Bewertung: British Airways World Traveller Plus (Premium Economy) in der Boeing 747

British Airways Prem Eco Bewertung Kabine

Das Oneworld-Mitglied British Airways hat als eine der ersten Airlines im Jahr 2010 eine Premium Economy Class eingeführt. Sie nennt ihr Produkt „World Traveller Plus“. Travel-Dealz-Redakteur Adrian hatte die Gelegenheit, die Reiseklasse in der Boeing 747-400 auf dem Weg von Chicago nach London-Heathrow zu testen. Hier sein Erfahrungsbericht zum rund achtstündigen Nachtflug:

Check-In & Sicherheitskontrolle

British-Airways-Flüge starten vom internationalen Terminal 5. Wer also zum Beispiel mit American Airlines ankommt und weiter fliegt, muss landseitig das Terminal wechseln! 

British Airways Prem Eco Bewertung Check In
Check-In in Chicago O’Hare

Aus irgendeinem Grund war es nicht möglich, für den Flug online einzuchecken. Daher statte ich dem Check-In-Schalter der British Airways einen Besuch ab. Es gibt drei Counter-Kategorien: First Class, Priority (Business Class und Statuskunden) und ein weiterer für alle anderen. Für World Traveller Plus gibt es keinen designierten Schalter, ihr müsst also eigentlich mit den Economy-Passagieren einchecken. Da ich allerdings Oneworld-Sapphire-Kunde bin, durfte ich den Priority-Counter aufsuchen. Ich hatte zwar kein Gepäck aufzugeben, als World-Traveller-Plus-Gäste hätte ich aber zwei Gepäckstücke zu 23kg mitnehmen dürfen. Statuskunden ab Oneworld Sapphire erhalten sogar noch ein weiteres Gepäckstück kostenfrei. Die Wartezeit am Check-In war (ca. 2 Stunden vor Abflug) minimal, auch die Economy-Schlange wäre sehr kurz gewesen.

British Airways Prem Eco Bewertung Bordkarte
Meine Bordkarte

Die Sicherheitskontrolle war leider eine mittlere Katastrophe. Trotz Vielfliegerstatus und TSA Precheck musste ich mich in die „normale“ Economy-Schlange stellen. Es hätte zwar eine separate First- und Business-Class-Lane gegeben. Der Mitarbeiter dort wollte mich allerdings nicht hereinlassen. Ich suchte nochmal den Schalter von British Airways auf und fragte, ob ich eine Einladung oder ähnliches für die Fast-Lane erhalten könnte. Anschließend erlebte ich ein Kundenservice-Glanzstück: Die British-Airways-Mitarbeiterin vom Check-In begleitete mich zur Sicherheitskontrolle und versuchte, mit dem „Fast-Lane-Aufpasser“ zu diskutieren. Dieser gab jedoch nicht nach. Schließlich musste ich mit der Economy-Schlange vorlieb nehmen. Wartezeit: Gut 45 Minuten! Immerhin erhielt ich als Precheck-Member einen Vermerk auf die Bordkarte, musste meine Schuhe nicht ausziehen und durfte den Metalldetektor (statt Körperscanner) passieren. Eine dezidierte Sicherheitskontrolle für diese Gäste gibt es jedoch nicht. 

British Airways Prem Eco Bewertung Sicherheitskontrolle
Wartezeit an der Sicherheitskontrolle: 45 Minuten!

Lounge

Als Oneworld-Sapphire-Gast erhielt ich kostenfreien Zugang zur British Airways Lounge. Als statusloser World-Traveller-Plus-Gast ist das nicht möglich. Lohnen tut sich’s im Chicago aber auch nicht wirklich. Die düstere, fensterlose Lounge hat neben ein paar Sitzgelegenheiten nur kleine Snacks wie belegte Sandwiches zu bieten. Einziges warmes Gericht war eine Tomatensuppe. Ganz akzeptabel war jedoch die Alkoholikaauswahl.

Boarding

Der Einsteigeprozess ist in mehrere Gruppen gegliedert: Gruppe 1 für First-Class-Passagiere sowie Oneworld Emerald Member, Gruppe 2 für Oneworld Sapphire und Business Class, Gruppe 3 für World Traveller Plus. Die restlichen Gruppen bilden das Economy-Boarding ab. Das Boarding ging außergewöhnlich zivilisiert von statten. Alle Reisenden blieben so lange Sitzen, bis ihre Gruppe aufgerufen wurde. Am Gate waren Grenzschutzbeamte anwesend – ein neues System zur Gesichtserkennung bei der Ausreise wurde hier getestet. Anders als bei einer Abreise in Los Angeles war zusätzlich ein Scan der Bordkarte zum Einsteigen erforderlich. Als einer der ersten Gäste konnte ich Platz nehmen. 

British Airways Prem Eco Bewertung Boarding
Der Boardingprozess findet in 5 Gruppen statt

Kabine & Komfort

Die Premium Economy in der Boeing 747-400 befindet sich im Hauptdeck zwischen Economy und Business Class und verfügt über eine 2-4-2 Bestuhlung. Der Sitzabstand ist mit 96 cm im Mittelfeld (vgl. Lufthansa Premium Economy 97 cm, British Airways Economy ca. 77 cm). Gestört hat mich die Breite des Sitzes. Durch die festen Armlehnen links und rechts – jeweils mit kleinem Getränkehalter ausgestattet – fühlt man sich arg eingeengt. Zudem kommen die Ellenbogen regelmäßig mit denen vom Nachbarn in Konflikt. Dies hat Lufthansa beispielsweise mit den doppelten Armlehnen deutlich besser gelöst. Als störend empfand ich auch die „Entertainment Box“, welche sich genau zwischen den Füßen befindet. 

Wirklich großzügig sind hingegen die 110° Sitzneigung und die Möglichkeit, eine Knie- UND eine Fußstütze auszufahren! Damit verwandelt sich der Sitz in einen „echten“ Recliner Seat, auf dem man verdammt gut schlafen kann. Ich bin unmittelbar nach dem Essen eingeschlafen und bin erst kurz vor der Landung von Personal aufgeweckt worden, um meinen Sitz in eine aufrechte Position zu bringen. Ich habe also mehr als 5 Stunden durchgehend – und sehr tief – geschlafen. 

British Airways Prem Eco Bewertung Flugzeug
Unsere Boeing 747-400

An jedem Sitz liegen ein kleines Kissen (etwas größer als in der Economy), eine Baumwolldecke, ein Kopfhörer und ein Amenity Kit bereit. Am Vordersitz sind der Entertainment-Monitor sowie ein kleiner Kleiderhaken installiert, der Tisch befindet sich ausklappbar in der Armlehne. Natürlich gibt es eine Decken-Leselampe, diese funktionierte bei mir jedoch nicht. Unterhalb des Entertainment-Systems befindet sich eine USB-Buchse sowie eine internationale Stromsteckdose. In der Armlehne seitlich sind der Kopfhörer-Anschluss sowie eine Fernbedienung für das Entertainment-Systems installiert. Leider kommt man sehr leicht mit seinem Körper an die Tasten.

British Airways Prem Eco Bewertung WC
Die Toilette aus der Economy Class

Die Waschräume teilt ihr euch mit den Passagieren der Economy Class. Hier steht Seife bereit, jedoch gibt es keine Handlotion oder ähnliches.

Amenity Kit

Das Amenity Kit macht leider keinen besonders hochwertigen Eindruck. Statt einem schönen Stoffbeutel ist es einfach in Plastik verpackt. Da habe ich selbst bei Finnair in der Economy Comfort – welche noch nicht mal eine „richtige“ Premium Economy ist – besseres erlebt. Im Kit befinden sich Schlafmaske, Zahnpasta, Zahnbürste, Socken (Einheitsgröße) sowie Ohrenstöpsel. 

Verpflegung & Service 

Der Service begann bereits kurz nach dem Boarding mit einem Welcome Drink: Zur Wahl gab es ein Gläschen Sekt oder Wasser. Kurz nach dem Take Off wurden Hot Towels (aus Stoff) gereicht. Dann dauerte es eine ganze Weile, ehe die Flugbegleiter mit dem Trolley in die Kabine fuhren und den Getränkeservice begannen. Zur kostenfreien Wahl gab es Wasser, Säfte, Softdrinks aus dem Hause Coca-Cola sowie verschiedene Weine und Spirituosen. Bis auf den Wein und den Welcome Drink wurden alle anderen Getränke leider in Plastikbechern serviert. 

British Airways Prem Eco Bewertung Welcome
Welcome Drink: Stilles Wasser

Erst gute 1,5 Stunden nach dem Start – warum das so lange dauerte ist mir schleierhaft – wurde das Essen serviert. Von der Speisekarte konnten wir unsere Mahlzeit wählen: Gnocchi mit Tomatensoße oder Thymian-Hähnchen mit Süßkartoffeln und Gemüse. Ich entschied mich für letzteres und bereue es kein bisschen: Die Hauptspeise hat vorzüglich geschmeckt und war auf Business-Class-Niveau! Serviert wurde ebenfalls Business-Class-ähnlich: Die Flugbegleiter nahmen die Bestellung („Chicken or Pasta?“) auf und brachten das Tablett mit den Speisen anschließend zum Gast. Auf dem Tablett befand sich auch die Vorspeise (vorzüglich angerichtetes Caprese), die Nachspeise („Extremely Sticky Toffee Pudding“) sowie eine kleine Flasche Wasser. Die Hauptmahlzeit wurde in einem richtigen Porzellanbehältnis serviert. Die Flugbegleiter gingen durch den Gang und verteilten Brötchen.

Da ich eigentlich schlafen wollte, hätte ich mir stark gewünscht, dass das Essen etwas früher serviert wird. Negativ ist mir auch aufgefallen, dass es zum Essen keine weitere Getränkerunde gab! Lediglich Kaffee und Tee wurden gereicht. Auch nach der Mahlzeit kamen die Flugbegleiter nicht mehr mit dem Getränketrolley durch den Gang. Sicherlich hätte man aber etwas auf Anfrage bekommen. 

British Airways Prem Eco Bewertung Speise
Die Speisekarte

Das Frühstück habe ich leider verschlafen. Aber viel verpasst scheine ich nicht zu haben. Offenbar gibt es lediglich eine Pappbox mit einem Croissant. So wird es zumindest in anderen Bewertungen berichtet.  

Entertainment & WLAN

Die relativ großen Touchscreen-Monitore sind im Vordersitz verbaut. Sie sind ausgestattet mit moderner, schneller Software. Die Filmauswahl ist ganz ordentlich und natürlich steht auch eine Airshow mit vielen Einstellungsmöglichkeiten zur Verfügung. An jedem Platz liegt ein Noise-Canceling-Kopfhörer bereit, der erstaunlicherweise ziemlich gut war! Angeschlossen wird er mit einem „Flugzeug-Doppelstecker“, wobei ihr auch eure eigenen Kopfhörer anschließen könnt. 

Auch WLAN steht zur Verfügung. Die Preise wirken auf den ersten Blick ziemlich fair: 15 GBP für den gesamten Flug. Jedoch wird das Internet nach 35 MB pro Stunde gedrosselt! Schade und nicht mehr zeitgemäß!

Weiter nach München in Economy

Im neuen Terminal 5 des Flughafens London Heathrow stattete ich kurz der British-Airways-Lounge einen Besuch ab. An Lufthansa-Senator-Lounges kommt sie nicht ran, jedoch ist sie deutlich besser als die in Chicago!

Der Weiterflug verlief ereignislos. Der Airbus A319 verfügte wie üblich über eine 3-3 Bestuhlung. Kostenfreie Snacks oder Getränke gibt es bei British Airways nicht. Jedoch finde ich die Preise ganz akzeptabel. Gezahlt werden kann nur mit Kreditkarte, nicht jedoch mit Bargeld. 

British Airways World Traveller Plus
  • Check-in & Boarding
  • Komfort & Kabine
  • Essen
  • Service
  • Entertainment System
  • Extras
3.83
Fazit

Die British Airways Premium Economy ist durchaus akzeptabel, wenn nicht überragend: Die Sitze haben zwar das ein oder andere Manko, sind aber dennoch bequem. Schlaf zu finden sollte für jeden möglich sein. Die Bordverpflegung – insbesondere das warme Hauptgericht – war wirklich hervorragend und eher auf Business-Class-Niveau! Insgesamt bleibt festzuhalten: Im Vergleich mit der Lufthansa Premium Economy müssen Reisende in World Traveller Plus dennoch Abstiche in Kauf nehmen.

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Kommentare (12)

  1. Michael sagt:

    Hi,

    kann mir jemand folgende Infos geben:
    – kann man bei BA noch von der günstigsten eco Flugklasse auf Premium-economy upgraden?
    – Wo finde ich auf welchen Maschinen schon die neue Premium Economy existiert?

  2. Sneakdiver sagt:

    Es gibt noch die 747-400 (laut Seatguru Layout1) mit 36 Premium Eco sitzen. von 38 747-40 wurden nur 18 ! modernisiert. Der Artikel bezieht sich auf eine modernisierte Version der 747-400.
    Daher ist der Artikel nicht auf alle Premium Eco Flüge mit der 747-400 übertragbar.

  3. Reiner Kesternich sagt:

    Ich werde im November die Premium Eco der BA testen. Auf dem Hinflug von London nach Chicago werde ich allerdings mit American auf einem Dreamliner unterwegs sein, also ein aktuelles Produkt erleben. Die bin ich schon vorletztes Jahr von Dallas nach Frankfurt geflogen. Ist recht gut. Zurück geht es aber auch für mich auf nem ollen BA-Jumbo. Da bin ich dann auch mal gespannt. Die Sitze sind ja schon etwas in die Jahre gekommen. Und zugegeben, sowohl die BA- als auch die AF/KL-Lounges im T5 in ORD sind tatsächlich weit von dem entfernt, was man von deren europäischen Hubs kennt. Auch die Senator-Lounges in JFK und DTW sind deutlich besser. Aber am Ende spart es einem immer noch teures Geld, wenn man kein Geld ausgeben muss für Getränke und ein kleines Häppchen. Vor allem, wenn man einen Zubringer innerhalb der USA hat.

  4. MrX sagt:

    Geschmack Sache, finde ich die BA Lounges wesentlich besser als LH. Das Essen schmeckt viel besser, es gibt Champagne etc.

  5. Klaus sagt:

    danke für den report! vielleicht hättest du noch erwähnen können, dass es sich dabei um die ältere Prem. Eco handelt. und respekt dafür, dass du die gesichter fremder menschen verpixelst!

  6. Michael sagt:

    Sehr schöner Bericht! Allerdings sollte die Lounge nicht in die Bewertung der World Traveler Plus eingehen, da diese nicht im Prudukt inbegriffen ist und somit dem „normalen“ Passagier nicht zur Verfügung steht.

  7. Bettina sagt:

    Das man beim Umsteigen von AA nach BA in ORD landside muss, ist falsch. Es gibt extra für BA Passagiere einen Airside Bus von T3 nach T5.

    • Tobi sagt:

      Dieser erwähnte Terminaltransferbus ist allerdings nur in eine Richtung (Domestic->International) verfügbar, nicht aber wenn man z.B. aus Europa ohne Pre-Clearance ankommt und auf Domestic umsteigen will, da bleibt einen nur der Landside Transfer

  8. Peter sagt:

    „Das Oneworld-Mitglied British Airways hat als eine der ersten Airlines im Jahr 2010 eine Premium Economy Class eingeführt. “

    Ich denke, es war schon im Jahr 2001, oder?

  9. Chris sagt:

    Bericht ist gut.
    Finde aber, dass diese BA Lounge eher mit einer Lufthansa Business Lounge verglichen werden sollte. Und dann ist BA mindestens genauso gut.

    Die SEN Lounge steht meiner Meinung nach eher in Konkurrenz zur BA FIRST Lounge und hier ist BA deutlich besser.

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