Was sind Buchungsklassen bei Flügen und wo findet man sie?

Neben den bekannten Beförderungsklassen (Economy, Business, …) legen fast alle Fluggesellschaften eigene Buchungsklassen (Englisch: booking class) fest. Dies sind meist Buchstaben von A bis Z. Pro Beförderungsklasse gibt es dann mehrere Buchungsklassen, z.B. C und J für die Business Class, Y und B für die Economy Class und so weiter.

Die Buchungsklasse kann beispielsweise Auskunft über den Flugpreis und die Auslastung des Fluges geben. Bei Travel-Dealz findet ihr sie in fast jedem Flugdeal, wenn es um die Meilengutschrift geht. Buchungsklassen und ihre Bedeutung unterscheiden sich aber von Airline zu Airline, daher ist keine allgemeingültige Aussage möglich.

In diesem Artikel möchten wir diese Buchstaben etwas genauer unter die Lupe nehmen. Dabei interessieren uns insbesondere zwei Fragen: Wie finde ich die Buchungsklasse heraus – und wofür brauche ich sie überhaupt?

Was sind Buchungsklassen?

Für die meisten Reisenden hat die Buchungsklasse keine direkte Bedeutung. Man bucht ein Ticket in der gewünschten Reiseklasse, erhält sein Ticket, und fliegt dann wie gebucht in der Economy / Business Class ans Ziel. Der entsprechende Buchstabe mag irgendwo auf der Bordkarte auftauchen, geht aber unter den dutzenden anderen Hinweisen unter.

Zum allgemeinen Verständnis ist es trotzdem wichtig, zwischen Reiseklasse und Buchungsklassen zu differenzieren:

  • Reise- / Beförderungsklasse: First Class, Business Class, Premium Economy, Economy Class
  • Buchungsklasse: F, A, C, J, Y, B, K, L, T, …

Mit Ausnahme einiger Billigflieger liegt jedem verkauften Flugticket eine Buchungsklasse zugrunde. Historisch betrachtet, ermöglicht es die Abstufung in einzelne Buchungsklassen (und zugehörige Tarife) den Airlines, innerhalb der gleichen Reiseklasse verschieden teure Tickets zu verkaufen. Zum Beispiel auf Basis dessen, wie lange der Aufenthalt am Ziel ist, wo umgestiegen wird, wie viele Reisende auf einem Ticket reisen, und so weiter.

Soweit zumindest die Theorie. In der Praxis ist das System mittlerweile recht antiquiert und Airlines sind dabei, es immer weiter aufzuweichen. Stichwörter dazu sind Dynamic Pricing (der gleiche Flug ist auf Gerät A teurer als auf Gerät B – Schnäppchenblogs hassen diesen Trick) und Continuous Pricing (unbegrenzt viele Preisabstufungen). Und aufgrund von Married Segments kann es sein, dass es zwar auf dem Direktflug noch eine „günstige“ Buchungsklasse gibt, aber mit Zubringer nicht.

Möchte man einen bestimmten Tarif (Englisch: Fare) buchen, muss in der Buchungsklasse jedenfalls (mindestens) ein Platz verfügbar sein. Darüber regelt die Fluggesellschaft beispielsweise, ob für den Flieger noch ein Angebotstarif frei ist. Nachfolgend ein Einblick in die Buchungsklassen auf einem Lufthansa-Direktflug nach New York:

Das Tool Expertflyer (mehr dazu) gibt Einblick in die geöffneten Buchungsklassen

Leider gibt die Airline immer maximal 9 freie Plätze pro Klasse an. Ob es wirklich 9 sind, oder vielleicht 30, wissen wir nicht.

Nehmen wir aus dem Beispiel oben den Flug LH 410, so gibt es noch zwei buchbare Plätze in der First Class (F2), mind. 9 in der Business Class (J9, C9, …), mind. 9 in der Premium Economy (G9, E9) und mind. 9 in der Economy Class (Y9, B9, …). Das muss allerdings nicht bedeuten, dass tatsächlich 29 Plätze im Flugzeug frei sind. Im Zweifelsfall verkauft die Lufthansa lieber ein teures Economy-Ticket, und upgradet einen Passagier in die Business. Viele Airlines überbuchen sogar absichtlich die Flüge, verkaufen also mehr Tickets als Plätze verfügbar sind.

Je weiter rechts in der Liste, desto billiger die Buchungsklasse. In der Business Class ist die günstigste Klasse P ausgenullt, und es werden nur noch teurere Tickets verkauft – obwohl es noch mindestens 9 Sitze gäbe. Das muss allerdings nicht bedeuten, dass

Selbst wenn eine Buchungsklasse ausgebucht (z.B. P0) ist, so können künftig doch wieder weitere Plätze freigegeben werden. Beispielsweise wenn die Airline feststellt, dass der Flug schwächer gebucht ist, als üblich. So wird die Verfügbarkeit von Angebotstarifen gesteuert.

Nur weil eine Buchungsklasse offen ist, heißt das aber nicht, dass auch ein entsprechender Tarif buchbar ist. Beispielsweise werden Oneway-Tickets oft nur in den teuersten Buchungsklassen verkauft. Das ist dann aber wieder ein anderes Thema.

Wieso sind Buchungsklassen wichtig?

Doch was sagen uns nun die Buchungsklassen in der Praxis? Sie können unter anderem folgende Fragen beantworten:

  • Wie viele Plätze kann ich zum günstigen Preis buchen?
    Die Verfügbarkeit der Buchungsklasse gibt an, wie viele Plätze noch zum besten Preis verfügbar sind.
    Nehmen wir den Flug LH 412 aus dem Screenshot, so gibt es nur noch einen Platz in der W-Klassse (Economy). Wer ein Ticket für zwei Personen bucht, würde automatisch in der V-Klasse landen und entsprechend mehr bezahlen.
  • Ist mein Flug ausgebucht?
    Prüft man kurz vor Abflug die Verfügbarkeit der Buchungsklassen, so kann man feststellen, ob ein Flug ausgebucht oder vielleicht sogar überbucht ist. Bei Y0 müsst ihr euch darauf einstellen, dass jeder Platz belegt ist.
  • Auf welchen Flug kann ich (kostenlos) umbuchen?
    Einige Tarife erlauben es (zumindest den Rückflug) kostenlos umzubuchen, sofern noch mindestens ein Sitz in der gleichen Buchungsklasse verfügbar ist. Haben wir ein Ticket in der P-Klasse (Business) und es gibt nur noch die Klasse J, so wird es höchstwahrscheinlich teuer. Wir sollten also einen Wunschflug suchen, bei dem auch die P-Klasse frei ist.
    Und selbst wenn die Umbuchung Geld kostet: Je mehr günstige Plätze noch frei sind, desto billiger ist in der Regel die Umbuchung.
  • Wie viele Meilen gibt es für den Flug?
    Auch, wenn immer mehr Airline Meilen nach Ticketpreis (umsatzbasiert) oder Tarif (Economy Light, Classic, …) vergeben. In den meisten Fällen richtet sich die Gutschrift der Meilen noch nach Buchungsklasse und Entfernung. Mehr dazu weiter unten im Artikel.

Buchungsklasse vor Buchung herausfinden

Bucht man einen Flug, so wird in der Regel ein Ticket in der günstigsten verfügbaren Buchungsklasse ausgestellt. Wir bekommen die konkrete Buchungsklasse meist nicht mal zu Gesicht und sie findet sich dann erst klein auf dem Ticket wieder. Zwecks Meilengutschrift ist das gefährlich. Denn eine „falsche“ Buchungsklasse kann dafür sorgen, dass es selbst mit Business Class Ticket keinerlei Meilen gibt.

Es gibt zum Glück Möglichkeiten, schon vor der Buchung die entsprechende Buchungsklasse herauszufinden. Wir zeigen euch, wo und wie.

In der Matrix

Eine vergleichsweise einfache Möglichkeit, vor der Buchung die Buchungsklasse herauszufinden, bietet die ITA Matrix (Anleitung). In folgendem Fall T auf dem Hinweg und K (billiger) auf dem Rückflug:

Warnung

Die Matrix ist nur ein Indiz. Es gibt keine Garantie, dass das (Online-)Reisebüro die Tickets tatsächlich in der entsprechenden Klasse ausstellt. Ist der Preis identisch oder sehr ähnlich, stehen die Chancen allerdings gut.

Beim Amex Reiseservice

Früher haben wir an dieser Stelle Expedia empfohlen. Das Portal hat für jeden Flug die Buchungsklasse angezeigt, diese Info aber im Zuge des jüngsten Redesigns (2024 / 2025) entfernt.

Die nächstbeste Alternative konnten wir bei American Express finden. Die Flüge kosten dort meist das Gleiche wie direkt bei der Airline (Light-Tarife innerhalb Europas & Billigflieger sind aber nicht buchbar). Die Buchungsklasse kann jeder sehen. Wer dann aber wirklich darüber buchen möchte, braucht eine Amex Kreditkarte. Positiver Nebeneffekt: Inhaber der Platinum Card können das Reiseguthaben einlösen.

Tipp

Ihr findet den Amex Reiseservice und die ITA Matrix auch als Ziel in unserem Suchformular Go2 (weitere Infos) und könnt euch von dort einfach weiterleiten lassen. Beispiel nachfolgend:

Buchungsformular ausklappen

Bei der Lufthansa

Die Lufthansa hatte 2023 ein neues Flugformular ausgerollt, und im Zuge dessen die Buchungsklassen nicht mehr angezeigt. Nach zahlreichen Beschwerden ist sie zurückgerudert und zeigt sie jetzt wieder an – wenn auch etwas versteckt.

Klickt dazu bei der Tarifauswahl auf Tarife und Buchungsklasse vergleichen:

Im nächsten Schritt wird dann die Buchungsklasse für alle Tarife aufgelistet (meist identisch):

Die Lufthansa zeigt: Ein teurer Tarif ändert nicht zwangsläufig die Buchungsklasse

Bei British Airways

Bucht man bei der Oneworld-Airline British Airways, so kann man die Buchungsklasse sehen, indem man bei der Auswahl der einzelnen Flüge auf Einzelheiten zum Flug klickt.

In folgendem Fall ist es Buchungsklasse Q in der Economy Class:

Gleiches Schema alternativ im nächsten Schritt der Buchung: Nach Auswahl der Flüge auf Angaben zum Flug klicken und die Buchungsklasse wird ebenfalls angezeigt:

Bei Air France-KLM

Die SkyTeam-Airlines Air France und KLM betreiben praktisch die gleiche Website, nur mit anderen Farben. Die Buchungsklasse wird wenig transparent angezeigt, ist aber zumindest indirekt einsehbar. Zunächst müsst ihr alle Flüge auswählen und dann auf Details anzeigen klicken:

Daraufhin wird unter dem Flug zumindest der Tarifbasiscode angezeigt. In diesem Fall VYL7TVLW:

Der erste Buchstabe dieses Codes entspricht der Buchungsklasse des Tickets, hier also V. Allerdings kann es bei Verbindungen mit einem Umstieg passieren, dass beide Flüge unterschiedliche Buchungsklassen haben. Dies würde man aber durch den Tarifbasiscode nicht erkennen. Deshalb ist es bei Air France und KLM meistens doch besser, sicherheitshalber in z.B. die Matrix zu schauen.

Bedeutung der Buchungsklassen für Vielfliegerprogramme

Bei Vielfliegerprogrammen wie Miles&More hat die Bedeutung der Buchungsklassen abgenommen. Bei Miles&More werden Prämienmeilen mittlerweile anhand des Flugpreises vergeben und für Statuspunkte (Points / Qualifying Points) zählt nur noch die Reiseklasse, aber nicht Tarif oder Buchungsklasse.

Das gilt aber nur für Tickets der Lufthansa Group. In allen anderen Fällen entscheidet auch dort die Buchungsklasse über die Meilengutschrift. Meist wird das Buchen günstiger Tickets mit weniger Meilen „bestraft“. Gleichzeitig werden teure Tickets in hohen Buchungsklassen mit mehr Meilen belohnt (z.B. 1,5- oder 2-fach). Die Gutschrift ist dann also indirekt an den Preis gekoppelt, aber eben nur in gewissen Abstufungen.

Beispiel: Miles&More Meilengutschrift für Flüge mit United Airlines

Mehr zur Meilengutschrift erfahrt ihr in folgendem Ratgeber:

Auch bei der Prämienbuchung spielt die Buchungsklasse eine wichtige Rolle. Einmal muss in der entsprechenden Buchungsklasse ein Platz verfügbar sein, damit man einen Prämienflug buchen kann, anderseits wird diese Buchungsklasse von der Meilenvergabe ausgeschlossen. Leider sind die Prämien-Buchungsklassen nicht immer einsehbar (in wenigen Fällen über Expertflyer möglich).

Will man ein Upgrade mit Prämienmeilen buchen, muss man bei einigen Vielfliegerprogrammen ein Ticket in einer bestimmten (meist hohen und damit teuren) Buchungsklasse besitzen.

FAQ

Was bedeutet die Buchungsklasse?

Die Buchungsklasse kann Auskunft über den Flugpreis, Flexibilität des Tickets und Auslastung des Fluges geben. Sie wird u.a. verwendet um zu bestimmen, wie viele Meilen für das Ticket vergeben werden. Manchmal sind auch nur bestimmte Buchungsklassen upgradeberechtigt, oder ähnliches.

Kann ich selber die Buchungsklasse bestimmen?

Generell wird nur die günstigste Buchungsklasse verkauft, bis sie ausverkauft ist und die nächsthöhere folgt. Bestimmte Reisebüros können zwar eine bestimmte Buchungsklasse buchen, aber normalerweise ist das bei den meisten Airlines nicht so einfach (bzw. nur telefonisch) möglich.

Habe ich im Light-Tarif eine niedrigere Buchungsklasse?

Nicht zwangsläufig. Zwar gibt es bei einigen Airlines eine eigene Buchungsklasse für die „Basic Economy“, aber nicht immer. Hingegen kann man bei der Lufthansa nicht anhand der Buchungsklasse erkennen, ob es sich um ein Light-Ticket handelt, aber auch nicht durch das Buchen eines besseren Tarifs eine bessere Buchungsklasse bekommen und bspw. mehr Meilen sammeln.

Wann erfahre ich meine Buchungsklasse?

Meistens kann man schon vor der Buchung die Buchungsklasse einsehen, entweder bei der Airline selbst die Matrix. Hat man schon gebucht, zeigen die meisten Airlines die Buchungsklasse in der Bestätigungsmail bzw. im e-Ticket an.

Kann ich mit jeder Buchungsklasse Meilen sammeln?

Leider nein. Viele Programme schließen die günstigsten Buchungsklassen aus. Fliegt man allerdings mit der Fluggesellschaft, die das Programm selbst betreibt, sind meistens alle Buchungsklassen berechtigt, auch wenn meistens nur mit geringen Gutschriften.

Haben Prämienflüge auch eine Buchungsklasse?

Ja, allerdings ist diese eigentlich für den Passagier uninteressant, da man mit Prämienflügen sowieso keine Meilen sammeln kann. Wichtig ist sie eigentlich nur, um herauszufinden, ob es auf einem Flug noch verfügbare Sitze für eine Prämienflugbuchung gibt.

Ändert sich durch ein Upgrade meine Buchungsklasse?

Das kommt auf die Art des Upgrades an. Ein Upgrade am Gate beeinflusst die Buchungsklasse zumeist nicht. Wer aber Tage vor Abflug ein Upgrade kauft oder darauf bietet, landet oftmals in der entsprechend (höheren) Buchungsklasse. Allerdings weicht das genaue Verfahren von Airline zu Airline ab.

Wie wirken sich Codeshares auf die Buchungsklasse aus?

Bei SkyTeam und Oneworld müsst ihr auf die Fluggesellschaft in der Flugnummer achten. Dessen Buchungsklasse ist für die Meilengutschrift ausschlaggebend, egal wer den Flug durchführt. Bei der Star Alliance ist es komplizierter, denn dort findet ggf. ein sogenanntes Buchungsklassen-Mapping Anwendung. Dadurch ist nicht immer vorhersehbar, in welcher Buchungsklasse ihr wirklich landet (z.B. bei einem United-Flug operated by Singapore Airlines).

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Kommentare (16)

  1. Stefan Meier sagt:

    Die Frage ist halt, wie ich online die höheren Buchungsklassen bei der LH buchen kann im Hinblick auf z.B. eVoucher.

  2. Lucas sagt:

    Sehr informativ! Lieben Dank an Johannes, Flo & Peer.

  3. Tobias sagt:

    Hallo, mal eine Frage zu den Points bei m&m, bekommt man diese bei allen Star alliance partner abhängig der Reiseklasse, z.b. reguläre Buchungsklasse immer in bc interkontinental 200? Oder können die anderen Star alliance partner die Vergabe von Points auch ausschließen? ( Abgesehen von Prämienflügen)

    • Peer sagt:

      Die Statuspunkte bekommst du immer dann, wenn es mindestens eine Prämienmeile für den gleichen Flug gibt.

      Wenn du also eine Buchungsklasse erwischst, die 0% Meilen gibt (z.B. bei Turkish), gibt es leider auch keine Status Points

      • Basti sagt:

        Wenn du mit einem Star Alliance Partner fliegst (wie ich häufig United) bekommst du 200 Points wie in deinem Beispiel BC interkontinental. Was du nicht bekommst, sind Qualifying Points. Bei einem Flug mit Lufthansa, SWISS, Austrian etc. würdest du 200 Points + 200 Qualifying Points bekommen. Bei allen anderen (wenn du M&M als Vielfliegerprogramm angibst) bekommst du nur die 200 Points für BC interkontinental, da dein Programm ja M&M ist.

        • Peer sagt:

          Das ist prinzipiell richtig. Aber es gibt eben (bei einigen Airlines) Buchungsklassen, die keinerlei Meilen geben – und damit auch keine Statuspunlte.

          In der Business Class zum Glück sehr selten, da fällt mir für die Star Alliance nicht mal ein Beispiel ein. In der Economy aber gar nicht so selten

  4. Gerardo sagt:

    Es ist falsch was sie da addieren! In der business sind Plätze in allen buchungsklassen frei, also verschiedene Preise. Mit yield management bzw. Marktabschöpfung wird dann ein buchstabe/ Preis nach dem anderen geschlossen, bis die Maschine voll ist. Das hat nichts mit 9 x J und 9 XP I oder 9 XP D also 27 zu tun!

    • 4flo sagt:

      Das stimmt so nicht, es wird nicht eine RBD von unten nach oben „nacheinander“ geschlossen. Das kann ganz unterschiedlich sein, und kommt auf das sogenannte „Nesting“ an.

      Es gibt Gründe eine Niederwertige Buchungsklasse künstlich höher zu setzten, um für bestimmte Buchungen Plätze freizuhalten.

  5. 4Flo sagt:

    Lieber Johannes
    In dem Artikel sind einige Themen nicht korrekt dargestellt.
    Da ich ja auch immer wieder von euren Dealz profitiere, kann ich mich vielleicht etwas revanchieren, indem ich ein wenig über die Logik dahinter erzähle.

    Ich versuche es stark vereinfacht darzustellen:
    Booking classes – oder korrekt: RBD Record Booking Designator – zeigen nicht (oder höchstens indikativ) die Auslastung an, sie zeigen den aktuellen tatsächlichen Verkaufspreis an. Der „Record“ bezieht sich wiederum auf die Buchungsklasse in einer Buchung, diese heisst PNR – Passenger Name Record ( oder auch Filekey).

    Die RBDs sind eine vereinfachte Darstellung der Verfügbarkeiten im GDS- Global Distribution System. Sie sagen nichts über die tatsächliche Verfügbarkeit von Plätzen aus. (Die einstellige Anzeige kommt übrigens aus der früheren Welt, da die Systeme keine zweistelligen Zahlen anzeigen konnten.)

    Hinter der simplifizierten Darstellung der Verfügbarkeiten liegt ein relativ anspruchsvoller Algorithmus – die Weiterentwicklung der ESMR 2b Kurve, die Prof Beloba in den 80ger Jahren an MIT entwickelt hat. Sie ist vereinfacht gesagt heute noch Grundlage der Revenue Management Systeme.
    Diese Revenue Managementsysteme sorgen auf Basis der erwarteten Auslastung (Forecasting) über das gesamte Streckenportfolio einer Airline für die Verfügbarkeiten pro Point of Sales und Point of Commancement – welche dann in den RBD angezeigt werden.

    Dazu muss man wissen, wie die Preise ins System kommen: Pro O&D -Origin und Destination- werden die Tarife pro Buchungsklasse hinterlegt ( das sign Fare Filing).

    So wird für z.B. ZRH NYC für jede Buchungsklasse (RBD) ein Preis hinterlegt.
    Ebenso für MILZRHNYC, CDGZRHNYC etc.

    Um es etwas praktischer zu machen, hier ein Beispiel:

    ZRHNYC in der RBD „H“ beträgt fiktiv 600€
    MILNYC in der RBD „H“ 500€ und CDGNYC 400€.
    Wer bekommt einen Platz?

    Das Ganze muss man sich vorstellen wie eine Auktion: wer am meisten bietet, bekommt den Platz.
    Die Verfügbarkeit richtet sich nach dem Preis, den die Airlines für den nächst verfügbaren Sitz verlangt. Dieser wird durch den so genannten Bid Price, aus dem englischen to bid – bieten- festgelegt.
    Der Bid Price errechnet sich aus der gesamt erwarteten Auslastung für den spezifischen Flug.
    Nehmen wir an, der Bid Price ist im obigen Beispiel am 15 AUG bei 480€.
    Das bedeutet, dass der nächst verkaufter Sitz mindestens 480 € wert sein muss
    Mit den oben genannten Preisen sieht der Agent folgendes Bild

    POS Frankreich
    H0 M1
    POS Italien
    H1 M7
    POS CH
    H9 M9

    Die H Klasse mit 400€ Wert bleibt also in Frankreich geschlossen, in Italien gibt es doch einen Platz und in der Schweiz gibt es noch 9 Plätze im Verkauf.
    Die Anzahl der verfügbaren Plätze errechnet sich im übrigen daran, wie viel Tickets noch verkauft werden können, bis der Bid Price über den Wert springt. (in der Fachsprache heisst dieser Wert capacity allocation value, kurz CAV.)
    Wie in einer Auktion, kommt also derjenige, der am meisten bietet einen Platz. Da der Wert über 480 € sein muss, muss in Frankreich dann schon die Buchung im RBD M erfolgen, weil die fiktive 500€ Wert ist.

    Ich hoffe, das erklärt ein bisschen, wie Verfügbarkeiten zu Stande kommen. Es ist vielleicht für eure community interessant zu wissen, warum ihr manchmal einen Superpreis findet, und Peer betrübt unterschreibt: leider finden sich nur wenige Verfügbarkeiten.
    Das bedeutet schlicht, dass das super Special in der Business ex OSL, AMS oder aus sonstigen Ausland ein so genannter taktischer Preis ist, der meist angeboten wird, weil man ihn der Konkurrenz folgend ins Schaufenster stellen möchte.

    An bestimmten Tagen, in denen eine niedrige Auslastung erwarten wird, dadurch der Bid Price entsprechend tief ist, finden sich dann tatsächlich Verfügbarkeiten in der entsprechenden RBD ex Ausland.

    Es kann also sein, dass RBD P am Beispiel der LH Gruppe für das ein und selbe O&D ex OSL nur an wenigen Tagen offen ist, ex ZRH oder Frankfurt P aber weit offen. Das hängt also schlicht daran, dass der entsprechende Preis Zürich oder Frankfurt entsprechend höher ist.

    In Wirklichkeit ist das Ganze noch viel komplizierter, aber ich hoffe diese vereinfachte Darstellung trägt ein bisschen zum Verständnis bei, wie Airlines ihre Verfügbarkeiten steuern, warum es manchmal coole Dealz gibt, aber nur wenig Verfügbarkeiten.

    Und übrigens, falls ihr euch mal wundert, dass das schöne Angebot nicht verfügbar war, ihr einen teuren Fare nehmen musstet und der Flug bei weitem nicht ausgebucht war, wenn ihr bordet, dann liegt es daran, dass das RM System errechnet hat, dass für diesen spezifischen Flug ein insgesamt höher Revenue mit wenigen aber hochwertigen Tickets erreicht werden, kann als mit vielen günstigen Tickets.

    Vielleicht noch ein paar Anmerkungen:
    Jedes Reisebüro und jedes Call Center kann jederzeit auch die höhere RBD buchen. Online wird in der Regel die Fare Family auf den nächst verfügbaren Preis angeboten. Es gibt auch Fälle, bei denen es Sinn macht.

    Tatsächliche Verfügbarkeiten: Verfügbarkeiten können auch über Reiseklassen hinweg geteilt werden. Wenn ein Flug physisch beispielsweise nur noch 5 Plätze in C und 2 Plätze in Eco hat, kann die Verfügbarkeit auch wie folgt aussehen
    J7 C7 D5 Z0 P0 Y5 B5.
    D.h. der Forecast für diesen Flug erwartet nur eine Zahlungsbereitschaft von B und Y und es kommt zu operativen Upgrades in die Business.
    In diesem Fall würde er die Maschine um bis zu 2 Sitze überbuchen, allerdings die letzten beiden Plätze nur der höchsten RBD, die im Falle eines Denied Boarding die Kosten kompensieren würde. Man kann also nicht davon ausgehen, dass ein Flug kurz vor Abflug bei Y9 noch 9 physische Plätze hat, sondern nur, dass Airline noch 9 Plätze im Verkauf hat.

    Airlines öffnen auch kurzfristig in der Regel ihre Flüge nicht mehr, sondern der Effekt, den man hier sieht, ist das so genannte dieclementa: zu einem bestimmten Zeitpunkt X vor Abflug findet sich die höchste Anzahl von gebuchten Passagieren. Diese Anzahl rechnet sich dadurch, wie viele kurzfristige Streichungen für diesen Flug noch prognostiziert werden.
    In Abhängigkeit der tatsächlichen erfolgten Streichungen, und geschuldet der Trägheit des Bid Prices, werden manchmal kurzfristig günstigere RBDs geöffnet.

    • 4flo sagt:

      Der im letzten Absatz beschriebene Effekt ist das sign Decrementing. Sorry, typo.

    • Peer sagt:

      Danke für die Ergänzungen

      Ich habe mal noch einen Satz zur Überbuchung ergänzt. Wir wollten das Thema hier nicht zu sehr ausführen, aber es stimmt natürlich, dass Y9 nicht zwangsläufig mindestens 9 freie Plätze bedeutet. Auch wenn es ziemlich wahrscheinlich ist. Im Gegenzug kann man sich bei Y0 zumindest die Hoffnung auf einen freien Mittelsitz abschminken.

      Married Segments sind ja nochmal ein Thema für sich. Dass es im Hintergrund über einen Mindestpreis gesteuert wird, ist mir tatsächlich neu. Was dadurch aber noch nicht erklärt wird: Teilweise bietet die Lufthansa für PEK – MUC – OSL keine P-Klasse an, aber für PEK – MUC – OSL – FRA schon. Wie passt das mit den Mindestpreisen zusammen? Der wäre für PEK – MUC doch auch nicht höher, nur weil man noch einen zweiten Zubringer dazu bucht.

      Letztlich interessiert uns als Dealplattform natürlich nur, ob ein Deal verfügbar ist oder nicht. Früher ließ sich das teilweise durch Stopover > 24h aufbrechen, was vor allem bei den First Class Tarifen interessant war. Aber seit Covid erlauben die günstigen Tarife der LH Group leider keine Stopover mehr, sodass das auch flachfällt.

      • 4flo sagt:

        Eine Airline verkauft nicht im Zweifel ein teures Y /Cl Ticket, sondern teilt die physische Kapazität zw C und Y , wenn die Nachfrage für einen Flug in Business nicht gegeben ist. Das System arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten.

        Married Segments haben nichts mit der Buchungsklasse zu tun, sondern verhindern eine Fehlallokation des Revenues.

        Das PEK Beispiel kann ich nicht nachvollziehen. Das kann mehrere Ursachen haben, vermutlich kostet das Ticket mehr, wenn du ein FRA dranhängst, dadurch ist dann die P /Cl offen.

        Man kann aus der Anzahl der noch zu verkaufenden Tickets keine genauen Rückschlüsse ziehen. Es ist nicht gegeben, dass Y9 auch 9 physische freie Plätze bedeutet. Das kommt auf den Zeitpunkt der Abfrage drauf an, das kommt auf den Point of Sale drauf an, auf die Strecke, Uhrzeit, Wochentag, Saison, Buchungsstand, Dekrement, das abgefragte O&D.

  6. Uwe sagt:

    Zum allgemeinen.Verständnis:

    Die Zahl hinter der Buchungsklasse (z.B. F2, C7, Y9) hat NIE etwas mit irgendwelchen noch angeblich vorhandenen Sitzplätzen zum Verkauf zu tun, sondern diese Zahlen sind nur interne INDIKATOREN (höchster Indikator 9), die besagen, wie OFFEN diese bestimmte Buchungsklasse zum Verkauf noch ist –

    Beispiel:
    Wenn in einem A330 insg. nur 30 Plätze in Business verbaut sind, so können die Buchungsklassen in dieser Business trotzdem so aussehen: C7, D7, J7, R7, P6..und würden damit REIN RECHNERISCH 34 Plätze ergeben.
    Dem ist aber nicht so…

    • 4flo sagt:

      Nein, keine Indikatoren, sondern die tatsächliche Im Verkauf für den entsprechenden Point of Sale Anzahl von Tickets. Du hast recht, hat nichts mit der tatsächlichen physischen Verfügbarkeit zu tun.
      Ergänzend, dass RBDs nicht additiv sind:

      J7 C7 D5 Z3 P0
      Verkauf einer Z Klasse:
      J7 C7 D5 Z2 P0
      Verkauf eine C Klasse:
      J7 C6 D4 Z2 P0.

    • Peer sagt:

      Das ist richtig. Wir haben meines Wissens auch nichts anderes behauptet?

      Habe aber noch Folgendes ergänzt:
      „Das muss allerdings nicht bedeuten, dass mindestens 27 Plätze im Flugzeug frei sind. Im Zweifelsfall verkauft die Lufthansa lieber ein teures Economy-Ticket, und upgradet einen Passagier in die Business. Viele Airlines überbuchen sogar absichtlich die Flüge, verkaufen also mehr Tickets als Plätze verfügbar sind.“

  7. Andreas sagt:

    Ich kann nicht verstehen, wie es bei so großer Nachfrage weltweit kein Portal schafft, diese Information zur Verfügung zu stellen. Allein schon die dadurch generierbaren potentiellen Buchungen sollten doch eigentlich Anreiz genug sein, diese einfache Information in ein Buchungsportal zu integrieren…
    Johannes, wollt ihr nicht einfach mal euer eigenes OTA aufmachen, um solche Sachen zu integrieren? Neben mir hättet ihr sicher haufenweise Kunden sicher… 😄

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