Wie ein OTA Glitch schief gehen kann!

Dallas/Fort Worth International Airport [DFW]

Wie ich einen Flug für 6,15€ buchte und mir 471€ von der Kreditkarte abgebucht wurden:

Ein OTA Glitch ist ein Fehler, der sich bei einem Online-Reisebüro (OTA) eingeschlichen hat. Die Flüge sind dann auch nur bei diesem Reisebüro so günstig buchbar und wenn die Tickets ausgestellt werden, dann muss das Reisebüro meistens selber ordentlich drauf zahlen oder storniert schnell wieder die Tickets.

Im November 2015 gab es einen OTA Glitch bei einem recht bekannten Reisebüro (ich nenne mal keinen Namen, da das Thema etwas brisanter ist). Man konnte Flüge zwischen China und Australien mit dem Billigflieger Scoot für wenige Euro, statt einigen hundert Euro buchen.

Bevor ich diesen Error Fare auf Travel-Dealz veröffentlichen wollte, habe ich getestet, ob die Buchung wirklich durchgeht. Ich buchte also einen Hin- und Rückflug mit Scoot von Guangzhou, China via Singapur nach Melbourne, Australien für 6,15€:

Buchungsbestätigung OTA

6,15€ in der Buchungsbestätigung des Reisebüros

Laut der Buchungsbestätigung sollten von Scoot 4,14€ und vom Reisebüro 2,01€ von meiner Kreditkarte abgebucht werden (Lastschrift, Sofort Überweisung war nicht möglich).

Kurz darauf kam eine weitere Buchungsbestätigung von Scoot:

Buchungsbestätigung Scoot

3.182,57 CNY (471,28€) in der Buchungsbestätigung von Scoot

Statt von 4,14€, war in der Buchungsbestätigung von umgerechnet 471€ die Rede. Eine Differenz von satten 467€.

Normalerweise bucht ja das Reisebüro den gesamten Betrag von der Kreditkarte ab und reicht den Flugpreis abzüglicher der Buchungsgebühr an die Fluggesellschaft weiter. Doch das Reisebüro hat in der Buchungsbestätigung angegeben, dass Scoot einen Betrag abbuchen wird und nur wenige Sekunden später klingelte auch mein Handy mit der Benachrichtigung über einen umgesetzten Betrag in Höhe von 3.182,57 CNY:

Abbuchung Scoot

SMS-Benachrichtigung über die Abbuchung durch Scoot

Zwei Tage später war der Betrag dann auch nicht nur angefragt, sondern tatsächlich abgebucht:

Scoot Abbuchung

471,28€ durch Scoot abgebucht

Ich warnte natürlich direkt von der Buchung dieses OTA Glitches und kontaktierte am nächsten Tag das Reisebüro, damit sie mir die Differenz gefälligst zurückerstatten. Telefonisch wurde mir die Erstattung auch prompt versprochen und sollte innerhalb einer Woche auf meine Kreditkarte erfolgen. Nach einer Woche wurde natürlich kein größerer Betrag auf meine Kreditkarte zurückgebucht und ich kontaktierte das Reisebüro erneut, und innerhalb von 3 Tagen wurde mir dann der Betrag auf mein Konto überwiesen. Ende gut, alles gut? Nein:

Warum ist dieser Fall so brisant? Viele Billigflieger verkaufen ihre Flüge extra nicht über das Global Distribution System (GDS), um einerseits Kosten zu sparen und dem Kunden weitere Extras wie Versicherungen, Mietwagen und Hotels verkaufen zu können.

Einige (nicht alle) OTA’s wollen trotzdem Flüge dieser Billigflieger verkaufen (natürlich mit einer eigenen Buchungsgebühr, damit sie noch etwas verdienen) und nutzen eine Technik die sich Screen Scraping nennt. Dabei werden im Hintergrund, über die ganz normale Buchungsplattform der Airline, die Flugdaten und natürlich der Preis abgefragt. Bei einer Buchung durch den Kunden wird ebenfalls direkt über die Buchungsstrecke der Airline, der Flug für den Kunden eingebucht. Die Formulare werden einfach automatisch mit den abgefragten Passagierdaten ausgefüllt.

Vermutlich hat sich bei der Abfrage des Flugpreises ein Fehler eingeschlichen und es wurde nicht der korrekte Preis abgegriffen z.B. weil Scoot etwas an seiner Seite geändert hat.

Normalerweise verwendet das Reisebüro dafür eine eigene Kreditkarte und bucht den Preis + Buchungsgebühr erst anschließend vom Kunden ab. Doch in diesem Fall wurde nicht die Kreditkarte des Reisebüros zur Buchung bei Scoot benutzt, sondern die des Kunden, also meine!

Das wäre ok, wenn das Reisebüro einen Vertrag mit der Airline hätte, wo auch die Weitergabe der Kreditkartendaten inklusive des CVC (Card Validation Code) geregelt wird. Das ist hier aber sehr wahrscheinlich (beweisen kann ich es nicht) nicht der Fall. Das Reisebüro hat also meine Kreditkarte an ein Unternehmen mit Sitz in Singapur weitergegeben, ohne das ich die Chance hatte, die Datenschutzbestimmungen zu lesen, geschweige denn zu akzeptieren.

Fazit

OTA Glitchs sind immer etwas heikler als normale Error Fares, die durch die Fluggesellschaft verschuldet sind. Wenn es, wie in diesem Fall, schief geht, läuft man seinem Geld erst einmal hinterher. Vor allem bei OTA’s die außerhalb von Europa sitzen, ist es häufig eh schon schwierig den Kundenservice zu erreichen und erst recht, rechtliche Schritte einzuleiten.

Des Weiteren finde ich es erschrecken, wie Reisebüros mit sehr vertraulichen Daten der Kunden umgehen, nur um ihnen einen Flug mit einer saftigen Buchungsgebühr verkaufen zu können.

Ich hoffe, dieser Artikel hat Euch etwas Einblick verschafft, wie einige OTA’s arbeiten und welchen Risiken sie sich selbst und ihren Kunden aussetzen.

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Kommentare (21)

  1. Villigran sagt:

    Ich verstehe das Problem nicht.
    Ein Chargeback sollte ohne Probleme über die eigene kartenausgebene Bank möglich sein. Diese EUR 400 oder mehr wurden ja vom Karteninhaber nicht autorisiert.
    Durch die Bestätigung mit den EUR 6 hat der Karteninhaber damit ja was in der Hand.
    Bei einem Chargeback muss man sich mit Scoot und dem OTA überhaupt nicht mehr auseinandersetzen.

    • Johannes sagt:

      Naja, der OTA hat einfach meine Kreditkartendaten bei Scoot eingegeben. Der OTA und Scoot haben keine geschäftlichen Verbindungen. Somit gibt es für Scoot eigentlich keinen Grund das den Chargeback einfach so zuzulassen. Ggf. hätte das noch weitere Konsequenzen für mich z.B. wenn ich nach Singapore einreisen würde und dort eine offene Forderung gegen mich besteht.

  2. travelfish sagt:

    Hallo Johannes,
    ich finde Deine Seite richtig gut und habe schon so manchen Tipp genutzt, aber bitte nenne die OTA´s nicht nur „Reisebüros“, denn das ist missverständlich für die „Nichtinsider“ der Branche und die niedergelassenen Reisebüros arbeiten redlich für wenig Marge.
    Hinter den Online Travel Agents stehen meist Buchungsmaschinen und die haben mit den realen Menschen in Reisebueros nicht das geringste gemein.

    • Johannes sagt:

      Freut mich das dir Travel-Dealz so gut gefällt.

      Ok, ich habe mal Online-Reisebüro am Anfang erwähnt. Leider kann der Durchschnittsleser auch nichts mit OTA anfangen ;).

  3. Peter sagt:

    Ich verstehe nicht, warum bei vielen Leuten bei der Suche nach dem geilsten Deal immer der Verstand aussetzt? Jeder weiß, daß exotische Buchungsplattformen, und dazu noch OTA-Fehler, zu Problemen führt. Insofern finde ich es eher unvernünftig, auf einer Plattform wie Traveldealz auf diese Fehler überhaupt hinzuweisen. Man schickt die Leser ins potentielle Verderben, und nicht immer lassen sich Gelder so einfach zurückholen.

    Zweitens wäre es doch auch angemessen, die Buchung wieder zu stornieren, um nicht als No-Show aufzulaufen. Das sind nämlich genau die Buchungen, wegen derer die Airlines hemmungslos überbuchen 🙁

    • Johannes sagt:

      Bisher sind alle OTA Glitch’s die ich gebucht habe auch durchgegangen. Das Risiko ist zwar größer aber trotzdem überschaubar.

      Der Flug ist im Sommer. Vielleicht nutze ich ihn ja doch. Sonst würde ich den Flug ja gerne stornieren aber Scoot bietet online nicht einmal die Möglichkeit dazu.

      • Michael sagt:

        Wo genau ist da denn ein Risiko? Man zahlt per Kreditkarte, bei der DKB Kreditkarte kann man sich 14 Monate das Geld per Chargeback ohne Probleme zurückholen, chargeback reason: final price has changed, dauert 1 Anruf bei der Bank.
        Entweder geht eine error fare / OTA Glitch durch und man bekommt billige Tickets oder es wird storniert und man bekommt sein Geld zurück ohne man hat Probleme mit dem Shop und holt sich mit ein paar Minuten Arbeit das Geld wieder zurück, Risiko=0, Arbeit=1h insg.

  4. Florian sagt:

    Sehr cool auch mal so eine Geschichte zu sehen.

    Den Flug hast Du nun aber eigentlich in der Tasche, oder?

  5. Adrian sagt:

    Sehe ich das also richtig, dass der Fehler nur zustande kam, da dort auch scoot als Einziehungsberechtigter aufgeführt ist?
    Ich hab vor kurzem die gleiche Plattform für einen Errorfare genutzt und in meiner Buchung steht nur Xdreams als Einziehungsberechtigter, in meinem Eticket von der Airline allerdings steht ein anderer, viel höherer Preis, den ich bei anscheinend Bar entrichtet habe (Form of payment: CA) allerdings nur dort.

    • Johannes sagt:

      Vor der Buchung war mir nicht bekannt das auch Scoot „einziehungsberechtigter“ ist. Das war erst in der Buchungsbestätigung ersichtlich. Sonst hätte ich davon auf jeden Fall die Finger gelassen.

      Meistens bucht ja das Reisebüro direkt ab und nicht die Airline. Dann muss Xdreams die Differenz zahlen oder versucht noch das Ticket zu stornieren.

  6. Michael sagt:

    OTAs mit screen scraping? Sowas gibts? Ist screen scraping nicht bei allen websites verboten?

  7. Vlad sagt:

    Edreams???)))

  8. Bernd sagt:

    Prinzipiell ein sehr interessanter Artikel. Leider sind da verschiedene Themen durcheinander gekommen.

    Ansonsten kann man natürlich Kreditkartenumsätze reklamieren, wenn diese nicht autorisiert wurden. Der erste Weg sollte zwar immer über den Kundenservice sein, aber im Zweifelsfall erspart diese Variante Ärger.

    Gruß

    PS: Ich möchte nicht auf jeden kleinen Fehler im Text eingehen, aber schau dir noch mal die Genitiv-Bildung im Deutschen an.

    • Johannes sagt:

      Reklamieren der Kreditkartenumsätze wäre auch der nächste Schritt gewesen. Allerdings kann ja eigentlich Scoot, die den Betrag abgebucht habe, nichts dafür. Das hätte schon größere Probleme geben können.

  9. SmokeOTW sagt:

    Danke für diesen Warnhinweis! Die ReiseBRANCHE scheint mir ohnenhin sehr sorglos mit dem Geld fremder Leute umzugehen. Ich selbst musste neulich auch gehörig meinem Geld bei einem namhaften Hotelbuchungsportal mit Sitz in den Niederlanden hinterherrennen. Eine kostenfrei stornierbare Ferienwohnung in Italien hatte ich innerhalb von sechs Minuten storniert, weil mir erst nach dem Buchungsvorgang auffiel, dass ich den Übernachtungspreis – anders als bei allen Buchungen zuvor -sofort bezahlen musste und auch bezahlt habe(meine Kreditkarteninfos waren im System hinterlegt). Das wollte ich nicht, weil die Reise erst in einem halben Jahr ist. Trotzdem wurde das Geld durch das Buchungsportal bei auf meiner Kreditkarte belastet und sofort nach Italien weitergeleitet. Es dauerte ca. drei Wochen bis das Geld zurückgebucht war und kostete mich mehrere Beanstandungen.

  10. Katja sagt:

    Hi Johannes. Vielen Dank für deinen Post. Ich fände es noch hilfreich, wenn du die E-Mail, welche an das Reisebüro gerichtet war, veröffentlichst oder schriftlich erläuterst, was du am Telefon denen genau gesagt hast.

    • Johannes sagt:

      Ich habe telefonisch nur gesagt, auf der Buchungsbestätigung vom Reisebüro steht 6,15€ und mir wurden 471€ abgebucht. Dann hat die Dame mich kurz in die Warteschleife gelegt um mit ihrem Supervisor zu sprechen und kurze Zeit später wurde mir dann zugesichert, dass mir die Differenz erstattet wird. Ich glaube da war dem Reisebüro die Brisanz schon klar ;).

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