Nur noch wenige Stunden verbleiben im ablaufenden Jahr. Zeit, mit lautem Knarzen das schwere Lederbuch aufzuschlagen, in dem wir alle unsere Beiträge handschriftlich festhalten, und eine Geschichte zu erzählen. Die Geschichte des Jahres 2024 aus der Perspektive eines Reiseblogs. Mit all dem, was unseren Lesern und uns in den vergangenen zwölf Monaten wichtig war.
Inhaltsverzeichnis
Der Sommer des Kranichs
Während im chinesischen Kalender der größte Teil von 2024 mit dem Jahr des Drachen belegt war, feierten wir auf unserer Seite den Sommer des Kranichs. Selten gab es innerhalb weniger Monate so viele Neuigkeiten zur Lufthansa. Die helle Jahreszeit begann für die deutsche Fluglinie bereits Anfang Mai, mit der Auslieferung des ersten Airbus A350-900, in dem das neue Kabinendesign verbaut war. Die erste Rotation mit Allegris gab es von München nach Vancouver. Der zweite Flug führte nach Toronto, und gleich zwei drei Mitglieder unseres Teams waren mit an Bord.
Gründer Johannes nahm das neue Suite-Produkt unter die Lupe, während Redaktionsleiter Peer ein extra-langes Bett bekam. Das neuste Redaktionsmitglied Jan-Niklas war damals ebenfalls unterwegs nach Kanada, ist allerdings erst im späteren Verlauf des Jahres zu uns gestoßen. In den folgenden Wochen kamen Einschätzungen der anderen Sitze und eine Rangliste der möglichen Optionen hinzu. Insgesamt gab es dieses Jahr ganze siebzehn Beiträge, die wir mit dem Stichwort Allegris gekennzeichnet haben.
Dazu zählen auch Nachrichten über die neue First Class (seit November zwischen München und Indien unterwegs), die ersten garantierten Allegris-Routen (Chicago, San Francisco und Shanghai). Schließlich wurden die (erwartungsgemäß) brutalen Kosten für die Sitzplatzreservierung veröffentlicht. All‘ diese Informationen findet ihr hier gebündelt:
Der Sommer des Kranichs endete jedoch noch spektakulärer, als er begonnen hatte: mit dem ersten richtig guten Partnersale seit mehr als zwei Jahren. Mit Abflug von Schweden und Norwegen waren zahlreiche Business-Class-Ziele für weniger als 800€ pro Person erreichbar, wenn man mindestens zwei Tickets kaufte. Nicht ganz zufällig stehen deswegen bei mehreren Redakteuren im kommenden Jahr Trips nach Ostasien auf dem Reiseplan, die allesamt in Oslo beginnen.
Während die Zeit von Mai bis August dem Image der Lufthansa sicherlich Auftrieb gab, dürfen wir auch die Schattenseiten nicht verschweigen. Den gleichen Zeitraum nutzte die Airline, um die Zuschläge für Meilentickets nach Nordamerika fast zu verdoppeln und neue EU-Auflagen vom Kunden bezahlen zu lassen. Hinzu kommt die Fortsetzung des Trends, bisher kostenlose Leistungen (Sitzplatzwahl beim Check-in auf Langstrecken) hinter einer Paywall zu platzieren. Zusammenfassend ergibt sich dadurch das Bild einer polierten, goldenen Spitze, die auf einem streng riechendem Erdhaufen thront.
Skandinavischer Herbst
Während der Sommer eindeutig der Lufthansa gehörte, beanspruchte SAS ab September die Aufmerksamkeit für sich. Bereits im März wurde angekündigt, dass das Gründungs-Mitglied der Star Alliance die Allianz im September verlassen und sich dem SkyTeam anschließen wird. Nach dem Wechsel gab es dann eine Reihe von attraktiven Status-Matches, neue Meilen Sweetspots (die mittlerweile wieder geschlossen wurden) und erhebliche Probleme bei der gegenseitigen Anerkennung von Status-Vorteilen. Bisher wirkt SAS im Rahmen den neuen Allianz eher wie ein Entführungsopfer als ein Partner.
Den größten Knaller behielt sich die Airline jedoch für Mitte Oktober vor. Da wurde SAS-EuroBonus-Mitgliedern die unfassbare Prämie von einer Million Punkten versprochen. Geschickt eingesetzt kann man damit 20 Langstrecken in der Business-Class fliegen. Bedingung war, bis Jahresende mit 15 verschiedenen SkyTeam-Mitgliedsairlines geflogen zu sein. Kollege Peer, ein erklärter Feind schwülwarmen Wetters, setzte sich die Sonnenbrille auf, murmelte Challenge Accepted und schaffte es in den folgenden Monaten unter anderem nach Bali, nach Vietnam und ins Wall Street Journal.
Die Reise ist mittlerweile abgeschlossen.
Inflation auch auf Meilen-Konten
Die meisten Vielflieger-Programme geben einem durch (Millionen-)Gutschriften, Freiflüge, gelegentliche Upgrades und kostenloses Essen immer wieder einen Dopaminschub. Dennoch merkt man in unschöner Regelmäßigkeit, dass es sich bei vielen Treueprogrammen eigentlich um Banken handelt, welche die Paritäten ihrer eigenen Währung ohne Regulierungen frei bestimmen können. Besonders, wer viele Meilen gespart hat, musste sich dieses Jahr auf Enttäuschungen gefasst machen. Seit Januar veröffentlichten wir zwölf Artikel, die sich mit der Entwertung oder Verschlechterungen von Treueprogrammen beschäftigten. Bei einer Entwertung pro Monat ist es als Vielreisender nur eine Frage der Zeit, bis es einen selbst trifft.

Die Methoden zur Verschlechterung sind dabei vielfältig. Entweder werden die Preise zur Einlösung erhöht, die mit der Einlösung verbundenen Cash-Zahlungen gehen durch die Decke (wie bei Lufthansa); oder man erfindet ein komplett neues System, wie bei Turkish Airlines. Mitglieder des dortigen Miles&Smiles Programms mussten in Kauf nehmen, dass viele Verbindungen plötzlich die doppelte Anzahl an Meilen kosteten. Denn zusätzlich zu einer Preiserhöhung muss bei Umsteigeverbindung nun jedes Segment einzeln bezahlt werden. Die meisten Unternehmen sind fair genug, solche Änderungen ein paar Monate im Voraus anzukündigen, verpflichtend ist dies aber nicht überall.
Doch nicht nur bei Prämienmeilen gab es unerfreuliche Veränderungen. Finnair Plus, einst ein Lieblingsprogramm von Economy-Vielfliegern, vergibt seit diesem Jahr seine Statusmeilen Umsatz-basiert. Damit ist das finnische Oneworld-Mitglied die erste große Fluglinie Europas, die Statusstufen an Ausgaben und nicht an Flugdistanzen koppelt. Es bleibt zu hoffen, dass diese Pionierarbeit der Airline erstmal keine Nachahmer findet;1 ähnlich wie der Business-Class-Tarif ohne Aufgabegepäck – den man außerhalb von Helsinki bisher nirgendwo besonders gut fand.
1 Die Hoffnung hat sich bereits zerschlagen, während ich an diesem Artikel getippt habe. Einen Tag vor Silvester hat British Airways beschlossen, Tier Points im Executive Club an Ausgaben zu koppeln.
Europäischer Durchbruch für die Deutsche Bahn
Im Juni des Jahres wurde die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland ausgespielt, was viele Besucher aus dem ganzen Kontinent in die Austragungsorte zwischen Elbe und Isar lockte. Während die Herren in den pinken Jerseys auf dem Feld begeistern konnten, vollbrachte die Deutsche Bahn auf der Schiene ein größeres Kunststück: Das Unternehmen schaffte es, von einer nationalen zu einer internationalen Lachnummer zu werden. Die chronische Überlastung der Infrastruktur und die daraus resultierenden Verspätungen, gepaart mit schlechter Kommunikation, machten das Unternehmen zum Running Gag auf Social Media – in jeder Sprache des Kontinents.
Nach dem Turnier begonnene Bauarbeiten, etwa die Sanierung der Riedbahn oder der Strecke Berlin-Hamburg, stellen langfristige Verbesserungen in Aussicht, sorgen aber erstmal für mehr Frustration. Dazu gesellt sich eine immer länger werdende Liste von Änderungen in der Tarifstruktur, die im August 2022 ihren Anfang fanden und dieses Jahr fortgeführt wurden. Diese bedeuten die Erhöhung von Fahrpreisen und Streichung von Inklusivleistungen:
Somit ergibt sich das katastrophale Bild eines Unternehmens, das auf der Schiene für seine Unzuverlässigkeit verschrien ist und abseits davon bei jeder Gelegenheit versucht, Kunden ins Portemonnaie zu greifen. Das beste Argument für die Deutsche Bahn bleibt, dass die Konkurrenz ein schlechteres Produkt anbietet, sofern es sie denn gibt.
Gut in der Spitze, schwach in der Breite
Mit dem Partnersale der Lufthansa und dem Millionenversprechen von SAS haben wir bereits zwei der besten Flugdeals aus 2024 erwähnt – die man ruhigen Gewissens auch zu den besten Angeboten des Jahrzehnts zählen darf. Zudem hatte man dieses Jahr die Möglichkeit – mit Abflug von Nordafrika – für 1.700€ in der Business Class nach Australien zu fliegen. Für 1.300€ mehr ging es sogar einmal um die ganze Welt.
Wem die Anreise nach Tunesien oder Ägypten zu weit war, konnte auch von Deutschland aus Schnäppchen machen. Viele Inhaber einer American Express Platinum flogen in Condors Business Class für 20€ nach Mallorca oder auf die Kanaren. Wer lieber ganz am Boden blieb, konnte sich ohne Aufwand den höchsten Status bei Radisson Hotels sichern, der kostenloses Frühstück mit sich bringt. Da viele dieser Angebote nur kurz verfügbar waren, empfehlen wir, unseren Newsletter zu abonnieren. Mit unseren Eilmeldungen, zeitlicher Flexibilität und Entscheidungsfreude ist einiges möglich:
Generell bleibt festzuhalten, dass unsere Dealz in der Spitze zwar spektakulär waren – es in der Breite aber schwieriger wurde, gute Flugdeals zu finden. Als ich im Jahr 2019 bei Travel-Dealz begann, verfassten wir nur in Ausnahmefällen Business-Class-Dealz für mehr als 1.500€. Sechs Jahre – und damit eine Pandemie, eine Luftraumsperrung, eine globale Inflation und zahlreiche neue Gebühren später – wirkt diese Einstellung wie ein Relikt aus vergangener Zeit. Die besten Angebote gibt es derzeit nach China. Und obwohl Deutsche, Schweizer und Österreicher dieses fantastische Reiseland bis mindestens Ende 2025 für 30 Tage visumfrei bereisen dürfen, bleibt die Nachfrage überschaubar.
Fazit
Während 2024 im Großen und Ganzen ein gutes Jahr für Reiseunternehmen war, so war es für Reisende ein ernüchterndes. In vielen Bereichen hatte man mit Verschlechterungen zu kämpfen – und bei vielen Veränderungen (etwa der neuen Lufthansa-Kabine) ist es noch nicht absehbar, ob es sich um Verbesserungen handelt. Zudem haben die letzten acht Wochen des Jahres Deutschland und die Welt politisch durcheinander gewirbelt, was eine klare Prognose für zukünftige Entwicklungen noch schwieriger macht als sonst.
Unverändert bleibt unsere Begeisterung und Leidenschaft für diesen Job. Gerade wenn alles etwas teurer ist, macht es Spaß, Angebote herauszusuchen und Ratgeber zu verfassen, die dem Trend entgegenwirken. Euer positives Feedback ist ein enormer Antrieb dabei, unsere Erfahrungen zu teilen. Euer negatives Feedback hilft uns, unser angestrebtes Niveau zu halten und uns weiter zu verbessern. Danke für eure Anmerkungen, gemeldeten Deals, E-Mails, Anmerkungen und die überwiegende Mehrheit aller Kommentare. Auf ein gutes 2025!
Kommentare (4)
Vielen Dank für eure Mühe und viele Grüße aus Hongkong 🇭🇰. Den Flug hierher hab ich selbstverständlich auch durch euch günstiger bekommen – zur Einstimmung auf Sylvester gab es dann von der Lufthansa ein Upgrade auf sie First 🙂
Du Glückspilz, sicherlich hast du den Flug in der First voll genossen
Weiterhin gute Zeit in Hongkong
VG Peter
The amount of knowledge I learned (and still do) on this blog is unspeakable. Thanks for the work and have a wonderful new year!
Es war wohl die Intention von BA, in solchen Besten- und Schlechtestenlisten aufgrund eines Veröffentlichungstermins während der Feiertage übersehen zu werden. Ich hoffe, Ihr nehmt sie wenigstens nächstes Jahr mit auf. I’m Endeffekt war die gestrige Änderung das größte Ereignis des Jahres im Vielfliegerbereich.