Deutsche Bahn denkt über private Einzelabteile im ICE nach

ICE Einzelabteil Fotomontage

Eigentlich ist die Bahn gerade dabei, die Abteile in ihren Zügen abzuschaffen. Sie sind zwar noch in einigen älteren Zügen verbaut, aber die Entwicklung geht klar in Richtung Großraumwagen. Davon zeugen sowohl der ICE 4, als auch der neue IC(E) L, die jeweils ohne richtige Abteile auskommen müssen.

Nun sieht es aber danach aus, als könnten die Abteile eine kleine Renaissance erleben. In den letzten Tagen wurde einigen Nutzern auf Bahn.de ein privater 1er Raum als Option angeboten. Buchen lässt sich der freilich nicht – wer sich dafür interessiert, landet nur bei einer Kundenumfrage. Die Planungen wirken aber schon recht weit fortgeschritten.

Kurzzeitig private Einer- und Zweier-Abteile angeboten

Ein Leser hat uns freundlicherweise zwei Screenshots des vermeintlichen Buchungsprozesses zur Verfügung gestellt. Angeboten wurde die Option im Schritt Ticket & Reservierung direkt unter der Sitzplatzwahl. Hier wurde wahlweise ein 1er Raum oder ein 2er Raum zur Alleinnutzung präsentiert. Letzterer bietet demnach auch einen größeren Tisch:

Es fehlen leider die Symbole, aber der Ansatz ist klar erkennbar

In diesem Testszenario verlangt die DB 25€ Aufpreis für das 1er-Abteil (statt 5,90€ für eine reguläre 1.-Klasse-Reservierung). Ich gehe davon aus, dass die angezeigten 100,40€ für den 2er Raum eigentlich 30€ sein sollten – denn das zugrunde liegende Ticket kostete genau 70,40€.

Die Bahn-Website bot dazu auch folgende zwei Bilder an, zusammen mit einer Beschreibung der Vorteile:

Deutsche Bahn Einzelabteil
Informationen zum Einzelabteil auf der DB-Website (Bilder © Deutsche Bahn AG)

Die Abteile sind demnach akustisch abgeschirmt vom Rest des Zuges und sollen sich somit auch für Telefonate (und bspw. Meetings) eignen. Hervorgehoben wird zudem die Möglichkeit, Licht und Temperatur nach den eigenen Wünschen einzustellen. Zum Gang hin gibt es wohl eine Art Milchglas, das elektronisch gesteuert werden kann – so wie in einigen ICE-Zügen hinter dem Führerstand.

Die Einrichtung mit vielen Holzelementen passt zum neuen ICE-Design, das in den kommenden Jahren ausgerollt werden soll. Leider sieht das Konzept nur einen Klapptisch zum arbeiten vor, der auf den Bildern recht klein wirkt.

Vorschlag aus dem Ideenzug bekannt

Ganz neu ist diese Idee nicht. Letztes Jahr hat die DB einen neuen Ideenzug für den Regionalverkehr vorgestellt, der ab 2023 bei der Südostbayernbahn zum Einsatz kommen soll. In diesem sollen zahlreiche Ideen wie Panoramasessel, Meeting-Tische und auch einzelne Büroabteile getestet werden

Im Ideenzug sieht das Büro-Abteil sehr ähnlich aus wie das Mockup für den ICE:

Innotrans 2022 Ideenzug der Südostbayernbahn
Einzelkabine im Ideenzug der Südostbayernbahn (© Deutsche Bahn AG / neomind)

Fazit

Ich arbeite selbst viele Stunden im Jahr aus dem Zug und finde das Konzept daher höchst spannend. Der vorgeschlagene Aufpreis von 25€ klingt für längere Fahrten vertretbar, allerdings würde ich mir dann zumindest noch ein inkludiertes Getränk o. Ä. wünschen. Ähnlich handhabt es die ÖBB mit ihrer Business Class.

Spannend ist jetzt die Frage, ob bzw. wann solche Abteile in die Realität umgesetzt werden. Da es sich bislang nur um ein Konzept handelt, würde ich nicht vor 2026 damit rechnen.

Titelbild: Markus Winkler & Deutsche Bahn AG (Fotomontage Travel-Dealz)

Schreibe einen Kommentar

Kommentare (5)

  1. Ssandy sagt:

    wuerd ich sofort buchen, selbst wenn es 50 euro kosten wuerde, gerade bei langen strecken
    cool waere, wenn man dieses noch ueber einen zahlencode ( integrierbar in die bahn app ) abschließen koennte, insbesondere wenn man mal zur toilette geht, damit man alles stehen und liegen lassen kann, und einem nichts gestohlen wird
    und noch eine moeglichkeit, die fueße hochzulegen, damit man auch ruhen kann

  2. TheM sagt:

    25€ wäre da sicher gut investiert bei längerer Fahrzeit. Wenn es jetzt noch konstant Internet und Telefon gäbe, sodass man sich nicht völlig blamiert, wenn man mal einen Kunden oder ähnl. anruft oder ein Gruppenmeeting hält, dann könnte man da sogar produktiv Arbeiten.

  3. Toni sagt:

    Es scheint noch weitere Planungen zu geben. Ein solches Abteil wurde mir bei der letzten Buchung auch als „privates Viererabteil“vorgeschlagen. Kostenpunkt für eine Fahrt von Düsseldorf nach Nürnberg ca. 100 €.

  4. Gerald sagt:

    Super Idee! 25 Euro würde ich sofort investieren, um mir die nonstop telefonierenden Wichtigtuer vom Leib zu halten und in Ruhe arbeiten, schlafen oder Musik hören zu können.

  5. Felix02 sagt:

    Was hat die Bahn nur immer mit diesen starren Kopfstützen in den neuen ICEs?

    Im neuen IC Doppelstock gibt es wenigstens eine Höhenverstellung.

    Allgemein sind dieser Kopfstützen ein Design Fail? Schon aus hygienischen Gründen lehnen sich die wenigsten dort an. Wieso nicht einfach eine hohe flache Rückenlehne ohne Seitenteile wie in der Business Class.

    Bevor man Milliarden in schnellere Verbindungen steckt, sollte man lieber einen Teil davon in das Produkt stecken, dann ist das auch weniger relevant, ob der Zug 15min länger braucht.

    Wenn man so eine Einzelkabine anbietet, sollte man schauen, ob man noch eine Plus Einzelkabine installieren kann. Gibt ggf. je nach Anordnung Platz ähnlich wie bei den Bulkhead Konzepten in der Business. Und dann bitte dort auch einen Lie Flat einbauen. Dann sind +6h Zug fahren auch kein Problem mehr (z.B. München-Hamburg)

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Hinweis: Sollte dein Kommentar nicht umgehend auf der Seite erscheinen, muss es zuerst von einem Moderator freigegeben werden. Das ist insbesondere der Fall, wenn du zum ersten Mal bei uns kommentierst.


Suchen