspflicht für (fast) alle grenzüberschreitenden Fernzüge ein

Bahn ICE alt

Die Deutsche Bahn und ihre Partner führen diesen Sommer eine Reservierungspflicht für fast alle internationalen Fernzüge ein. Wer zwischen 1. Juni und 1. September 2024 von & nach Deutschland reisen will, kann nicht einfach in den nächstbesten Zug steigen. Benötigt wird eine im Voraus gebuchte Sitzplatzreservierung.

Die Reservierung ist im Regelfall im Ticket enthalten. Für Reisende mit Sparpreis o.ä. ändert sich daher nicht viel. Aufpassen müssen Passagiere mit Flex-Ticket oder Interrail-Ticket. Für letztere bedeutet die Reservierungspflicht zudem eine versteckte Preiserhöhung.

Begründet wird diese Änderung unter anderem mit der Fußball-Europameisterschaft, die im Sommer 2024 stattfindet. Diese geht allerdings nur bis Mitte Juli.

Fast alle Fernzüge betroffen

Bereits jetzt gilt auf einigen Zügen der Deutschen Bahn eine Reservierungspflicht. Das sind beispielsweise Züge nach Paris und Polen (das ganze Jahr über) sowie saisonal von & nach Dänemark, Italien oder den Niederlanden. Diesen Sommer wird die Reservierungspflicht auch auf Fahrten nach z.B. Tschechien, Schweiz (nur einige Züge), Österreich und Belgien ausgeweitet. Ein entsprechender Hinweis findet sich dann im Buchungsverlauf:

Die Änderung hat auch seine gute Seite: Selbst ein günstiges Sparpreis-Ticket enthält nun ganz ohne Aufpreis die Sitzplatzreservierung:

Diskutiert wurde die Änderung Anfang der Woche u.a. im Bahnreise-Forum ICE-Treff. Gegenüber Travel-Dealz bestätigte ein Sprecher der Deutschen Bahn die Änderungen und teilt mit:

[…] Daher werden wir im kommenden Jahr vom 1. Juni bis 1. September die Reservierungspflicht für grenzüberschreitende Züge auf alle Nachbarländer ausweiten – mit einer Einschränkung: Bei Reisen in die bzw. aus der Schweiz sind nur die Züge zwischen München und Zürich reservierungspflichtig (d.h. die Reservierungspflicht gilt nur über den Grenzübergang Lindau-Reutin, die Fernverkehrszüge über Basel Badischer Bahnhof und Schaffhausen sind nicht reservierungspflichtig).

Alle reservierungspflichtigen Züge werden im Fahrplan entsprechend gekennzeichnet. Die Reservierungspflicht gilt nicht für innerdeutsche Verbindungen.

Für Interrail-Reisen gilt: Auch Pass-Reisende benötigen – neben ihrem Interrail/Eurail-Pass – für die reservierungspflichtigen Züge im internationalen Verkehr eine kostenpflichtige Reservierung. Wir empfehlen eine frühzeitige Reiseplanung und Reservierung.

Sprecher der Deutschen Bahn ggü. Travel-Dealz

Ausgeschlossen von der Reservierungspflicht sind also lediglich Fahrten über die Strecken Karlsruhe – Basel und Stuttgart – Singen – Zürich. Das ist vermutlich auf die vergleichsweise hohe Kapazität und Frequenz dieser Strecken zurückzuführen.

Die Reservierungspflicht gilt nicht für Regionalzüge, die sich ohnehin oftmals nicht reservieren lassen. Ebenso gilt sie dann nicht, wenn internationale Züge nur auf innerdeutschen Teilabschnitten genutzt werden.

Verpasster Anschluss kann lange Wartezeit bedeuten

Neben den Zusatzgebühren für Interrail-Reisende ergibt sich durch solch eine Reservierungspflicht ggf. ein weiteres Problem. Bekanntlich sind Züge innerhalb Deutschlands nicht gerade pünktlich. Wer aufgrund seiner Verspätung den internationalen Anschlusszug verpasst, muss:

  1. Die Reservierung umbuchen lassen
  2. Ggf. so lange warten, bis wieder ein Platz auf einem reservierungspflichtigen Zug frei ist

Falls sich hierdurch eine Wartezeit von mehreren Stunden (oder gar Tagen) ergibt, wäre eine Überquerung der Grenze in Regionalzügen ggf. die bessere Wahl – aber auch deutlich unbequemer.

Quellen: ICE-Treff und Lenny auf Twitter

Titelbild: Peer Linder

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Kommentare (5)

  1. Bahnreisender sagt:

    Die Fernverkehrszüge über Basel Bad sind vermutlich deshalb nicht betroffen, weil die Bahn es sowieso nie auf die Kette bekommt diese pünktlich an die SBB zu übergeben. Deshalb enden diese im Regelfall in Basel, und ab Basel SBB fährt ein SBB-Ersatzzug, damit die Schweizer Fahrgäste nicht unter der DB leiden müssen…

  2. Elmar Schneider sagt:

    Zumindest zwischen November 2022 und April 2023 waren für die Fernzüge zwischen Hamburg und Dänemark auch dann keine Einzelreservierungen (z.B. für Interrailreisen) mehr verfügbar, wenn es noch Reservierungen beim gleichzeitigen Kauf eines Tickets (egal ob Flex- oder Sparpreis) gab. Es gab also eine versteckte Kontingentierung.
    Da könntet ihr mal bei der Bahn fragen, ob das absichtlich gemacht wurde und ob es wieder so sein soll.

    • Peer sagt:

      Bei den Zügen nach Paris ist es jedenfalls genau so, es gibt eingeschränkte Kontingente für Interrail.

      Musste schließlich nach Straßburg fahren, um von dort den TGV zu nehmen

  3. Meilengeier a.D. sagt:

    Was würde denn passieren, wenn man bei Verspätung trotz der Reservierungspflicht einfach den nächsten Zug nimmt und die Zeit stehend oder im Restaurant verbringt ?

    • Peer sagt:

      Viele Erfahrungen gibt es dazu nicht, insbesondere auf Strecken außerhalb Frankreichs. Habe online nur Folgendes gefunden:

      Nutzt du bei deiner Interrail Tour einen Zug ohne Reservierung und wirst dabei erwischt, gibt es eine Strafe. Entweder erhältst du eine Strafe fürs Schwarzfahren und musst dann zusätzlich den vollen Preis für die Fahrt bezahlen oder die Strafe zahlen und an der nächsten Station aussteigen.

      https://www.backpacker-dude.com/interrail-reservierungen/

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