Boon Planet: Kostenloses App-Girokonto inkl. Mastercard ohne Auslandsgebühren

Die Wirecard Bank hat aus Sicht von Privatkunden bisher eher im Hintergrund die Fäden gezogen, ist aber im Verlauf der Jahre zu einem echten Schwergewicht und DAX-Unternehmen geworden und hat den Weg für Digitalbanken wie N26 geebnet. Mit Boon Planet bietet sie seit kurzer Zeit auch eigenes modernes Girokonto inkl. Mastercard für Privatkunden an.

Boon steht übrigens für Vorteil und davon gibt es auf jeden Fall ein paar interessante: Das Girokonto und die zugehörige Mastercard sind dauerhaft ohne monatliche oder jährliche Gebühren (d.h. kostenlos, wobei andere Gebühren natürlich anfallen) und für Zahlungen in Fremdwährungen fallen weltweit keine Gebühren an. Bargeldabhebungen sind zwar nicht kostenfrei, kosten aber pro Vorgang pauschal 2€ in Euro und 4€ in Fremdwährungen. Neben Apple & Google Pay werden auch sonst selten angebotene Zahlungsfunktionen wie Fitbit & Garmin Pay unterstützt.

Vorteile

• Kostenlos: Das Girokonto und auch die zugehörige Mastercard kommen dauerhaft ohne monatliche oder jährliche Kontoführungsgebühr aus.
• 0,75% Zinsen: Auf Guthaben bis 10.000€ zahlt Boon 0,75% Zinsen. Das sind immerhin bis zu 75€ Zinsen pro Jahr. Allerdings wird dieses Lockangebot sicherlich nicht ewig bestehen und es gilt halt nur für Guthaben bis 10.000€. Alles darüber wird mit 0,00% verzinst.
• Echtes Girokonto mit deutscher IBAN: Dank deutscher Banklizenz kann die Wirecard Bank AG euch ein deutsches Girokonto inklusive deutscher DE-IBAN anbieten. Damit sollte es keine Probleme bei Lastschriften geben, während sie z.B. bei Revolut wegen der GB-IBAN ab und an auftreten.
• Virtuelle Mastercard: Direkt nach der Registrierung und durchlaufen des Verifizierungsprozesses, könnt ihr euch eine virtuelle Mastercard ausstellen lassen. Diese könnt ihr problemlos in Apple Pay & Google Pay hinterlegen und seid so direkt startklar. Ihr müsst nicht eine Woche auf die physische Karte warten, bevor ich loslegen könnt.
• Kostenlose Plastikkarte: Dank der hohen Akzeptanz von Apple & Google Pay ist es fast nicht mehr notwendig eine physische Karte mit sich zuführen. Auf Wunsch stellt euch Boon aber kostenlos eine physische Plastikkarte aus. Diese wird vor allem zum Abheben von Bargeld benötigt. Eine Ersatzkarte kostet allerdings 6€.
• 0% Auslandseinsatzgebühr: Für Zahlungen in Fremdwährungen z.B. Pfund, Kronen, Dollar… zahlt ihr weltweit keine Auslandsgebühren. Andere Banken erheben hier schnell 2% und z.T. sogar mehr. Das geht im Ausland schnell ins Geld. Bei EWR-Währungen wird der Wechselkurs der Europäischen Zentralbank (EZB) und für anderen Fremdwährungen der Mastercard-Wechselkurs verwendet.
• App: Das Girokonto lebt in der App für iOS und Android. Bereits die Kontoeröffnung ist nur in der App möglich. Danach könnt ihr alle Einzelheiten eures Girokontos in der App verwalten und auch jederzeit eure Zahlungen einsehen (die nach Kategorien ausgewertet werden können), Geld überweisen, Daueraufträge anlegen, Limits ändern und vieles mehr.
• Aufladen per Kreditkarte: Euer Girokonto könnt ihr einfach per Überweisung mit Geld füttern oder sogar mit einer anderen Visa oder Mastercard (leider kein American Express) aufladen.
• Apple & Google Pay: Boon Planet unterstützt sowohl Apple als auch Google Pay. Damit könnt ihr kontaktlos und ohne Unterschrift/PIN-Eingabe mit dem Smartphone bezahlen. Ihr benötigt nicht einmal eine physische Karte dafür.
• Ohne Schufa: Bei Boon Planet könnt ihr nur das ausgeben, was ihr wirklich auf eurem Konto habt. Ein Überziehungsrahmen gibt es nicht und deswegen muss auch nicht eure Bonität gecheckt werden und es erfolgt kein Eintrag in die Schufa.
• Fitbit & Garmin Pay: Neben den beiden großen Zahlungslösungen von Apple & Google unterstützt Boon auch Fitbit Pay und Garmin Pay. Bisher unter den deutschen Banken eine Seltenheit.
• Verifizierung per Video-Ident: Die Kontoeröffnung läuft komplett digital in der App ab und auch die Verifizierung erfolgt bequem per Video-Ident. Danach könnt ihr das Girokonto direkt nutzen.

Nachteile

• App-Zwang: Es gibt aktuell keine Möglichkeit, im Browser oder am Desktop-PC euer Konto zu verwalten. Alles läuft über die App für Android und iOS.
• Bargeldabhebungen: Für Bargeldabhebungen in Euro erhebt Boon eine Gebühr in Höhe von 2€, für Abhebungen vom Fremdwährungen sogar 4€. Das ist zwar günstiger als bei vielen anderen Banken aber trotzdem ein großer Nachteil z.B. im Vergleich zur DKB oder Hanseatic Genialcard.
• Keine Girocard: Boon stellt euch nur eine Mastercard zur Verfügung. Viele, vor allem kleine, Händler in Deutschland akzeptieren aufgrund der vermeintlich hohen Gebühren nur Girocards von Maestro und VPay. Kreditkarten wie Mastercard oder Visa werden meistens abgelehnt. Leider stellt Boon euch keine Girocard bereit. Das macht die Nutzung als Hauptkonto auf jeden Fall schwierig.
• Nur mit Wohnsitz in Deutschland: Leider denkt Wirecard hier nicht europäisch und bietet Boon Planet aktuell nur für Deutschland an. Die virtuelle Mastercard boon.Plus ist dagegen in vielen europäischen Ländern inkl. Österreich, Schweiz, Frankreich, Spanien, Irland, Italien, Slowakei, Großbritannien verfügbar. Dort fällt für Zahlungen ebenfalls keine Auslandsgebühren an, allerdings fehlen die Girokonto-Funktionen und es ist mit einer virtuellen Kreditkarte (die ihr bei Apply Pay, Google Pay… hinterlegen könnt) aktuell nicht möglich Bargeld abzuheben.
• Kein Verfügungsrahmen: Bei der Mastercard handelt es sich um eine Debitkarte. Jede Zahlung wird direkt von eurem Girokonto abgezogen. Ihr könnt das Girokonto nicht überziehen und auch einen zinslosen Verfügungsrahmen gibt es so nicht.
• Keine echte Kreditkarte: Bei der Anmietung von Mietwagen und z.T. auch von Hotels wird eine echte Kreditkarte mit Verfügungsrahmen für die Kaution vorausgesetzt. Zwar ist die Akzeptanz von Debitkarten besser geworden, trotzdem verlangen viele Vermieter noch eine Credit Card.
• Bargeld einzahlen nicht möglich: Bisher gibt es keine Möglichkeit, Bargeld auf das Girokonto einzuzahlen. Dieses Problem haben aber viele Direktbanken ohne Filialen.
• Lockangebot: Die 0,75% Zinsen bis 10.000€ sind sicherlich nur ein Lockangebot wie von Tagesgeldkonten bekannt und werden nicht dauerhaft bestehen bleiben. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die anderen Konditionen in Zukunft angepasst werden.
• Kein Post-Ident: Da Boon 100% auf euer Smartphone setzt, verzichten sie auch auf das klassische Post-Ident. Die Identifizierung ist ausschließlich per Video-Ident möglich.

Meilen mit Überweisungen generieren

Ihr könnt euer Boon Planet Girokonto mit einer anderen Visa- oder Mastercard (American Express leider nicht) aufladen. Erhaltet ihr bei eurer Kreditkarte Meilen oder Punkte z.B. von der Miles&More Kreditkarte, erhaltet ihr die Gutschrift auch für das Aufladen eures Boon Planet-Kontos. Das aufgeladene Geld könnt ihr anschließend dafür nutzen z.B. eure Miete zu bezahlen. Dank deutscher IBAN sind sogar Lastschriften kein Problem.

Diese Möglichkeit kann man nutzen, man sollte es aber nicht übertreiben. Hohe Beträge im Kreis schicken wird vermutlich sehr schnell dazu führen, dass eure Kreditkarte gekündigt wird oder dass euer Boon-Planet-Konto dicht gemacht wird.

Fazit

Man muss schon sagen, dass Boon hier ein sehr gutes Produkt für ein Girokonto aufgelegt hat. Einzig die Gebühren fürs Abheben von Bargeld und die fehlende Girocard versauen die Bilanz. So lässt es sich leider nur eingeschränkt als Hauptkonto nutzen.

Alternativen

Passt Boon Planet für euch nicht perfekt? Dann gibt es sicherlich bessere Alternativen für Euch:

• N26: Wirecard hat zumindest dabei geholfen, N26 groß zu machen und so wundert es einen auch nicht, dass die Boon Planet sehr ähnlich aufgebaut ist. Auch N26 setzt voll auf ihre App aber bietet im Gegensatz zu Boon immerhin mindestens drei kostenlose Bargeldabhebungen pro Monat an. Dafür erhebt N26 eine Fremdwährungsgebühr in Höhe für 1,70% für Bargeldabhebungen. Bei Zahlungen fällt diese aber nicht an.
• DKB Cash: Die DKB ist zwar nicht ganz so hip, bietet dafür aber als Aktivkunde besser Konditionen, eine echte Visa-Kreditkarte mit Verfügungsrahmen und ein vollwertiges Online Banking.
• Hanseatic GenialCard: Wer sein Girokonto nicht umziehen möchte, bekommt von der Hanseatic eine wirklich geniale Reisekreditkarte ohne Fremdwährungsgebühr weltweit und keine Gebühren beim Abheben von Bargeld.

Weitere Kreditkarte (mit und ohne Girokonto) findet ihr in unserem Kreditkartenvergleich.