Bewertung: United Domestic First Class in der Bombardier CRJ-550

United CRJ550 MSN ORD aussen

Seit Herbst 2019 setzt United (Express) ein neues Regionalflugzeug auf Inlandsflügen ein: Die eigens für United entwickelte Bombardier CRJ-550 mit 50 Sitzplätzen. Bei diesem Typ handelt es sich nicht um eine komplette Neuentwicklung, sondern im Grunde genommen nur eine CRJ-700 mit veränderter Innenausstattung.

Die Änderungen haben es aber in sich: So wurde die Anzahl der Sitzplätze von 70 auf 50 reduziert und der Platz anderweitig genutzt. Einmalig sind die großen Schränke für Handgepäck im Flieger, sodass jeder Passagier seine Trolleys mitnehmen kann. Somit entfällt das lästige Abgeben des Handgepäcks am Gate und es ergibt sich letztlich auch ein kleiner Zeitvorteil.

United CRJ550 MSN ORD Gate Aussicht 1
Die United Express CRJ-550 am Gate in Madison

Außerdem ist die Anordnung der Sitzplätze großzügig wie nie. Es gibt ganze 10 Plätze in der Domestic First Class, dazu 20 Plätze in der Economy Plus (zusätzliche Beinfreiheit) und weitere 20 in der regulären Economy.

CRJ 550 Seatmap
Die Seat Map einer United Bombardier CRJ-550. Gut zu erkennen: Die großen Schränke fürs Gepäck

Gründe für diese ungewöhnliche Konfiguration gibt es mehrere: Einerseits erhofft sich United natürlich, durch den Einsatz einer First Class neue Kundensegmente zu erschließen, während die ähnlich große CRJ-200 nur Economy-Plätze anbietet. Wichtigster Grund dürften aber bestimmte Vereinbarungen mit der Pilotengewerkschaft sein: Diese sehen vor, dass nur eine begrenzte Anzahl an Regionalflugzeugen mit > 50 Sitzplätzen an United Express ausgelagert werden darf. Da kommt so ein Flieger mit genau 50 Sitzen gerade recht – zumal man so auch nur einen Flugbegleiter braucht.

Bei einer so großen First Class ist es kaum verwunderlich, dass Travel-Dealz-Autor Peer auf seinem Flug von Madison, Wisconsin nach Chicago im Dezember 2019 ein kostenloses Upgrade in die Premium-Kabine erhielt. Wie ihm der kurze Flug im neuen Bombardier-Flugzeug gefallen hat, lest ihr nachfolgend:

Info

Im Sinne der Transparenz: Der Flug wurde vollständig aus eigener Tasche bezahlt. Wir haben auch niemandem erzählt, dass wir eine Bewertung des Fluges schreiben würden.

Nachfolgend die Details des Fluges:

  • Flug: UA4519 Madison, Wisconsin MSN – Chicago O’Hare ORD
    United Express operated by Gojet
  • Sitzplatz: 3C
  • Fluggerät: Bombardier CRJ-550 N551GJ
    (Auslieferung: Juli 2009 als Bombardier CRJ-700)
  • Planm. Abflug: 09:11
  • Planm. Ankunft: 10:09
  • Blockzeit: 0h 58min

Buchung & Upgrade

Ich benötigte zum Erhalt meines MileagePlus-1K-Status noch ein paar tausend Statusmeilen und hatte daher über Google Flights Ausschau nach möglichst günstigen Verbindungen von Las Vegas gehalten. Trotz der hohen Preise in der Vorweihnachtszeit waren dann kurzzeitig Same-Day-Returns nach Madison für 130€ (Basic Economy) zu haben.

Die Basic Economy war wegen der Meilen keine Option, aber auch der reguläre Tarif mit 200€ ein gutes Angebot. Außerdem spekulierte ich auf kostenfreie Same-Day-Changes, um den Rückflug auf den nächsten Tag verlegen zu können und evtl. kostenfreie Upgrades.

Tatsächlich klappte alles wie geplant: Die United-Seite zickte zwar rum, nach Landung in Madison konnte ich den Rückflug dank Twitter-Support dann aber tatsächlich auf den nächsten Morgen verlegen. Mir blieb somit eine Nacht zur Erkundung der Hauptstadt von Wisconsin (bei -15 °C) und ich würde dann in der CRJ-550 fliegen.

Am Gate in Madison wurde dann schließlich auch noch mein Upgrade in die Domestic First bestätigt und ich kam auf meinem Trip auf eine Upgrade-Quote von 100%. Beste Voraussetzungen für einen weiteren halben Tag im Flugzeug. In dieser Bewertung geht es aber nur um den kurzen Hüpfer von Madison nach Chicago.

Check-in & Boarding

Mit rund zwei Millionen Passagieren im Jahr sind alle Abläufe am Dane County Regional Airport in Madison recht entspannt. Jede der drei großen Airlines betreibt einen kleinen Check-in-Bereich. Der United-Status nützte mir hier nicht mal etwas, denn die Schlange war komplett leer. Umgehend war ich meinen Koffer los und hatte die Bordkarte für Platz 9F in der Hand. Ein bezahltes Upgrade hätte zu diesem Zeitpunkt 90$ gekostet, zwei First-Sitze waren noch frei.

Die Frau am Check-in zeigte mir direkt den Weg zur TSA-Pre-Kontrolle, die in Madison abseits der regulären Security liegt. Auch dort gab es keine Schlange, sodass ich nur fünf Minuten nach Verlassen des Flughafenbusses im Sicherheitsbereich stand.

Eine Flughafen-Lounge gibt es in Madison zwar nicht, aber etwas ähnlich gutes: Ruhige Arbeitsplätze mit Steckdosen direkt im öffentlichen Bereich. Anscheinend wurde der Flughafen jüngst renoviert, denn bis auf die Gates wirkt hier alles recht modern.

30 Minuten vor Abflug begann pünktlich das Pre-Boarding für u.a. Militärangehörige, Familien mit kleinen Kindern und Vielflieger mit Global-Services- oder 1K-Status. Wie in den USA üblich lief das Boarding sehr gesittet ab und jeder hielt sich an die Gruppen. In den Flieger ging es bequem per Fluggaststeig – in den USA docken üblicherweise auch kleine Regionalflieger dort an.

United CRJ550 MSN ORD Boarding

Endlich Platz fürs Handgepäck

Kommen wir zu dem Feature, das die CRJ-550 von anderen Regionaljets abhebt: Den vier Gepäckfächern in der Kabine. Drei dieser Schränke befinden sich zwischen der First Class und Economy Plus, ein weiterer direkt am Einstieg. Jedes kann etwa sechs bis acht Handgepäcktrolleys aufnehmen.

Der Platz in den Overhead Bins ist hingegen stark beschränkt. Links bekommt man maximal kleine Handtaschen und Jacken unter, in den größeren Fächern rechts hingegen noch ein paar Trolleys. So lässt sich insgesamt sagen: Selbst wenn jeder Gast einen Handgepäck-Trolley mitschleppen würde (mit Basic-Eco-Ticket gar nicht möglich), reicht der Platz im Flieger noch aus. Das Einchecken am Gate hat also tatsächlich endlich ein Ende.

Auf meinem Flug konnten die meisten Passagiere mit den Gepäckfächern allerdings noch nichts anfangen. Stattdessen versuchten sie, selbst die großen Trolleys in die Gepäckfächer oberhalb des Sitzes zu quetschen. Am Ende lagen auf dem ausgebuchten Flug vielleicht 10 Gepäckstücke in den Schränken. Besser als nichts, aber vielleicht sollte die Flugbegleiterin aktiv auf die Neuerung aufmerksam machen, statt dies den Passagieren zu überlassen.

Kurz vor Abflug werden die Schränke übrigens wie ein Rollo geschlossen, damit in der Luft kein Gepäck umherfliegen kann. Sobald das Anschnallzeichen erloschen ist, sind sie aber wieder für jedermann zugänglich – genau wie die Overhead Bins.

Sitze

Die First-Class-Sitze in der CRJ-550 sind identisch mit denen in der CRJ-700 und 1-2 angeordnet. Es gibt vier Einzelsitze auf der linken Seite und gegenüber drei Zweiergruppen. Am Sitz gibt es eine verstellbare Kopfstütze, einen ausklappbaren Tisch in der Armlehne und einen kleinen Getränkehalter.

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Die Ledersitze fallen mit nur 50 cm (19″) Breite vergleichsweise schmal aus. Sie sind nicht ganz so angenehm wie die breiten Sessel in einer Boeing 737, Boeing 757 oder einem Airbus A319, aber man sitzt trotzdem bequem. Während die Sitzbreite bauartbedingt begrenzt ist, äußert sich die großzügige Gestaltung zumindest im Sitzabstand: Satte 106 cm werden hier geboten, deutlich mehr als in der United First Class üblich.

Offenbar hat United die Sitze offenbar nicht neu beschafft, sondern aus alten CRJ-700 übernommen. Es gab schon einige Abnutzungsspuren und an meinem Sitz klemmte der Knopf für die Verstellung der Rückenlehne. Nur mit großer Mühe konnte ich zum Landeanflug wieder die Rückenlehne senkrecht stellen.

Die Deckenhöhe ist CRJ-typisch niedrig, ein aufrechtes Gehen mit meinen 1,98m nicht möglich. Durch die ansonsten großzügige Kabine fühlt man sich in der CRJ-550 immerhin nicht ganz so beengt als bspw. in einer CRJ-200.

Die CRJ-550 ist zwar nur für kurze Strecken bestimmt, aber auch einige Stunden könnte man es hier problemlos aushalten. Und wenn man den Vergleich zu einer europäischen Business Class (Eco mit freiem Mittelsitz) zieht, sind richtige Ledersitze für eine Stunde Flug sowieso absoluter Luxus.

Essen & Trinken

Dafür überzeugt bspw. die Lufthansa selbst auf innerdeutschen Flügen durch das Soft Product, während United auf solch kurzen Strecken nur ein Minimum an Service bietet. Auf dem Flug von Madison nach Chicago kam die Flugbegleiterin mit zwei kleinen Snack-Körben durch die Kabine. Der enthielt Chips, Mini-Brezeln, Blaubeermuffins, Bananen und einige Stroopwafels.

United CRJ550 MSN ORD Snack Basket

Ein Pre-Departure-Drink wurde nicht angeboten, kurz nach dem Abheben dann aber die übliche Getränkerunde oder alternativ eine kleine Wasserflasche. Alkoholische Getränke sind verfügbar, mir genügte eine Cola.

United CRJ550 MSN ORD Essen Trinken

Eine weitere Neuerung der CRJ-550 ist ein Refreshment Center für Passagiere der First Class. Dort kann man sich in Selbstbedienung mit Snacks und nicht-alkoholischen Getränken versorgen. Auf meinem Flug wurde darüber aber kein Wort verloren. Da die Flugbegleiterin mit dem Korb durch die Gänge lief, vermute ich, dass es auf diesem kurzen Flug einfach (noch?) nicht in Betrieb war. Einen Besuch habe ich ihm nicht abgestattet, daher kann ich nichts weiter zu sagen.

Service

Abseits der oben genannten Verpflegung gibt es zum Service nicht mehr viel zu sagen. Getränke wurden zumindest nicht aktiv nachgefüllt. Der Flug dauerte gerade einmal 30 Minuten von Takeoff bis zur überpünktlichen Landung und es ist nur eine einzige Flugbegleiterin an Bord

Entsprechend war der Service natürlich etwas gehetzt, dennoch blieb sie freundlich. Nachdem der Snack-Korb durch die First Class gegangen war, gab es auch für die Economy Class noch eine kleine Servicerunde mit Wasser und einem kleinen Snack (Pretzels oder Biscoff-Kekse).

Extras

Steckdosen sind laut United-Website in einigen CRJ-550 vorhanden, auf meinem Flug fand ich keine vor. WLAN war theoretisch verfügbar, allerdings funktionierte der Internetzugriff bei mir nicht. Nur das Streamen von Filmen und Serien hat funktioniert.

United CRJ550 MSN ORD Sitztasche

Trotz 1K-Status und Anschlussflug von Chicago nach Las Vegas bestand in O’Hare kein Zugang zum United Club. Das ist leider eine Ausnahmeregelung für United-Vielflieger. Zugang zum Käsewürfel-Paradies hätte nur mit einem beliebigen anderen Star-Gold-Status bestanden.

United Domestic First Class Bombardier CRJ-550
  • Check-in & Boarding
  • Komfort & Kabine
  • Essen & Trinken
  • Service
  • Extras
4
Fazit

Die CRJ-550 ist ein tolles Regionalflugzeug und eine schöne Ergänzung in der United-Express-Flotte. Besonders interessant ist sie natürlich für United-Statuskunden, bietet sie mit einem First-Eco-Verhältnis von 1:4 exzellente Chancen auf ein kostenloses Upgrade.

Durch die Schränke fürs Handgepäck profitieren aber auch Economy-Passagiere vom neuen Jet. Der Service ist hingegen auch in der First Class nicht der Rede wert, was in meinem Fall vor allem an der sehr kurzen Flugzeit lag.

Wer die CRJ-550 selbst einmal ausprobieren möchte, hat auf dem neuen Shuttle-Service von New York EWR nach Washington DCA wohl die besten Chancen darauf. Dort fliegt (überwiegend) eine CRJ-550 mittlerweile im Stundentakt. Ab Chicago und Newark werden außerdem viele weitere Kurzstrecken bedient.

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Kommentare (4)

  1. Andreas sagt:

    Bin Ende Januar United Domestic First in der 767 SAN – EWR geflogen, da der Hobel zumindest die lie flat Sitze hat und ich red eye geflogen bin. Ich muss sagen, das war mit Abstand von Service und Verpflegung her so unterirdisch wie man es sich kaum vorstellen kann. Noch nicht mal in die Lounge kam man mir dem ‚First‘ Ticket. (Naja, durch Amex Ptn in irgendeine dann doch wieder…)
    Danach JFK FRA in der SQ C war dagegen eine echte Wohltat 🙂 Und El Al Lounge, da die andere wohl gerade geschlossen war.

    • Peer sagt:

      Leider hat UA bzgl. der Bordverpflegung wirklich immens nachgelassen. Selbst in der Polaris auf Langstreck so, das beste ist das Sundae.

  2. Kai sagt:

    Einem Flugzeug einen wegen einer neuen Konfig einen neuen Namen geben – sowas dummes hab ich noch nie gehört.

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