Die Deutsche Bahn ändert ab 15. Dezember die Regeln zur Umbuchung bzw. Stornierung von Flexpreis-Tickets. Künftig wird bereits ab sieben Tagen vor Abfahrt eine Stornierungsgebühr erhoben. Bislang konnten diese Tickets vor dem 1. Geltungstag immer kostenfrei storniert werden. Auch die Stornierung nach dem ersten Geltungstag wird deutlich teurer.
Gemäß Bahn-Unterseite Kann ich mein Flexpreis-Ticket umbuchen oder stornieren? gilt die Änderung für alle Buchungen, die ab 15. Dezember 2024 getätigt werden. Dort werden die Änderungen wie folgt zusammengefasst:

Wir haben kurz die alten und neuen Regeln in Tabellenform gegenübergestellt:
Zeitraum | Buchung bis 14.12. | Buchung ab 15.12. |
---|---|---|
Vor dem 8. Geltungstag | Stornierung kostenlos | Stornierung kostenlos |
Vor dem 1. Geltungstag | Stornierung kostenlos | Stornierung für 10€ |
Ab dem ersten Geltungstag | Stornierung für 19€ | Stornierung für 30€ |
Der ein oder andere fragt sich nun:
Wieso sollte ich überhaupt noch Flexpreise im Voraus buchen?
Die neu eingeführte Gebühr dürfte einige Fahrgäste wohl dazu verleiten, Flexpreis-Tickets lieber kurzfristig am Reisetag zu kaufen statt länger im Voraus. Allerdings hat das einige Nachteile, die nicht zu unterschätzen sind. Folgende Gründe sprechen dafür, auch einen Flexpreis im Voraus zu kaufen:
- Preise variieren auch beim Flexpreis: Mittlerweile sind auch die Preise beim Flexpreis dynamisch gestaltet. Sie variieren je nach Buchungszeitraum, Reisezeitraum und Wochentag. Wer beispielsweise am Samstag von Berlin nach München zahlen will, zahlt kurzfristig 171€, langfristig aber „nur“ 150€ dafür. Ein Ticket für Fahrt am Freitag würde sogar bis zu 196€ kosten.
- Fahrgastrechte: Wenn bereits ein Ticket gekauft wurde, und Reisende dann von einer Fahrplanänderung oder Umleitung betroffen sind, greifen die Fahrgastrechte, d.h. je nach Verspätung am Ziel gibt es bis zu 50% Entschädigung. Wird das Ticket kurzfristig gekauft und die verspätete Ankunft ist zu dem Zeitpunkt bereits bekannt, gibt es keine Erstattung.
- Auch Flexpreise können ausverkauft sein: Prinzipiell können auch Flexpreise ausverkauft sein. Dann könnte man aber immer noch ein Ticket für einen späteren Zug am gleichen Tag kaufen und einfach früher fahren. Dass sämtliche Tickets an einem Tag ausverkauft sind, ist zwar unwahrscheinlich, kann aber bei größeren Störungen vorkommen.
Die Abwärtsspirale bei der Deutschen Bahn
Als Eisenbahn-Fan beobachte ich die jüngsten Entwicklungen bei der Deutschen Bahn mit Sorge. In den letzten Jahren hat die DB viele kundenfeindliche Änderungen vorgenommen, die den Spaß am Bahnfahren nehmen. Hier eine kurze (nicht abschließende) Chronologie:
- Dezember 2024: Wer einen Sparpreis gebucht hat und – wider Erwarten – einen früheren Anschluss erwischt, muss nun ein neues Ticket kaufen. Oder solange warten, bis der ursprünglich gebuchte Zug abfährt.
- Dezember 2024: Die Bahn streicht das Flex aus dem Flexpreis und macht die Stornierung ab 7 Tage vor Abfahrt kostenpflichtig
- Oktober 2024: Trotz anderslautender Ankündigung erhöht die Deutsche Bahn die Einstiegspreise für viele Sparpreise (ins Ausland)
- August 2024: Die Sofortstornierung wird eingeschränkt und gilt nur noch bis 3 statt 12 Stunden nach Buchung
- Juni 2024: Die Bahn erhöht erneut die Preise für Sitzplatzreservierungen. Seit Anfang 2022 sind sie nun um ca. 30% gestiegen.
- Januar 2024: Die Bahn nimmt eine massive Preiserhöhung für Fahrradkarten vor, denn der Preis richtet sich künftig nach der Streckenlänge. Verglichen mit den Preisen Anfang 2022 wurden sie insgesamt um bis zu 138% teurer (für BahnCard-Inhaber) bzw. bis zu 61% (für alle anderen).
- Dezember 2023: Die tarifliche Gleichstellung wird abgeschafft. Wer mit der S-Bahn zum Bahnhof anreist, muss künftig extra zahlen, bislang war sie im Preis inkludiert
- Juni 2023: Die Deutsche Bahn streicht die Sitzplatzreservierung für Sparpreise in der 1. Klasse. Dies entspricht einer verdeckten Preiserhöhung um 5,90€
- März 2023: Vielreisende mit BahnBonus-Status benötigen künftig ein Fernverkehrsticket für den Loungezugang. Ein Gericht erklärt diese Kürzungen später in einem Einzelfall für unwirksam – aber wer nicht geklagt hat, geht leer aus.
- August 2022: Die Bahn verlängert zahlreiche Umsteigezeiten, um weniger Entschädigungen aufgrund der Unzuverlässigkeit mehr zahlen zu müssen. Die Änderung wird damit kleingeredet, dass man auch mit Sparpreis einen früheren Anschlusszug nehmen dürfe, wenn man diesen noch erreicht.
Danke für den Hinweis im ICE-Treff
Titelbild: Peer Linder
Kommentare (14)
Das schon abenteuerlich. Einerseits ist man unzuverlässig wie noch nie geworden und andererseits zusätzlich auch noch mit vielen Entscheidungen sehr viel kundenunfreundlicher. Normalerweise müsste ein so agierendes Unternehmen den Kunden mehr und mehr entgegenkommen. Erstaunlich. Aber wie man schon bei Hart aber fair sehen konnte. Nichts wird sich ändern. Und wenn dann nicht zum besseren. Schade.
Musste letztens für meine 70 jährigen Eltern die Reservierungen 1. Klasse umtauschen. Früher ging das kostenlos. Er tat es dann eher widerwillig, aber eigentlich neu buchen und erstatten lassen. Jeder hier weiß wie lange das dauert…
Eine weitere Verschlechterung ist die massive Schlechterstellung von Bahnkunden im Verspätungsfall durch die 2023 geänderte Richtlinie (Ausschluss von höherer Gewalt, Feuerwehr- und Notarzteinsätzen, Personen im Gleis, starken Unwettern usw). In diesem Fällen gehen geschädigte Kunden nun komplett leer aus. Die DB hat mit umfangreichem Lobbying diese kundenfeindliche Änderung durchgesetzt und auch in aller Härte so implementiert. Ebenfalls ist die DB mit Ende 2023 aus dem Railteam mit Österreich und der Schweiz ausgestiegen, wodurch grenzüberschreitende Fahrten mit den jeweiligen Bahncards deutlich teuer wurden (da Rabatt im Ausland entfällt). Es ist für mich unverständlich warum die DB als Gemeinunternehmen sich politisch so bewusst zu einem massiv kundenfeindlichen Unternehmen wie Airlines entwickelt.
Ich finde die geänderten Stornobedingungen auch nicht schön, aber natürlich ist es immer noch ein Flex-Ticket: Es gibt ja keine Zugbindung.
Flex steht aber z.B. bei Flugtickets für flexibel stornierbar – und das ist es nun nicht mehr
Das ist einfach unglaublich. Mal sehen wie die Erhöhung der Trassenpreise durch den genialen Kassentrick von Herrn Lindner die Preise beeinflussen wird.
letzten Monat hat mir die Bahn ein Rabattangebot für die BC50. Ich bin froh dass ich widerstehen konnte – jetzt wäre ich der Gelackmeierte.
Ich habe zunehmend das Gefühl dass die Verkehrswende gestrichen wurde.
Offensichtlich will die DB Fernverkehr nun auch Leute vergraulen, die häufig mittelgroße Strecken fahren! Spontan den Fernverkehr werden dann privat wohl nur noch Vielfahrer und Weitpendler mit Bahncard100 nutzen.
Seltenfahrer fahren ohnehin nur mit (Super)Sparpreisen oder mit dem Deutschlandticket auch auf weiteren Strecken. Schließlich sind die (Super)Sparpreise im Vergleich zu früher nun unverschämt teuer geworden: Der THEORETISCHE Mindestpreis ist zwar nicht gestiegen, aber der PRAKTISCH zu normalen Tageszeiten aufgerufene z.B. von 29€ auf 68€).
Im Endeffekt und im Zusammenhang mit den vielen Baustellen und Störungen werden die Leute auch auf weiteren Strecken damit ins Auto getrieben.
Was bei der Liste der Verschlechterungen noch fehlt:
Extra-Zuschlag für den Nahverkehr bei Sparpreisen: Schon vor Jahren bis zu 7€! Das galt zunächst zwar noch nicht im Rahmen der Gleichstellung, bis es auch dann auch dort erhoben wurde.
Bezahlbare (Super)Sparpreise nur bei ausschließlicher Nutzung des Fernverkehrs, also Vertreiben der Leute, die nicht von Großstadt zu Großstadt wollen. Die Kombination mit dem Deutschlandticket führt zum Verlust der Fahrgastrechte. (Für Schwerbehinderte gilt das nicht in Kombination mit der Behinderten-„Frei“-Fahrt, wenn man wollte, könnte man diese Regelung verallgemeinern..)
Massive Erhöhung der auf Rennstrecken aufgerufenen (Super)Sparpreise auch bei Buchung 1 bis 2 Monate im Voraus.
Im Endeffekt fahre ich innerhalb Deutschlands nur noch im Nahverkehr mit dem Deutschlandticket – oder mit dem Auto!
Bei den Sitzplatzreservierungen fehlt noch etwas.
Ich fahre (noch, BC gekündigt) regelmäßig Bahn und kaufe seit langem nur noch den Supersparpreis mit dem ich dann in 9 von 10 Fahrten voll flexibel fahre, da die Zugbindung aufgrund von Verspätung, Zugausfall, etc. sowieso aufgehoben wird.
Wer die teuren Tickets kauft, verschwendet Geld!
Danke für die Übersicht.
Bei den Sitzplatzreservierungen (Juni 2024) fehlt noch ein (Halb)Satz zu den veränderten Preisen.
Danke, ergänzt
Flex ist wohl verklemmt…
Das Flexpreis Ticket sollte umbenannt werden, ist dann ab dem 15.12. irreführend.
Um mehr Flexpreise zu verkaufen lockte die Bahn noch bis vor zwei Wochen mit 50% Rabatt auf die Bahncard 50. Mit der überraschenden und kurzfristigen Einführung von Stornierungsgebühren von bis zu 30€ werden diese jedoch nun wieder deutlich unattraktiver. Wer sich da locken ließ könnte sich nun verschaukelt vorkommen.
Wenn man die Chronologie so liest drängt sich der Eindruck auf, das es die DB sogar schafft die LH in den Schatten zu stellen mit Verschlechterungen.
Damit verliert der Flexpreis 50% an Attraktivität. Selbst einen Sparpreis kann ich ja meines Wissens nach (zumindest noch) genauso für 10€ stornieren. Gut, diese 10€ fallen immer an. Aber einer Woche vor der Fahrt kenne ich dann vielleicht tatsächlich auch meine Verbindung, so dass der verbliebene Mehrwert des Flexpreis (keine Zugbindung) in meiner Wahrnehmung nur nich minimal bzw selten ins Gewicht fällt. Aber für Businesstraveller ist das vielleicht anders.