Bewertung: ANA Economy Class Boeing 787 Dreamliner

ANA Dreamliner

Das Star-Alliance-Mitglied ANA, kurz für All Nippon Airways, ist Japans größte Fluggesellschaft und gilt mit ihren 5 Skytrax-Sternen als eine der besten Airlines weltweit. Travel-Dealz-Autor Adrian hatte die Gelegenheit, im Herbst 2018 vom Flughafen Tokio-Haneda nach München zu fliegen und zwar im neuesten Modell der ANA-Flotte, dem 787-9 Dreamliner aus dem Hause Boeing. Was er auf dem 12-Stunden-Flug erlebt habt und was ihr erwarten könnt, lest ihr in seiner Bewertung:

Check In

Da ich kein Gepäck aufzugeben hatte, nutzte ich die ANA-App um einzuchecken. Hier erlebte ich gleich schon mal die erste kleine Enttäuschung: Der Check-In-Prozess ist nicht nativ, sondern es wird offenbar einfach die ANA-Website in der App aufgerufen. Die Ladezeiten sind relativ lang und die Bedienung ist nicht wirklich für Smartphones konzipiert. Zudem flog ich wegen eines „Timeouts“ aus dem Prozess und musste neu beginnen.

Erstaunlich ist, dass mir in der Seat Map erneut auch die Sitze der Premium Economy Class angezeigt wurden, leider waren sie alle schon belegt. Bei einem anderen Flug konnte ich diese sogar kostenfrei auswählen. Ob das an meinem teuren Ticket (Buchungsklasse B) oder meinem Star-Alliance-Gold-Vielfliegerstatus lag, ist mir nicht bekannt.

ANA Dreamliner Seat Map
Die Economy-Bestuhlung im Dreamliner der ANA

Bei ANA sind grundsätzlich zwei Gepäckstücke zu 23 kg inklusive und damit doppelt so viel, wie bei den meisten anderen Airlines. Kunden mit Star-Alliance-Gold-Vielfliegerstatus dürfen sogar drei Gepäckstücke als Economy-Gast mitnehmen.

Für die Sicherheitskontrolle gibt es in Tokio-Haneda auch Fast Lanes, die laut den Schildern für First- und Business-Class-Reisende sowie Statuskunden geöffnet sind. Meine Vielfliegerkarte, Lufthansa Senator, war sogar explizit abgebildet. Dennoch wollte mich die Mitarbeiterin nicht hinein lassen. Wenn ich sie richtig verstanden habe, meinte sie, ich müsste Lufthansa fliegen und nicht ANA, um die Fast Lane nutzen zu dürfen. Da die Schlange an der „Economy-Security“ doch recht lang war, entschied ich mich für eine zweite Fast Lane, wo man mich ohne Probleme durch lies.

ANA Economy Bewertung Flugzeug
Mein Flieger: Ein Boeing 787-9 Dreamliner der ANA

Lounge

Mein Vielfliegerstatus berechtigte mich, der ANA-Lounge einen Besuch abzustatten. Diese befindet sich oberhalb von Gate 110 und dürfte zu den größten Airline-Lounges gehören, die ich jemals besucht habe. Obwohl ANA ein wirklich exzellentes Business-Produkt anbietet, ist dieser Wartesaal meiner Meinung nach eher durchschnittlich. Er war leicht überfüllt, am Buffet herrschte reger Andrang. Speisen gibt es eigentlich immer die gleichen, darunter paniertes Hühnchen, Kartoffelecken, Fleischbällchen, gebratene Nudeln, Sushi, Salate, abgepackte Sandwiches. Ein kleines Highlight ist die Nudel-Bar, wo japanische Nudelspezialitäten frisch zubereitet werden. Die Getränkeauswahl ist ganz ordentlich: Neben Säften, Softdrinks, Schaumwein, Wein gibt es auch die berühmten japanischen Bierzapfautomaten. Die Sitzgelegenheiten bieten Aussicht auf das Vorfeld.

Boarding

Mein Gate befand sich praktischerweise in unmittelbarer Nähe der Lounge. Zunächst dürfen Passagiere der (in diesem Fall nicht vorhanden) First Class sowie Statuskunden mit ANA Diamond einsteigen. Diese werden persönlich von einem Mitarbeiter per Schild zusammen gesammelt. Anschließend dürfen Business-Class- und Statuskunden boarden. Am Ende der Schlange war ebenfalls eine Mitarbeiterin positioniert, die prüfte, ob man auch „berechtigt“ sei. Zuletzt dürfen Economy-Passagiere einsteigen, wobei es keine Aufteilung nach Zonen oder ähnlichem gibt. Trotzdem ging das Boarding, welches gerade mal 40 Minuten vor Abflug startete, sehr effizient vonstatten; auch, weil die Reisenden mehrfach persönlich – beim Warten in der Schlange – aufgefordert worden waren, Reisepass und Bordkarte bereitzuhalten.

ANA Economy Bewertung Boarding
Das Gate, kurz vor Beginn des Einsteigevorgangs

Komfort & Kabine

Die Dreamliner von ANA verfügen über eine Drei-Klassen-Konfiguration: Business, Premium Economy und Economy. In der „Holzklasse“ setzt die japanische Airline auf eine 3-3-3-Bestuhlung. Der Sitzabstand dürfte mit seinem 86 cm (Lufthansa: 79 cm) zu den größten auf dem Airlinemarkt gehören. Selbst wenn ich mit meinem 1,81 m die Füße vollständig ausstreckte, berührte ich die „Stange“ unter dem Vordersitz nur knapp.

Besonders intim reist es im vorderen Economy-Abteil, zwischen Premium Economy und der ersten Galley. Hier gibt es lediglich drei Sitzreihen! Trotzdem werde ich in Zukunft davon absehen, meinen Sitzplatz in diesem Bereich zu wählen. Auf meinem Flug war dieses Compartment voll mit Familien und kleinen Kindern, dementsprechend laut war es auch während des Fluges. Prinzipiell lassen sich beim Check-In übrigens alle Economy-Sitze kostenfrei auswählen, es gibt keine Sitze in „bevorzugten Bereichen“, die es nur gegen Aufpreis gibt.

Der Sitz an sich ist nichts besonderes und so auch bei vielen anderen anderen Airlines zu finden. Er ist mit 42 cm recht schmal, lässt sich aber ganz ordentlich zurückneigen, verfügt über einen Touchscreen-Unterhaltungsmonitor mit USB-Port, eine universelle Stromsteckdose und eine Fernbedingung für das Entertainmentsystem. Der Klapptisch lässt sich „doppelt“ falten und hat ein Loch, welches als Getränkehalterung dient. Eine separate Getränkehaltung, wie bei vielen anderen guten Airlines vorhanden, gibt es nicht. An jedem Platz liegen ein einfaches Kissen und eine Decke bereit.

Die Toiletten sind zwar Flugzeugtypisch klein, wirken jedoch hell und freundlich und wurden vom Personal bestens in Schuss gehalten. Unüblich für Economy-Waschräume steht auch eine wohlriechende Hand- und Gesichtslotion bereit. Wie in Japan typisch, ist der Toilettensitz beheizt und bietet eine „Po-Spülfunktion“.

Verpflegung & Service

Der Service begann etwa 30 Minuten nach dem Start mit einer ersten Getränkerunde. Die sehr freundlichen Flugbegleiterinnen teilten auch einen Reis-Snack (kleine Reisknacker, teilweise Sushi-ähnlich in Algen eingewickelt) aus und fragten, ob man nicht gleich ein zweites Getränk bestellen wolle. Die Getränkeauswahl ist umfassend: Neben Säften und Softdrinks gibt es auch Bier und Wein.

Weitere 30 Minuten später wurde aufgetischt, dazu ging eine Flugbegleiterin voraus und teilte laminierte „Speisekarten“ aus. Zur Auswahl gab es gedünstetes Rindfleisch mit Reis-Omelett und paniertes Schweineschnitzel auf einer Art Eierreis. Ich entschied mich für Letzteres und war durchaus angetan. Allerdings waren beide Hauptspeisen doch sehr japanisch angehaucht und somit möglicherweise nichts für Leute, der nur mit westlicher Küche klarkommen. Die wirklich große Vorspeisen-Variation war beeindruckend, aber auch sehr japanisch: Salat mit Hächnenstücken und japanischem Gelee, Sushi mit grünen Sojabohnen sowie ein gemischter Blattsalat mit einem etwas merkwürdig schmeckendem Soja-Dressing. Auf dem Serviertablett lag eine Flasche stilles Wasser bereit. Brot wurde jedoch keines gereicht.

ANA Economy Bewertung Hauptmahlzeit
Die Hauptmahlzeit: Ein japanisches Schweineschnitzel

Im Anschluss an die Hauptmahlzeit wurde noch Ben&Jerry’s-Vanilleeis verteilt, was ich leider verschlafen habe. Während des Reisefluges versorgten die Flugbegleiter mehrfach mit Wasser und Saft durstige Reisende. Darüber hinaus gibt es wie üblich die Möglichkeit, sich per Rufknopf andere Getränke zu bestellen oder diese in der Bordküche beim Personal abzuholen.

Etwa zwei Stunden vor der Landung wurde „Frühstück“ serviert – wobei Frühstück bei einem Tagflug (Abflug 12.35 Uhr, Landung 16.45 Uhr) vielleicht die falsche Bezeichnung ist. Zur Wahl gab es gegrillten Weißfisch Teriyaki mit Reis sowie Omelett mit Englischem Muffin und Frühstückswurst. Diesmal entschied ich mich für die „westlichere“ Variante, die auch ganz ok war. Auf dem Tablett stand auch noch ein Joghurtbecher sowie ein Schälchen mit frischen Früchten bereit.

ANA Economy Bewertung Fruehstueck
Das „Frühstück“: Omlette

Positiv hervorzuheben ist, dass ihr mit Werkzeug aus „echtem“ Metall – und nicht mit Plastikbesteck – speist. Ansonsten sind Becher und Verpackungen aus Kunststoff.

Die in meinem Abteil zuständigen Flugbegleiterinnen waren sehr freundlich – japan-typisch sehr höflich – und sehr bemüht, den Gästen guten Service zu bieten. Auf Klingeln wurde reagiert und auch auf Wünsche wurde umgehend eingegangen. So erhielt ich umgehend ein zweites Kissen, nachdem ich danach fragte.

Entertainment & Wlan

Wie üblich auf Langstreckenflügen, ist jeder Sitz mit einem In-Flight-Entertainemt-Monitor (IFE) ausgestattet. Der Bildschirm lässt sich per Touchscreen sowie über eine kabelgebundene Fernbedienung steuern. Die Software reagiert schnell und ist zeitgemäß, die USB-Anschluss liefert jedoch mehr eine „Erhaltungsladung“ und eigen sich nicht zum schnellen Aufladen von Handy & Co. Die Software lässt sich auf deutsch einstellen. Umfassend ist auch die Auswahl an deutschsprachigen Filmen; ich habe kaum einen Streifen – darunter auch einige Blockbuster – entdeckt, der sich nicht auf auf deutsch anschauen ließ. Überzeugen konnte mich auch die Musikauswahl, die doch relativ umfassend war. So gab es nicht nur einzelne Künstleralben, sondern auch z. B. Hitmixe etc.

An jedem Platz liegen bequem gepolsterte Kopfhörer bereit, die sich mit einem normalen Klinkenanschluss mit dem IFE verbinden lassen. Somit ist es auch möglich, eure eigenen Kopfhörer an das Entertainmentsystem anzuschließen.

Auch kostenpflichtiges WLAN stand zur Verfügung, der sogenannte ANA Wifi Service 2, welche die „mittelteure“ Variante ist. In manchen Langstrecklenfliegern ist noch die überteuerte Variante „1“ installiert, auf Kurzstrecke ist hingegen das Internet häufig kostenfrei. Ich entschied mich für das Full-Flight-Paket zum Preis von 21,95 USD, welches man per Kreditkarte erwerben kann. Das WLAN war relativ schnell und zuverlässig. Wie bei den meisten Inflight-Wifis lassen sich erstaunlicherweise keine Fotos per Messengerdienste empfangen.

ANA Economy Class im Boeing 787 Dreamliner
  • Check-in & Boarding
  • Komfort & Kabine
  • Service
  • Essen
  • Entertainment & WLAN
  • Extras
4.21
Fazit

Im Vergleich mit der exzellenten ANA Business Class hat mich die Economy im Dreamliner ein wenig enttäuscht: Es ist meines Erachtens ein eher durchschnittliches Produkt. Die enorme Beinfreiheit und der freundliche Service stechen freilich hervor. Das Essen ist ok, aber nicht überragend – die Tatsache, dass es arg japanisch angehaucht ist, könnte manchen stören. Für eine 5-Sterne-Airline mit extrem guten Ruf hätte ich in der Economy Class etwas mehr erwartet.

Titelbild: © ANA All Nippon Airways

Schreibe einen Kommentar

Kommentare (2)

  1. M sagt:

    zur Fast Lane an der Security: ja, so hat die Mitarbeiterin das gemeint. Die Fast Lane in Haneda „gehört“ keiner Allianz wie üblich sondern einzelne Fluggesellschaften kaufen sich dort ein. Daher muss bei Economy-Passagieren die Statuskarte eigentlich von der ausführenden Fluggesellschaft sein. Meine Erfahrung dort ist allerdings, dass es an der normalen Sicherheitskontrolle genauso schnell geht (verteilt sich auf viel mehr Kontrollpunkte) – als ich es tatsächlich mal eilig hatte bin ich aus der Fast Lane Schlange wieder raus zur normalen Kontrolle und war schneller fertig als die Leute die vorher an der Fast Lane vor mir waren.

  2. Mirco sagt:

    Was genau hättest du in der Y-Class denn noch mehr erwartet?

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Hinweis: Sollte dein Kommentar nicht umgehend auf der Seite erscheinen, muss es zuerst von einem Moderator freigegeben werden. Das ist insbesondere der Fall, wenn du zum ersten Mal bei uns kommentierst.


Suchen